Am Morgen weckt mich ihr Kuß auf die Wange, ihr Knabbern an meinem Ohr. Ich ziehe sie kurzentschlossen an mich ins Bett. Wenn ich frühstücken wolle, müsse ich jetzt aufstehen. Sie sei immerhin auch schon länger auf, Morgengymnastik mit ihrer Mitbewohnerin, Jogging, dabei hätten sie gleich Brötchen mitgebracht. Ich würde dann beim Frühstück ihre Mitbewohnerin S. kennenlernen, die jetzt gerne wissen möchte, ob sie für mich Kaffee, Tee oder was sonst machen solle. Ich bin für Tee. Sie löst meine Umarmung, nimmt meine Hand und zieht meinen Oberkörper hoch, bis ich auf dem Bettrand sitze und sie anblinzele, sie lächelt, vielleicht wäre ein bißchen Morgengymnastik mit mir im Bett doch gar nicht so schlecht gewesen, um mich richtig wach zu bekommen, aber nun sei ich ja auch so halbwegs wach, daraufhin geht sie in die Küche, während ich aufstehe. Sie tut meinen Wunsch kund, schließt dabei die Tür, ich gehe ins Bad. Das Bad liegt neben der Küche und ist wohl durch einen Lüftungsschacht mit ihr verbunden, darum höre ich ihr Gespräch, was mir unangenehm, aber nicht vermeidbar ist.
K. nennt gerade meinen Namen, S. stellt fragend fest, K. sei also endlich fertig mit F.. K. bestätigt das, endlich habe sie Schluß gemacht. Sie sei ja schon seit etwa sechs Wochen nicht mehr bei ihm gewesen, sie habe ja schon erzählt, wie es letzten Samstag zum Ende gekommen sei. S. erwidert, das sei auch Zeit geworden, ihr habe F. nie gefallen, aber K. habe sich ja immer wieder von ihm einwickeln lassen, seine unverhohlenen Annäherungsversuche auch bei ihr während K.s Anwesenheit seien einfach widerlich gewesen, nur wegen K. habe sie das ertragen. K. meint, das tue ihr Leid, aber nun sei es ja vorbei. Was S. nicht versteht: Wieso jetzt schon wieder einen Neuen. K. empört, was sie denn von ihr denke, erstens sei das nicht geplant gewesen, zweitens sei das mit mir etwas ganz anderes, schließlich hätte sie mich sonst nicht mit in die Wohnung genommen. Letzten Samstag Abend habe sich alles innerhalb weniger Augenblicke entschieden, sie habe sogar vergessen, ein Kondom zu benutzen. S. fragt besorgt, wie das passieren konnte. K. erwidert, die Initiative sei nahezu ganz von ihr ausgegangen, sie sei so aufgeregt und erregt gewesen, daß sie alles um uns herum vergessen habe. "Was wenn du schwanger bist?" fragt S.. Einen Moment lang ist es still, das sei zu dem Zeitpunkt unwahrscheinlich und zudem jetzt auch nicht mehr zu ändern, noch einmal passiere das bestimmt nicht, meint K.. Wieder einen Moment Pause. Mag sein, vermutet K., daß S. sich erst an mich gewöhnen müsse, aber sie müsse verstehen, diesmal sei es Ernst, sie wisse, S. wolle eigentlich nicht irgendwelche Männer in der Wohnung, doch sie werde mich kennenlernen, es werde bestimmt keine Probleme geben. S. meint, wenn es ihr so Ernst sei, sei es für sie kein Problem, sie hoffe nur, daß K. nicht wieder enttäuscht werde. Die Sache mit F. sei ihr ziemlich auf die Nerven gegangen, auch wenn er nur in Form von schlechter Laune bei K. in der Wohnung hin und wieder anwesend gewesen sei. K. erklärt, die eine Nacht-Abenteuer vor F. seien im Grunde schon eine einzige Katastrophe gewesen, einmal sei es ja sogar nur eine Viertelstunde in einem Auto gewesen. Die Typen viel zu aufgeregt über die Eroberung, nur um sich selbst besorgt. Mit F. sei das zuerst anders gewesen, er habe sich wenigstens Mühe gegeben, obwohl er immer die Kontrolle behalten mußte, nur keine Aktivität von ihr, die Frau