Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2001-02/03
Im gleichen Königreich auch in der Hauptstadt lebte Jonas, der an der Universität arbeitete und die Prinzessin schon seit längerem in aller Stille verehrte, aber keinen Zugang zu ihren Kreisen hatte. Schon lange faszinierte ihn diese Frau, ihr Witz und ihre Redegewandtheit, die offenbar auf Wissen und nicht nur auf rhetorischen Tricks beruhte.
Einigen Streitgesprächen der Prinzessin hatte er schon zuhören können, einmal hatte er durch Zufall dabei sein können, als Maria Michaela einmal wieder einen ihrer aufgeplusterten Verehrer vorführte, der es vom Benehmen her auch nicht besser verdient hatte. Ihre Worte, Gesten, Bewegungen, der ganze Anmut ihrer Erscheinung zog ihn so in ihren Bann, daß eine große Sehnsucht in ihm erwachte, sie näher kennenzulernen, selbst wenn er sich dadurch auch zum Narren machen sollte, denn er sah schon, daß es mehr die Verehrer selbst waren, die sich zum Narren machten, die Prinzessin verstand es nur ausgezeichnet, ihnen die Gelegenheit dazu zu geben und die Bühne dafür zu bereiten. Bislang ergab sich die Gelegenheit nur nicht, einmal ein Gespräch mit ihr zu beginnen oder ihr auch nur vorgestellt zu werden - er wußte auch nicht, wie er es hätte anstellen sollen, hatte da auch keine Beziehungen, die das möglich gemacht hätten.
So traute er seinen Augen kaum, als er Maria Michaela verkleidet und mit
prall gefülltem Rucksack auf den Stadtausgang zueilen sah.
Er reimte sich etwas zusammen, da sich in letzter Zeit die gelangweilte
Stimmung der Prinzessin allgemein herumgesprochen hatte. Allerdings war
ihm nicht klar, ob es sich wieder um einen vergnüglichen Streich von
ihr mit einem ihrer Verehrer handelte oder um etwas anderes.
Die Prinzessin gelangte ansonsten unerkannt aus der Stadt heraus. Die
frische Luft auf dem Weg bekam ihr gut. Jonas sah ihr vorsichtig vom
Stadtrand aus nach.
Einer spontanen Eingebung folgend, eilte er zurück, borgte sich
geeignete Kleidung von einem Freund, packte das Notwendigste in den
ebenfalls geliehenen Rucksack und eilte ihr kurzentschlossen nach. Es
war ja vorlesungsfreie Zeit und Urlaub hatte er auch gerade, den er
gar bei Bedarf (unbezahlt) bis zum Herbst verlängern konnte.
Obwohl Jonas sich beeilt hatte, hatte die Prinzessin natürlich
bereits einen großen Vorsprung. So lief er so schnell er nur
konnte.
Doch er hatte Glück, an der ersten großen Wegkreuzung sah er sie gerade noch hinter einer Wegbiegung verschwinden. Er kannte sich hier noch aus, hatte eine Idee, wählte einen Schleichweg durch ein Wäldchen, um ihr doch noch zuvor zu kommen.