Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2015-07-15/08-03
Gundula wachte den nächsten Morgen schon recht früh auf und genoß noch die Nähe ihres Liebsten. Sollte sie wirklich beunruhigen, was er erzählt hatte? Hätte er ihr wirklich schaden wollen, rücksichtslos über sie herfallen, so hätte er dazu einige Gelegenheiten gehabt - gut, sie hätte sich schon zu wehren gewußt, aber er war immer etwas zurückhaltend und sorgsam gewesen, passend zu seiner Geschichte. Nichts an seinem Verhalten gab ernsthaften Anlaß zur Vermutung, daß er nicht mehr als seinen körperlichen Bedürfnisse an ihr befriedigen wollte. Daß es diese bei ihnen beiden gab, war nur natürlich. Und er stellte sie sicher nicht über moralische Aspekte oder über ihre innige Vertrautheit und Liebe. Allerdings hatte er sich gleich um mehrere junge Frauen bemüht, würde sie da seinen Bedürfnissen genügen? Auf dem Gut hatte er aber wiederum alleine gelebt und keine solchen Beziehungen gehabt, hatte sie nie zu etwas gedrängt, von daher war davon auszugehen, daß er da kein unkontrollierbares Suchtverhalten entwickelt hatte. Es blieb also doch wohl alles im normalen Bereich. 'Also keine Panik, alles ist gut,' dachte sich Gundula, 'damit werde ich oder werden wir wohl klarkommen.'
Sie weckte Paul mit einem Kuß und sie schmusten ein wenig herum.
Dann fragte Gundula doch: "Sag mal, mit mehreren jungen Frauen, eventuell noch auf einmal, das hat dir schon gefallen?"
Paul konnte das nicht leugnen und sie wollte wissen, wie das eigentlich ging, denn eigentlich könne er ja nur mit
einer auf einmal zusammensein und normaler Weise seien ja auch nach ihren Buchkenntnissen hinsichtlich der Häufigkeit
bei Männern eher Grenzen gesetzt als bei Frauen.
Paul lächelte und gab einige Beispiele, auch um zu erläutern, daß hinsichtlich der Häufigkeit der Mann bei einer
Zusammenkunft auch nicht unbedingt bei jeder oder mit jeder zusammen bis zum Ende kommen müsse, die Frauen
könnten ja auch untereinander aktiv werden oder er sich eben auch anders um einen befriedigenden Abschluß
bemühen, wie sie es ja auch bereits erlebt hatte.
Gundula zögerte nun etwas und fragte dann leise: "Bei all diesen Erfahrungen, bin ich allein denn dann überhaupt genug?" Paul lächelte sie an, umarmte sie und küßte sie kurz auf die Wange und erwiderte sehr bestimmt: "Ja!" Nun lächelte Gundula auch, in dieser Beziehung waren ihre Zweifel zerstreut, weil Paul offenbar keine hatte. Sie wies darauf hin, daß sie nun eilen müsse und war dann auch schon angezogen und flitzte durch die verborgene Tür davon.
Zum Frühstück trafen sie sich bereits wieder, diesmal war es sogar ein halbwegs offizieller Termin samt dem Königspaar und dem Reichskanzler, bei dem einige aktuelle Angelegenheiten besprochen wurden. Da Gundula ja abwesend gewesen war, berichtete der Reichskanzler recht formlos über einige Projekte, welche derzeit entweder bereits umgesetzt wurden oder in einer fortgeschrittenen Planungsphase waren. So war Gundula auch hier wieder auf dem aktuellen Stand und es war klar, daß Entscheidungen anstanden, ob oder wann Gundula wieder in die Projekte einstieg, bei denen sie die letzten Tage ausgefallen war. Man vereinbarte jedenfalls offizielle Termine zu verschiedenen Projekten, an denen dann festgelegt werden sollte, wie es weiterging. Bis dahin sollte Gundula bei ihren Projekten schon einmal nachfragen und sich auch bei den Details auf den laufenden Stand bringen.
