Geschrieben: 1993-07-27/08-06, 2015-01-09/18
Ich habe zwei interessante Vorlesungen von 9 ct bis 10:45 beziehungsweise von 11 ct bis 12:45, für die halbstündige Pause habe ich mir Platons Gastmahl eingepackt, von welchem ich in dieser kurzen Zeit noch einmal die Rede des Sokrates lese. Wie üblich kommen um circa elf Uhr zwei flüchtig bekannte Studentinnen in den Raum zur Vorlesung und erkundigen sich neugierig nach dem, was ich lese und man zeigt sich recht überrascht über meine klassische Lektüre, wir plaudern ein wenig darüber.
Mittag esse ich in der Mensa, wozu ich mich dann doch entschließe, obwohl das Angebot nicht gerade überzeugend ist. In der TIB bestelle ich meine Fachartikel für den nächsten Tag. Danach fahre ich nach Hause, ruhe mich noch etwas aus. Anschließend packe ich meine Sachen für Dienstag zusammen, einschließlich der neu erworbenen Zahnbürste, spiele nachdenklich mit der für M. gekauften Kette an meinem rechten Handgelenk, greife dann wieder zum Computerspiel und lasse so die Zeit verrinnen bis etwa 16:35, dann breche ich auf.
Ich richte es so ein, daß ich um 16:59 an der Haustür läute, sie öffnet durch die Gegensprechanlage, wartet oben vor der Tür, ich eile hinauf, wir fallen uns in die Arme, ich drücke sie ganz fest an mich, sauge den herrlichen Duft ihrer Haut, ihrer Haare tief mit der Nase ein. Sie zieht mich in die Wohnung, schließt mit dem Fuß die Tür, lehnt sich rückwärts gegen die Wand, drückt mich noch fester an sich, zieht sich an mir hoch, ihre Schenkel klammern sich um meine Hüften, pressen sich an mich, wir küssen uns erst im ganzen Gesicht, wild und sehnsüchtig, dann spielen unsere Zungen wieder miteinander ein köstliches Spiel, vor unseren Mündern und in ihnen, ein Rausch der Gefühle, wieder zusammen, nicht mehr allein! Die ganze, in den vergangenen Tagen nur mühsam im Zaum gehaltene Sehnsucht entlädt sich in dieser Umarmung, in unseren wilden, stürmischen Küssen, unseren Liebkosungen. Wir strahlen uns gegenseitig glücklich an, ich küsse die Grübchen in ihren Wangen.
Nach dieser sich lang und wortlos hinziehenden Begrüßung geht sie, meine Hand haltend in ihr Zimmer voraus, setzt sich aufs Bett. Ich setze mich zu ihren Füßen nieder, streichele ihre Beine, küsse ihre Knie, ihre Waden, ziehe ihr die Socken aus, nehme das Kettchen von meinem Handgelenk und lege es um ihr Fußgelenk, erläutere, so habe sie etwas von mir, ohne im Sommer Socken tragen zu müssen. Sie lacht, zieht mich zu sich herauf, wir umarmen uns wieder, liegen im Bett, küssen uns, drehen uns hin und her, dann schaut sie sich das Geschenk neugierig genauer an, spielt damit, hält es für ein sehr hübsches und gelungenes Geschenk, schlicht und relativ unaufdringlich sei es immer tragbar. Sie habe eben ein bißchen Musik gehört, ob ich wolle, daß sie sie wieder anstelle? Ich bin einverstanden. Sie erklärt, es sei von Mozart und unterbricht die Pause des CD-Spielers, kehrt zum Bett zurück. Sie lehnt sich mit dem Rücken gegen die Wand, mein Kopf auf ihrem Schoß hören wir Musik, sie spielt ein wenig mit meinen Haaren, schließt dabei die Augen.
Als die CD zuende gespielt ist, erzählt sie, sie habe, anfangs auf Drängen ihrer Eltern, selbst Flöte und Klavier spielen gelernt, ihr Vater spiele selbst Klavier. Später in der Schule seien aus eigenem Interesse noch Saxophon und Gitarre hinzugekommen, die jedoch mehr zum Spaß. Sie hält meinen Kopf, steht auf, ich lehne mich an die Wand, sie holt eine Flöte hervor und spielt für mich Die kleine Nachtmusik. Ich lobe ihre Kunstfertigkeit, gestehe, der Versuch einer Musiklehrerin der Realschule, allen Schülern die Musik näher zu bringen, indem wir Blockflöte spielen lernen sollten, habe dazu geführt, daß ich fortan lieber nur noch Musik gehört hätte, ebenso habe ihr Versuch, uns Tanzen beizubringen, bei mir dazu geführt, auch von diesem Treiben Abstand zu nehmen. M. lacht, Musiklehrer könnten manchmal grausam sein. Ihr sei es immer leicht gefallen, neue Instrumente gut spielen zu lernen, es habe ihr auch immer viel Spaß gemacht, neue Instrumente und Stücke zu lernen. Die schwierigen Stücke hätten natürlich ihren besonderen Reiz, weil man sich mit ihnen intensiv beschäftigen müsse, die einfachen machten vor allem Spaß und Freude, weil man sie gleich spielen könne, ohne groß auf die Technik zu achten. Sie brauche meistens nur noch die Noten zu sehen, um sich die Musik dazu vorstellen zu können, es sei, als höre sie sie schon im Kopf, doch wenn sie selbst oder jemand anderes dann spiele, habe auch das reale Erlebnis seinen besonderen Reiz. Sie zeigt mir auch ihre Gitarre, spielt darauf ein paar Takte Yesterday von den Beatles, summt dazu, ihre zarten Finger tanzen über die Seiten. Sie stellt einen Fuß auf das Bett, ich liebkose diesen zärtlich, sie schließt die Augen, beginnt mit ihrer schönen Stimme nun auch den Text zu singen, was sich sehr gut anhört, ich bin von ihr begeistert, was ich im Anschluß an das Lied, nachdem sie das Instrument zur Seite gelegt hat, auch kundtue. Inhaltlich merke ich allerdings auch an, daß wir hoffentlich nicht so schnell die Klage aus dem Lied aufgreifen müßten, weil die Liebe dahin sein. Sie stimmt zu, auf die inhaltliche Erfahrung lege sie auch keinen Wert, aber das Lied selbst sei so schön melancholisch und einfach, zum dahinschmelzen. Ihr sei es nicht schwer gefallen, es zu lernen, meint sie, selbst wenn sie ein einfaches Musikstück höre, könne sie es meistens auch gleich nachspielen. Besonders die heutigen Popsongs seien da kein Problem. Ich frage, ob ihr die Texte auch keine Probleme machten, bei mir sei es so, daß ich nicht einmal die eigenen Gedichte auswendig könnte, die ich gerade geschrieben hätte, daraufhin meint sie, auch das falle ihr nicht schwer, einen Text zu lernen, besonders wenn ihr etwas sehr gut gefalle. Sie stellt sich vor mich hin, schließt wieder die Augen und sagt das letzte meiner Sonette auf:
Sie strahlt mich an, ich solle mich doch einmal vor die Tastatur ihrer elektrischen Heimorgel setzen, das Saxophon werde sie später einmal vorführen, es sei jetzt zu laut. Sie schaltet auch ihren Computer ein, startet ein Programm, das müsse doch eher auf meiner Linie liegen als selbst Flöte zu spielen, ich könne mit dem Computer und der Orgel vieles ausprobieren und sogar auf einfache Weise komponieren, ohne die geringste Ahnung von Musik zu haben, erläutert sie, erklärt einiges an dem Programm, macht ein paar Eingaben und wir probieren herum. Sie setzt sich auf meinen Schoß, und wir spielen weiter mit dem Programm.
