Anja schien seit ein paar Tagen ihre Ausgeglichenheit verloren zu haben. Das war mir und auch Sonja bereits aufgefallen. Obwohl wir derzeit eigentlich mit eigenen Angelegenheiten genug zu tun hatten, machten wir uns doch Gedanken, zögerten aber noch, Anja offen zu fragen, doch da bat sie uns auch bereits um eine Aussprache.
Sie beichtete uns ihre tiefe Zuneigung zu Michael und daß sie ebenfalls zweimal Sex mit ihm gehabt habe. Sie nannte den Zeitpunkt des ersten Males und gab mit hochrotem Kopf zu verstehen, wie schön das für sie gewesen sei, wie unvergleichlich. Wir waren überrascht, weil unsere Freundin doch sonst kein besonderes Interesse an Männern in sexueller Hinsicht zeigte, es ihr sonst nicht gelang, ihre Scheu zu überwinden, aus sich herauszugehen und Gefühle zu zeigen, aus ihren Träumen zu erwachen. Jetzt war Anja hellwach und fuhr fort, weder das erste noch das zweite Mal seien eigentlich geplant gewesen. Es sei einfach passiert und sie habe es zugelassen, weil sie Michael so sehr mochte und ihn über alles begehrte.
Zwar waren wir erstaunt über ihr Geständnis, doch nicht
schockiert, hatte er uns nicht ganz ähnlich beeindruckt? Wir suchten
Anja zu beruhigen, und wir berieten eine ganze Weile. Wir konnten
natürlich nie sicher sein, wie lange unserer kompliziertes
Beziehungsgeflecht zu Michael gut gehen konnte, wie lange wir vier
so weit miteinander dauerhaft zurecht kämen und Kompromisse
eingehen konnten, um nicht nur glücklich zu sein, sondern es auch
zu bleiben. Einerseits war die Lage verworren, andererseits aber auch
ganz klar und einfach, solange wir ehrlich und offen zueinander waren.
Doch Anja hatte noch mehr zu berichten, was dann auch
uns dazu veranlaßte, die Karten offen auf den Tisch zu legen, die
ohnehin nicht mehr lange verborgen bleiben konnten. Und wie überrascht
waren wir, als jede praktisch das Gleiche zu beichten hatte.
Wir luden Michael zum gemeinsamen Abendessen ein.