Wir hatten uns das erste Mal zufällig in einem chat getroffen. Beziehungsweise
in einem Forum fing es an. Es ging um Probleme bei der Erstellung von internet-Seiten,
wo ich eine hilfreiche Antwort auf eine Frage ihrerseits geben konnte.
Ein anderes Problem zum gleichen Thema schien indes eine Nachfrage im chat zu
erfordern, wobei sich dann jedoch herausstellte, daß auch der dort anwesende
Betreiber des webservers nicht weiterhelfen konnte - nichts Ungewöhnliches
übrigens.
Ich hatte jedoch dann nach genauerer Schilderung des eigentlichen Anliegens noch eine
Idee, worüber wir uns angeregt unterhielten.
Das Thema war mir recht vertraut, obgleich ich mich selbst damit im Detail noch nicht
beschäftigt hatte. Einige haltbare Ideen von mir jedoch verdienten eine genauere
Diskussion. So unterhielten wir uns bis in den Abend hinein, ohne daß wir noch
dazu gekommen wären, über Persönliches zu plaudern.
Sie wollte ein Projekt für Behinderte realisieren, welches mehr technische
Möglichkeiten erforderte, als es das kostenlose Angebot
des betreffenden Anbieters hergab. Da sie jedoch bereit war, in gewissem Rahmen Kosten
selbst zu tragen, waren schnell geeignete Anbieter gefunden, die die erforderlichen
Leistungen anboten.
Da ich ohnehin eigene Erfahrungen mit einem webserver hatte, konnte ich ihr diesbezüglich
gut weiterhelfen, ebenso wie bei der Einrichtung eines Entwicklungs-servers Zuhause, was
sie in den nächsten Tagen angehen wollte.
Mir gefiel, daß sie sich zutraute, ihr Projekt nun wirklich selbständig zu erarbeiten,
obgleich sie inzwischen ahnte, daß sie sich dafür noch viel würde aneignen
müssen.
Tatsächlich kam dann nach drei oder vier Tagen wieder eine Rückmeldung von
ihr mit weiteren Nachfragen. Ich unterbreitete ein paar Vorschläge, und so kam ihr
Projekt nun offenbar ordentlich ins Rollen.
Nach einigen weiteren Tagen konnte sie bereits erste Rohentwürfe präsentieren,
die ich konzentriert kritisierte und konstruktive Vorschläge zur Verbesserung machte.
Einerseits hatte ich es gut getroffen, Michael in jenem Forum und dann im chat
kennengelernt zu haben. Offen gesagt hatte ich keine Ahnung, wie eine internet-Seite
erstellt wird und so erleichterten mir seine Tips den Einstieg sehr.
Als ich dann voller Stolz meine ersten Entwürfe präsentierte, ärgerte
ich mich natürlich sehr, als statt des erhofften Lobes harte Kritik kam. Nachdem
ich die erste Enttäuschung verkraftet hatte, erkannte ich, daß die Kritik
viel detaillierten Inhalt enthielt und konstruktive Hinweise, wie es besser geht.
Auch Quellen im internet gab er an, wo ich dazu lernen konnte.
Anfangs lustig, dann aber doch immer interessanter erschienen mir seine philosophischen
Anmerkungen zum Medium internet. Einiges ärgerte mich sogar, wie scheinbar
negativ er vieles sah, was ich für innovativ hielt. Ich ärgerte mich und
hätte beinahe den Kontakt abgebrochen. Aber ich las die Texte, die er mir nannte
und erkannte allmählich, daß viele Fehlentwicklungen, die er kritisierte,
gerade jene traf, für die ich mich einsetzen wollte: Behinderte. Dabei betonte er
immer wieder, daß es eben nicht nur um Minderheiten wie Blinde gehe, sondern
aus verschiedenen Gründen mit ungeeigneten Techniken ganz verschiedene
Gruppen ausgegrenzt werden, aufgrund von Alter, technischer Ausstattung oder auch
nur aufgrund des benutzten Betriebssystems - und das in einem Medium, welches vom
Anfang an allen gleichermaßen zur Verfügung stehen sollte.
Ich mußte das alles erst einmal ein paar Tage verdauen, und den verletzten Stolz etwas pflegen. Je mehr ich mich aber informierte, desto begeisterter wurde ich und sah ein, daß er in fast allem Recht hatte. Gerade bei meinem Projekt für Behinderte wäre es absurd gewesen, eine Seite technisch so zu gestalten, daß neue Barrieren aufgebaut werden, gegen die wir ja gerade kämpften. Was sollte ich schließlich mit einer Seite, die nicht garantiert für alle zugänglich wäre. Je mehr ich mich umschaute, umso bedrückter wurde ich wegen der vielen bereits vorhandenen Hürden und der Schwierigkeiten bei bereits vorhandenen Standardlösungen, die Leute erstellt hatten, die sich um Minderheiten offenbar nicht scherten und zwar technisch zu vielem fähig sein mochten, sich aber mit dem Medium und seinen Besonderheiten offenbar überhaupt nicht auseinandergesetzt hatten. Und ich wäre beinahe in die gleiche Falle getappt.
Ich hoffte, mein tagelanges Schweigen hatte ihn nicht verärgert und mich dumm
erscheinen lassen. Ich fand ihn bereits anfangs ganz nett. Dann schockierte mich seine
bedingungslose Härte in der Analyse von Mängeln. Daraufhin schätzte
ich aber gerade wieder das. Eine bessere Hilfe und einen ehrlicheren Kritiker hätte
ich mir gar nicht wünschen können.
Zum Glück hatte er mein Schweigen nicht übel genommen und bei einer email
wagte ich es dann erstmals, ganz vorsichtig und nebenbei nach Persönlichem zu fragen.
Sein Beruf und seine Beschäftigung mit webservern und verschiedenen internet-Projekten
erklärte dann natürlich, warum er auf dem Gebiet so viel Ahnung hatte, vor
allem aber, wie es ihm gelingen konnte, blitzschnell und mit scharfen Verstand die
Schwächen eines Projektes zu analysieren.
Die Portraits auf seinen privaten Seiten gefielen mir sehr gut und ebenso, was ich sonst
über ihn erfuhr - ein richtiger Mann mit eigenem Kopf, attraktiv, aber kein
Modell, mit Ecken und Kanten und nicht hormongesteuert.
Ich selber antwortete etwas ausweichend, denn eigentlich war alles gut, so wie es war und
er mußte ja nicht gleich alles über mich erfahren. Kritisch war dabei
natürlich, daß wir auch noch zufällig in der gleichen Stadt lebten.
Wenn ich es mir recht überlege, hatte ich da schon Angst, daß er enttäuscht
wäre, wenn er mich persönlich kennenlernte. Ich hatte Angst vor seiner
Reaktion, gerade weil ich ihn so schätzte. Seit ich den Unfall hatte, war es mit
meinem Selbstvertrauen ohnehin nicht mehr allzu weit her, wozu natürlich die
allgegenwärtigen Probleme als Rollstuhlfahrerin ebenfalls beitrugen sowie auch
die Unterschätzung durch andere.
So suchte ich ihn etwas auf Distanz zu halten, vielleicht gerade, weil er mir immer
sympathischer wurde und ich es genoß, mich mit ihm auseinanderzusetzen.
Annette hatte mein Interesse geweckt, ihre schnelle Auffassungsgabe, ihre
Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit bei der Realisation ihres Projektes
beeindruckte mich.
So erzählte ich ihr gern etwas über mich und gab ihr die Adresse
meiner privaten internet-Seite, die sie wohl auch selbst hätte herausfinden
können, doch schien sie mit dem Medium noch nicht so viel Erfahrung
zu haben. Natürlich wurde ich zunehmend neugierig, zumal sie ja sogar
in der gleichen Stadt wohnte. Sie war offensichtlich intelligent und zumindest
teilweise an ähnlichen Dingen interessiert wie ich, an Literatur, Kunst,
ihrem internet-Projekt.
Das ergab zahlreiche Möglichkeiten zu weiterer Konversation. Mit knapp
dreißig war sie ein paar Jahre jünger als ich. Natürlich begann
meine Phantasie allmählich ein feines Netz zu spinnen, doch wäre es
mir peinlich gewesen, nach einem Bild oder ähnlichen Details zu fragen, nach
solch profanen Dingen eben.
Schließlich hatten wir uns durch ihr internet-Projekt kennengelernt und nicht
zum persönlichen Kennenlernen, so daß ich in dieser Richtung nicht
intensiv in sie drängen wollte, obgleich sie bei irgendeiner Gelegenheit nebenbei
angegeben hatte, keine Beziehung zu haben, sondern mit zwei Freundinnen in einer
Wohngemeinschaft zu leben.
Nun ging meine Überlegung dahin, ihr vorzuschlagen, daß wir uns doch
einmal treffen könnten, um mit ihrem Projekt zügiger voran zu kommen.
Da sei es einfach effektiver zusammenzusitzen, statt jedes Problem mit mehreren
emails hin und her zu klären. Zunächst schien mir jedoch Zurückhaltung
angebrachter, um ihr nicht zu nahe zu treten. Inzwischen schickten wir uns täglich
Post und wurden langsam miteinander vertrauter.
Ich konnte mich nicht länger zurückhalten und versuchte meinen Vorschlag
anzubringen. Immerhin konnten wir uns so unverbindlich beschnuppern, ohne Peinlichkeiten
fürchten zu müssen oder mögliche Gefühle zu offenbaren, die
verborgen bleiben sollten. Schließlich gab es das Projekt als konkreten Anlaß
für ein Treffen, statt persönlicher Interessen, die man hätte zugeben
müssen.
Ich erzählte meinen Freundinnen und Mitbewohnerinnen Sonja und Anja von
Michaels Vorschlag, uns zu treffen und rekapitulierte, was ich von ihm wußte.
Sie hielten ihn auch für attraktiv und nett und ermutigten mich. Wir hatten
einen lustigen Abend, als ich erzählte, wie ich Michael über das Projekt
kennengelernt hatte und was ich bereits über ihn wußte. Wir schauten
seine internet-Seiten und die beiden witzelten, daß ich mir so einen netten und
adretten Mann auf jeden Fall genauer ansehen sollte, zudem er ganz passabel aussehe.
Das wußte ich natürlich selber und eigentlich hatte ich auch Lust auf
eine neue persönliche Bekanntschaft. Ich wurde nur verlegen bei ihren kleinen
Neckereien, aber das machte mir auch gerade deutlich, daß da längst etwas
in mir im Gange war, was ich nicht mehr komplett ignorieren konnte.
Andererseits war ich immer noch skeptisch und konnte doch die ganze Nacht nicht
einschlafen. Was sollte ich antworten? Hätte ich nicht längst klären
sollen, daß ich in einem Rollstuhl saß, um so von Anfang an keine
Mißverständnisse aufkommen zu lassen? Hätte ich wenigstens insgeheim
erforschen sollen, wie er allgemein zu behinderten Menschen stand, ob sein
Verständnis rein über das Technische hinausging. Hätte er
vielleicht mehr als nur prinzipielles Interesse?
Auch am nächsten Abend wußte ich noch keinen Ausweg, ich konnte mich
nicht so leicht überwinden, einfach die Wahrheit zu sagen.
Am nächsten Abend versuchte ich mein Glück im Scherz und Humor, der
dann doch nur aussprach, was mich bewegte.
Ich schrieb Michael im Scherz, er wolle mich ja nur treffen, um mich zu vernaschen, statt um
mein Projekt besorgt zu sein. Doch sei ich sicher nicht sein Typ und so würde
ein Treffen sicher nur in einer Enttäuschung enden.
Gleich darauf hatte ich schon wieder Angst, ihn gekränkt zu haben, daß er sich vielleicht nicht wieder melden könnte. Warum mußte immer alles so schwierig sein?
Ich fühlte mich fast ertappt, als Annette endlich schrieb. Immerhin war
ihre Formulierung so fröhlich und heiter, daß sie mir offenbar
trotz der Ablehnung nicht böse war.
Ich beschloß, auf ihre lockere und überraschend offene Reaktion
entsprechend einzugehen und fabulierte, zweifellos ganz sprachlos beim
Anblick ihrer liebreizenden Gestalt zu sein. Sie suche sicher nur, ihre grazile
Erscheinung vor mir zu verbergen, um mich nicht den Verlockungen ihres Anblickes
auszusetzen. Vermutlich sei tatsächlich mein bescheidenes Äußeres,
welches sie verschreckt habe, daß sie keinesfalls einen persönliches
Treffen in Erwägung ziehe, selbst wenn es nur um ihr Projekt ginge.
So schrieben wir uns einige Male zu dem Thema hin und her und heizten die
Stimmung im heiteren Spaß weiter an. Meine Neugier jedenfalls wurde nur
größer, diese Frau kennenzulernen, die mir so sympathisch und humorvoll
erschien.
Die Stimmung jedenfalls war ins leicht Erotisch-Lustig-Übermütige
umgeschlagen. Was nun, wenn sie mir wirklich äußerlich nicht gefiel?
War das überhaupt wichtig? Was würde daraus folgen?
Was wenn ich ihr nicht gefiel? Nichts verpflichtete uns, mehr als gute Bekannte
zu werden. Hatte ich mich nicht doch zu weit vorgewagt?
Täte sie ein Rückzieher nicht kränken?
Einerseits war ich so blöd, ihn weiter zu reizen, obwohl ich ihn doch eigentlich nicht persönlich kennenlernen wollte. Wir hatten völlig abgehoben und über Dinge gesprochen, die für mich einfach unmöglich wären.
Andererseits: Es hat Spaß gemacht. Ich schwelgte in verrückten
Phantasien, was ein großer Genuß war. Seit dem Unfall war ich
in der Hinsicht einfach blockiert.
Das war damals kurz nach dem Abitur und mein damaliger erster Freund
starb bei dem Autounfall. Er hatte den Wagen selbst vor den Baum gesetzt,
während er nicht angeschnallt war. Ich war es und trotzdem hatte
mir das zwar das Leben gerettet, die Folgen jenes lustigen Diskoabends
mußte ich aber mein Leben lang tragen. Genaugenommen waren
wir beide leicht angeheitert und ich hatte ihn abgelenkt und übermütig
gereizt, also nicht um ihn wütend zu machen, sondern mehr in erotischer
Hinsicht, aber auch wieder nicht so, daß er nicht trotzdem hätte
aufpassen können, wo wir hinfuhren. In jedem Falle waren wir beide
ursächlich beteiligt. Autofahren jedenfalls mochte ich seitdem nicht
mehr und Erotik lag mir auch irgendwie fern.
In der Rehabilitation hatte ich nicht einmal danach gefragt - und dann war
mein Unterleib irgendwie kein Thema mehr für mich, mit dem ich
etwas anderes verbinden konnte als meine Behinderung! Ich hatte einfach
keine Ahnung, ob "nur" meine Beine nicht mehr funktionierten
oder ob ich vielleicht doch noch sexuelle Empfindungen in meinem Unterleib
haben konnte. Es war eigentlich lächerlich, daß ich das noch
immer nicht wußte. Ich fühlte mich wie ein Neutrum.
Und jetzt erlebte ich, daß Erotik vor allem im Kopf stattfindet.
Es bereitete einfach großes Vergnügen, mit Michael hemmungslos
zu flirten, zu schreiben, zu phantasieren, anzudeuten, zu verwirren, zu
spielen, herumzualbern.
Natürlich wollte Michael mich umso mehr persönlich kennenlernen, und davor hatte ich einfach Angst, obgleich es mich gleichzeitig lockte. Sehnsucht durchdrang mein Denken und die Angst vor Enttäuschung, egal für wen, vermutlich für beide, Angst, ihn wieder zu verlieren. Ich spürte, wie mein Herz schlug, wie ich atmete, daß richtiges Leben in mir war - ein wunderbares Gefühl, gleichzeitig aber unheimlich, als müsse das Herz mir gleich wieder abgedrückt werden, als würde mir der Atem genommen.