Tatsächlich gelingt es ihr schnell, eine einfache Melodie zu einem einfachen Popsong zu verarbeiten, sie meint, lediglich ein paar Zeilen blabla-Text fehle noch, dann sei das auch nicht schlechter als das, womit heute einige Leute ihr Geld verdienten. Ernsthaft etwas hinzubekommen, sei schon schwieriger, man müsse da schon etwas mehr von Musik verstehen. So holt sie ein paar Notenblätter, schaltet das Gerät auf einen schlichten klavierartigen Ton um und spielt ein paar Minuten aus einem Stück von Chopin.
Inzwischen ist es 19:45 geworden, wir entschließen uns, Abendbrot zu machen. Wir gehen in die Küche, ich koche Tee, sie holt Brot und Belag aus den Schränken, wir schmieren uns unsere Brote, während der Tee zieht. Im Wohnzimmer schauen wir dann um 20:00 Nachrichten, danach waschen wir das Geschirr ab.
Wieder in ihrem Zimmer, setze ich mich aufs Bett, vor mir stehend beginnt M. zu sprechen: Sie habe sich überlegt, wie das erste Mal ablaufen solle. Da ich Bedenken gehabt habe, als auch sie am Donnerstag im Grunde noch unsicher gewesen sei, meint M., sollten wir jetzt genau besprechen, wie es ablaufen solle. Zunächst sei der Zeitpunkt zu klären. Sie möchte, daß die Nacht, der Zeitpunkt mit einem Losverfahren bestimmt werde. Sie habe sich vorgestellt, daß wir jeden Abend eine Karte aus einem Kartenspiel ziehen sollten, dabei holt sie schon ein Kartenspiel aus einer Schublade ihres Schrankes. Dies seien zwei Kartenspiele, insgesamt 110 Karten, wenn wir uns auf die Wahrscheinlichkeit für ein günstiges Ereignis festlegten, könnten wir damit ein einfaches Losverfahren realisieren. Wenn sie zum Beispiel den Zug eines Jokers als günstiges Ereignis annehme und drei Joker aussortiere, erhielte sie eine Wahrscheinlichkeit von 3/107, wobei sie das ganze gleichzeitig vorführt.
Ich werfe ein, da sie ein rotes und ein blaues Spiel habe, habe sie bei dem gezeigten Beispiel immer ein oder drei Karten von der einen Sorte mehr als von der anderen, da sie aber beim Aussortieren die Farbe gesehen habe und sie ebenso beim Ziehen sehe, ob sie eine rote oder eine blaue Karte ziehe, ändere sich die Wahrscheinlichkeit. Wenn sie also etwa drei rote Joker und keinen blauen aussortiere, habe sie tatsächlich die Wahrscheinlichkeit 0/52, wenn sie eine rote Karte ziehe, und 3/55, wenn sie sich für eine blaue entscheide. Allgemein könne sie sich überlegen, daß sie bei der Voraussetzung, daß solche ungleichen Wahrscheinlichkeiten nicht auftreten sollen, nur entweder das rote oder das blaue Spiel verwenden dürfe, oder, was auf das Gleiche hinauslaufe, aus beiden gleich viele gleichwertige Karten aussortieren müsse.
Sie überlegt einen Moment, das sieht sie ein. Sie meint aber, sie habe ohnehin an eine Wahrscheinlichkeit von 1/14 gedacht, sie sortiert einen Joker und 13 weitere Karten auf den Tisch (alle rot). Sie ist der Auffassung, wir könnten es so machen, daß wir für jede Nacht eine Karte ziehen, wenn wir den Joker zögen, würden wir es in der Nacht tun. Wenn wir eine Nacht nicht zusammen seien, müßten wir die Ziehung beim nächsten Treffen nachholen, ebenso, wenn einer von uns vor der Ziehung erkläre, daß es für ihn an dem Tag nicht in Frage komme. Heute sollten wir also Ziehungen von Donnerstag an nachholen, also mit dem heutigen Tag 5 Ziehungen. Ob ich damit einverstanden sei?
Ich frage zurück, mir sei nicht klar, wieso sie das dem Zufall überlassen wolle, es sei doch sicher auch möglich, daß wir beide so einen Zeitpunkt finden, an dem wir beide der Meinung seien, daß es nun passieren solle.
