Geschrieben: 1993-07-27/08-06, 2015-01-09/18
Ich spüre ihren Kuß auf meiner Stirn, öffne die Augen, fasse mit meinen Händen ihren Nacken, ziehe ihren Kopf zu mir heran, unsere Lippen treffen sich, pressen sich aufeinander, ihre Hand auf meiner Schulter, wir drehen uns, sie liegt jetzt auf dem Rücken, ich schräg neben ihr, ihre Lippen hält sie fest geschlossen, umarmt mich jetzt, drückt mich an sich, ich spüre ihren köstlichen Leib, wie unsere Haut aneinander reibt. Ich öffne den Mund etwas, meine Zunge drängt sich zwischen ihre Lippen, doch sie gibt nicht nach, hält den Mund weiter fest geschlossen, eine ihrer Füße streicht an meinem Bein auf und ab, dann umklammern mich ihre beiden Oberschenkel kräftig, ziehen mich auf sie. Ich presse meine Zunge mit ganzer Kraft gegen ihre Lippen, die nur widerstrebend zur Seiten gedrängt werden, meine Zunge fährt an ihren Zähnen entlang, als sie endlich nachgibt, verlangt Einlaß, sucht, bis sie den Mund langsam öffnet, meine Zunge drängt wild hinein zu der ihren, streichelt und umspielt sie. Sie lockt sie sogar heraus und in meinen Mund hinein und wieder zurück in ihren. Meine Zungenspitze kitzelt sie unter der ihren, streift an ihren Zähnen entlang, lernt ihren ganzen Mund kennen und spielt wieder mit ihrer Zunge, lockt diese wieder in meinen Mund, um diesen kennenzulernen, dann trennen sich unsere Münder wieder, nur die Zungen spielen noch eine Weile mit den Lippen des anderen, wir schauen uns an, ich sehe ihre niedlichen kleinen Grübchen wieder, denn sie lacht vor Glück, ihr ganzes Gesicht strahlt mich an, sie zieht mich wieder an sich, ihre Hände halten meine Schulterblätter fest.
Der Duft ihrer Haare spielt mit meiner Nase, sie reibt ganz sanft ihre Wange an der meinen, sie flüstert, sie möchte mich eigentlich nie wieder loslassen, fügt aber gleich hinzu, leider beginne ihre Vorlesung um 11 ct. Ich erwidere, ich hätte heute gar keine Vorlesung. Sie erklärt, sie sei Montag Nachmittag um 15:45 fertig, müsse dann noch einkaufen, fragt nach Brotbelag, den ich mag, stellt abschließend fest, spätestens um 17:00 sei sie also Zuhause, ob ich dann bei ihr sein könne? Ich stimme zu und küsse liebevoll erst ihre linke, dann die rechte Schläfe, ihre Wangen vorsichtig mit den Händen haltend und wir genießen noch ein wenig unser Zusammensein. Dann frage ich, während sie nun doch die Umarmung löst und aufsteht, meine Blicke auf ihren schönen, nackten Körper gerichtet, ob sie immer noch Verwendung für meine Socken habe? Sie grinst, natürlich, gerade dieses Wochenende sei sie doch von mir getrennt. Ich schlage vor, daß sie dann jene nehmen solle, die ich gestern getragen habe, damit ist sie einverstanden, geht ins Bad und wäscht sich, kommt zurück und zieht sich an.
Nachdem sie einen Blick nach draußen geworfen und festgestellt hat, daß immer noch gutes Wetter ist, entscheidet sie sich für einen kurzen Rock, ein T-Shirt, meine Socken, flache Schuhe, obwohl sie zugeben muß, normaler Weise würde sie an so einem Tag keine Socken tragen, aber das sei unter diesen Umständen nicht zu ändern.
Sie geht in die Küche, um Frühstück zu machen, ich ins Bad, um mich zu waschen, dann ziehe ich mich an. Da ich heute nicht bei ihr frühstücke, umarmen wir uns noch einmal in der Küche, dann gehe ich, draußen winke ich zu ihrem Fenster hinauf, sie steht und schaut mir noch einen Augenblick nach.
Ich bin zu aufgewühlt und statt mit der Straßenbahn zu fahren, gehe ich zu Fuß durch den Morgen heimwärts. Ich versuche zu sortieren, was sie mir alles so erzählt hat. Der wichtigste Punkt ist erst einmal, wir sind ein Paar und mir ist ganz schwindelig vor Glück. Und was sie über sich erzählt hat? Einerseits hat sie da weitreichende praktische sexuelle Erfahrungen gemacht, in der Summe mit mehr Personen als ich selbst, trotzdem hat sie offenbar doch enorme Probleme gehabt, sich ihren eigenen Bedürfnissen zu stellen oder sich diesen hinzugeben. Und nach all den letztlich frustrierenden Erfahrungen hat sie sich dann offenbar erst in der letzten Zeit ein Konzept zurechtgelegt, mit welchem sie mich konfrontiert. Hoffentlich geht das gut. Einerseits bin ich da etwas skeptisch, andererseits will ich mein Bestes versuchen, damit sie zufrieden und glücklich ist und bleibt. Also sorgsam vorgehen, Gedanken entwirren und mehr ahnen als spüren, was letztlich richtig oder passend für uns beide sein könnte. Kommt mir die Aufgabe zu, die Konzepte zu sortieren und in praktisch brauchbare Bahnen zu lenken oder bin ich selbst zu sehr verwirrt, erregt, wenn ich bei ihr bin, um klaren Gedanken zu folgen? Wie so oft bin ich eher der Beobachter als der dominante Teil. Von daher also abwarten, reagieren, versuchen herauszufinden, was gut für sie ist und was nur eine fixe Idee, die zu weiteren Problemen führen wird, dann vielleicht versuchen, sachte zu lenken oder auch nur ihren Aktivitäten zu folgen, sofern das in Ordnung zu sein scheint. Ansonsten ist es vermutlich besser, es so erscheinen zu lassen, als sei alles ihren Konzepten entsprungen, ihre Idee, während ich dann vielleicht doch hier und da etwas korrigiere, was sonst vermutlich nicht gut enden würde - doch kann ich das immer so einfach und in der jeweiligen Situation mit ihr beurteilen. Der kühle Kopf ist dann jedenfalls zum guten Teil dahin, wenn ich zwischen ihren Beinen, in ihrer Umarmung gefangen bin...
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben.
Johann Wolfgang von Goethe
Raum ist in der kleinsten Hütte, für ein glücklich liebend Paar.
Friedrich Schiller
Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand.
Blaise Pascal
Liebe ist alles was unser Leben steigert, erweitert, bereichert. Nach allen Höhen und Tiefen. Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
Franz Kafka