Ich brachte es einfach nicht fertig, die Wahrheit über mich zu sagen und so log ich. Der nächsten email war einfach ein digitalisiertes Bild von Sonja angehängt, mit der Behauptung, das sei mein Konterfei. Es galt, Zeit zu gewinnen und Sonja war wirklich ein Prachtweib, welches ihn, nein einfach jeden Mann beeindrucken mußte. Das war Sonjas große Lebenslast. Gern hätte ich getauscht, doch nein, das wäre Sonja gegenüber gemein. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen, wenngleich mir Sonjas auch oft sehr angenehm erschien. Manchmal aber sehnte sie sich aber auch nach etwas Ruhe, danach ein Neutrum zu sein. Manchmal sagte sie das so dahin und entschuldigte sich dann gleich wieder, mich an der Schulter streichelnd, für meinen Ausdruck, den sie nicht benutzen sollte.
Ich zierte mich, gab mich widerspenstig, als ob ich mit ihm spielte. Irgendwie gefiel mir
diese Rolle der geheimnisvollen Fremden und so ging das Reizen weiter.
Das Bild gefiel ihm offenbar sehr gut, ebenso wie mein Spielchen. Wir begannen, Phantasien
auszutauschen.
Mit Sonjas Bild ging irgendwie alles wie von selbst. Sonja hatte ein paar wilde Jahre hinter
sich, bevor sie im letzten Jahr etwas ruhiger geworden war. Ohne persönlich zu werden,
hatte sie manche Anekdoten erzählt - und das bot mir eine reichhaltige Quelle für
meine Spielchen mit Michael.
Leider übertrieb ich dann - was erst nur harmlose Spinnerei war, verführte mich
dazu, eine ganze Geschichte zu erzählen: Wie sich zwei total Fremde in einer Hotelbar
treffen und spontan auf einem Zimmer Sex miteinander haben. Das war einfach Wahnsinn.
Nun, die Geschichte kam richtig in Fahrt, Annette schickte sogar ein Bild, keine Spur
von häßlich oder irgendeinem Makel, ein roter Teufel, daß einem das
Herz stehenblieb. Bezaubernde blaßblaue Augen und
ein verlockend frischroter Schmollmund, neckische Grübchen und eine schlanke
Figur mit recht fraulichen Formen. Der
Blick erschien mir fordernd frech, ihr lockiges Haar umspielte
locker ihre Schultern, dem Betrachter Lust auf mehr machend.
Allein das Bild bereitete einem schlaflose Nächte, was mußte sie erst in
Natura für eine Ausstrahlung
haben? Wenn sie sich bewegte, lachte, lockte, mit den Augen
spielte und ihren Körper bewegte, wie mußte das
wirken!
Und dann begannen wir mit erotischen Phantasien, geradezu unheimlich, etwas so Intimes
mit jemandem zu teilen, den ich nicht einmal persönlich kannte. Aber es machte
gewaltigen Spaß und wir hatten beide viel Vergnügen darin, Mehrdeutigkeiten
zu schreiben und dem anderen im Spaß Eindeutiges zu unterstellen.
Und dann schickte Annette die Geschichte von den beiden Fremden im Hotel, eine
Phantasie von knisternder Erotik, von Übermut und Frohsinn.
Ich überlegte einige Stunden, wie die Erwiderung aussehen sollte und fragte
alsdann halb im Spaß, ob wir das nicht einfach wirklich ausprobieren sollten.
Das war einmal wieder eine klare Provokation, die die Spannung unermeßlich
steigerte. Ich bereute es schon, als ich es losschickte, doch zu spät, die Geschichte
war ins Rollen geraten, hoffentlich verstand sie den Spaß und meldete sich
wieder. Was aber, wenn sie schockiert und verärgert wäre?
Annette bat mich um Hilfe, und es dauerte eine Weile, bevor ich überhaupt
verstand, um was es ging.
Sie war ja ganz aufgelöst vor Aufregung und zeigte mir, in welche Schwierigkeiten
sie sich mit ihrer hübsch geschriebenen Geschichte gebracht hatte.
Ich lachte vergnügt, was sie da angestellt hatte und fragte, ob sie hingehen
wollte. Sie klopfte nur mutlos auf ihre Rollstuhllehne und erwiderte
"Wie denn?"
Dann begann sie vor Verzweiflung zu weinen. Sie hatte sich in eine ausweglose
Situation gebracht, denn weder wollte sie von Michael lassen, noch traute sie sich,
ihm gegenüber zu ihrer Behinderung zu stehen.
Und dann gestand sie, daß sie mein statt ihr Bild geschickt hatte - und wenn
sie nicht wie ein heulendes Elend vor mir gesessen hätte, hätte ich ihr
eine schallende Ohrfeige gegeben. Es war eine Frechheit, und sie übertraf sich
selbst, als sie vorschlug, daß ich statt ihrer gehen solle. Ich starrte sie an, und sie
fuhr ungeniert fort, daß Anja und ich selbst ja gelobt hätten, wie gut
Michael aussehe und wie wir sie ermutigt hätten, auf ihn einzugehen.
Sie aber könne nicht tun, was mir doch leicht fiele.
Wir schwiegen beide.
Dann erklärte ich ihr, ich hätte das hinter mir. Schon wahr, während
des Studiums war ich schnellen Abenteuern oft nicht abgeneigt und bei so einem Mann
hätte ich nicht nein sagen können.
Bereits als ich dann einen Job hatte, sei das seltener geworden, am Wochenende noch
mal ein oder zwei one-night-stands, aber das auch zunehmend seltener. Dann traf ich
einen alten Bekannten wieder, der mir berichtete, er sei HIV-infiziert. Das war ein
großer Schock. Ich machte den Test, war nicht infiziert und zumindest für
mich erleichtert. Aber ich war ins Grübeln gekommen. Schnelle Abenteuer für
eine Nacht wollte ich nicht mehr und für eine dauerhafte Beziehung war ich
schon immer ungeeignet. Und so hatte ich nur noch wenige delikate Treffen,
jetzt eigentlich gar keine mehr.
Sie bat mich zu lesen, was sie in ihren mails und der Geschichte geschrieben hatte
und wie er jeweils geantwortet hatte. Die Geschichte war gut geschrieben und
sie hatte sogar auf Details geachtet. Ich hatte zum Beispiel tatsächlich zuletzt
immer Kondome benutzt, und das hatte sie auch wirklich beschrieben.
Sie tat mir leid, vielleicht weil ich zu wissen glaubte, was in ihr vorging, welche
Sehnsüchte und Ängste da in ihr durchgebrochen sein mußten.
Ich las auch, was sie sich sonst geschrieben hatten und nahm die zitternd
Weinende in meine Arme. Sie flüsterte "Bitte!" Ich suchte sie
zu beruhigen. Sie aber meinte es wirklich ernst. Naja und er war ja wirklich ganz
süß - nein, das ist das falsche Wort - interessant. Was er schrieb und was
er dachte, gefiel auch mir. Ich schaute mir nochmal seine Bilder an.
Jetzt hatte ich gerade deswegen Bedenken, weil ich Lust bekam, es war ja
schließlich eigentlich Annettes Verehrer. Ich sagte ihr offen, wenn ich
auf ihren Vorschlag einginge, könne gut alles noch schlimmer werden.
Vielleicht habe er den letzten Vorschlag gar nicht ernst genommen und es
wäre am geschicktesten, ihn gar nicht zu kommentieren. Annette
schüttelte jedoch heftig den Kopf, das sei ausgeschlossen. Ich könne
doch lesen, wie begeistert er über mein Bild geschrieben habe, er sei
einfach scharf auf mich - und dummerweise habe sie sich dazu hinreißen
lassen, das noch weiter anzuheizen. Es sei Unfug gewesen, doch es habe
einfach so viel Spaß gemacht, ohne weiteres drauflos zu schreiben.
Sie bat mich weiter und hatte wohl bereits gemerkt, daß ich eigentlich
schon Lust hätte, stichelte, ich täte mich nur zieren und wolle
mein Interesse nicht zeigen, bat mich weiter mit einem Gesichtsausdruck,
der nicht nur Steine, sondern sogar gehärtetes Edelstahl hätte
erweichen können.
Bevor das noch mein Verstand überhaupt mitbekommen hatte, stimmte
ich plötzlich zu. Ich hätte darauf bestehen sollen, daß sie
ehrlich zu ihm und vor allem zu sich sein müsse.
Ich gebe zu, letztlich konnte ich dem verlockenden Gedanken nicht widerstehen,
ihre hübsche kleine Geschichte ein Stückchen weiterzuspinnen.
So planten wir also.
Als ich Sonja in die prekäre Lage einweihte, raste mein Herz.
Einerseits hoffte ich, sie würde schockiert ablehnen und mich irgendwie
aus der Situation retten, meinem absurden Treiben ein Ende bereiten.
Andererseits wollte ich Michael nicht enttäuschen.
Ich hatte mit all dem angefangen, hatte Schuld an allem, was da kommen
möge. Doch Sonja gab meiner Bitte schließlich nach.
Nach erstem Zögern schien sie langsam an dem Gedanken gefallen
zu finden, Michael persönlich kennenzulernen. So begannen wir
zu planen.
Sonja wollte alles organisieren. Ich mußte nur mit Michael einen
Termin vereinbaren. Wir waren plötzlich viel zu viel damit beschäftigt,
den Plan umzusetzen, als überhaupt noch daran zu denken, um was es
dabei eigentlich wirklich inhaltlich ging.
Ich schlug Michael einen Termin vor und erinnerte noch einmal daran, daß
alles von Anfang bis Ende gespielt sein werde, wir dürften keinesfalls aus
unseren Rollen fallen, sonst sei der Reiz des Spiels verflogen. Es müßten
sich zwei Menschen in jener Hotelbar treffen, die sich zuvor nicht kannten, dem
Zauber des Augenblicks verfallen, eine Nacht der Leidenschaft, der Lust und des
wilden Begehrens miteinander verbringen und dann am nächsten Morgen
wieder auseinander gehen. Das alles betreffe nicht unsere email-Freundschaft.
Michael war einverstanden und wir einigten uns darauf, das Abenteuer auch dann
nicht schriftlich zu kommentieren, damit es wie eine Phantasie bleibe.
Ich verständigte mich mit Sonja, daß sie mir genau berichten müsse.
So kam der Tag des Treffens.
Es war alles genau abgesprochen. Wie in der Geschichte beschrieben, saß ich in der Bar und nippte an meinem Glas. Das Zimmer hatte ich bereits bezahlt und mir angesehen. Annette hatte es zum Glück nicht genau beschrieben, so konnte ich frei wählen, was mir am meisten entsprach und was am besten paßte, um mich in die richtige Stimmung zu bringen. Ich hatte mich genau umgeschaut, um alles unter Kontrollen zu haben. Sogar Kondome hatte ich bereits unters Kopfkissen gesteckt. Sex kann man natürlich nicht bis zum Letzten planen, das muß man locker sehen und mit Humor nehmen, sich überraschen lassen, insofern hatte ich Annette ohnehin bereits schreiben lassen, daß wir in der Hinsicht besser improvisieren sollten, statt uns genau an die Geschichte zu halten, das mache mehr Spaß und sei einfach realistischer und aufregender.
Na und dann stand er in der Bar, schüchterner, als ich ihn mir vorgestellt hatte - dadurch eigentlich noch sympathischer und reizvoller als auf den Bildern. Ich mag es, wenn die Initiative zum großen Teil von mir ausgeht. Er setzte sich ein Stück weiter und wir begannen den ersten Augenflirt, das Austauschen ermunternden Lächelns. Ich rückte näher und wir begannen eine belanglose Konversation, ein heißer Flirt mit reichlich Körpersprache, daß es in der Luft zwischen uns nur so zu knistern schien. Unsere Hände tasteten nacheinander und fanden sich. Seine Lippen waren bei meinem entschlossenen Kuß sehr sanft. Es war herrlich prickelnd. Die Geschichte verwob sich bereits mit der Erotik des Augenblicks. Wir umarmten uns heftig und küßten uns nun mit Leidenschaft. Es war ein ganz neues Gefühl für mich, bereits jetzt zu wissen, wie alles weitergehen würde, als ob es schon passiert wäre. Doch der Zauber des Augenblicks ließ mich nicht länger darüber nachdenken und das aktuelle Geschehen nahm mich ganz gefangen.
Ich lockte ihn schnell auf mein Zimmer, unsere Lippen fanden sich wieder ganz sanft, dann leidenschaftlicher, wir umarmten uns wild, streichelten einander. Es war einfach nur gut, sehr gut. In mir begann bereits die willige Hitze aufzusteigen, das Feuer der Lust entzündete sich unter den Berührungen seiner fordernden Finger, die zügig einen Flächenbrand legten. Mein Verhalten, mein lustvolles Schnurren ermutigte ihn, noch aktiver zu werden. Ich spürte im engen Kontakt bereits seine vor Erwartung zitternde Erektion und wir zogen uns gegenseitig aus. Unsere Improvisation war bereits anregender als die Geschichte, vor allem, weil wir es wirklich erlebten und genossen, weil wir uns fühlten und sich die Vorstellung mit dem Jetzt mischte. Die Mischung aus Phantasie und unserem wirklichen Spiel steigerte unser Verlangen, unsere Lust, daß ich staunte, so schnell in eine stark erregte Stimmung gekommen zu sein, die nichts mit meiner Erfahrung zu tun hatte. Es war ein ganz neues Erlebnis, das ich bereits nicht mehr glaubte haben zu können.
Er streichelte, massierte mich, pflegte meine Erregung, die ich bereits in vollen Zügen genoß. Das lag nicht einmal daran, daß er etwas besonderes tat oder außerordentliche Tricks kannte. Sein Spiel war liebevoll, einfach und direkt, gerade wie es in dem Moment für mich richtig war. Es war die ganze Situation, die mich zu allem bereit machte.
Ich zog ihm zum Bett und auf mich. Er spielte sein zartes und abwechslungsreiches Spiel mit Fingern und Lippen auf meinem Körper. Mit Vorsicht und Respekt liebkoste er meinen Leib, daß ich eine zeitlang nur passiv genoß und lediglich mit sanftem Streicheln und leisem Schnurren mein Wohlgefallen kundtat. Dann war ich bereit für mehr und führte entschlossen seine Hand zwischen meine Schenkel und ließ mich dort von ihm streicheln. Er schaute mir in die Augen, um zu erkennen, was mir besonders gefiel und ich lächelte ihn ermunternd an. Er spürte schon meine feuchte Bereitschaft, drang vorsichtig mit dem Finger in meine Scheide und streichelte mich, massierte sanft noch mehr Hitze, mehr Feuer in meinen Unterleib, der unter dem Ansturm seiner Zärtlichkeiten erwartungsvoll erzitterte. Ich genoß den Augenblick, wie in meinem Kopf die Gedanken langsam verschwommen, atmete schneller. Alles an mir ließ ihn fühlen, wie gut es mir gefiel, wie sehr wir beide in der Umsetzung der Phantasie aufgegangen waren.
Ich setzte unser köstliches Spiel fort, indem ich seinen erigierten Penis streichelte, mit meiner Hand maß und für sehr gut für mich befand. Er küßte und leckte an meinem Brüsten und meinem Busen.