Sie entgegnet, das ob würden wir ja jetzt entscheiden, lediglich der genaue Zeitpunkt sei dann ja zufällig gewählt. Das stärke in der ungewiß langen Wartezeit das Vertrauen zueinander, sich an das Verabredete zu halten, es stelle unsere Geduld auf die Probe und mache so deutlicher, ob die Beziehung tatsächlich inhaltlich reichhaltiger sei als eine rein sexuelle. Außerdem mache das Losverfahren alles spannender, und es enthebe uns in dem Moment der Last der Entscheidung. Die klaren Regeln des Verfahren vereinfachen so auch das Warten. Solange kein günstiges Ereignis eintrete, sei diese Ziehung immer ein prickelndes Erlebnis, sie könne nicht genau sagen, warum sie das so möchte, doch möchte sie nur ungern auf diesen spannenden Spaß verzichten. Vielleicht verbinde sie damit auch einen Schicksalsspruch, der ihr bestätige, daß es in dem Moment richtig sei, natürlich könne ich das nicht zugeben, ich würde immer sagen, es sei ein bloßer Zufall, doch wenn sie mich darum bitte? Es sei ja letztlich nur ein pikantes Spiel, ein Spiel mit unserer Geduld. Sonst, wenn ich nicht einverstanden sei, bleibe es bei ihrer Überlegung vom Donnerstag: Sie sei zu allem bereit und überlasse alles mir.
Ich runzele unzufrieden die Stirn, das sei unfair, mir die Entscheidung so zu überlassen, schließlich gehe aus dem, was sie am Donnerstag erzählt habe hervor, daß sie dem eine besondere Bedeutung beimesse. Und nun stelle sie mich vor die Wahl, entweder den Zeitpunkt dem Zufall zu überlassen oder meiner Willkür.
Ihr sei das erste lieber, obwohl sie auch mit dem zweiten einverstanden sei. Ich stimme zu, ich sei mir nämlich nicht sicher, ob sonst nicht meine Entscheidung zu einem guten Teil durch mein sexuelles Verlangen nach ihr bestimmt würde, und nicht dadurch, was für sie das Beste sei. Wenn sie mir also keine andere Wahl lasse, sei ich mit dem Verfahren einverstanden.
Sie lacht erleichtert, ich solle das doch nicht so dramatisch sehen, es sei ihr auch recht, wenn mein sexuelles Verlangen den Ablauf bestimmen würde, wenn ich das möchte. Sie wolle durch dieses Spiel auch ihre innere Anspannung etwas lösen, indem sich ihre Unruhe nicht mehr auf das eigentliche beziehe, sondern nur noch auf die Ziehung, die an sich ja ganz harmlos sei und nur durch unsere Abmachung, unsere Worte Bedeutung bekäme, während die Bedeutung, sich mir ganz hinzugeben, sich mir ganz anzuvertrauen für sie eine innere Bedeutung sei.
Ich wiederhole, ich sei einverstanden, versuche, ihre Beweggründe zu verstehen und könne sie akzeptieren, soweit ich sie verstehe, wie ich auch ihren Vorschlag akzeptiere.
Sie zögert einen Moment, sie sei noch nicht ganz fertig, sie hätte auch ganz gerne einen gewissen Ablauf, sie werde beschreiben, was sie sich vorstelle und bittet mich zu protestieren, wenn mir das so nicht möglich sei.
Sie habe einmal ihre Gynäkologin dazu befragt, die ihr gesagt habe, ihr Jungfernhäutchen sei relativ stark ausgeprägt, es werde sicher beim ersten Mal spürbar wehtun, doch glaube sie nicht, daß es zu Schwierigkeiten kommen werde, es werde etwas bluten, doch solle sie keine Angst haben. Wenn sie den richtigen Partner habe, der auf sie eingehe, brauche sie sich keine Sorgen zu machen und das ganze sei schnell vergessen, falls sie jedoch wirklich Angst davor habe, daß es wehtun werde, könne sie ihr auch helfen, wenn sie es gerne wolle, was M. jedoch abgelehnt habe. Die Ärztin habe ihr dann gesagt, wie es möglichst schonend geschehen könne, was sie auch später in einem Buch übereinstimmend gelesen habe: Die Penisspitze solle bei der auf dem Rücken liegenden Frau möglichst zunächst im oberen Teil der Scheide eingeführt werden, damit das Hymen zunächst nur etwas gedehnt werde, dann solle der Penis vorsichtig, aber doch mit einem entschlossenen Ruck vollständig eindringen, wobei die Frau ihren Unterkörper dem Mann noch entgegenbewegen könne.
Sie möchte jedoch eine etwas andere Stellung einnehmen, immerhin sei das für sie ein wichtiger Moment, sie wolle sogar spüren, wie es wehtue, das habe sie auch nie beunruhigt, vielmehr sei es ja eigentlich darum gegangen, mit wem es passieren solle, wem sie sich anvertrauen könne, wem sie völlig vertrauen könne, wem sie ihre Gefühle offen zeigen könne. Nun habe sie aber mich gefunden, mir vertraue sie, mit mir wolle sie das ganz bewußt erleben und nicht, wie die Ärztin gemeint habe, es hinter sich bringen und schnell vergessen. Oder, um mich zu etwas zu provozieren: Da ihr Gott ein Hymen gegeben habe, wolle sie auch möglichst deutlich spüren, was damit passiere, wenn sie es verliere.
Ich gebe zum Ausdruck, daß sie mich tatsächlich sehr überrascht habe, sie wolle also ernsthaft statt einer möglichst harmlosen Methode, die ihr kaum wehtue, eine Stellung wählen, wo sie es deutlich spüre? Ich sei mir da auch gar nicht so sicher, ob es aufgrund der Variabilität der Gewebestruktur wirklich genau eine Methode gebe, das möglichst sanft oder alternativ deutlich spürbar zu bewerkstelligen. Überhaupt der Mythos mit dem Hymen - das könne ja auch recht unauffällig entwickelt sein oder bei sportlicher Aktivität gedehnt werden, so oder so werde das wohl überbewertet mit der Bedeutung.