Ansonsten war aber eigentlich ein freier Tag angesetzt, nachdem die Krötengeschichte nun als abgeschlossen gelten konnte. So schlenderten Gundula und Paul dann durch den schönen Garten. Bald steuerte Gundula auch schon eine hübsche Ecke an, wo sie sich einfach nebeneinander ins Gras legten. Im Garten war sonst niemand, sie hatten also ihre Ruhe und konnten nun klären, was es noch vom Vortag zu klären galt.
So kam Gundula auch recht schnell zum Thema: "Also auch mit Bedenkzeit, ich bin fest entschlossen und ziehe meinen
Antrag keinesfalls zurück."
Nun war ihr wieder ziemlich schummrig, ihr Herz raste, sie zitterte ein wenig und sah Paul an.
Der aber lächelte sie freundlich an und sagte nur: "Gut, wenn das so ist, nehme ich an!"
Es dauerte einen Moment, bis Gundula realisierte, daß es gar keine Diskussion gegeben hatte und sie atmete tief
aus und sprang dann beinahe zu ihm hinüber, um ihn zu umarmen und zu küssen, daß sie über die Wiese kullerten.
Das war jetzt wie der Antrag nicht ganz nach Protokoll, und darauf legte Gundula offenbar auch weiterhin keinen
großen Wert, ein wenig aber wohl schon, denn nachdem sie sich so etwas verausgabt hatten,
sprach sie einfach: "Also dann ist der Pakt geschlossen, wir sind Mann und Frau, niemand hat uns da mehr reinzureden.
Nun wirst du mich nicht mehr los, keine Chance!"
Paul versicherte daraufhin vergnügt, daß er doch wohl sehr schwer davon ausgehe, sie nicht mehr loszuwerden.
Gundula bot nun wiederum an, darüber zu reden, wo sie nun weiter zusammenleben würden.
Aber Paul meinte gleich ohne weiteres Zögern, natürlich würden sie hier bleiben, hier habe sie doch zu tun -
und wenn sie ihm das zutraue, könne er ja auch sehr gern an diesem oder jenem Projekt mitwirken und schauen,
ob er das in ihrem Sinne voranbringen könne.
Für sein Gut müßten sie nur einen neuen Verwalter organisieren oder eben jemanden dort aus der Gegend dazu benennen,
gegebenenfalls noch etwas qualifizieren.
Sie könnten dann ja gelegentlich wieder einmal einen Ausflug dorthin machen und eine Woche oder zwei bleiben.
Mit Bractland war er offenbar fertig, denn er betonte auch gleich,
er würde da aus seinem Prinzentitel sicher keine Ansprüche erheben und auf sämtliche Ämter verzichten,
wobei er bezweifelte, daß man ihm überhaupt eines anböte, es sei denn ein Posten auf dem nächsten Scheiterhaufen.
Indessen hier als Ehemann einer Prinzessin sei er wohl beschützt genug,
daß man sein Überleben wohl nicht mehr geheimhalten müsse.
Jedenfalls könnte er so also wenigstens für das Protokoll noch einen halbwegs aktuellen Prinzentitel einbringen.
Ansonsten habe sie einen nicht allzu reichen Mann mit nur einem kleinen Gut und etwas Geld genommen,
den sie mehr oder weniger so mit durchschleifen müsse, also wohl in geeignete Projekte stecken,
damit er sich nützlich machen könne.
