Es war ein Schock, als Michael in der Tür stand und Anja meinen Namen
nannte. In einem einzigen Augenblick war unsere Schummelei in sich
zusammengebrochen.
Lag sein Entsetzen nur darin, daß ich nicht die war, die er kennengelernt
hatte? Dann hätte zumindest Sonja noch eine Chance. Oder lag es daran,
daß ich im Rollstuhl saß? Auch dann könnte Sonja noch
versuchen, sich mit ihm zu versöhnen. So oder so waren meine Wochen
des Glücks vorbei. Was hatte ich für einen Blödsinn
angestellt?
Als er fort war, sahen wir uns nur stumm und verlegen an. Wir hatten richtig
Mist gebaut und waren damit aufgeflogen. Michael würde sich doch nie
wieder melden! Er war mir wichtig geworden. Ich hatte ihn gut kennengelernt
und schätzte und mochte ihn doch so sehr. Ich hätte gar nicht
mehr verlangt. Mich mit anderen Menschen anzufreunden, mich vertraut zu
machen, war nicht mein Talent. Jetzt war die Verzweiflung groß, verloren
zu haben, was mir nie gehört hatte. Sonja vorwerfen konnte ich auch
nichts und sie mir ebenso wenig.
Wir waren so deprimiert, daß er unser dummes Geheimnis einfach so entdeckt hatte, ohne eine Chance, es ihm so beizubringen, daß er nicht schlecht von uns dachte.
Erst später fiel uns auf, daß Anja, unsere Träumerin ihm gefolgt war? Konnte sie etwas erreichen? Wir hatten sie ja in unser Spiel nicht einmal eingeweiht. Anja mußte uns genauso verachten wie Michael.