Ich half ihm etwas, sich mit seinen Fingern und Lippen auf die richtigen Stellen zu konzentrieren und der Tanz seiner Finger in meiner Vagina war ein herrlicher Spaß, der mich ganz wirr im Kopf machte. Ich begann im Rausch der Sensationen zu stöhnen, ließ mich nun hemmungslos gehen und gab mich ganz hin, bis sich mein ganzer Unterleib in einem heftigen Orgasmus kräftige zusammenzog, eine wunderbare Befreiung von der aufgestauten Spannung, daß ich erst etwas später merkte, daß auch er stöhnte, allerdings weil sein Handgelenk zwischen meinen Schenkeln ordentlich eingeklemmt worden war. Ich ließ ihn frei und wir lachten uns an, nichts schlimmes passiert, er streichelte mich liebevoll weiter. Ich liebte es und hatte Lust auf ihn. Mein ganzer Körper genoß die Verwöhnung. Mit meinen Händen ermunterte ich ihn, weiterzumachen, spornte ihn an, signalisierte meine Lust mit dem ganze Leib, den ich reibend an ihn schmiegte. Alsbald ergriff ich die Initiative, drehte mich mit ihm, daß ich nun neben dem auf dem Rücken Liegenden kniete. Meine Hand suchte das Stadium seiner Erregung an seinem Penis zu ermitteln und ich war sehr zufrieden, während das fortgesetzte Spiel seiner Finger bei mir erneut recht zügig mein Feuer schürte.
Erregt zog ich ein Kondom unter dem Kissen hervor, riß die Verpackung mit den Zähnen auf und zeigte es ihm. Wir lachten uns in freudiger Erwartung an. Mit sanftem Streicheln bereiteten meine Finger seinen Penis weiter vor, der dann mit festem Handgriff fixiert wurde, während ich das Kunststück vorführte, das Kondom mit dem Mund über den Penis zu streifen. Sein lustvolles Stöhnen und das beginnende Zittern seiner Beine signalisierten stärkste Erregung, die ich nur mit einem noch festeren Griff beherrschen konnte. Beruhigend und besänftigend küßte ich seine Beine, streichelte seinen Oberleib. Meine Lippen suchten wieder sein Glied, erneut reagierte er sehr heftig, daß er mit kräftigem Griff aufgehalten werden mußte. Er atmete schnell mit offenem Mund, den meine Lippen jedoch nun gierig schlossen und meine Zunge wieder zu öffnen suchten. Ich schwang ein Bein um ihn herum und hockte nun auf ihm, meinen Leib fest gegen seinen pressend. So spielten wir etwas entspannter, bis er seine Erregung wieder besser im Griff hatte und wir uns wieder herumdrehten. Meine Beine anziehend und stark spreizend bot ich ihm viel Platz.
So kniete er sich zwischen meine Schenkel, legte sich mit seinem Oberkörper erst schwer auf mich, was mir gut gefiel, so daß ich ihn wieder in eine enge Umarmung zog, als er sich mit einer Hand abstützte. Mein ganzer Körper wollte ihn auf sich spüren, sein Glied in sich, sehnte sich, bog sich ihm gierig entgegen. Mit der anderen Hand streichelte er meinen Venushügel, meine Scheide, orientierte sich kurz und führte dann entschlossen seine Eichel heran und streichelte mich damit wild und rieb begeistert am Venushügel, wobei er sich fest an mich preßte, daß der Schaft seines Gliedes über meine Klitoris rubbelte, daß es mich schier wahnsinnig machte. Er quälte mich köstlich und reizte weiter unerhört, schürte mein Verlangen, das Feuer meines Unterleibes, welcher sich nach Erfüllung und Entspannung sehnte. Doch diesmal konnte sich meine Lust nicht lösen, diesmal erwartete sie unbedingt sein Glied tief in meinem Leib, seinen Höhepunkt in mir. Ich drängte, suchte geschickt ihn endlich aufzunehmen, ihn förmlich in mich aufzusagen, doch war er geschickter und quälte mich weiter bis zu einer unerträglich köstlichen Anspannung. Fordernd und zitternd vor Anspannung bewegte sich mein Unterleib mit ihm. Seinen Po umfassend drängte ich ihn weiter, mit Kraft löste er sich aber etwas, streichelte mit der Spitze seines Gliedes meine Klitoris, daß ich fast zu implodieren schien, doch es ging einfach nicht, nur heftiges, immer heftigeres Stöhnen war noch möglich, um den inneren Sog der Lust nicht noch weiter steigern zu lassen. Jetzt positionierte er seinen Penis genau, und nun wagte ich mich nicht mehr zu rühren. Die Anspannung ließ mich zittern, wie ich es zuvor noch nicht erlebt hatte. Mit den Händen krallte ich mich in seinen Rücken, mit den Zehen verzweifelt ins Bettlaken, die Beine angewinkelt so weit gespreizt, daß die Knie weit hochgezogen das Bett berührten. Zügig, aber nicht grob drang er mit einem entschlossenen Ruck tief in mich ein, was ich mit einem überglücklichen Seufzen belohnte.
Er hielt inne an der tiefstmöglichen Stelle und ich klammerte schnell meine Füße um seine Beine, die meinen aber weit gespreizt lassend. Jetzt bewegte er sich ganz langsam, doch ich hielt es nicht länger aus, bäumte mich unter ihm wild auf und spornte ich aufstöhnend an: "Ja! Komm jetzt! Schneller! Mehr! Heftiger! Komm!" Er reagierte stark und bewegte sich heftig, atmete laut und schnell, während er mit kräftigen Stößen, die ich nun so sehr brauchte, unseren Rhythmus vorgab, immer schneller und wilder, sehr schnell die Kontrolle in willkürlichen Bewegungen verlierend, in die ich freudig einstimmte und es ging ganz von allein, daß wir praktisch zusammen einen sehr heftigen Orgasmus erreichten, in dem wir uns einfach unisono weiter bewegten, ein Rausch der Bewegung, des Rhythmus, der verlorenen Kontrolle, Geräusche größter Lust und befriedigendster Entspannung. Während wir langsam ruhiger wurden, umschlossen meine Beine ihn nun fest und entließen ihn nicht. Die Muskulatur meiner Scheide umfing sein Glied fest und hielt es groß und mich ganz erfüllend in mir, wie einen Schatz, den ich nicht wieder hergeben wollte. Wir streichelten und küßten uns sanft und zärtlich. Ich genoß nur noch das Hier und Jetzt, alles andere war mir egal.
Er war auch nach unserem Höhepunkt noch so aufmerksam und liebevoll mit mir, war mir ein idealer Partner, weil wir irgendwie sehr gut harmonierten, ohne uns dafür auch nur besonders bemüht zu haben. Es schien sich alles wie von selbst gefügt zu haben.
Etwas später, als wir beide wieder ruhig und entspannt waren, entließ ich ihn und wir schliefen ein. Später in der Nacht erwachte ich, schaute ihn an, wie er so friedlich dalag, schmiegte mich sanft an ihn, rieb meine Haut an der seinen, daß er schließlich erwachte und wir ohne weiteres erneut unser Liebesspiel begannen. Ohne weitere Vorbereitung hockte ich mich über ihn, zog schnell ein Kondom über seinen bereits erwartungsvoll aufgerichteten Penis und führte ihn schnell in meine Vagina ein, beugte mich über ihn und begann zu spielen, mit all meinem Geschick, mit Muskelspiel und Bewegung seine und meine Erregung so schnell ich konnte zu steigern und den mir so Ausgelieferten zu einem schönen Höhepunkt zu führen, über den hinaus ich mich nur wenig mehr, aber fast mit übermütiger Leichtigkeit weiterbewegte, bis sich kurz darauf auch meine Lust ganz löste und wir alsdann bis zum Morgen schliefen.
Morgens reizte und lockte ich ihn wieder zum schnellen Sex, diesmal fröhlich lachend halb stehend an die Wand gelehnt und wieder reagierte ich in schöner körperlicher und seelischer Harmonie auf seinen Orgasmus, daß es eine pure Wonne, ein reines Vergnügen war. Das aber war bereits der Abschied, und er fiel mir sehr schwer. Wenn er mich um etwas anderes gebeten hätte, hätte ich nicht widersprechen können. Ich spürte, es erging ihm auch so, doch keiner von uns beiden wagte, die Vereinbarung durch Worte in Frage zu stellen.
In der Nacht konnte ich nicht schlafen. Immer kreisten meine Gedanken darum, was Sonja und Michael erleben mochten. Den nächsten Tag mußte Sonja alles erzählen - und damit quälte ich mich schon die ganze Nacht und den Morgen. Ich hatte es so gewollt und jetzt mußte ich es ertragen. Es quälte mich umso mehr, je mehr ich sie dann zu erzählen drängte.
Ich fragte Sonja natürlich, was sie dabei empfunden hatte, und sie konnte
nicht verbergen, wie sehr es ihr gefallen hatte. Sie nahm mich in die Arme, weil
sie natürlich sah, was in mir vorging, wie ich litt. Was hatten wir nur
angestellt. Einen Ausweg wußten wir beide nicht. Vor allem: Was sollte ich
Michael schreiben, wie es weitergehen sollte?
Tatsächlich berichtete ich Michael über das internet-Projekt und
ließ die Nacht wie verabredet einfach als Phantasie stehen. Es dauerte aber
natürlich nur wenige emails, bis wir uns wieder so in Stimmung gebracht
hatten, daß plötzlich eine neue Geschichte da war, eine neue
Phantasie, die wir diesmal gemeinsam schrieben. Es ging diesmal um eine
Zufallsbekanntschaft im Park, gegen Abend, es war ja warm draußen, es
ging um schnellen Sex in der Dämmerung, im Gebüsch, hinter
Bäumen im Gras. Der frische Duft des Parks war in unserer Erinnerung,
die Farben der Blüten, die warme Atmosphäre eines Sonnenuntergangs.
Sonja schüttelte nur den Kopf, als ich ihr von meinem neuesten Streich
erzählte. Erst sagte sie, ich müsse mir eine Andere suchen. Das
war natürlich unmöglich. Und ich mußte auch gar nicht
lange reden, um sie doch zu überzeugen, widerstehen konnte Sonja der
Vorstellung nicht, Michael wiederzusehen.
Wir planten also wieder, was uns zunehmend Spaß machte. Das war
der halbe Kick bei der Geschichte. Die weitere Zukunft verdrängten wir.
So interessiert wie Michael war, war mir ganz klar, wie sehr auch er unser Spiel
genoß, von der Vorbereitung bis zum Vollzug. Meine, unsere Phantasien
erst mit ihm und dann auch mit Sonja zu teilen, zu hören, was sie über
das Erlebte erzählte, war großartig, eine eigenartige Mischung aus
Lust und Schmerz, aus Genuß und Qual. Es weckte mich auf. Es tat mir weh,
Michael nicht selbst kennenlernen zu können. Es tat mir gut, wenigstens im
Kopf an dem Vergnügen teilhaben zu können. Ich spürte
Leben durch meine Adern pulsieren, durch meinen Leib strömen. Die neuen
Gedanken und Gefühle ließen mich aus meinem Dämmerschlaf
aufwachen.
Sonja hatte wieder recherchiert und so arrangierte ich mit Michael ein Treffen
in einem Park, an dem Ort, den Sonja ausgekundschaftet hatte.
Bis ich sie in der Hotelbar wirklich sitzen sah, konnte ich nicht glauben,
daß sie wirklich auf den nicht mal ernst gemeinten Vorschlag
eingegangen war. Aber sie war einfach da und sah natürlich
noch besser und viel aufregender als auf dem Bild aus. Und sie spielte ihre
Rolle in unserer Phantasie gut. Mir erschien sie jedenfalls im Hotel ganz
anders, als ich mir aus ihren emails ein Bild gemacht hatte.
Ich war mir auch wirklich nicht sicher, ob wir das Spiel nicht irgendwann
lachend abbrechen würden. Ich war gespannt und spielte einfach
immer weiter, nein ich spielte nicht mehr, ließ mich einfach von ihrem
Zauber, ihrer Ausstrahlung gefangen nehmen. Zwischen Spiel und ehrlichen
Empfindungen war nicht mehr zu unterscheiden. Was als so ein synthetisches
Konstrukt aus der elektronischen Mitte des internets begonnen hatte, bekam
nun lebendiges Fleisch, wurde Wirklichkeit, anfaßbare Wirklichkeit, verlor
seine elektronische Absurdität in einem bloßen Lachen und war
doch noch obskurer, seltsamer geworden. Was taten wir nur? Doch es blieb
keine Zeit, nachzudenken, alles zu ordnen und sorgfältig und planvoll
vorzugehen.
Diese Mischung aus nackter Phantasie und fleischlicher Realität war es
vielleicht auch, die uns enthemmte, die uns von jeglicher Zurückhaltung
befreite und uns einfach nur uns selbst sein ließ. Wir spielten immer weiter.
Es war ein großer Genuß, nicht nur für mich und nicht nur
körperlich, wie sich alsbald zeigte. Die Realität übertraf unsere
Phantasie schon in der ersten Nacht bei weitem.
So entschlossen wir uns per email, ein zweites Szenario zu planen und unser fröhliches Spiel fortzusetzen. Es war ganz anders als beim ersten Mal. Jetzt wußten wir, daß unsere Worte nicht Phantasie bleiben mußten. Wir fühlten uns in jeder Hinsicht stark zueinander hingezogen.
So trafen wir uns zu diesem noch viel verrückteren, absurderen Plan im
Park. Eine Joggerin lief versehentlich in der Abenddämmerung einen
Passanten um, woraus sich ein spontanes Sexabenteuer entwickeln sollte.
So etwas täte garantiert keinem von uns im wirklichen Leben passieren.
Wir aber schrieben es erst auf und probierten es dann aus.
Sie hatte ein gutes Gespür für den richtigen Ort, denn einerseits
war er um diese Uhrzeit nur noch wenig belebt, aber doch noch plausibel für
die Handlung unserer Geschichte, bot zudem für die in Aussicht stehenden
leidenschaftlichen Intimitäten gute Rückzugsmöglichkeiten.
Der zusätzliche besondere Kick ergab sich aber auch aus der nicht
unrealistischen Gefahr, beim Liebesspiel entdeckt zu werden.
Wir riskierten das, obgleich wir uns in den emails einig waren, daß es
das Peinlichste überhaupt wäre, dabei ertappt zu werden, wie
wir öffentlich im Park Sex miteinander hätten. Mit dieser Mischung
aus Angst und unbändiger Vorfreude trafen wir uns wie geplant.
Ich spazierte über eine durch einige Büsche unübersichtlich
gestaltete Wegeskreuzung, da kam sie tapfer angejoggt, lief mich beinahe wie
unvermittelt um. Mitten in der folgenden höflichen Entschuldigung trafen
sich unserer Blicke und es durchzuckte uns wie ein Blitzschlag wie aus heiterem Himmel.
Köstlich war die Situation gleich einer Szene aus einem Groschenroman,
wo die Protagonisten von Amors Pfeil getroffen augenblicklich in Liebe verfielen.
Ihr stockte das Wort bei der Entschuldigung für den Zusammenstoß
und wir fielen augenblicklich und animalisch übereinander her. Wir spielten
diese Szene der gegenseitigen Erkenntnis, diese absurde Filmszene so glänzend,
daß es eine Pracht war, wie wir uns wie Phantasten in die Arme fielen und uns
leidenschaftlich und mit ganzer Kraft küßten, uns mit unseren Zungen
gegenseitig die Seele aufwühlten und den Verstand raubten. Gleichzeitig
fand der Rückzug in die Büsche statt, umklammerten, küßten
uns, streichelten einander und rieben lüstern unsere Leiber aneinander.