Sie erwidert, natürlich sei die Jungfräulichkeit und die Geschichte mit der Relevanz des Hymens ein wilder Mythos, letztlich sei es ja bei jedem relevant zu entscheiden, ob man sich auf ihn einlasse oder nicht, da sei der erste nicht wichtiger als die anderen. In unserer Situation hoffe sie aber erst einmal, mit mir auszukommen, von daher könnten wir schon noch der alten Konvention folgen. Sie wolle mir damit nichts beweisen, sie habe ja bereits erzählt, was sie schon erlebt habe. Aber es sei auch ein Symbol für unsere innige Verbundenheit, wenn wir das ein wenig zelebrieren. Sie habe eben offenbar etwas Pech gehabt, daß ihres eindeutig vorhanden sei, nicht zu ignorieren, also auch von Relevanz für uns. Da es sowieso wehtun werde, werde sie höchstens aufgeregt statt erregt sein, so daß ohnehin nur ich dabei zu einem Orgasmus kommen werde, sie wolle es aber erleben, und wenn es schon nicht schön sei, so wolle sie wenigstens überhaupt ein intensives Gefühl dabei haben, wolle spüren, was da vorgehe, wolle mich in sich spüren, meine Lust und dazu, was sie empfinde. Sie wolle mir etwas geben, sich und ihre Gefühle.
Ich erkläre, ich wisse nicht, ob ich das könne, ihr absichtlich wehzutun, es sei grausam von ihr, das von mir zu verlangen, das habe doch schließlich nichts mit Liebe zu tun, ein solches ritualisiertes Vorgehen habe etwas von Besitzergreifen an sich, doch wolle ich sie nicht besitzen, erobern oder ihr sogar Schmerzen zufügen, sie erniedrigen. Ich wolle mit ihr glücklich sein, zusammen diese Lust erleben, nicht ich allein, während sie leide. Es komme mir wirklich fast so überholt vor wie ein überkommenes Ritual, welches diesem Akt eine Bedeutung zukommen lasse, die heute doch gar nicht mehr gegeben sei, zudem bei dem, was sie mir bereits erzählt habe, was sie bislang bereits für sexuelle Abenteuer erlebt habe.
Sie lächelt, dann sei es eben ein wenig bizarr und trotz ihrer bisherigen Erfahrungen sei es dann doch etwas besonderes für sie, welches sie mit einem besonderen Menschen, mit mir erleben wolle. Sie fragt, wenn sie mich darum bitte, ob ich es dann nicht einfach tun könne? Selbst wenn sie dann vielleicht nicht ganz so emanzipiert, modern wirke?
Ich antworte, ich wolle verstehen, was da in ihr vorgehe, wenn sie das von mir verlange, unstrittig werde ich natürlich auf sie und ihre Bedürfnisse eingehen, aber diskutieren und erklären sei doch wohl in Ordnung. Am Donnerstag habe sie gewissermaßen gesagt, ich könne mit ihr tun, was ich wolle, und heute verlange sie sogar, ich solle ihr wehtun, während ich gleichzeitig meine Lust befriedigen solle. Es gebe sicher eine Methode, wie wir beide dabei Spaß haben könnten, ich könne sie daher nicht verstehen, und obwohl ich sie liebe oder gerade deswegen, wenn sie das nicht ausreichend erklären könne, werde ich es nicht tun.
Schon vorher hatte sie sich zu meinen Füßen auf den Boden gesetzt, jetzt legt sie ihren Kopf auf meinen Schoß, zieht offenbar alle emotionalen Register: Sie weint, schluchzt, ich streichele ihre Wangen, weiß nicht, was ich jetzt tun soll, hätte ich doch einfach nachgeben sollen? Ich habe sie zum Weinen gebracht, obwohl ich sie doch gerade nicht durch mich leiden sehen will. Sie spielt das sicher nicht bewußt vor, um ihren Willen durchzusetzen, aber natürlich ist die Methode sehr effektiv, Instinkt vielleicht, was Frau tun muß, um ihren Willen zu bekommen. Aber vielleicht ist das auch etwas gemein von mir gedacht. Sie kann vermutlich nicht so recht in Worte fassen, was sie fühlt, wie es in ihr kocht. Und weil sie ja doch wohl mir so nah sein will, wie ich ihr, sieht sie darin wohl ein Mittel, diese Nähe noch zu intensivieren, unsere Verbindung auf ein Podest zu heben, sie mit einer Zeremonie zu ehren. Ich entschuldige mich, ich habe sie nicht zum Weinen bringen wollen, ich wolle sie doch glücklich sehen, sie verstehen.
Sie seufzt, hält meine Hand, einen Augenblick, bittet sie. Nach ein paar Minuten geht es wieder, M. setzt sich neben mich, ich lege meinen Arm um ihre Schulter, sie den ihren um meine Hüfte. Sie meint, Zuhause habe sie höchstens allein in ihrem Zimmer geweint, so weit sie sich zurückerinnern könne, nie vor anderen. Das sei wohl der Hauptgrund für ihre Hemmungen, Gefühle zu zeigen, sie auszuleben: Ihre Eltern seien ihr immer emotionslos erschienen, kalt und würdig, selbst im Streit mit N. sei ihr Vater eigentlich nie aus der Haut gefahren, zwar ein scharfer Ton, doch seine Gefühle habe er immer vor ihnen verborgen. So habe sie Zuhause nur gelernt, ihre Gefühle zu verbergen, vor sich und vor allen anderen, statt sie zu erleben und mitzuteilen. Wenn sie in meinen Armen endlich weinen könne, sei das gut. Um was sie mich gebeten habe, sei für sie auch ein Akt der Befreiung von ihrem Elternhaus, eine Befreiung von dieser Kindheit ohne Emotionen. Zuerst habe sie bei den Männern nach den Gefühlen gesucht, sie ihnen entlockt als ein Geheimnis, deshalb sei das wohl alles so faszinierend gewesen, ihre eigenen Gefühle habe sie aber nicht zeigen können, habe sich nie ganz öffnen können. Das Lesen der Bücher über Sex et cetera habe die gleiche Funktion gehabt, als Ersatz für die fehlende Gefühlswelt Zuhause, das habe sie auch dort gesucht. So habe sie keine Probleme, über Sex zu reden, aber Gefühle zu erleben sei schwer. Sie habe lange gedacht, daß das Wissen darüber das Wesentliche sei, doch nun sei ihr klar, daß sie sich vom Zwang der Vergangenheit befreien müsse, um Gefühle selbst erleben zu können. Die Defloration könne so als Abschluß der Kindheit interpretiert werden, als Beginn eines neuen Lebensabschnittes, als Endpunkt auch der Verarbeitung des Gefühlsdefizits, den sie ja geistig schon eingesehen und verarbeitet habe, nur ein symbolisches Erlebnis der Befreiung fehle noch, eine Trennung, die auch wehtue, weil sie ihre Eltern trotz allem liebe. Sie müsse sich von ihnen losmachen, obwohl sie sie immer prägen werden. Sie müsse endlich beginnen, nach eigenen Maßstäben zu leben, deshalb wolle sie ein Befreiungsritual, ein eindeutiges Erlebnis, und das mit mir, den sie liebe, so verstehe sie ihre Bitte, sie könne es nicht besser erklären, ob ich das verstehen könne?