Gundula war zufrieden und meinte nur, sie sei sich sicher, da werde sich etwas finden lassen. Hinsichtlich des Protokolls aber meinte sie, da sollten sie nun umgehend tätig werden, um sich eine offizielle Urkunde ausstellen zu lassen, damit solch ungezügelte Kugeleien im Garten oder an anderen Orten kein unnötiges Aufsehen erregten. In dieser Angelegenheit möge er bitte noch ihr das Wort lassen, ansonsten sei er von nun an natürlich von seiner Zusage vor der Grenze befreit, den weiteren Weg müßte sie dann gemeinsam gehen und sich irgendwie einig werden. Ihr Reich sei nun auch das seine und stehe alsbald bereit für eine ausgiebige, gemeinsame, aufregende Erforschung. Paul war sich ziemlich sicher, daß sie irgendwie wieder gleichzeitig über zwei Themen sprach, wollte da aber nicht sofort in Details einsteigen, sondern erst einmal abwarten, was sie nun vorhatte. So nickte er nur leicht, legte den Kopf etwas schief und lächelte sie an. Damit stand sie auch schon auf, zog Paul ebenfalls hoch und hinter sich her ins Schloß, dabei bemerkte sie dann noch: "Laß mich einfach machen, meine Eltern sind öfter etwas komisch, gerade wenn es um mich geht. Und die machen gerne die Dinge komplizierter als sie sind - und dann dauert eine einfache Sache wieder Tage oder Wochen und ein Gremium wird eingesetzt, um alles genau zu planen. Das wollen wir doch wirklich nicht. Du kennst mich ja, ich bin etwas impulsiv, darauf solltest du gefaßt sein, aber dann werden wir noch heute solch eine Urkunde in den Händen halten."
Gundula nahm den Weg zum Reichskanzler, teilte diesem mit, daß sie sogleich in einer äußerst dringlichen Angelegenheit mit ihren Eltern reden werde, wobei sie davon ausgehe, daß er an diesem Gespräch Interesse haben werde. Ohne zu warten, zog sie Paul an der Hand nun weiter durch das Schloß, nach kurzer Nachfrage bei einem Bediensteten zu dem Raum, in welchem nach dessen Angaben ihre Eltern anzutreffen sein sollten. Der Reichskanzler mußte sich schon beeilen, um einigermaßen Schritt zu halten. Vor dem Raum machte Gundula nur eine wage Geste zur Wache, diese klopfte kurz an, Gundula aber machte noch eine weitere Geste und so wurde die Tür beinahe gleichzeitig mit der Antwort geöffnet.
Drinnen saßen ihre Eltern und hatten wohl gelesen. Gundula stürmte herein und sprudelte heraus: "Hiermit möchte ich euch mitteilen, daß ich Paul einen Eheantrag gemacht habe. Es handelt sich übrigens um den Prinzen von Bractland. Und er hat angenommen. Damit sind wir nun ein Paar. Es gibt keine Diskussion, keine Gremien, keine Verhandlungen oder ewig lange Planungen. Es soll nur sofort die Urkunde ausgestellt werden, wie es das Protokoll vorsieht. Der Reichskanzler mag gleich nach den Beamten schicken, damit sie ausgestellt und von allen unterschrieben wird."
Noch bevor aber jemand etwas erwidern konnte, eilte sie bereits auf Paul zu und sprang von vorne an ihm hoch, die Arme um den Hals und die Beine um die Hüften geschlungen, dazu sagte sie recht ruhig: "Ich bleibe hier und lasse nicht eher los, bis die Urkunde zur Unterschrift bereitliegt." Paul griff etwas überrascht, aber recht reaktionsschnell zu und hielt sie fest.
Der König aber hob kaum merklich in Richtung zum Reichskanzler hin den Kopf an, welcher fasziniert,
auch ein wenig amüsiert vielleicht die Schultern zuckte, während die Königin sprach:
"Kind, warum nur so impulsiv, der arme junge Mann!
Das muß nun wirklich sofort sein? - und so, so, impulsiv und wild?"
Gundula klammerte noch fester.