muß immer brav auf dem Rücken liegen bleiben, die Beine möglichst weit spreizen und den Künsten des Mannes bedingungslos vertrauen. Es habe immerhin nach ein paar Nächten geklappt, später habe er sich aber nur noch befriedigen wollen, immer seltener habe er sich noch um sie bemüht, habe sich nur noch genommen, was er brauche. S. ist der Auffassung, solche Beziehungen machen nur Probleme, Männer eben. Sie werde wissen, wann es der richtige sei, auch ohne sich erniedrigen lassen zu müssen, ohne vorher Erfahrungen im Bett zu sammeln. Sie werde sicher sorgfältig und lange prüfen, bevor sie das ins Auge fasse und bestimmt nicht ihre Zeit mit Typen wie F. vergeuden. K. lacht, meint dann, diesmal sei sie bereit, mehr zu investieren, aber mit F. habe das Streiten zu nichts geführt, sie glaube, mit mir könne man besser reden, wenn ich auch eher dazu neige auszuweichen, doch damit werde sie lernen umzugehen.
Ich verlasse das Bad, ziehe mich an, trete in die Küche und S. und ich werden einander vorgestellt. K. nimmt die Stereoanlage in Betrieb, Extrabreit: "Salome'". S. muß lachen, schüttelt den Kopf, ich stimme ein, K. muß nun auch lachen. S. möchte, daß sie etwas anderes einlege, nur nicht dieses Lied schon wieder. K. wechselt zu Genesis: "and then they were three". S. schmunzelt, wir frühstücken. S. erzählt über sich, ihre Mutter Deutsche, ihr Vater habe hier studiert, an diese ersten beiden Jahre könne sie sich nicht erinnern, danach seien sie zunächst in seiner Heimat gewesen, Vaters Familie reich, Geschäftsbeziehungen nach Deutschland. Mutter habe sie zunächst selbst unterrichtet, dann sehr auf einer 'soliden' Ausbildung in Deutschland bestanden. Das traf sich mit Vaters Ambitionen, die Filiale des Familienbetriebs hier zu leiten. Auf dem Gymnasium lernt sie K. kennen, eine Freundschaft fürs Leben, sie lächelt K. zu. Als sie fünfzehn ist, dann die Katastrophe, ihre Mutter stirbt überraschend, Vater will sie mit in die Heimat nehmen, sie rückt aus, K. hilft ihr. K.s Eltern vermitteln zwischen ihrem Vater und S.. Das Wunder ist perfekt, als sie bei K. bleiben darf, der Vater kehrt in die Heimat zurück, leitet bald den Familienbetrieb. Der Vater besucht sie nun hin und wieder, wenn er aus der Heimat kommt, um den hiesigen Betrieb zu überprüfen. K.s Eltern kümmern sich rührend um sie, sind ständig bemüht, ihr nicht ihre Vorstellungen und hiesige Sitten aufzudrängen, was natürlich nicht gelingt: Ihre Distanz zu beiden Kulturen, beiden Religionen war schon durch Vaters und Mutters entgegengesetzte Bemühungen vorgegeben. Zunächst sei ihr Vater dabei erfolgreicher gewesen, dann hätten aber K.s Eltern gerade durch ihre vorsichtige und zurückhaltende Behandlung einen Ausgleich geschaffen. Überzeugend findet sie beides nicht, sie wird unabhängiger dadurch, selbständiger und selbstbewußter, auch ihrem Vater gegenüber, der seinen Einfluß schwinden sieht, das akzeptieren muß, es wird ihm klar, daß sie ihr eigenes Leben leben wird. Sie lernen beide viel über das Festhalten und Loslassen können. Geld nicht statt Liebe, sondern weil sie Einzelkind ist, er will sie irgendwie verwöhnen. Jetzt deckt er sie auch gegen seine Familie, mit der es zu Spannungen kommt, weil er sie hier leben lasse, er setzt sich aber durch. Man ist sich einig, sie folgt K. nach der Schule in diese Stadt zum Studieren, Physik wie bei uns liege aber nicht auf ihrer Linie. Durch die gemeinsame Wohnung mit K. seien sie nun endgültig unabhängig.
