Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2015-07-15/08-03
Nach dem Abendessen war es draußen noch hell, aber immer noch warm. Sie gingen hinaus und schauten sich einen malerischen Sonnenuntergang an. Sie konnten nicht wissen, daß dieser vorrangig deshalb so intensiv rot war, weil es in Bractland einen größeren Brand gegeben hatte und dadurch sehr viele Schmutzpartikel in die Atmosphäre gelangt waren.
Sie lagen nebeneinander auf einer kleinen Anhöhe in der Nähe des Hauses. Gundula grübelte offenbar immer noch über das Krötendrama, denn sie meinte: "Jetzt wissen wir trotz Brunos Ausführungen über die Aktivitäten seiner Mutter immer noch nicht, wieso dieser Fluch so skurrile Folgen hat, insbesondere auf die Männer, die mich geküßt haben - gut hätten sie natürlich gar nicht tun dürfen, aber trotzdem ist das doch bizarr. Das war im Fluch doch gar nicht mit drin!"
Paul meinte dazu: "Fassen wir noch einmal zusammen: Auf deinen Wunsch hin habe ich dich als Kröte geküßt und du hast dich verwandelt. Drei weitere Männer haben dich ohne dein Einverständnis geküßt und haben sich in Kröten verwandelt. Darauf habe ich sie jeweils ohne Aufforderung geküßt und sie haben sich zurückverwandelt. Als du Kröten-Bruno geküßt hast, hat das nicht geklappt. Der Kuß von Kröte zu menschlicher Gestalt ist also offenbar nicht invariant unter Tausch der küssenden Person. Ich haben jedenfalls schon eine kleinere Auswahl anderer Frauen geküßt, aber keine Männer oder weitere Kröten. Bei den Frauen gab es zwar Effekte, die aber in diesem Zusammenhang nicht besonders bemerkenswert waren. Wir können auch wohl davon ausgehen, daß der Ritter bereits zuvor Frauen geküßt hat, vermutlich aber auch keine Kröten oder Männer, wie ich ihn einschätze. Daraus ergibt sich die Hypothese, daß alles an den beteiligten Personen liegt, auf jeden Fall bei dir, bei mir ist das nicht gänzlich gewiß, denn prinzipiell könnten sich ja alle Personen für den Akteur bei der Rückverwandlung eignen, die nicht mit dir identisch sind. Unbestimmt ist ferner die Frage, ob generell nichts passiert, wenn du jemanden anderen küßt. Wobei natürlich ganz klar und unvermeidlich ist, daß da allerhand passieren würde, nur hätte das nicht unbedingt etwas mit Kröten zu tun."
Gundula mußte schmunzeln und erwiderte:
"So weit, so gut, in begrenztem Umfange wäre ich zu einem Experiment bereit, aber sicher nicht mit beliebigen Männern.
An den angedeuteten allgemeinen Wirkungen bin ich da nicht interessiert, so daß es wegen dieser unangemessen wäre,
solche Experimente mit beliebigen Männern zu beginnen.
Ich wäre bereit - aus rein wissenschaftlichem Interesse versteht sich
- mich von dir küssen zu lassen und umgekehrt auch dich zu küssen."
Paul schaute sie überrascht an, sprachen sie irgendwie über zwei Themen gleichzeitig?
Er ahnte: "Vermutlich liegt das Risiko dabei doch bei mir - könnte ja glatt sein,
daß wenn ich dich in menschlicher Gestalt küsse, ich mich dann auch in eine Kröte verwandele.
Was dann?
Und was, wenn nicht?
Die angedeuteten allgemeinen Nebenwirkungen solch eines Experimentes würden bei mir sicherlich erst recht auftreten.
Und wer weiß, was erst passieren wird, wenn du mich küßt!
Das könnte gänzlich unkalkulierbare Auswirkungen auf uns beide haben!"
Dabei schmunzelte er allerdings.
Gundula war der Auffassung: "Das Risiko scheint mir recht überschaubar sein. Wir haben keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß mehr als normal passiert, wenn ich dich küsse, also jedenfalls wenn man das Krötenproblem einmal als das definiert, was nicht normal ist. Umgedreht scheint es mir auch nicht plausibel zu sein, daß wenn du mich abermals und mit meinem Einverständnis küßt, mehr passiert, als man normal erwarten kann. Hinsichtlich der normalen Auswirkungen bin ich mir nicht so sicher, aber die sind hinsichtlich der Krötenproblematik erst einmal als akzeptabel und unvermeidbar hinzunehmen, um diesen Dingen auf den Grund zu gehen, sonst kann man da nicht forschen. Und wenn doch ein krötenartiger Zwischenfall eintreten sollte, so könnten wir sicherlich den Krämersohn um einen kleinen Gefallen bitten, daß er dich wieder von einer Kröte zurück zu einer menschlichen Gestalt küßt, damit könnten wir dann auch gleich für eine andere Hypothese experimentelle Daten sammeln, ob es auf die Person des Küssers ankommt, wenn es um die Rückverwandlung geht."