Ich meine zögernd, ich ahne, was sie meine, indem ich versuche nachzuvollziehen, was sie nicht erlebt habe, doch sei mir das nur schwer möglich. Ich selbst zeige eigentlich auch nicht meine Gefühle in aller Öffentlichkeit, brauche dafür auch Menschen, zu denen ich Vertrauen habe. Bei ihr hätte ich da keine Probleme. Es sei eigentlich erstaunlich, da sie so für Musik begabt sei, daß sie dann ihre Gefühle nicht ausleben könne, wo Musik doch soviel mit Emotionen zu tun habe.
Sie stimmt zu, doch gerade in der Musik habe sie ihre Gefühle noch am ehesten ausleben können, sogar von den Eltern gefördert, nicht im Widerspruch zu ihnen, wahrscheinlich liege ihr deswegen soviel an der Musik. Sie möchte wissen, ob ich es tun werde, um was sie mich gebeten habe.
Ich nicke zögernd, sie umarmt mich dankbar. Ich möchte wissen, wie sie es sich denn nun genau vorstelle, betone, verletzen werde ich sie auf keinen Fall.
Sie fährt fort: Sie werde sich hinknien, ihre Beine etwas gespreizt, dann werde sie den Oberkörper nach unten beugen, bis ihre Schultern und ihr Kopf auf dem Bett lägen, die Hände werde sie oberhalb des Kopfes ineinander verschränken, den Rest müsse ich tun. Ich müsse die Stellung ihrer Beine so korrigieren, daß ich bequem und tief in sie eindringen könne, wenn ich zwischen ihren Beinen knie, ich müsse dann auch kräftig zustoßen können. Ich würde also hinter ihr knien, entweder mit dem Oberkörper aufrecht bleibend oder mich über sie beugend, wie es für mich besser zu realisieren sei, dann solle ich mich mit einer Hand an ihr festhalten, mit der anderen meinen Penis vor ihre Scheide führen, ich könne vorher dafür sorgen, daß der eigentliche Akt nicht lange dauere, indem ich mich mit der Hand selbst stimuliere. Wenn ich soweit sei, solle ich mit einem kräftigen, aber nicht brutalen Stoß ihr Hymen sprengen, dann mit weiteren und zunehmend tieferen Stößen vorgehen, bis ich ejakuliere, egal, ob ich merke, daß ich ihr wehtue oder nicht, so empfindlich sei sie ja nun auch nicht, daß sie darunter gerade werde leiden müssen. Möglicherweise werde sie zuerst leicht stöhnen, doch das sei für den Ablauf von keinerlei Bedeutung. Sie werde deutlich spüren, wie ich in ihr sei, hoffentlich auch, wie mein Sperma aus meinem Penis spritze, dann sollten wir noch einen Moment bewegungslos verharren. Bevor die Erektion nachlasse, wolle sie die Beine fest zusammendrücken und mich in sich behalten, worauf wir uns langsam hinlegen werden, sie auf ein vorher geeignet positioniertes Kissen, so daß ihr Po etwas nach oben gerichtet sei, so daß ich in ihr bleibend mich problemlos an sie schmiegen könne. So möchte sie auch eine Weile verharren, bis sie sich so weit beruhigt und an die Situation gewöhnt habe, daß sie sich mir zuwenden und geborgen in meinen Armen einschlafen könne. Sie möchte nicht, daß wir während des eigentlichen Aktes sprechen, das sei nicht der Augenblick der Worte, der Analyse, sondern des Erlebens, der Befreiung, lediglich vorher könnten wir uns noch einmal kurz abstimmen.
Sie fragt mich nochmal, ob ich einverstanden sei, ich ziehe sie an mich, ich zitiere amüsiert
Goethes Faust:
Was willst du böser Geist von mir?
Erz, Marmor, Pergament, Papier?
Soll ich mit Griffel, Meißel, Feder schreiben?
Ich gebe jede Wahl dir frei.
Sie fährt mit einer kleinen Modifikation fort:
Wie magst du deine Rednerei
Nur gleich so hitzig übertreiben,
Ist doch ein jedes Blättchen gut.
Du unterzeichnest dich mit meinem Tröpfchen Blut.
Sie umarmt mich, wir küssen uns, dann will sie wissen, ob wir heute mit der Ziehung beginnen wollen? Ich überlege einen Moment, wenn sie es wolle, antworte ich, ich sei bereit. Dabei führe ich ihre Hand in meinen Schritt, wo sie meine Bereitschaft sehr leicht zu prüfen vermag. Sie lacht leise und etwas verlegen, überlegt. Ich schlage vor, Zähne putzen, zu Bett gehen, dann losen? Sie ist einverstanden. Ich solle zuerst ins Bad gehen, was ich auch tue. Als ich wiederkomme, hat sie ihr Nachthemd an und verschwindet ihrerseits im Bad: Ich könne mich ja schon ausziehen und ins Bett gehen.
Als sie wiederkommt, legt sie die Kette an ihrem Fußgelenk ab, sie lächelt, damit sie nicht einem Temperamentsausbruch zum Opfer falle. Sie sortiert 14 rote Karten aus, genau eine davon ein Joker.
Ich frage sie, wieso ausgerechnet 14, sie meint, es sei dann doch sehr wahrscheinlich, daß es innerhalb absehbarer Zeit passiere, sie wisse auch nicht, warum ausgerechnet genau 14, irgendwie hänge das damit zusammen, daß das gerade 2 Wochen ergebe. Ich frage, ob sie einen Taschenrechner habe, worauf sie mir einen gibt, ich tippe ein und verkünde ihr, die Wahrscheinlichkeit, daß wir innerhalb von 2 Wochen einen Joker zögen, liege bei circa 0,646 (pro uno; exakt 1 - (13/14)14), wenn wir heute wie vorgesehen 5 Ziehungen machten, liege sie bei etwa 0,310. Ich schlage vor, heute und morgen je drei Ziehungen zu machen, um die durch das Wochenende bedingte Häufung ein bißchen zu verteilen, sie ist einverstanden. Ich ergänze, bei 3 Ziehungen ergebe sich etwa 0,199.