Schnell lehnte ich sie an einen Baum und spielte mit ihr unter ihrem Jogginganzug,
genoß ihre zarte Haut, ihren schönen, äußerst weiblichen
Körper. Auch sie nestelte bereits an meiner Hose, drehte sich dann mit gespreizten
Beinen zum Baum herum und stützte sich mit ihren Händen daran ab,
bewegte ihre Hüften lasziv einladend. Ich stand hinter ihr zwischen ihren
Beinen und wir rieben uns heftig aneinander. Meine Hand fuhr um ihr Becken
herum zu ihrer Scham und streichelte zart ihren Venushügel, dann fordernder
ihre Vulva. Sie war bereits feucht und bereit, stöhnte lustvoll auf, so daß
ich fester zugriff, da das ihre Lust offenbar sogar noch steigerte. Diesmal wollte
sie es hart und heftig, spürte ich an ihrem ganzen Leib, obgleich sie das
nicht einmal geschrieben hatte. Ich ließ mich vom Augenblick treiben,
rieb sehr schnell ihre glitschige Klitoris, drang entschlossen mit mehreren Fingern
in ihre Scheide ein und forschte zu ihren Lustbekundungen, wie weit ich gehen
konnte. Sie war ganz entspannt, die ganze Hand konnte ich aber nicht hineinbringen,
das wäre zu viel gewesen, so massierte ich sie rhythmisch, mit den Fingern die
Vagina und dem Daumen die Klitoris, daß sie verzückt keuchte, wo ich
ansonsten gefürchtet hätte, ich täte ihr weh. Doch die so
Verwöhnte half mit den Bewegungen ihres Unterleibes noch mit und
kontrahierte immer wieder ihre Scheidenmuskulatur, mich antreibend und sich
ungeheuer schnell weiter erregend. Rhythmisch stieß ich meinen Unterleib von
hinten gegen ihren Po, im gleichen Takt wie meine Finger in ihrer Scham, wie ihre
Bewegungen, ihr köstliches Stöhnen und lüsternes Ächzen.
Immer schneller, immer heftiger ging es voran, bis ich ihren Körper unter einem
heftigen Orgasmus zucken spürte. Sie vermochte einen Lustschrei nicht ganz zu
unterdrücken, obgleich das die Gefahr der Entdeckung vergrößerte.
Ich küßte, leckte ihren Nacken, streichelte beruhigend die Haut ihres
Oberkörpers, massierte ihre wundervollen Brüste, bis sie sich wieder
herumdrehte. Sie kniete sich vor mich hin, öffnete meine Hose ganz, streifte
zügig das Kondom über den Penis und verwöhnte mich entschlossen
mit Mund und Händen, daß meine Beine zitterten und ich kaum noch
stehen konnte. Ich wühlte mit verschwimmenden Gedanken in ihren üppigen
Kopfhaaren, immer schneller, drückte ihren Kopf fest gegen meine Scham und
bewegte meinen Unterleib zu einem schnellen vor und zurück meines Gliedes
in ihrem Mund bis zur ungezügelten Ejakulation.
Sie zog mich alsgleich ein Stück weiter ins frische, tiefe Gras, dessen Duft sich mit dem unserer Körperflüssigkeiten mischte. Wir umarmten und küßten uns, kuschelten eine Weile ausruhend, bis sie durch sanftes und dauerhaftes Stimulieren eine erneute Erektion erreichte. Sie hatte ein weiteres Kondom dabei und übernahm entschlossen die Initiative. Ich lag mit dem Rücken im Gras, sie hockte über mir und spielte ein köstliches Spiel, rieb mit der Eichel ihren Scheideneingang, streichelte damit freudig erregt ihre Klitoris, während ich mit geschlossenen Augen ihre Beine, ihren Busen massierte, so daß sich unsere Erregung schnell weiter steigerte. So nahm sie meinen Penis ganz in ihre Vagina auf und bewegte sich geschickt und gefühlvoll nicht nur mit ganzen Körpereinsatz, sondern auch mit der Scheidenmuskulatur köstlich stimulierend, daß in meinem Kopf, meinem Unterleib alles durcheinander geriet. Die Herrliche spielte mit mir, bis ich mich nicht mehr zurückhalten konnte, und sie stimmte einfach fröhlich in meinen Orgasmus mit ein und sank auf mich nieder, um dicht an mich geschmiegt auszuruhen und ganz zu entspannen. Dann lagen wir wortlos nebeneinander und sahen wortlos in den nahezu dunklen Nachthimmel, zogen uns später wieder an.
Die so Befriedigte joggte einfach weiter und ich ging meinen Weg. Ich drehte mich
erst nicht um, mußte es dann aber doch tun. Sie war fast verschwunden.
Ich mußte ihr hinterhereilen und wußte, das war strengstens
verboten. Keiner von uns beiden durfte das verabredungsgemäß tun.
Ich aber mußte meinem Drang folgen.
Sie lief auch gar nicht mehr, sondern ging entspannt ihren Weg, verließ alsbald
den Park und war offenbar ganz sorglos, machte einen glücklichen, verträumten
Eindruck.
Nur einige Minuten vom Park entfernt betrat Sonja ein Mietshaus! Hier mußte sie
wohnen, dachte ich und wußte, ich war viel zu weit gegangen, merkte mir aber
doch die Adresse, wagte allerdings nicht, weiterzugehen und mein Vergehen offenzulegen.
Ich hatte mich nicht an die Spielregeln gehalten, verbarg mich daher schnell, um nicht
doch noch von ihr gesehen zu werden, trat alsbald den Heimweg an.
Ich konnte nicht glauben, daß ich wirklich noch mal mitspielte, aber es war einfach zu verlockend. Michael sowieso - und dann noch die verrückte Idee mit dem Park! Ich hätte mir das allein nie getraut. Aber Annette hatte diese abenteuerliche Phantasie, die sie dann mir einfach unterschob. Und dann bereute ich nichts. Es war herrlich. Die ganze romantische Atmosphäre in der Abenddämmerung brachte mich schon in Stimmung. Bereits als ich auf ihn zulief, schien mein Herz vor Aufregung zerspringen zu wollen. Ich konnte mich gar nicht mehr beherrschen. Ich wollte ihn so sehr, ein Trieb, wie ich ihn auch in meinen schlimmsten Zeiten nicht gefühlt hatte. Jegliche meiner Fasern wollte so sehr mit ihm vereint sein, daß alles andere um uns herum in Vergessenheit geriet. Meine Erregung war von Anfang an so stark, daß er mit mir hätte tun können, was er wollte. Wie beim ersten Treffen harmonierten wir aber ausgezeichnet miteinander.
Wieder Zuhause drängte mich Annette natürlich abermals zu berichten. Details kamen in dem Bericht nicht vor, denn so sehr wie sie Michael zugetan war, hätte sie nur noch mehr gelitten. Ich verstand sie nicht. Die Arme quälte sich damit und wollte doch nur immer noch mehr wissen. Sie und Anja waren meine besten Freundinnen. Sie hätte mit Michael zusammen sein sollen, war doch so sehr in ihn verschossen, stattdessen wurde ich vorgeschickt. Das Erzählte quälte sie genau so wie mich, denn ich mußte mir dabei eingestehen, daß ich ihn auch wollte und nicht nur für verrückte Spielereien. Doch könnte ich ihn für mich gewinnen? War ich überhaupt zu einer dauerhaften Beziehung fähig? Es gab bislang keinen ernsthaften Versuch. Aber es konnte ja gar nicht Wirklichkeit werden, ohne Annette zu verletzen. Alles war verfahren. Was hatten wir angestellt? Ich hatte kaum ein paar Worte mit ihm gesprochen und war verliebt. Zum ersten Mal war da dieses irre Gefühl und ich hatte gleichzeitig deswegen ein schlechtes Gewissen, mochte mich Annette nicht offenbaren.
Annette wollte weitere Phantasien und ich wollte weitere Treffen, Sex, einfach nur ihn, wie auch immer. Wir überlegten und quälten uns gegenseitig.
Was Sonja berichtete war ziemlich prickelnd. Zwar tat es mir weh, daß
sie das erleben konnte, was ich mir versagte, doch es tat mir auch wohl,
mich mit meinen Gedanken in das Abenteuer hineinzuversetzen, es
mitzuerleben.
Die Vereinbarung mit Michael, nicht explizit auf solche Treffen im
Nachhinein einzugehen, erleichterte mir dann die nächste email
zu verfassen, in der ich wieder einige Dinge des internet-Projektes zur
Diskussion stellte.
Sonjas und meine Überlegungen, wie es weitergehen konnte, wurden
dann jedoch durch Michaels Vorschlag durchkreuzt, eines meiner Probleme
mit der Seite persönlich diskutieren zu wollen, das sei so viel einfacher
zu diskutieren. Mag es ein Vorwand gewesen sein, die Beziehung auf eine
andere Ebene zu bewegen, oder auch nur seine praktische Art, ohne sich
viel dabei zu denken. Uns brachte das erheblich in Verlegenheit, denn so
wäre unser doppeltes Spiel aufgeflogen.
In meiner Antwort suchte ich auszuweichen und dachte wirklich, das
könnte funktionieren...
Als jemand klingelte und ein Mann an der Gegensprechanlage erläuterte,
er wolle Annette besuchen und etwas besprechen, vermutete ich dabei nichts
Außergewöhnliches, obwohl Annette selten Besuch bekam.
An der Wohnungstür erkannte ich Michael von den Bildern auf der
internet-Seite, die Annette uns gezeigt hatte. Insgeheim hatte ich die
Seite öfter besucht und seine Texte gelesen und mir angeschaut, was
die Seite sonst noch zu bieten hatte. Sie bot eine Menge an Phantasie und
Unterhaltung, zum Nachdenken und Schmunzeln. Gern geriet ich so ins
Träumen. Ich liebe Literatur und hier konnte ich in schönen
Texten schwelgen. Er hatte auch bei mir Eindruck gemacht. Ich freute mich
für Annette, einen so netten Mann kennengelernt zu haben, lächelte
ihn freundlich an und führte ihn zu Annettes Zimmer, fragte mich,
warum ich nicht mal so viel Glück hatte und klopfte.
Annette sagte "Herein" und beim Öffnen der Tür sprach ich zu ihr, sie hätte Besuch bekommen. Annette drehte sich herum und beide schauten sich mit großen Augen an. Auf meine Frage "Annette, was ist denn los?" wechselte sein Blick verständnislos zwischen mir und ihr hin und her und fragte ratlos: "Annette?" Diese brachte keinen Ton heraus.
Im nächsten Augenblick stürzte Sonja ins Zimmer und vervollständigte
die Szene. Diese faßte Michael an der Schulter und stotterte etwas wie:
"Michael, laß dir doch erklären...!"
Annette fiel ihr ins Wort: "Sonja, es geht nicht..." und Michael stieß
völlig verwirrt hervor, was hier überhaupt gespielt werde. Sonja und
Annette sprachen hektisch durcheinander und versuchten etwas zu erklären.
Ich verstand nur so viel, daß Annette Sonja für sich ausgegeben hatte
und diese Michael bereits einmal getroffen hatte. Ich konnte nur sprachlos
staunen. Auch der von der Täuschung Betroffene schien schockiert und
verwirrt zu sein, schüttelte nur verständnislos den Kopf,
einmal die eine, dann die andere ansehend.
Enttäuscht von den beiden taumelte Michael schaudernd zurück,
beide mit der einen Hand abweisend, mit der anderen nach Halt suchend.
Plötzlich war Stille im Raum. Und dann eilte er hinaus.
Sonja und Annette waren noch immer erstarrt und entsetzt. Selbst war ich
auch verwirrt. Michael sah so verloren, verzweifelt aus, als habe man ihm
den Boden unter den Füßen entzogen. Einem wagen Impuls folgend
lief ich ihm hinterher, da Sonja und Annette offenbar noch immer im Schock
gefangen waren.
Ich holte ihn erst im Park ein und konnte ihn beruhigen, mit ihm reden.
Zögernd erklärte der noch immer stark Aufgeregte mir kurz,
warum er so schockiert von den beiden gewesen sei.
Ich war erleichtert, daß es nicht wegen Annettes Behinderung
gewesen war, betroffen allerdings darüber, was der eigentliche Grund
seiner tiefen Enttäuschung war. Wie hatten meine beiden besten Freundinnen
nur so etwas tun können, ihn so täuschen, ein solch bizarres Spiel
mit ihm treiben. So geht man doch nicht mit jemandem um, den man mag.
Ich verstand die beiden nicht, auch ich war enttäuscht von Sonja und
Annette. Während Michael sich langsam aus seiner Verwirrung redete,
suchte ich noch immer, ihn zu beruhigen.
Keinesfalls wollte er mit den beiden je wieder etwas zu tun haben. Es war eine
Mischung aus Traurigkeit und Verärgerung, in die er sich hineinredete.
Ich nahm zum Trost seine Hand und wir saßen ein Weilchen schweigend
im Park. Ich sann darüber nach, ob und wie da noch etwas zu retten
wäre. Sie verstanden sich doch an sich so gut. Wie hatte das passieren
können?
Ich suchte Michael zu überzeugen, daß es eine plausible Erklärung für das Verhalten der beiden geben müsse. Er beharrte aber darauf, mit den beiden fertig zu sein. Sein Vertrauen war offenbar zutiefst erschüttert und ich ließ ihm Zeit, bis mein Angebot im Raume stand, meine Freundinnen in aller Ruhe zu befragen, zu vermitteln, aufzuklären, was eigentlich passiert sei. Sein Ärger und seine Verletzung schien so tief zu sitzen, daß er dem nicht einmal zustimmen mochte. Er saß in sich zusammengesunken. Er tat mir so leid in seiner Enttäuschung. Ich umarmte ihn und suchte noch immer ihn zu beruhigen. Sowas tat ich sonst nie. Ich berührte Menschen sonst eigentlich gar nicht, unglaublich, daß ich ihn umarmte. Bei ihm war alles anders, besonders in dieser eigenartigen Situation. Er ließ es ohne Gegenreaktion geschehen. Als ich es später noch einmal versuchte, gelang es mir, ihm die Erlaubnis abzuringen, wenigstens mit Sonja und Annette darüber zu reden und ihm am Abend des darauf folgenden Tages zu berichten. Dazu lud er mich zu sich ein.
Es war ein Schock, als Michael in der Tür stand und Anja meinen Namen
nannte. In einem einzigen Augenblick war unsere Schummelei in sich
zusammengebrochen.
Lag sein Entsetzen nur darin, daß ich nicht die war, die er kennengelernt
hatte? Dann hätte zumindest Sonja noch eine Chance. Oder lag es daran,
daß ich im Rollstuhl saß? Auch dann könnte Sonja noch
versuchen, sich mit ihm zu versöhnen. So oder so waren meine Wochen
des Glücks vorbei. Was hatte ich für einen Blödsinn
angestellt?
Als er fort war, sahen wir uns nur stumm und verlegen an. Wir hatten richtig
Mist gebaut und waren damit aufgeflogen. Michael würde sich doch nie
wieder melden! Er war mir wichtig geworden. Ich hatte ihn gut kennengelernt
und schätzte und mochte ihn doch so sehr. Ich hätte gar nicht
mehr verlangt. Mich mit anderen Menschen anzufreunden, mich vertraut zu
machen, war nicht mein Talent. Jetzt war die Verzweiflung groß, verloren
zu haben, was mir nie gehört hatte. Sonja vorwerfen konnte ich auch
nichts und sie mir ebenso wenig.
Wir waren so deprimiert, daß er unser dummes Geheimnis einfach so entdeckt hatte, ohne eine Chance, es ihm so beizubringen, daß er nicht schlecht von uns dachte.
Erst später fiel uns auf, daß Anja, unsere Träumerin ihm gefolgt war? Konnte sie etwas erreichen? Wir hatten sie ja in unser Spiel nicht einmal eingeweiht. Anja mußte uns genauso verachten wie Michael.
Als ich Michaels Stimme hörte und wie Anja in Annettes Zimmer ihren Namen sagte, war mir die Katastrophe sofort klar. Ich eilte hinzu und das Desaster wurde nur noch schlimmer. Das mußte die Strafe dafür sein, daß wir nicht aufrichtig gewesen waren, daß wir uns dazu hatten hinreißen lassen, unser Spiel mit ihm zu treiben.
Als Anja später wiederkam, erzählte sie, wie schwer ihn das getroffen hatte, was wir getan hatten. Wir mußten beichten, und als Richterin über unser Vergehen war Anja zurecht böse auf uns, was wir für einen Schabernack mit Michael getrieben hätten. Wir hätten ihr gar nicht zugetraut, daß sie so empört und aufgewühlt sein konnte. Sonst war sie immer die Ruhe selbst. Aber das paßte auch alles nicht zu ihrem verträumten Ideal einer aufkeimenden Liebe, einer zart wachsenden Bindung, zu ihren durch und durch romantischen Vorstellungen.
