Ich irre durch die Straßen, um die nächste Straßenbahnstation zu finden. Als ich sie finde, zeigt sich: es ist noch so früh, daß ich zu Fuß weiter muß, da ich jetzt nicht solange warten kann. So bin ich ohnehin schneller Zuhause, doch darauf kommt es nicht an, ich muß nur unterwegs, beschäftigt sein, nachdem ich nun wieder allein mit meiner Erinnerung an die Tat bin. Es ist kalt, doch der schnelle, beinahe gehetzte Schritt macht es erträglich. Die Erinnerung an die Tat treibt mich zum Maschsee, nicht direkt nach Hause. In der Morgendämmerung glaube ich die Stelle gefunden zu haben, wo ich mir die Hände wusch. Jetzt endgültig nach Hause...
Dort angekommen, falle ich angezogen ins Bett und schlafe endlich doch ein, nur ein kurzer Schlaf der Erschöpfung. Den Sonntag morgen beginne ich mit dem irrwitzigen Gedanken, daß alles, von Freitag Abend bis jetzt nur in meiner Einbildung passiert sei. Als ich im Badezimmer in den Spiegel schaue, entdecke ich beim Kämmen zwischen meinen Haaren ein gekräuseltes mit einem ganz anderen Farbton als meinem, es kann also unmöglich von mir sein und damit die Nacht mit K. auch keine Einbildung. Ich halte das Haar unter meine Nase und atme tief ein, kein Zweifel, ihr Geruch. Ich packe das Haar in eine leere Filmdose als Erinnerung. In Bezug auf die Nacht davor fällt mir kein Indiz ein. Das Taschentuch vielleicht. Dieses liefert allerdings keinen eindeutigen Befund, außer daß ich ein frisches aus dem Schrank nehme.
Nach dem Frühstück setze ich mich an den Computer.
Der Sonntag am Computer: Während ein Einhorn den Bewegungen der Maus in meiner Hand folgend einem Eintrag in den High-Score hinterherjagt, lassen sich in meinem Kopf Bilder von blutigen Händen mit einem fahl schimmernden Messer nicht vermeiden, wieder und wieder der Kopf in der Blutlache, die um die Waffe gekrampften Finger, meine gehetzten Schritte über den Asphalt. Ich versuche, mich auf die Nacht mit K. zu konzentrieren, um dem zu entgehen, erlebe sie ein, zwei mal in meinem Kopf durch, doch immer wieder Bilder von der Tat dazwischen, so daß ich damit aufhöre, beide Erinnerungen auf einmal in meinem Kopf ist widerlich, das hat K. nicht verdient. Um so schlimmer nun die Bilder in meinem Kopf, immer wieder diese Bilder, das Radio übertönt nicht die Geräusche dazu in meinem Hirn...
Der Eintrag in den High-Score gelingt am Abend. Fernsehen bis in die tiefe Nacht: unter anderem ein Streifen mit einer Söldnertruppe, lautloses Töten zwischen den Werbeblöcken, denen ich mit der Fernbedienung entgehe. Irgendwann bin ich dann endgültig am Ende meiner Kräfte, tiefer Schlaf im Bett, keine Alpträume (an die ich mich erinnern könnte).