K. meint zu ihr, ich wolle nichts über meine Vergangenheit erzählen, schaut mich dabei etwas provozierend an, also erzähle ich stichwortartig meinen Lebenslauf, ungefähre Angabe der Lage meines kleinen Heimatortes inklusive, alles nur sporadisch gewürzt mit wenig harten Daten, meinen Geburtsdatum etwa. Um das Ganze dann doch noch mit etwas Leben zu füllen, ein paar Anekdoten: Eine kurze Story zu meinen schriftstellerischen Versuchen; weiter: mit dem Fahrrad zum Gymnasium, das eigene Auto, was auf dem Land gebraucht wird, etwa um zur Dienststelle (Zivildienst) zu fahren. S. meint, das sei auch mit dem Fahrrad möglich gewesen, als ich die Entfernung nenne. Das Erlebnis - endlich einmal ein Erlebnis in meinem Leben - der Geschwindigkeit auf der Autobahn im eigenen Auto mit durchgetretenem Gaspedal und aufgedrehtem Casettenteil wird von ihnen einstimmig abgelehnt. Ich sei offenbar nicht ich selbst gewesen, meint S., irgendwie müsse da der Urmensch in mir durchgebrochen sein. Ich sage, 'das war vor Jahren' (Fehlfarben, auch am Abend vorher gehört), mein Statement, hier in der Stadt brauche man kein Auto, daher habe ich es verkauft, findet dann ihre Zustimmung.
K. fragt, was wir drei heute machen könnten, es sei ja noch früh, S. schlägt vor: Einkaufen, das hätten sie schon ewig nicht mehr zusammen gemacht, und sie hätte jetzt Lust darauf. K. ist begeistert, ich müsse sie beide beraten, urteilen, allerdings eigene Urteile, nicht wieder Meinungen ausprobieren, das gelte heute nicht, ich müsse mir Mühe geben, eine eigene Meinung artikulieren, ich dürfe ja nicht versuchen, ihre Meinungen zu erraten und sie statt der eigenen zu äußern. Ich äußere dafür erst einmal meine Bedenken, doch K. wischt sie mit einer Geste vom Tisch, schelmisch grinst sie, jetzt werde ich eben ein bißchen gequält, außerdem sei heute doch Samstag, das könne also höchstens bis Mittag dauern, das könnte ich ertragen, das werde ein interessanter Spaß. Ihre Finger fahren über meinen Handrücken, ihr zuliebe, fügt sie hinzu, so daß ich einverstanden sein muß. K. ist glücklich, strahlt.
Nach dem Frühstück gehen wir also in den Keller. Neben K.s Rad, welches ja schon ziemlich exklusiv aussieht, steht das Rad von S., noch aufwendiger. S. erklärt, auf ein Rad in der Ecke weisend, ich könne ihr ganz altes Rad nehmen, ein Andenken, inzwischen habe sie ja ein neues, erst vor einem halben Jahr gekauft, sie habe den Vorläufer an K. abgetreten, weist daneben auf K.s Rad. Das alte sei jedoch etwas ganz besonderes: Ein Geschenk ihres Vaters zum sechzehnten Geburtstag, ihr Wunsch, er sei extra früher gekommen, damit sie gemeinsam aussuchen können. Natürlich seien sie hoffnungslos verschiedener Meinung gewesen, ihr Vater habe auf etwas Konventionellem bestanden, auch damit habe man gut fahren können, räumt sie ein. S. weist mich daraufhin: Wenn ich mit K. auf die Dauer mithalten wolle, werde ich mir bald ein eigenes Rad kaufen müssen, sie werde mich gerne beraten.