Es kam natürlich schnell heraus, daß sie ihn verehrte. Unsere verträumte Lehrerin mußte viele Stunden mit seinen Texten aus dem internet verbracht haben, seine Kreativität bewundert haben. Das alles mußte ihre Träumerei weiter angeregt haben.
Umso weniger stieß unser Verhalten auf Verständnis. Dennoch wollte sie vermitteln, damit Michael sich zumindest mit Annette wieder versöhne, mit etwas Glück auch mit mir, was immer sich daraus ergebe. Natürlich erklärten und diskutierten wir noch lange, rechtfertigten uns vor ihr, obwohl wir ja selber wußten, daß wir eine große Dummheit begangen hatten.
Annettes Behinderung ließ Anja nicht als Grund für seine Flucht gelten, das traute sie ihm nicht zu und ich auch nicht. Doch auch das würde sie am nächsten Abend eindeutig klären können, auch zu Annettes Beruhigung oder noch schlimmer, um ihr klar zu machen, daß sie lernen mußte, zu sich zu stehen. Unsere Standpunkte jedenfalls lagen klar auf der Hand und wir konnten nicht mehr tun, als unsere Fehler einzugestehen. Und Annettes Fehler konnte man wohl am leichtesten verzeihen, daß ich den hingegen ausgenutzt hatte, da sah ich schwarz. In einer Situation, in der es um Vertrauen geht, um Zuneigung, waren unsere Fehler natürlich fatal. Wir versprachen uns nicht viel von Anjas Vermittlungsversuch. Das alles mußte Michael zu sehr verwirrt und schockiert haben.
Wenn ich nur etwas nachgedacht hätte, wäre mir doch klar
gewesen, daß Annettes und Sonjas Verhaltensweise einen Grund
gehabt haben mußte.
Natürlich konnte man auch eine internet-Seite für Behinderte
machen, wenn man nicht selbst betroffen war. Wahrscheinlicher war doch
aber, daß man seine Motivation aus der eigenen Erfahrung heraus
schöpft. Hatte sie sich nur gescheut oder gar mir gegenüber
geschämt, im Rollstuhl zu sitzen? Hatte ich bei ihr einen solchen
Eindruck gemacht? Oder hatte sie mit ihrer Freundin einfach nur ein
verrücktes Spiel mit mir getrieben? Wer weiß, vielleicht
förderte ein solcher Schicksalsschlag perverse Phantasien,
Sadismus gegenüber anderen. Ideal getarnt und unerkannt konnte
sie in aller Ruhe im internet ihre Opfer auswählen und sie in
absurde Affären mit ihrer vermutlich sexsüchtigen Freundin
stürzen. Wer weiß, was sie noch alles angestellt hätten,
um sich an meiner Naivität und Dummheit zu weiden. Lächerlich
wollten sie mich machen, sich vermutlich daran erfreuen, wenn sie mich
wieder gnadenlos fallenließen, sobald ich ihnen willenlos ausgeliefert
war.
Ich wußte nicht, was ich denken sollte. Diese Sonja verstand ich gar
nicht, kannte ich sie doch nur aus ihrer Rolle heraus. Wie konnte die scheinbar
so Einfühlsame das alles nur gespielt haben, wie so abgebrüht sein,
mit mir so hemmungslos ihr Sexspielchen zu treiben?
Zwar konnte ich nicht leugnen, daß ich wahnsinnig genossen
hatte, was ich mit ihr erlebt hatte. Aber so ging es doch einfach nicht. Diese
Nymphomanin hatte sich einen Spaß auf meine Kosten gemacht.
Ich fühlte mich einfach betrogen und ausgenutzt.
Ich wußte, daß es im internet bizarre Figuren gibt, das aber hatte ich nicht erwartet, nicht in einem solchen Zusammenhang. Ich war frustiert und verärgert, nicht zuletzt über mich selbst, weil ich auf sie hereingefallen war. Ich hatte mich zum Idioten machen lassen. Nun gut. Das war passiert und war nicht mehr zu ändern. Schwamm drüber und ab ins Archiv finsterster Erfahrungen.
Anja zeigte viel Einfühlungsvermögen. Etwas verband uns da im Park. Sie sah so zerbrechlich aus, so zart, so zauberhaft. Frech zerzauste der Wind immer wieder ihre kurzen dunklen Haare, ihre Augen wirkten verträumt. War das alles ein weiteres Spiel der drei? Jetzt kam die Rolle der unschuldigen Träumerin, die kein Wässerchen trüben konnte? Was wollte denn diese verrückte Frauenwohngemeinschaft noch von mir? Wollten die Clique mich in den Wahnsinn treiben? Drei dem Ansehen nach zauberhafte Frauen hatten nur ein Ziel, einen wildfremden Mann komplett zu verwirren und fertig zu machen? Wozu das Ganze? Das war doch alles absurd. Dieser Sonja hätte ich einiges zugetraut, Annette aber eigentlich nicht. Und ein Blick in Anjas Augen mußte mich doch eigentlich überzeugen, daß ihr Zuspruch ernst gemeint sein mußte. Sie hatte eine geheimnisvolle Ausstrahlung und sie schien doch auch empört zu sein über das Spiel ihrer beiden Freundinnen. Das wirkte alles echt. Aber wirkte das Spiel nicht auch echt? Wie sollte ich einer der drei überhaupt noch vertrauen? Vielleicht setzte sich das perfide Spiel weiter fort, nur um mich noch mehr zu verletzen. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und ich kam nicht weiter. War es Verfolgungswahn oder ein ernüchternder Einblick in unsere heutige Gesellschaft?
Ich wollte mich nicht nochmal zum Narren machen lassen, wollte aber doch irgendwie sehen, wie das Spiel weitergehen würde, wer Sieger sein würde, wenn es bei so einem Spiel überhaupt einen Sieger geben konnte, wenn man das überhaupt noch ein Spiel nennen konnte...
Die Erklärungen von Annette und Sonja schienen so weit plausibel,
zumindest warum Annette Sonjas Bild geschickt hatte und sich scheute,
ihre Behinderung zu offenbaren. Doch dann hörte der Spaß auf.
Wie hatte sie Sonja schicken können, um Michael zu vernaschen?
Wie hatte sie ihn so täuschen können, wenn sie ihn wirklich mochte?
Hatte sich die Situation irgendwie verselbständigt? Dummes Zeug! Sie
hatten ein dummes Spiel mit ihm gespielt. Deswegen tat er mir sehr leid, auch
weil ich ihn sehr mochte. Solch ein böses Spiel hatte er nicht verdient.
Ja, nach unserem Gespräch im Park fühlte ich mich noch mehr zu
ihm hingezogen. Und muß sagen, daß ich mit Männern
bislang nicht wirklich viel anfangen konnte.
Ich hatte Sex zwar mit bislang Zweien ausprobiert, es hatte mich aber nicht bewegt. In der Oberstufe des Gymnasiums war ich neugierig und wollte es probieren, doch es war einfach nur absurd, was der Auserkorene tat. Das war Biologie, keine Zuneigung, Paarung ohne Lustgefühl. Den zweiten lernte ich im Studium kennen. Er schien mehr zu versprechen, war einfühlsam, studierte Lehramt wie ich und irgendwie schienen wir zusammenzupassen.
Als wir es im Bett versuchten, paßte rein gar nichts mehr. Er versuchte allerhand, doch das machte es nur noch schwerer. Vielleicht lag es an mir, sah immer mehr einen Freund in ihm. Es klappte auf jeden Fall gar nichts und das machte ihm zu schaffen, zumal er sich wirklich viel Mühe gab. Meiner Meinung nach lag es auch eher an mir als an seinem Geschick und ich hätte kein Problem damit gehabt, einfach so mit ihm zusammen zu sein, doch er kam damit nicht klar. So war es dann alsbald auch mit unserer Freundschaft vorbei. Daraufhin ließ ich die Finger von solchen Beziehungen, ließ niemanden an mich heran, weder körperlich, noch gefühlsmäßig.
Das half mir sogar als Lehrerin in der Schule. Was ich wollte, war Respekt und Harmonie von den Schülern, keine Angst und kein Terror - und das erreichte ich gut. Das zentrale Ziel ist, Kinder zu mitfühlenden, selbständig denkenden Menschen zu erziehen. Zwar machte ich auf den ersten Blick nicht den Eindruck, mit pubertierenden möchtegern Machos und infantilen Machtspielen fertig zu werden, doch Kinderliebe war tief in mir verankert, aber bei mir lernten auch die Aggressivsten, Respekt zu zeigen. Letztlich ist es ja auch eher lustig zu sehen, wie die Kleinen versuchen, ihren dicken Kopf durchzusetzen. Man muß nur dafür sorgen, ernst genommen zu werden, sonst ist alles verloren.
Diesen interessanten Kontrast zwischen meinem träumerischen Wesen und der tiefen Zuneigung zu Kindern einerseits und andererseits meinem Durchsetzungsvermögen in kritischen Situationen hatte ich selbst nie verstanden. Aber es funktionierte. Wenn es drauf ankam, änderte sich Haltung und Körpersprache drastisch, gleichsam einer Abwehrhaltung, gleichzeitig aber auch ein Werben um Kinderherzen und Respekt vor anderen Menschen.
Michaels Texte und Kunstwerke brachten den anderen Teil von mir wieder mehr zur Geltung, der im öffentlichen Leben sonst tief verborgen war. Eine Romanze zwischen ihm und Annette schien mir so passend zu sein, eine wundervolle Träumerei. Doch jetzt war alles schief gegangen. Ich mußte ihn trösten, ihm zureden. Vielleicht konnte er ihr doch noch verzeihen? Sie wären ein schönes Paar und ich könnte ihm nah sein als Freundin der beiden.
Wie das mit Sonja gehen sollte, war mir auch nicht klar, vielleicht konnten sie sich versöhnen und sich darauf einigen, daß alles wirklich nur ein Spiel gewesen sei. So wie sich Sonja verhielt und was sie sagte, schien sie diese Treffen aber doch mehr bewegt zu haben als geplant. Auch die beiden wären ein gutes Paar, allein ich glaubte nicht so recht an eine dauerhafte Beziehungswilligkeit bei Sonja. Annette schien mir schon besser zu passen. Ich wollte mein Möglichstes tun, also war ich zum verabredeten Termin pünktlich bei ihm, um auszuloten, wohin seine Neigung am ehesten ging und wie ich ihn versöhnen konnte.
Ich erklärte ihm, wie ich die Dinge sah. Er versicherte mir, er sei sicher nicht so wegen Annettes Behinderung schockiert gewesen. Es sei viel zu überrascht wegen der anderen Person gewesen, als daß er sich damit hätte wirklich beschäftigen können. Auch daß sie nichts darüber habe erzählen mögen, sei letztlich ihre Entscheidung gewesen - er hätte ja auch nicht gefragt. Einzig daß Sonja statt ihrer zu dem Treffen gekommen sei, das habe ihn aufs Tiefste erschüttert, das könne er nicht fassen, warum Annette sie vorgeschickt habe, um eine bloße Phantasie umzusetzen, wozu er sie bestimmt nicht gedrängt habe.
Ich begann wieder ihn zu trösten und seine deprimierte Verfassung zu bessern,
umarmte ihn gar fürsorglich, streichelte ihn sanft. Um ihn abzulenken, kam
ich auf seine Texte zu sprechen, auf seine Kunstwerke. So unterhielt ich mich mit
ihm bis tief in die Nacht. Wir plauderten, daß es ihm wirklich besser ging.
Ich erzählte auch von mir, dem Schulalltag und meinen Phantasiewelten,
die mich nach dem Feierabend beschäftigten.
Er konnte auch gut zuhören, das gefiel mir sehr. Ich fühlte mich bei
ihm sehr wohl, konnte Gedanken mit ihm teilen wie mit niemandem sonst.
Eigentlich wollte ich doch ihn trösten und aufbauen, doch irgendwann
quoll es aus mir heraus, all das, was unter meiner draußen so hart
gezeigten Maske steckte, meine Einsamkeit. Ich sprach Dinge aus, die ich nicht
einmal Sonja und Annette erzählt hatte. Er nahm alles auf und bot mir
in seinen Armen Geborgenheit. Es ging ihm und mir besser durch unser Gespräch.
Ich erschauerte, als er sanft meine Stirn küßte. Es fühlte sich richtig
an, ich vertraute mich ihm ganz an, umarmte ihn.
Wir trösteten uns gegenseitig und tauschten vorsichtig Zärtlichkeiten
aus. Oh wie gut mir das tat, fast ein Traum schien es zu sein, so sicher und geborgen,
alles war gut in seinen Armen.
Wir küßten uns und es war nicht absurd, es fühlte sich richtig,
köstlich an. Ich genoß es so sehr. Michael streichelte und liebkoste mich,
ganz vorsichtig, daß es mir nicht zu viel wurde und ich es geschehen ließ.
Es war gut und richtig. Weder konnte ich mich ihm entziehen, noch wollte ich es.
Es war ein Traum.
Spät in der Nacht wagte er es, meine Lippen zu küssen. Es gab für
mich nur noch diese Berührung. Wir lagen irgendwann und kuschelten.
Seine Hände um mich gelegt fühlte ich mich wohl. Ich sog mich einfach
ganz voll mit diesem Traum, dem Glück, der Geborgenheit, die ich bei ihm
spürte. Wie sanft er zu mir war, wie einfühlsam und vorsichtig.
Es war dunkel und es war mir nicht peinlich, mich an ihn zu schmiegen und seine
Zärtlichkeit zu genießen. Es ging dieses Mal alles wie von selbst. Es
gab keine befremdende Distanz mehr zwischen mir und unserem Tun, unseren
Zärtlichkeiten. Es paßte einfach alles zusammen. Ich gab mich ihm
hin und hielt ihn sanft, zog ihn auf mich, spürte sein Gewicht angenehm auf
mir, als Sicherheit, als Geborgenheit. Es ging von ganz allein und ich spürte,
wie er in mich eingedrungen war, wie wir vereint waren. Vielleicht wollte ich ihn
einen Augenblick lang zurückweisen, was ihn kurz zurückzucken ließ,
doch mein Körper zog ihn wieder an und wir waren wieder ganz vereint.
Fast bewegungslos genossen wir unsere Nähe. Es tat mir so gut, bei ihm zu
sein, mit ihm zusammen zu sein.
Es graute schon der Morgen, da wagte er mehr und bewegte sich heftiger in mir,
intensivierte unsere Gefühle. Wir hatten schon seit Stunden nichts mehr
gesprochen, waren ganz in unserer wunderbaren Zweisamkeit versunken.
Ich spürte ihn gern, uns beide zusammen, intensiv und heiß, harmonisch
und sanft. Ich hielt ihn und genoß ihn.
Eine genaue Beschreibung kann ich nicht geben, die angenehmen Gefühle steigerten sich schnell und es war fast eine Ohnmacht, ein Nichts, und doch eins mit ihm. Ich hielt mich an ihm fest und ließ mich ganz fallen. In seinen Armen war ich sicher und geborgen, der Sonnenaufgang begrüßte uns, wollte uns trennen, doch ich ließ es nicht zu und brauchte weiter seine Umarmung.
Später weckten mich seine Küsse auf Stirn und Wange aus der
Versunkenheit meiner Gefühle. Ich verstand erst jetzt richtig, was wir
getan hatten, was ich in seinen Armen erlebt hatte.
Ich erwachte aus einem Traum und mache mir Vorwürfe, daß das
niemals hätte geschehen dürfen. Wie hatte ich das tun können?