Sie lacht, ich solle nicht durch Zahlenspielereien ablenken, sie sei schon viel zu aufgeregt, um noch länger zu warten, sie hält mir die Karten hin, ich solle ziehen, sie hält die Luft an, schaut mich gespannt an, ihr ganzer Körper ist angespannt, ich glaube, sie zittert sogar ein wenig. Ich nehme eine Karte, schaue sie mir an. Es gelingt mir irgendwie, dabei keine Miene zu verziehen. M. schaut mir in die Augen, ihre Spannung löst sich in einer knappen, herausgepreßten Forderung: "sag' doch, was es ist!" Ich lache "ein Kreuz As", zeige ihr die Karte, jetzt sei sie aber mit dem Ziehen dran, ich nehme ihr die Karten aus der Hand, mische sie, doch sie meint, wir sollten uns erst noch ein bißchen unterhalten, bevor sie die nächste Karte ziehe.
Sie kommt zu mir ins Bett, schmiegt sich an mich, ich fahre mit der Fingerspitze über ihre Wange, über den Teil ihrer Schulter, den der Ausschnitt des Nachthemdes freiläßt, ihre Arme. Warum sie diese Nacht wieder ihr Nachthemd angezogen habe? M. grinst, ihre Augen blitzen, die Chance, daß sie einfach so nackt in meinen Armen liege, hätte ich am Donnerstag gehabt, und bis es soweit sei, sei sie wieder Vaters sittsame Tochter, die sich nicht einfach nackt zu einem Mann ins Bett lege, was da schließlich alles passieren könne. Sogleich fährt ihre Zunge um mein Ohr herum, sie saugt an meinem Ohrläppchen, küßt meine Schulter, schaut in meine Augen, während ich mit dem Kragen ihres Nachthemdes spiele und einer meiner Füße sanft an ihrem Bein hinaufstreicht, ihr langes Nachthemd dabei etwas hochstreifend. Ich küsse ihre Stirn, ob sie nicht doch jetzt eine Karte ziehen wolle?
Sie dreht sich um, nimmt die Karten, gibt sie mir, sich mir wieder zuwendend. Ich mische noch einmal kurz. Nun entzieht sie mir ihr Bein, und ihre beiden Füße halten angespannt den Fuß, der sie kurz vorher noch gestreichelt hat. Ich halte ihr die Karten hin, sie zögert, ihr Finger streicht über die Karten, sie schaut mich an, schlägt die Augen dann nieder, mit zitternder Hand zieht sie eine Karte, schaut sie an, ich spüre, wie sie sich augenblicklich wieder entspannt, "Pik Bube" flüstert sie, zeigt mir die Karte, nimmt auch die anderen wieder hinzu, legt sie alle erst einmal wieder zur Seite und umarmt mich, es sei noch viel aufregender für sie, als sie gedacht habe, doch es sei auch irgendwie spannend schön, ein Kribbeln jedes Mal in ihrem Magen.
Jetzt streicht ihr Fuß über mein Bein, immer höher, sie dreht sich mit mir, so daß ich auf dem Rücken unter ihr liege, sie über mir kniet, ihre Beine links und rechts von mir an meinen Körper gelegt, wobei ihr Nachthemd so weit hochrutscht, daß ich mit den Händen über ihre bloßen Knie, ihre Oberschenkel unter dem Nachthemd streicheln kann. Sie zieht die Decke um sich, dann fahren ihre Hände über meine Brust, massieren mich. Sie spüre, wie mich das stimuliere, grinst sie, ich lächele sie an, sie strahlt zurück, sie beugt sich vor, und ihr langes, gelocktes Haar fällt über mein Gesicht. Sie küßt mich ganz sanft auf die Stirn, richtet sich wieder auf, wir schauen uns eine Weile wortlos an, während unsere Hände ihr Spiel fortsetzen. Sie ist glücklich, lacht, wobei sie wieder ihre niedlichen kleinen Grübchen sehen läßt. Meine Hände fahren nun etwas kräftiger über ihre Oberschenkel und gelangen weiter hoch bis zu ihrem Becken, sie schließt die Augen, wirft ihren Kopf zurück, flüstert: "Nicht weiter!" Gehorsam suchen meine Finger keinen Weg weiter, wie zufällig streifen sie dort nur so eben gerade ihre gekräuselten Haare, weichen dann auf die Außenseite ihrer Schenkel zurück, sie öffnet die Augen wieder, ihre dunklen, kaum zu ergründenden, wunderbaren Augen. Sie beugt sich zur Seite nach dem Kartenstoß, mischt wieder, ich sei wieder dran, flüstert sie mit vor Spannung bebender Stimme, hält mir die Karten hin, eine meiner Hände muß nun unter dem Nachthemd hervor, streicht über ihre schlanken Finger, die die Karten halten und wieder etwas zittern, ihre Beine pressen sich an mich, sie atmet tief ein, als ich eine Karte wähle und mir anschaue, dann in ihr angespanntes Gesicht sehe, in ihre Augen, die mich ungeduldig fragend anschauen. Ich zeige ihr die Karte mit den Worten "Herz Dame".