Wir fahren in die Stadt. Halt vor einem ziemlich exklusiven, mir bisher nicht bekannten Modeladen. K. und S. suchen routinemäßig nach einem sicheren Abstellplatz für Fahrräder, Ketten und Schlösser, ich scherze: das sei wohl bald der schwerste Teil der Fahrradausrüstung. Dann noch ein besorgter Blick zurück. Ich fühle mich in dem Laden irgendwie völlig deplatziert, allerdings ist der Kontrast zwischen S. und dem Laden noch heftiger: Sie mit ihrem mehrere Nummern zu großen, dicken Wollpullover, den uralten Jeans mit eher alters- als modebedingten Löchern. Sie machen sich über die Kleider her, ich finde in der Nähe einen Stuhl mit gutem Blick auf ihre Umkleidekabinen. Beratungen mit der Verkäuferin, umziehen, vorführen, urteilen. Meine Urteile, anfangs zögernd und unsicher werden mit der Zeit routinierter und pointierter. Was ich nicht tue: Nur wegen einer Pointe ein Kleid zu verreißen. S. hat ziemlich schnell (nach etwa einer dreiviertel Stunde) etwas gefunden, was sie überzeugt. Sie fordert meine und K.s volle Aufmerksamkeit. Sie tritt aus der Umkleidekabine mit einem schwarzen Kleidungsstück, ich weiß nicht recht, wie ich es nennen soll, aus einem Stück, nicht sehr viel Stoff. Armlos. Es ist schon kurz unterhalb des Pos zuende, gewährt ungehindert den Blick auf S.s schöne Beine. Es klebt direkt an ihrem Körper, so eng liegt es überall an. Ihr Körper zeichnet sich darunter in jeder Kleinigkeit ab. Sie macht spielerisch einige laszive Gesten vor dem Spiegel, führt langsam, den Kopf zur Seite geneigt sich im Spiegel weiter betrachtend mit den Fingern über Busen und Taille, dreht sich um die eigene Achse. Ihr Kommentar nur ein Wort: Scharf. Sie spielt mit den Löchern auf der Vorderseite des Kleidungsstücks, welche vom hochgeschlossenen Ausschnitt bis zum Bauchnabel reichen, größer werdend, um den Bauchnabel herum etwa 10cm Durchmesser. Der Rücken ist frei bis fast zum Po. S. löst ihre Haare, so daß ihre pechschwarze Lockenpracht diesen Rückenausschnitt völlig bedeckt, nur ab und zu ein bißchen ihrer leicht bräunlichen Haut durchschimmern lassend. Barfuß dreht sie sich noch einmal vor dem Spiegel, sie erwartet unsere Meinung. K. ist begeistert, auch ihr Kommentar nur ein Wort: Sexy. S.s dunkle Augen blitzen. Ich finde es zu aufreizend. Allerdings ist es mein Problem, daß ich sie eher in langen, weiten, schwarzen Gewändern sehe, vielleicht sogar noch mit einem Schleier, was ich natürlich nicht sage, da es unsinnig ist. Sie sieht damit hervorragend aus, ich bin daher froh, daß S. mein Urteil nicht ernst nimmt, es steht mir bei ihr nicht mehr zu, als meine Meinung zu äußern. S. meint, sie wolle es ja nicht, um damit ihren Vater zu schockieren. Als sie sich bückt, wie um zu sehen, ob das geht, ist ihr weißer Slip zu sehen. ich meine, das paßt überhaupt nicht, sie stimmt zu, worauf sie mit der Verkäuferin irgendwohin in den Tiefen des Ladens verschwindet.