Und doch hatte es passieren müssen. Meine Gefühl waren gespalten,
plötzlich war nicht mehr alles eins wie in der Nacht. Einerseits hatte ich
ein schlechtes Gewissen deswegen, andererseits fühlte es sich richtig an,
was wir getan hatten. Es mußte richtig sein, bei dem, was ich mit Michael
erlebt hatte. Es ist einfach wunderschön, unbeschreiblich, harmonisch gewesen.
Ich bat ihn, die Augen zu schließen und zog mich rasch an. Ich riß mich
zusammen und erklärte, daß das mein Fehler gewesen sei, flehte ihn an,
niemandem etwas davon zu erzählen. Es durfte sich nicht wiederholen.
Es sei passiert, es sei gut, müsse aber unser Geheimnis bleiben. Unwillkürlich
hatte ich dabei meinen distanzierten, strengen Blick wiedergefunden, diese
Unnahbarkeit, die mich vor allem schützte, was mir hätte zu nahe kommen
können, was mich zu einer respektierten Lehrerin machte.
Er wagte nicht zu widersprechen. Und das war die Gelegenheit, wie ich meinte,
die Dinge ins Reine zu bringen. Ich redete auf ihn ein, sich mit Annette zu versöhnen,
ihr zu verzeihen. Er könne nicht werweißwas erwarten. Aber wenn sie doch
so gut in ihrem Denken und ihren Interessen zusammenpaßten, vielleicht ergebe
sich ja doch mehr daraus, wenn er sie nur etwas besser persönlich kennenlerne.
Annette und Sonja seien nicht bösartig. Sie hätten einen Fehler gemacht,
bestimmt hätten sie sich nicht auf seine Kosten lustig gemacht.
In der Tat war ich auf einen Schlag wach geworden, aus einem nächtlichen Traum erwacht, während er noch immer im Halbschlaf war. Es sagte mir widerstandslos alles zu. In aller Ruhe wollte er mit Annette reden. Ich war erleichtert. Ich hatte wieder alles voll im Griff, verabschiedete mich mit netten Worten von ihm und eilte davon.
Obwohl mir Anja von Anfang an eigentlich sehr sympathisch war, setzte
ich keine große Hoffnung darauf, daß sie die Situation würde
klären können, mir war eigentlich alles klar. Ich hatte meine
Konsequenzen gezogen. Ich war enttäuscht. Wie dem auch sei, wie
verabredet stand sie pünktlich vor der Tür. Mir fiel auf, daß
sie sich fein zurecht gemacht hatte, gleichzeitig aber so tat, als wolle sie
garantiert nicht beeindrucken. Anja suchte alles zu erklären, daß
Annette wegen ihrer Behinderung unsicher gewesen sei und daß daraus
die schicksalshafte Verwirrung entstanden sei. Das konnte ich verstehen, auch
daß sie mich mit dem Bild hatte täuschen wollen, um Distanz zu
wahren, hätte ich verzeihen können. Wenngleich bereits das
schwer nachvollziehbar war, denn auf einem Bild mußte man die
Behinderung nicht einmal sehen - und Sonja hätte ich zufällig
auf der Straße ebenso erkennen können wie sie selbst. Zudem
sah sie sehr gut aus, ihre üppige blonde Lockenmähne sah
phantastisch aus, ebenso gefiel mir ihr Gesicht. An sich strahlte Annettes Wesen
Ausgeglichenheit und Gemütlichkeit aus. Sie brauchte sich auch sicher
nicht vor Sonja zu verstecken, die einen ganz anderen Typ verkörperte,
das wäre eine reine Frage des Geschmackes gewesen, wobei ich nicht
einmal dazu neigte, alberne Ranglisten aufzustellen und hatte auch keine
besonderen Preferenzen auf Äußerlichkeiten.
Daß sie dann Sonja vorschickte, konnte auch Anja nicht erklären,
schwor jedoch, daß es beide inzwischen für einen Fehler hielten.
Ich hatte keine Lust mehr, darüber zu sprechen und so plauderten wir einfach über dies und das. Später öffnete sich Anja mir und ich begriff, daß sie anderen gegenüber gern ihre Sensibilität, ihre Verletzlichkeit hinter einer Maske der Sachlichkeit und Unnahbarkeit versteckte. Widersprüchlich waren dazu nur ihre rührenden Trostversuche mir gegenüber. Ich hatte meine Unnahbarkeit, meinen Schutz einen Augenblick aufgegeben und war so übel getäuscht worden.
Wir trösteten uns gegenseitig über unseren Schmerz hinweg und
irgendwann fiel mir auf, daß ich mich von ihr sehr angezogen fühlte.
Ich schwankte zwischen Zuneigung und Mißtrauen.
Vielleicht spielte auch sie nur mit mir?
Ich konnte nicht einfach so vertrauen, und doch, was hatte ich zu verlieren,
wenn ich nett zu ihr war? Was war schon dabei, ihr näherzukommen.
Sie gefiel mir und die Karten lagen offen auf dem Tisch - ich hatte nichts
zu verlieren.
So schob ich alles beiseite und versuchte auf sie einzugehen. Das bekam uns beiden
gut, je besser ich mich in sie einfühlen konnte.
Der Kuß auf ihre Stirn war ein Wagnis, doch die Sensible vertraute mir, wir umarmten
uns und langsam wagte ich mehr.
Spät in der Nacht brachte ich sie zu Bett und tauschte weitere Zärtlichkeiten
mit ihr aus. Es war ja Sommer und wir beide waren nur leicht bekleidet, so daß
es recht einfach war, ihr näher zu kommen. Mit der Zeit zog ich sie und mich aus,
doch schien sie so scheu, daß ich nicht einmal wagte, ihre intimsten Stellen mit den
Fingern zu berühren. Ich streichelte sanft ihre Wangen, ihren Rücken, die
Außenseiten ihrer Beine, küßte ihre köstlichen Lippen immer
wieder, sie sanft lockend.
Ich legte mich auf sie, die dies zuließ und mir Platz zwischen ihren Beinen
machte. Durch den Druck meines Oberkörpers gegen ihren Busen spürte
ich ihre zarte Haut auf der meinen, ihre süßen Brüste und
küßte erneut ihre zarten Lippen, um besser zu spüren, ob sie
etwas beunruhigte. Doch dem war nicht so, im Gegenteil, sie bewegte ihre Beine
weiter, unserer Unterkörper bewegten sich gegeneinander weiter wie von
selbst. Es paßte einfach und mein Glied fand wie von selbst seinen Weg
in ihre Scheide, die es ohne Schwierigkeit ganz in sich aufnahm und sehr eng
und fest umschloß.
Einen Augenblick lang schien sie verunsichert zu sein. War ich zu schnell zu weit
gegangen? Doch nein, sie umschloß mich warm und feucht und hielt
mich fest, daß ich auch gar nicht zurück konnte. Doch ich wagte
es zuerst nicht, mich zu bewegen. So verharrten wir beinahe bewegungslos vereint,
wobei ich uns nur ganz sanft anregte, um in diesem Zustand des gemeinsamen
Wohlfühlens zu verbleiben. Sie machte einen so köstlichen und
verletzlichen Eindruck, aber auch so geborgen, wie sie sich an mich schmiegte
und sich offenbar ebenfalls ganz und gar wohlfühlte.
Erst später bewegte ich mich wieder mehr und ihre enge Vagina reizte
meinen Penis auf Anhieb sehr stark, was recht schnell dazu führte, daß
ich mich nicht mehr zurückhalten konnte. Zwar wollte ich wieder innehalten,
doch es war bereits zu spät. Sie hielt mich fest umschlungen und nahm
meinen Orgasmus, meine Bewegungen ganz in sich auf. Welch ein Genuß,
als ich spürte, wie sie gleich darauf reagierte und sich ihr Körper
ebenfalls lustvoll bewegte und ihr Unterleib unwillkürlich in meine Lust
mit einstimmte. Jetzt hielt ich sie ganz fest umschlungen, um all ihre Lust zu
spüren.
Wir harrten abermals aus und labten uns an unserer Vereinigung, unserer Nähe. Wie köstlich und zerbrechlich wirkte ihr Körper. Es war einfach nur alles gut und ich fühlte mich Zuhause in ihr und bei ihr bis ins Morgengrauen.
Wir hatten wohl nur kurz geschlafen. Nach dem Aufwachen jedenfalls war sie
wie ausgewechselt. Sie hatte ihre Maske auf, die ich an ihr bislang nie so
stark erlebt hatte. Es war, als sei für sie nichts geschehen. Sie wollte
einfach, daß nichts geschehen war. Mit ihrer Maske war sie stark und
unerreichbar. Man konnte ihr gar nicht widersprechen, ihre ganze Körpersprache,
ihr Blick ließ keinen Widerspruch zu.
Sie bestimmte einfach, daß das Erlebte unter uns bleiben mußte und
abgeschlossen war. Sie wies an, daß ich mich mit Annette zu versöhnen
hätte und verschwand, nachdem ich ihr das zusagen mußte, ohne noch
ganz wach zu sein. Sie hatte mich damit völlig überrascht und
überrumpelt, doch spürte ich, daß es für sie die einzige
Möglichkeit war, auf das Geschehene zu reagieren, ohne sich und ihre
Maske zu verlieren, ohne die sie nackter da gestanden hätte als Kleidung
jemals hätte verbergen können.
Anja berichtete kurz und knapp, daß Michael bereit sei, wieder
mit mir zu reden. Ich war erleichtert. Konnte er mir verzeihen? Ich hoffte
es so sehr. Nur Versöhnung, Freundschaft hätte mich schon
glücklich gemacht.
Ich konnte es nicht abwarten und schrieb ihm eine email, in der ich mich
entschuldigte und ihn bat, mir zu verzeihen, es täte mir so leid, ihn
verletzt zu haben. Es sei mein Fehler gewesen.
Er antwortete so ruhig und besonnen, wie ich ihn kannte. Es beruhigte mich,
was er schrieb und wir verabredeten uns für den nächsten Abend
bei mir und sprachen uns aus. Meine Erleichterung was so groß und an
meinem internet-Projekt konnten wir auch noch weiterarbeiten, dieses mal
zusammen vor meinem Rechner.
Diesen Abend hatten wir viel Spaß und meine Behinderung spielte
wirklich keine Rolle. Ich war so dumm gewesen und nun froh, daß nun
alles klar war. Ich lud ihn gleich für den nächsten Abend zum
Essen ein und er nahm gerne an. Dann verabschiedeten wir uns und er gab
mir sogar einen süßen Küß auf die Stirn, bevor er
ging.
Ich war erleichtert, als Anja berichtete, daß Michael zu einem
Gespräch mit Annette bereit sei. Und wie froh war ich, als er
wirklich kam und den ganzen Abend mit ihr verbrachte.
Natürlich wollte ich sie nicht stören, so wartete ich
und eilte ihm nach, nachdem er sich verabschiedet hatte. Erst
im Park holte ich ihn ein, rief ihm nach und er blieb stehen.
Auch ich bat ihn um Entschuldigung. Ich hatte Glück und
er hörte mir zu, ging auf mich ein. Eigentlich sprachen wir
zum ersten Mal miteinander und ich nahm das für ein gutes
Zeichen.
Ich achtete gar nicht darauf, wohin wir gingen, bis ich plötzlich
erkannte, daß wir wieder an jener Stelle im Park waren, wo wir
vor ein paar Tagen unser Spiel gespielt hatten. Ich schwieg betreten und
schaute verlegen zur Seite. Er aber schaute mich im Dämmerlicht
an und sagte offen, er hätte Lust auf mich.
Jetzt war ich unsicher, doch er ließ mir keine Zeit, umarmte mich, küßte mich wild und entschlossen, daß ich ganz überrascht, überrumpelt war. Ich hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken, was wir taten, ob das richtig war oder nicht. Seine Leidenschaft war die meine. Er schob mich gegen den bereits bekannten Baum. Meine Hände stützten mich ab, während er entschlossen meine Hose herunterzog, seine öffnete. Ohne weitere Umstände drang er wild und zornig von hinten in mich ein, doch ich war längst bereit und stark erregt. Ich half mir mit einer Hand an der Klitoris nach, während er entfesselt und grob in mich stieß, als wolle er mich bestrafen, aber ich liebte es, wie er mich hart nahm, mich beherrschte und strafte. Er kam heftig und hemmungslos, doch das reichte auch für meine Lustlösung.
Nur langsam begann ich das Geschehene einzuordnen und beschwor ihn, Annette nur nichts davon zu erzählen. Ich bat ihn solange, bis er es mir versprach. Zu was hatten wir uns nur hinreißen lassen? Das war nicht gut, doch wieder mit ihm zusammen zu sein, war einfach zu verlockend gewesen. Wir verabschiedeten uns dann, entschlossen, den Vorfall für uns zu behalten.
Trotz allem, als ich Annette dann wirklich traf, kam ich mit ihr sehr gut zurecht. Sie gefiel mir, ihre ganze Art, wie sie dachte, was sie sagte und wie, was sie tat. Ihre Anspannung löste sich schnell und wir unterhielten uns sehr gut. Ich freute mich schon auf den nächsten Abend.
Als Sonja mich im Park einholte und wir uns aussprachen, überschlugen sich die Ereignisse sehr schnell. Ich ließ mich einfach hinreißen. Ich ärgerte mich selbst und war immer noch sauer ihres früheren Verhaltens wegen. Aber ich wollte auch wieder ihren herrlichen Leib spüren. So wollte ich sie wider alle Vernunft. Es beherrschte mich wie sie und es war köstlich. Nicht einmal zärtlich war ich zu ihr, eher ruppig und fast aggressiv, doch wehtun mochte ich ihr nicht. Ich nahm sie hart und schnell, doch spürte ich, daß sie trotzdem erregt war und es genoß. Sie war nicht zu bremsen und hatte ihren Spaß auch beim schnellen Sex.
Auf dem Weg nach hause, nachdem wir uns verabschiedet hatten, mußte ich
nachdenken.
Annette, Sonja, Anja - ich fragte mich inzwischen, was mich trieb. Konnte ich gar
nicht lieben? Oder gab es gar keine Liebe? Konnte ich nur begehren, meinem
Trieb folgen? Führte mich dieser dazu, intuitiv genau das zu tun, was die
jeweilige Frau brauchte? Gewann ich sie dadurch?
Es war mir unheimlich, doch ich mochte sie alle drei genau so, wie sie waren.
Vertrauen? Ich weiß nicht, solange ich die Kontrolle behielt, war alles gut.
Ich war jedenfalls entschlossen, die Fäden in der Hand zu behalten.
War ich deswegen ein Schuft? Es war sicher keine Rache, denn ich mochte sie
ja alle drei sehr gern, doch sah ich auch nicht ein, warum wir nicht mit offenen
Karten weiterspielen sollten. Jetzt wußte ich ja auch von dem Spiel.
Jetzt konnte auch ich das Spiel überblicken, warum also nicht weitermachen?
Morgen wollte ich sehen, wie weit Annette zu gehen bereit war, falls sich die
Gelegenheit ergab. Es ist doch nicht verwerflich, mit jemandem zusammen Spaß
und Vergnügen zu haben, sich dabei näher zu kommen. Vielleicht
mußte ich gar nicht alles verstehen, sondern einfach nur leben, ohne mir
großartig Gedanken zu machen. Diesen Abend fühlte ich mich
befreit.
Als Michael am nächsten Abend kam, hatte ich das Essen vorbereitet und mit Sonja und Anja verabredet, daß sie uns nicht stören sollten. So schlemmten wir und plauderten.
Wir hatten beide gute Laune, waren heiter und gelöst, fanden
immer neue Themen und ganz nebenbei schmeichelte er mir, so daß
unser Gespräch langsam ins Flirten überging.
Er schaute mir tief in die Augen und faßte meine Hand, daß
mir ganz komisch vor Aufregung wurde. Trotz meiner Verlegenheit war
ich doch nicht abgeneigt, mich von ihm umgarnen zu lassen. Es gefiel
mir, obgleich ich noch immer unsicher war, ob er es mit mir wirklich
ernst meinen könnte.