Das könne ich haben, schmunzelt sie, nimmt die Karte zu den anderen, legt sie weg, knipst die Nachttischlampe aus, beugt sich zu mir herunter, unsere Münder treffen sich zu einem wilden, leidenschaftlichen Kuß, diesmal ist es ihre Zunge, die sich durch meine Lippen gegen meine Zähne drängt und Einlaß begehrt, unsere Hände umklammern sich links und rechts neben meinem Kopf, ihr Haar um meinen Kopf herum auf das Kopfkissen geworfen strömt seinen Duft aus, ihre Zunge begehrt noch immer Einlaß in meinen Mund, den ich ihr erst spielerisch verwehre, dann nachgebe, ihre Zunge in meinem Mund, ihr ungeduldiges, verlangendes Spiel mit meiner Zunge, doch eigentlich ist ihre Zungenspitze überall, untersucht, liebkost, lockt und weist spielerisch zurück. Dann ihre Küsse, ihre Lippen in meinem Gesicht, während ihre Hände immer noch die meinen festhalten. Sie ist so wunderbar, wieder saugt sie an meinem Ohrläppchen, streift mit ihrer Wange die meine, reibt sich an ihr, verharrt einen Augenblick über mir, küßt sodann sanft auch die andere Wange, meine geschlossenen Augenlider, fährt mit ihrer Nase über die meine. Sie richtet sich wieder etwas auf, flüstert: "Gut?", ich flüstere zurück, sie sei wunderbar, ich liebe sie, egal was sie tue, was sie für Einfälle habe, was sie mit mir anstelle. Sie schiebt meine Hände über meinen Kopf, hält sie dort mit der linken fest, läßt ihre Haare über mein Gesicht streichen, rutscht etwas zurück, reibt ihren Körper an meinem, legt sich neben mich, küßt meine Brust, meinen Bauch, meinen Nabel, streicht mit der rechten über meine Arme, meine Beine, dann läßt sie meine Hände los, legt ihren Kopf gegen meine Schulter, schmiegt sich an mich, einen Arm legt sie über meinen Oberkörper.
Weiter gehe es jetzt natürlich nicht, nach dem ersten Mal sei alles möglich, doch bei mir könne sie vorher nicht tun, was sie bei den anderen getan habe, sie liebe mich und so müsse ich leiden und warten, bis sie frei sei, bis sie bei mir frei sei, durch mich, dann sei alles möglich, dann könnten wir alles probieren, alles tun, wenn etwas nicht auf Anhieb gelinge, würden wir es eben noch einmal probieren, voneinander lernen, bis es gelinge.
Ich möchte von ihr wissen, ob sie das Losverfahren auch später noch beibehalten wolle. Sie meint, das hätte einen gewissen Reiz, doch müßten wir uns etwas anderes einfallen lassen, denn wenn wir das wollten, müsse für ihre Bedürfnisse die Wahrscheinlichkeit viel größer sein, und wenn einer von uns beiden nicht wolle, müsse das Verfahren das angemessen berücksichtigen. Wie könnten wir das realisieren? Ich hätte doch schon eben eine gewisse Begeisterung bei der Analyse der von ihr vorgeschlagenen Methode gezeigt.
Ich überlege einen Moment, das ginge mit dem Computer am besten, man könne ein kleines Programm schreiben. Es werde zunächst ein Parameter p zwischen 0 und 1 festgelegt, der bestimme, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein günstiges Ereignis eintreten solle, wenn wir beide es wollten, zum Beispiel 0,9 oder noch größer. Dann könnten wir noch jeder ohne Einsicht des anderen eine Variable, sagen wir a für sie und b für mich, festlegen, ebenfalls zwischen 0 und 1, die bestimme, wieviel Lust auf Sex der einzelne habe. Gebe so einer von uns genau 0 an, werde mit Sicherheit nichts passieren, mit steigendem Wert steige auch die Wahrscheinlichkeit für ein günstiges Ereignis. Die totale Wahrscheinlichkeit ergebe sich aus p a b, würden wir also beide ebenfalls 0,9 eingeben, sei die Gesamtwahrscheinlichkeit 0,93 = 0,729. Alternativ könnten wir natürlich auch das geometrische Mittel von p a b wählen und kämen dann insgesamt wieder auf 0,9, allerdings verändere sich natürlich die Wahrscheinlichkeit bei ungleichen Werten p, a, b gegenüber dem einfachen Produkt, sie sei insgesamt immer größer.
Sie hält den Vorschlag für gut, denn so sei es jedes Mal spannend, ob etwas passiere, andererseits werde durch das Akzeptieren des Ziehungsergebnisses auch im ungünstigen Fall gewährleistet, daß wir in unserer Beziehung nicht nur unserem Sexualtrieb, dem Verlangen nachgeben, sondern auch etwas dem Spieltrieb frönen und lernten, auch Verzicht zu üben, so daß auch bloße Zärtlichkeiten oder einfach die Ruhe des anderen möglich seien.
Ich spreche an, an was ich schon länger gedacht habe, wozu sich bisher aber keine Gelegenheit ergeben hatte, die Frage der Empfängnisregelung.
Sie antwortet, im allgemeinen sollten wir Kondome nehmen, denn die Pille wolle sie zumindest in den nächsten Jahren noch nicht nehmen, andere chemische Mittel wolle sie nicht unbedingt in ihren Körper sprühen, da seien Kondome schon das einfachste und harmloseste Mittel. Zwar seien sie nicht ganz so sicher wie etwa die Pille, doch sei sie bereit, ein etwas höheres Risiko auf sich zu nehmen. An Tagen, an denen eine Empfängnis mit Sicherheit ausgeschlossen sei, könnten wir auch auf das Kondom verzichten. Außerdem lehne sie ab, beim ersten Mal ein Verhütungsmittel zu nehmen.
Ich gebe zu bedenken, zusammen mit dem Losverfahren ergebe das aber ein erhebliches Risiko.
