Als ich Sonja in die prekäre Lage einweihte, raste mein Herz.
Einerseits hoffte ich, sie würde schockiert ablehnen und mich irgendwie
aus der Situation retten, meinem absurden Treiben ein Ende bereiten.
Andererseits wollte ich Michael nicht enttäuschen.
Ich hatte mit all dem angefangen, hatte Schuld an allem, was da kommen
möge. Doch Sonja gab meiner Bitte schließlich nach.
Nach erstem Zögern schien sie langsam an dem Gedanken gefallen
zu finden, Michael persönlich kennenzulernen. So begannen wir
zu planen.
Sonja wollte alles organisieren. Ich mußte nur mit Michael einen
Termin vereinbaren. Wir waren plötzlich viel zu viel damit beschäftigt,
den Plan umzusetzen, als überhaupt noch daran zu denken, um was es
dabei eigentlich wirklich inhaltlich ging.
Ich schlug Michael einen Termin vor und erinnerte noch einmal daran, daß
alles von Anfang bis Ende gespielt sein werde, wir dürften keinesfalls aus
unseren Rollen fallen, sonst sei der Reiz des Spiels verflogen. Es müßten
sich zwei Menschen in jener Hotelbar treffen, die sich zuvor nicht kannten, dem
Zauber des Augenblicks verfallen, eine Nacht der Leidenschaft, der Lust und des
wilden Begehrens miteinander verbringen und dann am nächsten Morgen
wieder auseinander gehen. Das alles betreffe nicht unsere email-Freundschaft.
Michael war einverstanden und wir einigten uns darauf, das Abenteuer auch dann
nicht schriftlich zu kommentieren, damit es wie eine Phantasie bleibe.
Ich verständigte mich mit Sonja, daß sie mir genau berichten müsse.
So kam der Tag des Treffens.