Nach dem Wechsel in mein Zimmer ging die Plauderei weiter, vor allem
aber setzte sich unser Flirt mit Augen und Gesten fort. Dann streichelte
er mich liebevoll, daß ich errötete. Ich ließ es mir gern
gefallen, als er meine Schultern massierte und mich verwöhnte.
Er beugte sich zu mir herunter, seine Wange streifte die meine, ich drehte
den Kopf und wir küßten uns, erst vorsichtig und etwas unsicher,
dann jedoch heftiger, darauf gar leidenschaftlich. Ich bat ihn herumzukommen
und er setzte sich einfach auf meinen Schoß und wir steigerten unsere
Zärtlichkeiten, liebkosten und streichelten uns.
Oh wie gut mir das tat, wie liebevoll er zu mir war, wie zart und sanft, auch
fordernd und leidenschaftlich. Oh, welche Wonne in jeder seiner Berührungen
lag.
Irgendwann fragte er mich leise, aber gerade heraus, ob ich Lust auf Sex hätte? Ich lief wohl feuerrot an, war ganz verlegen und unsicher, stotterte, ich wüßte gar nicht, ob das noch richtig ginge, gestand mein Problem mit dem Thema. Er aber nahm mich in den Arm, hielt mich fest und geborgen. Wir könnten es einfach probieren, meinte er - was wäre schon dabei? Mehr als schief gehen könne es doch nicht. Michael lächelte mich offen an. Verlegen suchte ich auch zu lächeln und nickte kaum sichtbar.
So wurden seine Berührungen eindeutig erotischer. Er zog mein T-shirt aus und
überdeckte meinen Busen, meine Brüste mit köstlich saugenden
Küssen, oh wie liebte ich das, wenn er mich dort berührte, streichelte,
küßte. Ich schloß die Augen und erlebte, genoß.
Mein Liebster flüsterte mir zu, wenn ich möchte, sollten wir zum Bett wechseln.
Ich stimmte zu, konnte nicht widersprechen, trotz meiner Unsicherheit.
Nun wußte Michael aber nicht recht, was er genau tun sollte und wie mich
am geschicktesten anfassen. Ihm dabei zu helfen, ihm zu erklären, machte
mich wieder etwas sicherer. So legte ich meine Arme um seinen Nacken, zog mich
zu ihm heran und er hob mich hoch, trug mich auf den Armen. Übermütig
drehte mein Schatz sich mit mir einmal durchs Zimmer, daß ich leise vor Vergnügen
jauchzte. Michael legte mich viel vorsichtiger als notwendig auf dem Bett ab und ich
lachte, ich sei ja weder aus Zucker noch aus Glas, da brauche er keine Bange zu
haben. Da grinste auch er und zog mich aus, dabei mit mir spielend und mich
liebkosend. Sich entkleidete er auch nebenbei, neckte mich, daß ich lachte
und legte sich zu mir.
Ich wollte, daß er glücklich und zufrieden ist, brauchte gar nicht mehr
als das, seine Zuneigung und Zärtlichkeit. Ich wollte auf alles verzichten,
wenn er nur zufrieden wäre. In seiner Lust könnte ich mich als
ganze Frau fühlen, nicht mehr als Neutrum. Es war fast rührend,
wie er sich um mich bemühte, wie er probierte und experimentierte, um
meine erogenen Zonen zu finden. Erwartungsgemäß konnte er meinen
gelähmten Beinen keine Lustgefühle entlocken, doch ich sah im gern
zu und ermunterte ihn, sie etwas zu massieren und zu bewegen. Das tat meinem
Körper gut und auch meinem Kopf, weil er sich gar nicht vor mir scheute.
Der Gute akzeptierte mich so wie ich war und damit gewann er mich ganz für
sich. Seine Versuche an meinem Oberkörper hatten jedoch eine
großartige Wirkung - der Schlingel fand erogene Zonen, deren ich mir bislang
nicht bewußt war. Es waren wunderbare Überraschungen, wie der
sanfte Schalk mich kitzelte, mit seiner Zunge über meine Haut schubberte,
wie ich seinen Atem auf meiner Haut spürte, seine Lippen sogen an mir, ich seufzte
entzückt unter seinen Liebkosungen.
Ich liebte es, wie, wenn er seinen Kopf zwischen meine Brüste nahm,
sie gleichzeitig massierte und meinen Busen küßte, oder wenn
er sanft meine Brustwarzen saugte und sie mit der Zunge umspielte.
Ich stöhnte vor Lust.
Das Massieren meiner Schläfen erwies sich als große angenehme Überraschung, herrlich war auch, wenn er mit seinen Fingern durch meine Haare wuselte, dabei versuchten wir einen Zungenkuß und damit mochte ich gar nicht wieder aufhören.
Bei meinem Unterleib war ich noch immer nicht sicher. Vorsichtig untersuchte der Entdecker mit einer Hand meine Scham, ich wußte es schon, doch weder im Kopf noch sonstwie konnte ich die Reize richtig umsetzen. Verschämt strich ich mit meinen Fingern durch sein Kopfhaar und konnte auf sein vorsichtiges Nachfragen nicht genau antworten. Wir küßten uns wieder und auf sein Nachfragen gab ich zu, daß ich versucht hatte, mich selbst zu befriedigen, mich mehr als nur zum Waschen selbst dort zu berühren. Ich war mit weiteren Versuchen einverstanden, so versuchten wir es mit meiner Hand in seiner. Mir war es lieber, ihn abzulenken und streichelte vorsichtig seinen erigierten Penis, während Michael mich liebkoste und zart mit dem Finger in mich eindrang. Ich nahm das irgendwie wahr, doch schien es nicht recht zu wirken. Zum Glück zeigten meine Versuche mehr Erfolg und er half mir dann dabei, wie es am besten geht, bis ich ihm entschlossen ins Ohr flüsterte: "Komm doch in mich, wenn du magst, ich möchte es gern!". Er lächelte mich an und legte sich auf mich und unsere Lippen, unsere Zungen trafen sich wieder zu einem sensationellen Kuß, wobei er liebevoll meine hilflosen Beine positionierte, zwischen die mein Liebster sich kniete. Er richtete seine Oberkörper auf und liebkoste mit einer Hand meine Brüste, während ich wagte, mit seinem Penis meinen Venushügel und den Eingang meiner Vagina zu streicheln, sanft seine Hoden umfaßte, dann seinen Penis positionierte, mit etwas Spucke zusätzlich befeuchtete. Meine Hände umfaßten seinen Po und er verstand und drang ohne Zögern in mich ein und begann sich in mir zu bewegen. Ich hielt ihn und wir schauten uns an, während er das Tempo seiner rhythmischen Bewegungen steigerte, wobei ich ihn mit den Händen und leisem Flüstern ermunterte, anfeuerte, schneller und heftiger zu werden. Er folgte und hatte schnell seinen Orgasmus.
Michael sank auf mich nieder und ich war erleichtert. Es ging, war ganz einfach. Ich war glücklich und umarmte meinen Geliebten, schmiegte mich gierig und sehnsuchtsvoll an ihn. Ich war genug Frau für ihn, und das war alles, was ich wollte. Der Liebe schien eigentlich mehr gewollt zu haben, doch beruhigte ich ihn, daß es für mich sehr schön sei, so mit ihm zusammen zu sein. Ich wisse noch nicht einmal, ob ich einen Orgasmus haben könne, sei einfach glücklich in seinen Armen. Seine Lust sei auch die meine. Ich erlebte durch ihn unser Einssein.
Er akzeptierte das für diesen Abend und wir kuschelten uns zufrieden
aneinander, einfach nur glücklich. Ihn bei mir zu haben, war mir alles.
Wir küßten und liebkosten uns weiter.
Spät in der Nacht fragte Michael, ob er bleiben oder gehen solle, in Hinblick auf
Sonja und Anja. Ich war unentschlossen. Einerseits wollte ich ihn nicht gehen
lassen, andererseits wollte ich nicht unbedingt, daß mein herrlicher Liebhaber
morgens gleich wieder auf die beiden traf. Etwas erleichtert war ich dann, als dieser
anbot aufzubrechen.
Ich war einverstanden. Doch als diese Verlockung von einem Mann
mir den Abschiedskuß geben wollte,
schmiegte ich mich an ihn, umarmte ihn und wir fanden uns zu einem weiteren
heftiger werdenden Zungenkuß und begannen ein neues Liebesspiel,
welches mir sehr gefiel. Ich nahm ihn ein weiteres Mal in mich auf und
genoß seine Lust und seine Bewegungen. Ich genoß es, Frau zu sein
und als Frau genommen zu werden und hielt ihn fest in den Armen, den Liebsten.
Mein Kopf schwirrte unter seiner Zärtlichkeit, dem Reiben seines
Oberkörpers auf dem meinen. Es war so gut und intensiv, ihn zu
spüren, seine Lust und Leidenschaft bis zum Höhepunkt, wobei
mir auch ganz wohlig und wirr im Kopf wurde, so sehr war ich erregt, egal
wodurch, ich wußte es nicht, ließ es einfach geschehen. Unsere
heißen und verschwitzten Leiber klebten aneinander, ich hielt ihn, den
Geliebten verzückt in den Armen, oh was ein Tag, was für eine
Nacht! Welch ein Glück, ihn bei mir zu haben!
Später verabschiedete er sich dann und brach auf.
Der Abend und die Nacht mit Annette war einfach nur toll.
Sie ist so liebenswert und begehrenswert, ihr Lachen so verlockend,
und sie schien so glücklich zu sein. Wie gern versank
ich mit dem Kopf zwischen ihren prächtigen Brüsten,
streichelte ihre weiblichen Kurven, fuhr durch ihre lockige
blonde Löwenmähne.
Zu denken gab mir nur, daß sich ihre sprühende
Lust nicht in einem Höhepunkt löste. War ich zu
ungeschickt mit ihr? Zu ungeduldig? Waren das körperliche
oder seelische Folgen der Behinderung? Zumindest im Kopf
müßte es theoretisch gehen, wenn ich mir nur
genug Mühe gäbe, hoffte ich. Oder war ich nur
zu ungeduldig mit meinem Geschick und ihren Gefühlen?
Ihr schien das nichts auszumachen, im Gegenteil, für sie
schien es die Hauptsache zu sein, in meinen Armen Frau sein
zu können, begehrenswert und in sexueller Hinsicht
befriedigend. Zweifellos gab ihr die Nacht mehr Selbstvertrauen
und Selbstwertgefühl. Das war großartig.
Über meine Zweifel wollte ich jedoch gerne reden. So tat ich nur so, als verließe ich die Wohnung und schlich stattdessen zu Sonja ins Zimmer. Ich dachte, sie schlafe, doch flüsterte sie sogleich fragend meinen Namen. Ich gab mich zu erkennen und sie bat mich, die Tür zu verschließen, stand dann sogleich hinter mir und umarmte mich zärtlich, zog mich zum Bett. Diesmal aber wollte ich mit ihr reden. Ich wußte, sie hatte zahlreiche Erfahrungen und war sehr geschickt, so bat ich sie um Rat.
Sonja stimmte meinen Vermutungen zu, was Annettes Gefühle
betraf und sie freute sich für Annette, daß der Abend so
gut gelaufen war. Sie meinte, ich müsse ihr einfach Zeit lassen
und dürfe keinesfalls Druck machen, daß Annette ihren
Höhepunkt erreiche. In der Hinsicht dürfe ich sie nicht
bedrängen oder mich übermäßig anstrengen,
das täte sie nur quälen.
Wenn sich Annette nur fallenlassen müsse, so brauche sie Zeit,
genug Vertrauen zu fassen, um sich ganz gehen zu lassen. Wenn es
aber wirklich nicht möglich sei, daß sie einen Höhepunkt
haben könne - was sie nicht glaube - so dürfe ich sie natürlich
auch nicht mit absurden Versuchen und Techniken quälen.
Sie habe doch genossen, was geschehen sei, mit mir zusammen zu sein,
meine Zärtlichkeiten und meine Zuneigung zu spüren.
Mit der Zeit täten wir dann schon herausfinden, was ihr besonders
gefalle, das könne ich natürlich etwas intensivieren, mit der Zeit
würde sich so vielleicht mehr ergeben.
Sonja küßte mich auf die Wange und die Stirn und meinte, es sei gut, daß ihre dummen Fehler nun überwunden und ausgestanden seien. Annette sei ein guter Mensch und ich auch, wir hätten solch unsinnigen Streit nicht verdient.
Ich umarmte sie und gab zu bedenken, ob es ihr nicht zu schaffen mache, daß
ich jetzt auch eine Beziehung mit Annette hätte? Ich machte mir auch
Sorgen um Annette, wenn sie von unserer fortgesetzten Affäre erführe.
Sonja legte mir den Kopf auf die Schulter, ich solle mir deswegen keine Sorgen
machen, Annette wüßte doch längst davon. Sie sei ja nicht
dumm. Umso mehr fühle sie sich wohl als attraktive Frau, weil ich sie als
nicht Behinderte nicht etwa vorzog. Sie seien ja Freundinnen. Zwar sei die
Situation außergewöhnlich, aber ich sollte mir keine Sorgen machen.
Es liefe nichts falsch. Ich war erleichtert, daß sie das so sah und wir
verharrten noch eine Weile in unserer zärtlichen Umarmung, danach schlich
ich endgültig aus der Wohnung.
Es war gut und richtig, mit Michael gesprochen zu haben. Das hatte mich beruhigt, er schien mir nicht mehr böse zu sein.
Annette war am nächsten Morgen wirklich ganz aufgekratzt,
ihr Glück strahlte förmlich aus allen Knopflöchern.
Ich wollte sicher gehen, und als Anja zur Schule unterwegs war, sponn
ich den Gesprächsfaden geschickt um gemeinsame Andeutungen
herum. Es wurde klar, daß wir uns einig waren, daß wir uns
Michael teilen konnten. Annette hatte Zweifel, aber ich bestärkte sie
darin, Michael an sich zu binden, ihr Glück auszukosten.
Wir wollten uns keine Konkurrenz machen, obgleich es uns beiden
nicht ganz leicht fiel, damit klar zu kommen. Notfalls hätte ich ihn
ihr überlassen. Bei meiner diesbezüglichen Andeutung faßte
sie aber schnell meine Hand, ganz so sicher sei sie sich der Dauerhaftigkeit
ihrer Anziehungskraft doch nicht, sie fürchtete, daß sich Michael
mit ihr zu viel zumuten und dann irgendwann doch frustriert
das Interesse verlieren könnte. Sie tat mir leid, daß sie sich
immer noch unsicher war, denn dafür gab es keinen Grund, denn
Michael mochte sie als Frau, als attraktive und intelligente Frau. Er hatte
kein Mitleid mit ihr, er begehrte sie wie mich. Aber vermutlich fühlte
Annette auch, daß ich Michael ebenfalls begehrte. So wenig wie sie
verzichten wollte, wollte sie auch nicht, daß ich verzichten sollte.
So entstand wohl unser Einverständnis, unser Pakt, einfach zu
genießen, glücklich mit der entstandenen Situation zu sein, statt
sich gegenseitig zu quälen. Und wir kamen sehr gut damit klar, hätten
jedoch lauthals gelacht, wenn uns noch vor Wochen jemand vorgeschlagen
hätte, einen Mann zu teilen, es wäre einfach absurd gewesen.