Paul war bereit, etwas - rein zum Wohle der Wissenschaft versteht sich - zu riskieren und schlug vor:
"Gut, dann fang du an und küß mich!" und schaute ihr dabei tief in die Augen.
Gundula bekam nun doch ein etwas aufgeregtes Kribbeln im Bauch, ihr Gesicht lief knallrot an,
hatte sie sich doch irgendwie selbst in die Situation hineingeredet.
Hatte sich da ein Gedankengang in ihr irgendwie verselbständigt?
Hatte sie das wirklich vorgeschlagen?
Aber sie dachte sich dann gleich darauf: 'Warum eigentlich nicht?'
Sie rutschte daher einfach dicht an Paul heran, bis sich ihre Körper berührten.
Sie umarmte ihn, ließ ihr Herz einfach heftig pochen, sah Paul noch einmal ganz tief in die Augen,
drehte dann ganz dicht vor ihm ihre Nase knapp an der seinen vorbei und -
ihre zitternden Lippen trafen gerade so eben auf die seinen zu einem Kuß!
Man kann nun gar nicht beschreiben, was in den beiden passierte,
jedenfalls behielten beide ihre menschliche Gestalt und nicht mehr als zu erwarten den Verstand.
Bereits nach Sekundenbruchteilen löste Gundula die Lippen bereits wieder,
wobei sie etwas bebten oder zitterten und was geringfügig länger dauerte,
weil Paul seinen Kopf ein klein wenig hinter ihren Lippen herbewegte, um mehr davon zu bekommen.
Jedenfalls schauten sie sich wieder tief in die Augen, nicht mehr wirklich, um zu prüfen,
ob sich jemand in eine Kröte verwandelt hatte, das war offenbar nicht passiert.
Es war in dem Augenblick schon sehr sehr sehr viel passiert, aber rein gar nichts krötenartiges.
Gundula nahm ihren Mut zusammen und sprach: "Jetzt du!"
Und sie vermutete oder hoffte(?) bereits, daß das bereits ein wenig länger dauern dürfte.
Paul zögerte nicht lange, Krötenrisiko hin oder her, von diesen Lippen wollte er jetzt mehr kosten, also
zog er Gundula zu sich heran und jetzt trafen sich ihre Lippen heftiger und länger.
Und wieder geschahen allerhand geheimnisvolle Dinge in den beiden und mit den beiden, was aber alles nichts
mit Kröten zu tun hatte, sondern was eben so passierte und was man fühlte, wenn man sich mit jemanden küßte,
den man liebte. Der Kuß war nun also schon wesentlich länger und intensiver, schmeckte noch einmal deutlich
besser als der erste und als die beiden ihre Köpfe etwas widerstrebend auseinanderzogen,
weil ihnen das erst einmal angemessen erschien, nicht aber eigentlich in dem Moment besonders erstrebenswert,
schauten sie sich wieder tief in die Augen.
Trotz des Hormonrausches in den beiden war also offenbar sonst alles in Ordnung.
Paul gab zu bedenken: "Bei einem richtigen Experiment muß man prüfen, ob die Ergebnisse reproduzierbar sind..."
Gundula nickte: "Da hast du recht!" und so zog sie ihn wieder an sich und bei dem folgenden Kuß war gar nicht mehr
klar, wer eigentlich wen küßte.
Die experimentelle Sorgfalt geriet dann ganz durcheinander
und von dem Moment an wurden die Ergebnisse nicht mehr einzeln ausgewertet,
sie entschieden sich spontan zu einer ganzen Versuchsserie mit allerlei Variationen des Grundexperimentes.
Bekanntlich ist es nicht so einfach, im experimentellen Rauschen eine 0 zu messen, daß also etwas nicht passiert.
Das stellten die beiden auch fest, denn in beiden rauschte es längst ganz gewaltig,
aber konnten sie wirklich ganz sicher sein, daß rein gar nichts krötenartiges passierte?
Vorsichtshalber und um die Signifikanz zu verbessern, experimentierten sie weiter, wobei sie schnell im Gras lagen und die Positionen wechselten. Paul begann auch langsam, etwas weitere Bereiche um den Mund herum zu küssen, während sie sich auch noch gegenseitig streichelten und irgendwie die Beine umeinander gewickelt hatten, daß sie schon gar nicht mehr so ganz genau wußten, wo der eine aufhörte und die andere anfing - oder umgedreht. Im Eifer des Experimentierens war das im Moment auch gar nicht so wichtig, sie konzentrierten sich voll auf das Experiment und führten es noch fort bis deutlich nach dem Sonnenuntergang. Mit großem Wohlwollen stellte Gundula fest, wie Paul auch ihren Hals, die Schultern, ihren Nacken zu erobern verstand, sogar den kleinen Brustausschnitt des Kleides.