Der König aber sprach: "Kind, was du nur für Flausen im Kopf hast, deinem armer Paul wird noch die Luft wegbleiben, noch bevor die Urkunden vorliegen. Ich hätte es zwar vorgezogen, das alles sorgfältig zu planen und uns ein wenig Zeit zu geben, uns daran zu gewöhnen, ein angemessenes Fest vorzubereiten, aber offenbar ist die Angelegenheit wirklich dringlich. Und niemand hier vermag es wohl zu wagen, dich davon abzuhalten, zu tun, wozu du dich entschlossen hast. So kannst du ihn also ruhig schon wieder loslassen. Du bist eine erwachsene Frau, vom Alter her jedenfalls, da könntest du wenigstens in Ansätzen dem Protokoll folgen, statt deinen Mann fast zu erdrücken, nur um uns zu beeindrucken."
Gundula war etwas überrascht, daß ihre Eltern nicht ihrerseits überrascht waren und bislang keine Einwände geäußert hatten,
so erwiderte sie, während sie die Umarmung etwas lockerte: "Ähm, ich hatte etwas mehr Widerstand von eurer
Seite erwartet, aber ich will trotzdem abwarten, bis die Urkunden da sind."
Der Reichskanzler nickte nur still und winkte einen Bediensteten heran und flüsterte diesem etwas zu,
worauf dieser gleich davoneilte.
Ihre Mutter sprach: "Mein Kind, du glaubst doch nicht, daß es uns gänzlich entgangen wäre,
wie sehr du diesem jungen Mann zugetan bist?
Gut, es hat uns erstaunt, daß das nun so schnell gegangen ist, wenn man die Dramen mit den vorherigen Kandidaten bedenkt,
aber der junge Mann ist uns wohl willkommen, wenn er solchen Eindruck auf dich macht.
Wir haben wohlwollend zur Kenntnis genommen, welch guten und beruhigenden Einfluß der junge Mann auf dein Verhalten hat,
jedenfalls bis vor wenigen Minuten."
Dabei schmunzelte sie etwas.
Der König aber wies ganz praktisch neben sich auf das Sofa und bot Paul einen Platz an: "Junger Herr, ich fürchte, da ihr zugestimmt habt, werdet ihr mit unserer lieben Tochter, dieser süßen Plage noch manche Last zu tragen haben, damit ihr euch dabei nicht gleich heute verausgabt, setzt euch erst einmal. Ich denke, los bekommen wir sie ohnehin nicht, bis sie ihren Kopf durchgesetzt hat, aber so habt ihr es wenigstens etwas leichter. Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge, daß ihr sie jetzt am Halse habt. So können meine Frau und ich wohl nun etwas entspannter zusehen, wie sich die Dinge entwickeln, die sich dann eben entwickeln, wenn zwei sich gefunden haben."
Paul nickte dankbar, ging hinüber und ließ sich mit seiner süßen Last auf das Sofa plumpsen.
Der Reichskanzler ergriff nun das Wort: "Nun, da man sich einig zu sein scheint, möchte ich sagen,
ich hatte vorsichtshalber bereits Urkunden in dreifacher Ausfertigung anfertigen lassen,
eine für die Braut, eine für den Bräutigam, eine für das Staatsarchiv.
Es müßte dann nur noch der Name des Herren eingetragen und unterschrieben werden, wenn die Urkunden herbeigeholt sind.
Sie sollten bereits unterwegs sein."
An Paul gewendet hakte er nach: "Habe ich die Prinzessin eben richtig verstanden,
daß sie Prinz Paul von Bractland als ihren Namen nannte?"
Paul nickte: "Ja, so wurde ich wohl genannt, wobei ich sagen muß, der Titel ist wohl keiner,
den man wirklich noch stolz tragen mag, wie sich die Dinge in meiner früheren Heimat seit meiner frühen Jugend entwickelt haben."
Der Reichskanzler nickte: "Besonders das letzte Jahr hat in weiten Kreisen für Aufmerksamkeit gesorgt.
Es wurde bekannt, die gesamte Königsfamilie sei ermordet worden?"