So spielte sich alles ein. Weder abwechselnd noch abgezählt war ich wohl in etwa gleichen Teilen bei Sonja oder bei Annette. Wir fanden viel Gefallen an unserem Arrangement. Wenn ich bei Annette war, hielt ich mich an Sonjas Rat. Tatsächlich öffnete sich Annette immer mehr, genoß einfach unser Beisammensein. Einmal gelang es ihr dann endlich, sich ganz fallenzulassen. Sie hatte einen Orgasmus, ganz sanft und leicht und doch wunderbar, wobei ich zwar nicht genau wußte, wie wir das hinbekommen hatten, der aber ihr Selbstwertgefühl ungemein steigerte. Sie wußte nun, daß sie prinzipiell wie jede Frau empfinden konnte, wenngleich wir auch nicht genau herausgefunden hatte, von wo genau der Orgasmus ausgegangen war. Sie war eine ganze Frau und garantiert kein Neutrum. Dabei konnte es letztlich egal sein, ob dieser Höhepunkt in ihrem Unterleib seinen Ursprung hatte, im Reizen ihres Brustbereiches oder in ihrem Kopf. Er war da und harrte zahlreicher köstlicher Nachfolger, die nicht immer gelangen aber uns durchaus häufiger erfreuten. Ich war erleichtert darüber, denn ich mochte sie sehr, umso mehr, als sie an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl gewann. Der wesentliche Punkt war ja auch nicht der Orgasmus selbst, sondern vielmehr die Tatsache, daß wir nun nicht mehr auf diese Frage fixiert waren und einfach mit oder ohne, aber zusammen glücklich sein konnten.
Wie überrascht war ich, als bald darauf Anja vor meiner Wohnungstür
stand. Sie war sehr aufgewühlt und ich bat sie erst einmal herein. Sie
sprach, sie müsse unbedingt mit mir sprechen. Sie hatte Tränen
in den Augen und sie tat mir leid.
Kurzentschlossen nahm ich sie fest in den Arm und küßte ihr die
Tränen von den Wangen, streichelte sie beruhigend, gespannt, was sie
so aufgeregt haben mochte. Die Arme beruhigte sich aber nicht und ich schloß
ihre bebenden Lippen mit den meinen und hielt sie fest, bis ihr Zittern aufhörte
und sie sich ein wenig entspannte. Zögernd umarmte sie mich, was mich
ermunterte, Anja weiter zu liebkosen.
Es war unglaublich. Obwohl ich mit Annette und Sonja gleich zwei wunderbare Geliebte hatte, bekam ich sofort eine Erektion und begehrte sie. Wie sie so hilfesuchend in meinen Armen lag, spürte ich nur, wie sehr ich Anja begehrte. Meine Zärtlichkeiten und meine Zuneigung sollte all ihre Sorgen vertreiben.
Abermals hatte sie ihre schützende Maske fallengelassen und war
zugänglich, hatte die Kontrolle verloren, die sie anfangs noch zurück
zu erlangen suchte, dann jedoch ganz in meine Arme sank und ihren Willen
verlor. Ich trug meine zauberhafte Eroberung ohne Zögern zum Bett
und entkleidete uns nebenbei, während ich diesen Schatz gleichzeitig mit
Lippen, Zunge und Händen
verwöhnte, massierte, mich an ihr fordernd rieb. Ich war weniger
unsicher als beim ersten Mal und wagte mehr, streichelte und neckte sie,
daß sich Anja ganz entspannte, schleckte zart ihren süßen
Körper, saugte an ihren Lippen, ihrem Busen, streichelte ihre Brüste,
spielte mit der Zungenspitze an ihren Brustwarzen und am Bauchnabel.
Meine Hände umfaßten ihre Pobacken und ich schmiegte mich
an ihren sensiblen Körper, sie machte nur seufzend Platz. Ich
streichelte meine Geliebte weiter und massierte
Füße, Unter- und Oberschenkel, erst außen und dann innen
herauf fast bis zur Scham, daß sie erschauerte. Anja umschloß mich
fester mit den Beinen, was mir gefiel. Meine Lippen auf ihrem Mund forderte
meine Zunge Einlaß, den diese zum ersten Male gewährte.
Während unseres leidenschaftlichen Kusses drang mein Penis leicht
in ihre Vagina ein und sanft steigerte ich unsere Erregung, pausierte, setzte es
fort, mir und ihr viel Zeit lassend.
Gab es Anzeichen, wie weit ihre Erregung bereits fortgeschritten war? Ich
konzentrierte mich auf die feinsten Regungen ihres zarten Leibes, auf ihr
Atmen, ihre Reaktionen, hielt mich zurück, während ich mit
Lippen, Zunge und Händen Zärtlichkeiten und Anregungen
so dosiert verteilte, daß sie meinen Vorsprung an Erregung einholen
konnte.
Tatsächlich hatten meine Bemühungen guten Erfolg und wir
kamen fast gleichzeitig zum Höhepunkt. Ich hielt sie ganz fest und
geborgen und so lange umarmt bis wir uns beruhigt aneinander schmiegten
und unsere Nähe wortlos und halb träumend einfach genossen.
Später fragte ich Anja, worüber eigentlich so dringend gesprochen werden mußte, was sie so aufgeregt habe. Die jetzt so Anlehnungsbedürftige kuschelte sich an mich und lachte leise, das sei nun auch nicht mehr wichtig, wie hätten wir nur so etwas Verrücktes und gleichzeitig so Schönes tun können? Wie könne so etwas Falsches nur solch intensive Gefühle auslösen, so himmlisch gut tun? Ich hatte keine Antwort außer einem weiteren liebevollen Kuß.
Anja möchte nun wissen, wie ich zu Annette und zu Sonja stehe.
Ich gab unumwunden zu, daß ich mit beiden eine Beziehung hätte,
von der aber wohl beide wüßten.
Die Anlehnungsbedürftige legte den Kopf an meine Schulter und
zögerte. Sanft streichelte ich ihre Wange und spürte dort
eine Träne. Ich schaute in ihr Gesicht und küßte
erneut ihre Lippen.
Ich beteuerte, auch an ihr liege mir sehr viel, ich möge sie sehr gern
und würde ihre Zuneigung bestimmt nicht ausnutzen wollen. Ich wisse
doch auch nicht, wir uns das alles habe passieren können, doch nun
könne ich es nicht mehr aufhalten und auch nicht mehr ändern.
Ich hätte einfach nicht widerstehen können. Wenn sie mich
ansehe, sei ich ihr verfallen. Gegen ihr Lachen, ihr zauberhaftes Wesen
gebe es kein Widerstehen. Ich sei nur ein dummer, undisziplinierter Mann,
es sei zum Verzweifeln, ein Fluch.
Nun mußte Anja lächeln und gibt mir einen lieben Kuß auf die Stirn. Das sei doch nicht so schlimm. Sie und ihre Freundinnen würden mich wohl trotz oder wegen meiner Schwächen mögen. Wir umarmten uns müde.
Anja schien seit ein paar Tagen ihre Ausgeglichenheit verloren zu haben. Das war mir und auch Sonja bereits aufgefallen. Obwohl wir derzeit eigentlich mit eigenen Angelegenheiten genug zu tun hatten, machten wir uns doch Gedanken, zögerten aber noch, Anja offen zu fragen, doch da bat sie uns auch bereits um eine Aussprache.
Sie beichtete uns ihre tiefe Zuneigung zu Michael und daß sie ebenfalls zweimal Sex mit ihm gehabt habe. Sie nannte den Zeitpunkt des ersten Males und gab mit hochrotem Kopf zu verstehen, wie schön das für sie gewesen sei, wie unvergleichlich. Wir waren überrascht, weil unsere Freundin doch sonst kein besonderes Interesse an Männern in sexueller Hinsicht zeigte, es ihr sonst nicht gelang, ihre Scheu zu überwinden, aus sich herauszugehen und Gefühle zu zeigen, aus ihren Träumen zu erwachen. Jetzt war Anja hellwach und fuhr fort, weder das erste noch das zweite Mal seien eigentlich geplant gewesen. Es sei einfach passiert und sie habe es zugelassen, weil sie Michael so sehr mochte und ihn über alles begehrte.
Zwar waren wir erstaunt über ihr Geständnis, doch nicht
schockiert, hatte er uns nicht ganz ähnlich beeindruckt? Wir suchten
Anja zu beruhigen, und wir berieten eine ganze Weile. Wir konnten
natürlich nie sicher sein, wie lange unserer kompliziertes
Beziehungsgeflecht zu Michael gut gehen konnte, wie lange wir vier
so weit miteinander dauerhaft zurecht kämen und Kompromisse
eingehen konnten, um nicht nur glücklich zu sein, sondern es auch
zu bleiben. Einerseits war die Lage verworren, andererseits aber auch
ganz klar und einfach, solange wir ehrlich und offen zueinander waren.
Doch Anja hatte noch mehr zu berichten, was dann auch
uns dazu veranlaßte, die Karten offen auf den Tisch zu legen, die
ohnehin nicht mehr lange verborgen bleiben konnten. Und wie überrascht
waren wir, als jede praktisch das Gleiche zu beichten hatte.
Wir luden Michael zum gemeinsamen Abendessen ein.
Ein paar Tage nach Anjas Besuch hatte mich Annette wieder zum Abendessen
eingeladen. Wie staunte ich, als mich alle drei Freundinnen lächelnd
begrüßten. Sie hatten sich alle recht fein gemacht und zeigten
sich recht verführerisch und lachten mich schelmisch an.
Ich verstand nicht. Sie waren alle drei so fröhlich und aufgedreht,
sich so einig und kündigten mir eine Überraschung nach dem
Essen an. Ich war gespannt.
Das Essen war hervorragend und wir alle erprobten uns an lockerer
Konversation, die angekündigte Überraschung wollte mir
aber nicht aus dem Kopf.
Gleich nach dem Essen fragte ich neugierig nach und erneut
lachten sie vergnügt. Anja ergriff das Wort und erklärte,
Leidenschaft und Zuneigung, schiere Lust und wohl auch Liebe
hätten sie alle einmal oder mehrere Male unvorsichtig werden
lassen und das hätte Folgen gehabt - nicht gewollt und geplant,
aber als ein Zeugnis ihrer Zuneigung, Verbundenheit und Liebe doch
herzlich willkommen. Mit diesen Worten holten sie alle drei sanft
lächelnd einen Schwangerschaftstest hervor und gratulierten
mir zur dreifachen Vaterschaft.
Die eigentliche Handlung der Geschichte ist größtenteils aus banalen Elementen zusammengesetzt, von denen einige vielleicht gar einem pornographischen Film entlehnt sein könnten. Von daher handelt es sich um die bewährte Struktur der stereotypenkombinatorischen Methode.
Interessiert hat mich bei diesem Text mehr der stete Wechsel der Einzelperspektiven.
Die subjektiven Sichtweisen des Geschehens der einzelnen Protagonisten wurden hart und
kommentarlos gegeneinander gesetzt.
Ein und dieselbe Situation wird doch recht unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert.
Es gelingt den Protagonisten eigentlich auch gar nicht, ihre Interpretationen zur Deckung
zu bringen, obgleich das eigentliche Geschehen aus der Sicht des Einzelnen leicht nachvollziehbar
und banal ist.
Doch so wie ihre Beschreibungen der Situationen kommentarlos und hart gegeneinander gesetzt
werden, so wenig vermögen sie sich gegenseitig mitzuteilen. Jeder bleibt mit seinen
Gedanken für sich und vermag sich das Geschehen zwar erklärbar zu machen, nicht
jedoch den anderen. Das jeweilige Ich bleibt isoliert, obgleich in Gesellschaft. Die Isolation findet
bereits im Kopf statt, Kommunikation findet nicht zwangsläufig zur Verständigung statt.
Zwar sind die Informationen der Einzelpersonen situationsbedingt immer unvollständig,
doch gelingt es ihnen auch nicht, sich geeignet auszutauschen, um die Situation zu klären.
Wie die Zugänglichkeit in diesem Falle von internet-Projekten das Einstiegsthema der
Geschichte ist, so wird es im Verlaufe der Geschichte mehr und mehr die Gedankenwelt der
Protagonisten, die sich für alle als nur schwer vermittelbar herausstellt. Zweifel am Selbst
und fehlendes Vertrauen in seine Mitmenschen sind hier die Barrieren, die
unüberbrückbar scheinen. Es fällt gar nicht so leicht, miteinander verständlich
zu reden, die eigenen Gefühle darzustellen, ja sich über die eigene Interpretation der
Ereignisse selbst klar zu werden.
Statt zu agieren, wird oft nur reagiert, statt das eigene Leben zu gestalten, werden die Dinge einfach
laufen gelassen.
Weil die Protagonisten ihren Handlungen selbst keinen Sinn, kein Ziel gegeben haben, ist ihre
Motivation auch nur schwer vermittelbar, unzugänglich.
Das sich in der Struktur des Textes widerspiegelnde Verharren im Subjektiv steht den
Protagonisten selbst im Weg, es macht sie unfähig, die Situation, den heraufdämmernden
Konflikt frühzeitig zu lösen, zu beherrschen. So ist es eigentlich immer die Situation,
die sie beherrscht.
Der Leser hingegen hat Einblick in die Gedankenwelt jedes einzelnen, von denen er abwechselnd den Handlungsablauf erzählt bekommt. Nur scheinbar ist der Leser so direkt am Geschehen dran, tatsächlich aber müssen die abwechselnden subjektiven Darstellungen eher verfremdend wirken. Der Leser bleibt auf Distanz, bleibt Beobachter in den Köpfen der Beteiligten. So hat er immer mehr Überblick als diese selbst, ohne aber auch nur die Chance für eine objektive Sicht von Außen auf die Dinge zu erhalten. Trotz dieser Distanz - hätte der Leser die Situation, den Konflikt auflösen können? Wie hätte er gehandelt? Erweist sich auch für ihn die ganze Situation als unzugänglich?
Auch das Ende des Textes vermag weder für den Leser noch für die Protagonisten
eine Lösung parat zu halten - wie auch, da sich letztere zuvor nicht bemüht haben,
ihre subjektiven Eindrücke aufeinander abzustimmen. So mag ihnen wie dem Leser am
Ende langsam aufgehen, daß die wirkliche Geschichte eigentlich erst beginnt.
Während sich die Beteiligten den weiteren Konflikten werden kaum entziehen können,
hat diesmal der Autor dafür gesorgt, daß dieser Teil der Geschichte dem Leser
unzugänglich bleibt, so dieser sie nicht selbst in seiner subjektiven Sicht weiterspinnen
mag. Und so wird der Leser gerade in die Situation versetzt, um die es zu Beginn der Geschichte
geht.
Etwas erweist sich als unzugänglich, was als relevant oder interessant vermutet wird.
So vermag der Leser doch noch seine Distanz verlieren und ganz genau diese Situation erleben,
durch eine Konstruktion ausgesperrt zu sein.
Wie auf internet-Seiten beziehungsweise allgemeiner Informationsangeboten zum einen und
in der Architektur zum anderen die Ursachen der Aussperrung
Ignoranz und Ungeschick der Seitenersteller oder Architekturplaner sind, die es Minderheiten
unmöglich machen, das begehrte Ziel zu erreichen, so sieht sich der Leser hier selbst
ausgesperrt in die Situation jener Minderheiten versetzt, er kann miterleben, nachvollziehen,
worum es geht.
Der Bogen spannt sich so vom Ende zum Anfang zurück und das Thema wird implizit auf vielschichtigen Pfaden immer wieder aufgenommen und variiert. Auch daher die harten Schnitte, der kommentarlose Wechsel der Erzähler, die so isoliert bleiben.
Als Autor mag ich Glück haben, wenn der Leser aus dieser Tragikomödie etwas
mitnimmt: Lernt miteinander zu reden, die Subjektivität zu überwinden.
Ja und macht euch und eure Welt zugänglicher und sperrt niemanden aus, sei es nun
aus Dummheit oder Bequemlichkeit.
Und wem all dies zu akademisch ist, der könnte ja wenigstens seine Phantasie anstrengen
und die Geschichte einfach weiterspinnen, so die Unzugänglichkeit, die Isolation
überwinden und sie vielleicht auch anderen zugänglich machen, sich auch
einmal in den Kopf gucken lassen beim Spekulieren, Interpretieren, Hinterfragen.
Dann wäre ich schon ganz zufrieden.