K. winkt mich heran, zieht mich in die Umkleidekabine, schließt den Vorhang und küßt mich leidenschaftlich, sie lehnt sich gegen die Rückwand, zieht mich zu sich heran und ihr Bein bis zu meinen Po hoch. Ich frage etwas beunruhigt, was sie mit mir vorhabe, sie schaut mir in die Augen, strahlt, nur ein bißchen schmusen, gewissermaßen schon einmal eine kleine Belohnung für meine Geduld, umarmt mich wieder, heiße Küsse, ihre Hände fahren unter mein Sweat-Shirt, streichen über meinen Rücken. Ich meine, sie werden jeden Moment wiederkommen, so löst sie nach einem weiteren leidenschaftlichen Kuß die Umarmung und ich trete wieder hinaus, K. probiert ein weiteres Kleid an, ist unschlüssig.
S. kommt mit einigen schwarzen Gebilden wieder, nur ein Hauch von Kleidungsstück wie mir scheint, die werde sie auch nehmen, wir würden sehen, wie gut das dann passe. In der Umkleidekabine zieht sie eines an, tritt heraus, K. muß wieder schauen. S. zieht den schwarzen Einteiler ein Stück hoch, dreht sich vor uns. Ich stelle fest: sehr wenig Stoff. K. meint jedoch sachlich, die kritischen Stellen seien immerhin bedeckt, da muß ich ihr Recht geben. S kauft daraufhin Einteiler und Dessous.
Wieder umgezogen, setzt sie sich auf mein linkes Knie, rutscht von dort bis zur Mitte des Oberschenkels, beugt sich zurück und flüstert mir zu, den schwarzen Slip habe sie gleich angelassen, Seide, fühle sich gut an, nicht? Ich meine, bezüglich des Slips könne ich das nicht überprüfen, sonst stimme ich zu. Wenn sie sich nicht wieder auf mein Knie setze oder ganz zu mir heranrutsche, werde mein Bein das allerdings nicht lange aushalten. Sie tut letzteres, sich dann kurz erhebend und mein etwas nach oben geschobens Hosenbein wieder glatt ziehend. Ich frage, wie teuer das insgesamt gewesen sei, die Summe genannt, erwidere ich, ich hätte nicht gedacht, daß so wenig Stoff so teuer sein könne. Sie lacht, zum Glück frage ihr Vater nicht, wofür sie Geld ausgebe, was sie normalerweise auch nicht in diesem Umfange tue, in diesem Falle würde eine Frage allerdings peinlich werden.
K. probiert weiter, wir kommentieren. Schließlich drängt S. etwas, sie solle daran denken, wir müßten noch für das heutige Abendessen und für Sonntag einkaufen, was K. aber anscheinend nicht weiter beeindruckt. Sie entscheidet sich schließlich für ein Modell, welches ihr gut zu gefallen scheint, ganz in weiß, auch eng, aber aus dickerem Stoff als bei S.s Modell, zudem noch durchgehend von Hals bis Fuß reichend. S. und ich finden es sogar beide ebenfalls gut, obwohl es sonst meist so ist, daß Kleider, die ich abgeurteilt habe (eher nicht), S. ansprechen (phantastisch) oder umgekehrt (tragbar/ scheußlich), und dann nicht in K.s engere Auswahl kommen. Als wir schließlich gehen, drückt mir K. noch einen Kuß für meine Geduld auf die Lippen.