Paul nickte: "Das trifft wohl so weit zu, als der König und meine beiden Brüder und meine beiden Schwägerinnen tot sind.
Eine Leiche mit zerschossenem Kopf hat man für mich gehalten, weil ein Vertrauter meiner vor langem verstorbenen Mutter mir half,
die Kleider zu tauschen und zu fliehen. Ich denke, mir blieb keine andere Wahl.
Sicherlich keine Heldentat, aber hätte ich wirklich für das Königshaus kämpfen und sterben sollen?
Wie ihr vielleicht wißt, verstarb meine Mutter bereits zur Zeit jener großen Seuche, die Bractland heimgesucht hat.
Und seitdem ist die Lage eskaliert."
Der Reichskanzler nickte: "Jaja, es ist wohl bekannt, seit eure Mutter verstarb,
wurde es finster um euren Vater und er regierte sein Land ins Verderben.
Zum Glück scheint ihr in der Hinsicht mehr nach der Mutter zu kommen,
die wohl auch lieber gegangen wäre, nachdem sich alles so entwickelt hatte.
Eure Mutter hatte ich einmal bei einer diplomatischen Mission kennenlernen dürfen, noch bevor sie verheiratet war,
eine kluge und warmherzige Frau, furchtbar und tragisch ihr Tod bei dieser grausamen Seuche.
Ich erkenne einige ihrer Gesichtszüge wieder, auch welche von eurem Vater, den ich auch einmal persönlich traf,
als es noch einen offiziellen Kontakt zwischen unseren Länder gab."
Es herrschte einen Moment Stille.
Der König aber fragte dann Paul scheinbar nur nebenbei über die Schultern hinweg,
also primär über seine und die seiner Tochter, die noch immer Paul umschlungen hatte:
"Prinz Paul, nun da ihr in der dortigen Thronfolge nun wohl an erster und einziger Stelle steht, erhebt ihr Ansprüche?"
Paul schüttelte den Kopf: "Nein, ich denke, meine Familie hat das Recht verwirkt, dort Ansprüche zu stellen.
Zumal ich auch vermute, sie würden von einer großen Mehrheit nicht anerkannt werden.
Wobei man leider sagen muß, es gibt keine solche, es sind kleine Gruppen, die sich gegenseitig zerfleischen.
Statt sich zu einigen oder Kompromisse zu schließen, um einen Neuanfang zu schaffen, ist ein furchtbares Chaos entstanden."
Der König meinte dazu: "Gut, ich denke, wir könnten einigen Einfluß auf einige Nachbarstaaten nutzen,
welche vermutlich nicht alle mit denselben Gruppen sympathisieren, daß man auf diese Gruppen einwirkt,
damit sie sich an einen Tisch setzen und etwas erreichen, statt sich weiterhin gegenseitig die Köpfe einzuschlagen."
Paul nickte: "Wenn euer Einfluß so weit reicht, wäre ich euch dafür sehr dankbar, auch im Namen des Volkes,
welches unter diesen Zuständen ähnlich leidet wie unter der vorherigen Regentschaft meines Vaters.
In der abgespaltenen Region Wrec, die nun eines eurer Nachbarländer ist,
scheint der Gedanke einer Republik ohne König etwas zu sein,
was sich gerade entwickelt und zu funktionieren scheint.
Das könnte ein Modell für ganz Bractland sein."
Der König meinte dazu: "Ja, wir haben mit Interesse und Wohlwollen verfolgt, daß es so in der Region Wrec ruhig blieb. Der Handel hat durchgehend funktioniert und wir konnten die Grenzen offenlassen, zwar etwas besser bewacht, aber letztlich doch durchlässig für den normalen Verkehr. Ihr habt wohl recht, dort hat man viel mehr erreicht. Das ist bei der derzeitigen Gewalt in Bractland sicher noch ein weiter Weg, um so weit wie in Wrec zu kommen, aber sie müssen irgendwann mit den ersten Schritten anfangen."