Sie stimmt zu. Allerdings gebe es ja immer die Möglichkeit, die Ziehung an einem kritischen Tag einfach zu verschieben. Andererseits, wenn das Los auf einen günstigen Tag falle, sei das für sie auch ein Zeichen, obwohl ich das nicht verstehen könne, da das für mich nur Zufall sei, doch egal ob Zufall oder nicht, sie habe eigentlich keine Angst davor, schwanger zu werden, das sei auch irgendwie eine natürliche Konsequenz des Geschlechtsverkehrs. Vielleicht sei das ja auch keine besonders moderne, emanzipierte Ansicht, doch halte sie es auch für albern, den Sex so weit zu abstrahieren und zu verselbständigen, um sich selbst vorzutäuschen, daß das eine mit dem anderen rein gar nichts zu tun habe. Sie sehe ja ein, jetzt im Studium sei es nicht der günstigste Zeitpunkt für ein Kind, doch sei sie sicher, auch damit würde sie fertig werden, selbst wenn ich sie dann im Stich ließe. Wenn ich das täte, sei ich für sie eben erledigt, und sie werde unser Kind alleine großziehen müssen, ihr weiteres Schicksal hätte mich nicht mehr zu interessieren, sie werde auch keine Ansprüche stellen. Sie wäre allerdings von mir schwer enttäuscht, aber das werde vorbeigehen, zumal sie dann ja noch das Kind habe. Wenn ich zu ihr hielte, wäre sie natürlich viel glücklicher und alles wäre leichter, wir würden uns zusammen informieren über Schwangerschaft und Pflege von Kleinkindern und all diese Sachen, würden zu irgendwelchen Kursen gehen. Wenn ich Zeit hätte, würde sie mich überall mit hinnehmen. Irgendwann würde sie die erste Bewegung des Kindes spüren, und ich würde dann an ihrem Bauch so lange lauschen, bis auch ich etwas spüre, wahrscheinlich müßten wir vorsichtiger Sex miteinander haben, gegebenenfalls einige Zeit ganz aussetzen, ihr Bauch würde größer und größer werden, so daß sie sich Sorgen machen würde, daß sie mir nicht attraktiv genug erscheine. Sie würde wollen, daß ich bei der Geburt dabei sei, das müsse ich dann schon durchstehen, ich müßte die ganze Zeit bei ihr sein, wenn die Wehen anfangen, damit sie nicht allein sei. Danach müßte ich unser Kind halten und ihr an die Brust legen. Vielleicht werde sie mir sogar einen Heiratsantrag machen, wenn ich mich dabei und bei der Versorgung des Kleinkindes gut anstelle, dann würde sie irgendwann von mir noch ein paar Kinder bekommen, und wir würden eine glückliche Familie sein.
Ich schaue sie an, "... und wenn wir nicht gestorben sind, dann ... " Ihr Lachen unterbricht mich, so märchenhaft sei das gar nicht, aber wenn ich unbedingt wolle, dürfe ich ja auch durchaus die Rolle eines bösen Prinzen übernehmen und sie sitzenlassen!
Natürlich würde ich zu ihr halten, ihr Vertrauen nicht enttäuschen, doch das gehe mir alles etwas zu schnell, das höre sich beinahe so an, als ob sie gleich ein Kind wolle, darüber könnten wir ja in ein paar Jahren immer noch sprechen, wenn unsere Beziehung bis dahin halte, doch jetzt sei wirklich der falsche Zeitpunkt dafür, sie müsse auf jeden Fall erst einmal ihr Studium zuende bringen, nach Möglichkeit noch in einen dazu passenden Beruf eingestiegen sein, bevor man darüber reden können, sonst sei sie entweder immer von mir abhängig oder sogar von ihren Eltern.
Sie schüttelt entschieden den Kopf, natürlich wolle sie jetzt kein Kind, das habe Zeit, ein Studium mit Kind sei sicher sehr hart, doch wenn sie schwanger werde, werde sie es auch bekommen, es bestehe ja auch mit Empfängnisverhütung ein gewisses Risiko einer Schwangerschaft. Auch dann käme für sie eine Abtreibung nicht in Frage. So wichtig diese Möglichkeit für viele Frauen sei, sie persönlich würde das nicht tun. Sie würde das Kind bekommen, auch wenn sie unbeabsichtigt schwanger werde, ob mit oder ohne mich, sie könne nicht anders. Später wolle sie sowieso Kinder, das wisse sie genau. Sie werde bei ihnen nicht alles besser machen können, als ihre Eltern bei ihr, sie werde sicher auch einiges schlechter machen, doch anderes auch besser, versuchen wolle sie es auf jeden Fall. Sie werde auch niemals bereuen, was sie in der Vergangenheit getan oder nicht getan habe, was sie versäumt habe oder hätte tun sollen, sie werde ihr Leben leben, ihr Blick sei auf Gegenwart und Zukunft gerichtet. Nie werde sie sagen: Wenn damals das und das nicht passiert wäre, das Leben wäre heute viel besser für sie. Die Vergangenheit stehe für sie fest, aus Fehlern könne man allenfalls für die Zukunft lernen, doch rückgängig machen könne man Taten und Entscheidungen nicht. Sie wolle leben, ohne Netz und doppelten Boden, sie wolle auch das Risiko, nicht alles planen, sondern das Leben erleben.
Natürlich, da sie jetzt eigentlich kein Kind wolle, wäre es idiotisch, es jedes Mal drauf ankommen zu lassen, vielleicht auch noch als besonderer Nervenkitzel, doch sie sei auch nicht bereit, sich gänzlich den beschränkten gesellschaftlichen Bedingungen unterzuordnen, sich völlig anzupassen. Sie wolle sich nicht aus lauter Vorsicht des Vergnügens berauben, die Welt so zu erleben, wie sie sei, sie möchte vor allem das erste Mal ganz mit mir zusammen sein, da dürfe nichts zwischen uns sein, sie brauche das gar nicht zu fühlen, es reiche, wenn sie nur wisse, daß da etwas sei, was uns trenne, das könne sie nicht akzeptieren. Sie küßt mich noch einmal sanft auf die Wange, ich solle bloß nicht so erbarmungslos vernünftig sein, sie liebkost mich, sie sei jetzt auch müde, es sei ja auch schon wieder spät, wir sollten jetzt schlafen.
Ich hauche ihr einen Kuß auf die Stirn, sie schließt die Augen. Ihre Einfälle und Ideen seien ja völlig verrückt, flüstere ich ihr ins Ohr, aber ich liebe sie, weil sie so sei, wie sie sei, mit all ihren Eigenarten, die sie so einzigartig machten. Sie lächelt entspannt.
Eine Jungfrau ist etwas sehr schönes, vorausgesetzt, sie bleibt es nicht.
Joachim Ringelnatz
Die Jungfrau ist ein ewiges weibliches Kind. Ein Mädchen, das nicht mehr wahrhaft Kind ist, ist nicht mehr Jungfrau.
Novalis (Georg Philipp Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg)
Es gibt eine gewisse Jungfernschaft der Seele bei den Mädchen und eine moralische Entjungferung. Diese findet bei vielen schon sehr frühzeitig statt.
Georg Christoph Lichtenberg
Es ist leichter, die erste Begierde zu unterdrücken, als allen folgenden Genüge zu leisten.
Jean Paul