Hinsichtlich des Krötenproblems waren das wenig verdächtige Zonen, aber sie war recht dankbar über seine sorgfältige und systematische Vorgehensweise, die hier nichts aussparte, um die Signifikanz der Ergebnisse weiter zu erhöhen und das Forschungsgebiet langsam weiter auszudehnen. Daß ihr nicht nur dadurch sehr heiß und schwindelig wurde, beunruhigte sie nicht mehr, denn dunkel dämmerte in ihrer Erinnerung auf, daß das wohl bei derart heftigen Aktivitäten als normal einzustufen sei. So ließ sie sich einfach fallen und genoß diesen Andrang, ja Ansturm von Gefühlen und Emotionen, die ihren Körper praktisch gleichzeitig erschauern und schwitzen ließen, die ihn überfluteten. Das entwickelte sich schon zu einer kleinen Sturmflut und sie bog sich lustvoll im Winde. So war sie auch bereit einzuräumen, daß seine zwischen ihren Körpern deutlich zu spürende Erregung eine unter den Umständen zu erwartende Reaktion sei, ja eine, die sie gar erfreut begrüßte, zeigte es ihr doch, daß sie auf mehr hoffen durfte, auch wenn sie jetzt noch nicht dazu bereit war, aber sie spürte da Potential für eine deutlich intensivere, innigere und längere Verbindung, über welche sie sich aber noch irgendwie einig werden müßten. In der Hinsicht war sie bereits zu weiten Zugeständnissen bereit, aber sicher erst, nachdem sie Zuhause angekommen war und sich alles geordnet hatte. Jetzt kostete sie erst einmal den Reiz der Erwartung aus und hoffte wenigstens, daß Paul das auch konnte, denn ihr lag nicht daran, ihn zu quälen. Was sie erfreute, sollte auch ihn erfreuen.
Irgendwann erinnerten sie sich aber doch daran, daß sie Morgen ja nun los wollten und beendeten das
Experiment dann doch, wenn auch ungerne. So zogen sie Hand in Hand ins Haus.
Er faßte kurz zusammen:
"Insgesamt, so können wir wohl erst einmal Zwischenbilanz ziehen, was haben wir durch das Experimentieren
hinsichtlich des Krötenproblems gelernt?
Nicht jeder verwandelt sich offenbar in eine Kröte, der dich küßt und offenbar können wir uns nach Herzenslust küssen und alles,
was dabei zwischen uns passiert, wird nicht durch den Fluch beschädigt oder in den Schmutz gezogen."
Gundula nickte: "Ich meine, das ist ein gutes Ergebnis, das scheint mir für meinen persönlichen Geschmack erst einmal
ausreichend zu sein, wobei ich das Erlebte keinesfalls als ausreichend oder mittelfristig als genug bezeichnen möchte.
In der Hinsicht sollten wir weiter am Ball bleiben und sehr eng an dem Sachverhalt zusammenarbeiten."
Dabei schaute sie ihn schmunzelnd an und Paul strich ihr zärtlich über die Wange.
Einstweilen wollten sie den Augenblick genießen und nicht so sehr grübeln, sich die Dinge langsam entwickeln lassen.
Gundula schlug vor: "Wir könnten heute beide das Bett nutzen, also nur zum Kuscheln und schlafen, nicht für
weitere, ähm - Experimente."
Paul nickte: "So innig und ruhig wie wir letzte Nacht umschlungen geschlafen haben,
ist das Bett auf jeden Fall groß genug!"
So waren sie sich einig und machten sich für die Nacht fertig. Gundula trug diesmal ein Nachthemd, welches Bruno mitgebracht hatte, auch schon um nach dem doch sehr hitzig gewordenen Experiment wieder etwas mehr Ruhe und Entspannung einkehren zu lassen. Paul war ganz zufrieden mit dem recht eindeutigen Signal, so wußte er immerhin für diese Nacht recht eindeutig, wie die Situation zu deuten sei und daß er so nun gut einordnen konnte, wie er Gundulas Verhalten interpretieren konnte. Es war sicher gut gewesen, gestern zurückhaltend gewesen zu sein und es würde sicher auch weiterhin gut sein, nichts zu überstürzen, in der Hinsicht tastete Gundula sich erst heran, allerdings dann doch ganz entschlossen in den täglichen Zwischenergebnissen. Und er hatte in der innigen Umarmung beim Experimentieren deutlich gespürt, daß sie recht eindeutig auf seine Liebkosungen reagierte. Durch ihr dünnes Kleid meinte er Veränderungen bei den Brüsten gespürt zu haben, ihr Unterleib strahlte auch eine deutliche Hitze aus, ihr Herz schlug so schnell wie seines, ihr Atem ging ähnlich schnell, das schien sich überraschend und doch recht gut aneinander anzupassen oder anzugleichen. All das fühlte sich mehr als vielversprechend an. Wenn sie am Ziel ihrer Reise wären, mußten sie sich einigen, wie es mit ihnen weitergehen sollte und zwar zusammen, denn sich zu trennen, schien ihm eine unerträgliche Qual zu sein.
In trauter Einigkeit beruhigten sie sich recht schnell und schliefen dann auch zügig, eng umschlungen und glücklich miteinander ein.