Es geht weiter Richtung Steintor, S. kauft ein, ich glaube, in einem türkischen Laden, eine Menge unbekannter Sachen für mich, sie versichert, es werde mir schmecken. Anschließend will sie noch überraschend in eine Apotheke. Wir warten draußen. Aus der Apotheke herauskommend drückt mir S. eine größere Packung Kondome in die rechte Hand und wünscht uns fröhlich und mit erhobener Stimme, auf daß unsere Beziehung erheblich länger halte als diese Packung Kondome, in die andere Hand drückt sie mir eine Zahnbürste, Intimitäten müsse man nicht unnötig übertreiben, meint sie, K. kann sich vor Lachen kaum noch halten, so überrascht schaue ich drein, dann fällt K. mir um den Hals, noch ein leidenschaftlicher Kuß von ihr, ich, mit vollen Händen bin ihr praktisch hilflos ausgeliefert, muß mitmachen, eines ihrer Kniee streicht an meinem Bein hinauf, ihr Oberschenkel preßt mich gegen sie, ein Arm gegen meinen Rücken, die andere Hand fährt durch meine Haare, ihre Zunge drängt in meinen Mund. S, denkt nicht daran, mir die Sachen wieder abzunehmen, vielmehr krümmt sie sich fast vor Lachen, prustet heraus: "Nicht gleich hier!"
Zum Mittag entscheiden wir uns alle für Girosfladen. Das Gespräch kommt zurück auf S.s Einkauf, "zuwenig Stoff" lacht sie, aber kein Wunder, auch die Szene vor der Apotheke sei mir ja sichtlich peinlich gewesen. Ich würde es doch nie wagen, in einen Sex-Shop zu gehen und etwas zu kaufen. Ich erwidere, das sei nicht unmöglich, S. glaubt es mir aber nicht. K. beschwichtigend: weder sie noch S. würden das tun, versichert mir, S. meine das nicht ernst. Die will mich aber festlegen, ein Wort gibt das andere, und es wird klar, es wird für mich bald keinen Rückzieher mehr geben. Ich gehe also zum Angriff über, meine letzte Chance, ich könne S. ja einen Vibrator kaufen. S. gibt sich aber nicht geschlagen, es geht weiter, schließlich ziehe ich mich darauf zurück, daß ich überhaupt nicht wisse, was so etwas koste und ich außerdem nicht einmal einen Hunderter bei mir habe. S. ist aber fest entschlossen, den Test durchzuziehen und holt einen größeren Geldbetrag aus einem Automaten, das müßte doch wohl reichen, sie bezahle, wenn ich es wirklich täte. Ich kann nicht mehr zurück, und was vor Tagen noch wirklich undenkbar gewesen wäre, ich werde es versuchen.
Wir verabreden uns vor der bekannten Würstchenbude am Steintor. Es stellt sich nur die Frage, wo jetzt so ein Ding herbekommen, was mich zu der Frage bringt, wo ich Samstag mittags in der Innenstadt die Gelben Seiten einsehen könne - auch das gelingt schließlich, interessant, wozu ich das Branchenverzeichnis diese Woche so ausgiebig benutze. Eine Stadtkarte in der U-Bahnstation weist dann den Weg.
Tatsächlich finde ich es. Verlegen stehe ich einen Augenblick davor, in 'normalen' Geschäften ist es mir schon irgendwie unangenehm, wenn ein Verkäufer mich fragt, ob er mir helfen könne. Ich trete entschlossen ein, um die Mittagszeit bin ich sogar der einzige Kunde. Eine nette Dame zeigt mir verschiedene Geräte. Da ich nicht weiß, ob S. das Gerät nicht vielleicht doch irgendwann einmal benutzen will, interessiere ich mich für die Betriebssicherheit der Geräte, habe bei den netzbetriebenen (Strom aus der Steckdose) gewisse Bedenken. Die Verkäuferin versichert, ihr seien da keine Probleme bekannt, verweist auch auf Prüfsiegel einiger Geräte. Wenn ich immer noch Bedenken hätte, wären ja die batteriebetriebenen eine Lösung. Wie sich herausstellt, sind jedoch nur wenige Geräte für den Akku-Betrieb geeignet. Das ultimative Gerät - zum entsprechenden Preis - überzeugt mich schließlich, mit einem