Sie schwiegen einen Moment und das Thema schien damit erst einmal erledigt.
Dann fuhr der König fort: "Prinz Paul von Bractland, könnt ihr euch denn vorstellen, euch hier bei unseren Problemen zu engagieren?"
Paul nickte: "Selbstverständlich. Ich hatte ja bereits erste kleine Einblicke in verschiedene Projekte.
Ich denke, bei einigen werde ich meine bescheidenen Kenntnisse hilfreich einbringen können.
Zum Glück hat meine Mutter bei mir schon früh das Interesse für viele Wissenschaften und die Kultur geweckt,
das sollte hier nützlicher sein als das, was mein Vater mir zu vermitteln suchte,
was allenfalls dazu taugen würde, die Menschen zu verderben, das braucht man aber in keinem Reich."
Der König nickte ebenfalls: "Gut, sonst hättet ihr uns doch sehr in Verlegenheit gebracht,
wenn ihr einfach wieder mit unserer Tochter abgezogen wärt, wie ihr wißt unsere einzige.
Wir sind alt und möchten gerne in einiger Zeit friedlich den Sonnenuntergang und den Lebensabend genießen,
da ahnt ihr wohl schon, da sind Stellen vakant.
Das Reich könnte da nur sehr schwer auf unsere Tochter verzichten.
Und wie es aussieht, also einmal abgesehen von solchen Einfällen hier, macht sie gute Fortschritte."
Sie schwiegen wieder einen Moment und auch das Thema schien damit erst einmal erledigt.
Die Königin begann nun wieder: "Mein Kind, ich denke,
wenigstens ein kleines Fest heute Abend wirst du uns schon durchgehen lassen müssen, man wäre sonst im Reich sehr brüskiert.
Das wollen wir ja nicht.
Die kommenden Tage werden wir dann auch einladen müssen,
zwar sind noch viele von den vorherigen Feiern zu deiner Rückkehr in der Stadt,
aber einige werden doch etwas mehr Zeit brauchen, um hier einzutreffen.
Unter den Umständen und der ganzen Aufregung mit dem Attentat und der Rückkehr mit edlem Retter
werden die Gäste wohl Verständnis dafür aufbringen, daß nicht alles ganz nach dem üblichen Protokoll abläuft.
Nun, vielleicht rechnet damit bei Gundula sowieso niemand."
Und dabei schmunzelte die Königin, nickte ihrer Tochter freundlich und ermunternd zu.
Gundula war einverstanden, war sie doch schon froh, daß man besprach, wie man das Ereignis feierte, gar nicht darüber,
ob das Ereignis angemessen war und überhaupt stattfinden sollte.
Trotzdem ließ sie noch nicht ganz locker.
Nun kamen Bedienstete mit Mappen herein und der Reichskanzler fragte nach der Art des gewünschten Vertrages.
Gundula forderte einen einfachen, also lediglich eine Urkunde über den eigentlichen Sachverhalt ohne weitere Klauseln
und Komplikationen.
Der Kanzler hatte wirklich auch bereits das vorbereiten lassen.
So legte er die Urkunden ab, König und Königin traten hinzu und der König fragte seine Tochter:
"Ich nehme mal an - da du dich noch immer wie eine Klette festklammerst -
wir unterschreiben als Zeugen zuerst und dann der Reichskanzler
und die Beamten, erst dann werdet ihr beide unterzeichnen?
Sonst wäre es ja auch zu normal..."
Gundula nickte und sprach: "Ja genau, das ist der Plan."
Und so wurde es gemacht, Gundula stand dann auf, zog auch Paul hoch und sie traten Hand in Hand heran,
der Reichskanzler reichte Stifte und sie unterschrieben die Urkunden.
Der Reichskanzler nahm die für das Staatsarchiv an sich und händigte den beiden ihre Urkunden aus.