Power-Pack (Netzunabhängiger Betrieb über mehrere Stunden bis zum nächsten Aufladen) über eine Leitung verbunden, eine Fernbedienung, die sie mir kurz erklärt, für verschiedene Einstellungen, natürlich auch besonders geeignet für Spiele zu zweit, wenn der Mann die Fernbedienung übernimmt, sie zwinkert mir zu, darüber hinaus das eigentliche Gerät garantiert auch unter den härtesten Einsatzbedingungen wasserdicht: sie versichert, natürlich auch unter Wasser zu benutzten, das Power-Pack allerdings nur wasserfest (Spritzwasser geschützt), eine sehr gute Verarbeitung, garantiert keinerlei Abrieb von schädlichen Materialien, auch nach jahrelanger Benutzung nicht. Ich entschließe mich zu Kauf. Wegen meiner Bedenken bezüglich der Batterien macht mich die Verkäuferin noch auf ein rein mechanisches erotisches Spielzeug aufmerksam, erklärt mir die Funktionsweise: Reizauslösung und Steigerung der Reizwirkung durch die Bewegungen der Frau, aus 'edlen Materialien' gefertigt, umweltfreundlich, da wie gesagt ohne Batterie oder ähnliches, demzufolge auch energiesparend. Ich Frage, ob für die Reizwirkung normale Bewegungsabläufe wie joggen oder radfahren ausreichen, worauf sie meint, dafür sei das sicher ausgezeichnet geeignet. Ich bin begeistert. Wegen des "edlen Materials" auch nicht günstig, aber mit dem Geld von S. und noch ein paar Mark von mir komme ich hin.
Wieder am Steintor, ist klar, wie ich mich für den Spaß vor der Apotheke revanchieren kann. Ich winke S. herbei, K. bleibt außer Hörweite bei den Rädern stehen. S. und ich in unmittelbarer Nähe des gut besuchten Würstchenstandes. Ich erkläre ihr mit rund herum gut vernehmbarer Lautstärke die Vorzüge des gekauften Gerätes, welches ich ihr in die Hand drücke. Ich erläutere die technischen Einzelheiten, die ich mir bei der Beratung zuvor genau gemerkt habe. Ein durchaus aufwendiges Gerät sei dieser Vibrator, versichere ich, zeige die Fernbedienung, die stufenlose Einstellmöglichkeit der Leistung und damit der Vibrationsintensität, ferner lasse sich entweder das ganze Gerät homogen betreiben oder alternativ nur einzelne Abschnitte, die elektronisch so abgestimmt seien, daß das Vibrieren wie eine Welle rhythmisch beziehungsweise periodisch vom Schaft zur Spitze zu laufen scheine, um eine besonders authentisches Erlebnis bei minimalen eigenen Aktivitäten und in jeder Situation zu ermöglichen, dazu sei an der Fernbedienung auch die Periode des Gesamtablaufs über einen gewissen Bereich variierbar. S. läuft rot an, da schon einige Herren neugierig herüberschauen. Die Vorstellung ist aber noch nicht zuende. Ich packe den Vibrator wieder ein und drücke ihr dafür das mechanische Spielzeug in die Hand, ein Geschenk von mir, das Geld werde ich ihr bei Gelegenheit wiedergeben. Eingeführt rufe es rein mechanisch durch ihre Bewegung die gewünschten Reize hervor, daher sehr wirkungsvoll beim Joggen und sicher auch beim Radfahren umwerfend. Sie solle es doch jetzt gleich einmal ausprobieren, schlage ich vor. Sie schaut mich entsetzt an, schüttelt den Kopf und zieht mich eilends fort zu K. und den Rädern. Diese hat sich inzwischen allein über das, was sie sehen konnte, köstlich amüsiert: S. erstaunt meinen Erklärungen zuhörend, überrascht durch ihre Existenz die Instrumente in den Händen haltend, die interessierten Blicke vieler Herren am Würstchenstand und in der näheren Umgebung, die vielfach den Eindruck gemacht haben, durchaus bereit zu sein, S. durch persönlichen Einsatz von der Überflüssigkeit der Geräte zu überzeugen. K. meint, diese Runde sei eindeutig an mich gegangen, S. ist immer noch sprachlos.