Wir fahren zurück zur Wohnung, ich habe die Nahrungsmitteltüte und die Tüte mit den Geräten auf meinem und K. die Tüten mit den Kleidungsstücken auf dem Gepäckträger ihres Rades, da S.s Rad keinen Gepäckträger hat. In der Wohnung entschließen sie sich zu einer kleinen Modenschau, ich darf nebenbei in S.s Fernseher Nachrichten per Videotext lesen. Zusätzlich wird die Stereoanlage in Betrieb genommen. K. führt zuerst noch einmal das Neuerworbene vor, dann noch einige Kombinationen, die offenbar auch S. noch nicht gesehen hat, es wirkt alles sehr geschmackvoll und wir sind begeistert. S. führt das neue Schwarze mit und ohne dunkle Strumpfhose vor, mit hohen und flachen Schuhen, mit verschiedenen Schmuckstücken, verschiedenen Möglichkeiten, die Haare zu tragen. Es stellt sich heraus, ein BH ist darunter nicht tragbar, in dem knallengen Kleid zeichnet er sich störend ab, allerdings kann sie gut auf ihn verzichten. Wir sind uns einig: Ideal wirkt das Ganze ohne Strumpfhose, mit flachen schwarzen Schuhen, nur mit einem Platinkettchen um S.s rechtes Fußgelenk. Für die Haare gibt es mehrere Möglichkeiten. Mit einem Pferdeschwanz (Schulmädchenartig) ergibt sich ein interessanter Kontrast, offen getragen wirkt sie beinahe wie ein Vamp, nur den männerverzehrenden Blick bekommt sie zum Glück nicht hin, was sie nur reizvoller macht. Sie werde das sicher bald einmal bei einer durchgetanzten Disconacht anziehen, meint S..
Damit kommt das Gespräch irgendwie auf Tanzen, ein Fehler, daß ich gestehe, ich könne es nicht. K. hat daraufhin die Idee, S. müsse mir unbedingt einen der Tänze aus der Heimat ihres Vaters beibringen. S. findet die Idee phantastisch. Noch ehe ich protestieren kann, ist sie weg, um eine Cassette mit der passenden Musik zu holen. K. erklärt, S. könne fast alles phantastisch gut tanzen, doch der Tanz, der gleich kommen werde, den müsse man einfach erlebt haben. S. kommt zurück, legt die Cassette ein, beginnt zunächst zu erklären und dabei vorzutanzen, zieht mich dann vom Sessel hoch und erteilt mir Unterricht. Ein sehr lustiger Unterricht, ich weiß nicht recht, wie ich mit S. umgehen soll, die meine Hände immer wieder an die richtigen Stellen schiebt. Ich müsse nicht so zaghaft zufassen, sie sei nicht zerbrechlich, sie halten, die Hände genau da lassen, wo sie es erklärt und gezeigt habe, auch wenn da Haut statt Stoff sei, grinst sie. Das Spiel mit den Beinen sei doch recht eindeutig und müsse auch so getanzt werden.
K. holt für sich und S. den restlichen Wein vom gestrigen Abend, für mich Saft. In der kleinen Pause fällt mir S. völlig überraschend um den Hals, flüstert in mein Ohr: Das geschenkte Spielzeug sei wirklich "mmmmh ... einfach toll", allerdings zuerst etwas kalt. Sie will offenbar immer das letzte Wort haben, ich meine nur, wenn sie es das nächste Mal verwenden wolle, könne sie es ja zunächst in einem Wasserbad auf Körpertemperatur bringen. Sie grinst mich an, wir tanzen weiter. Ich gebe mir Mühe, mit S. zu tanzen, macht wirklich Spaß, sie ist eine sehr geduldige Lehrerin.
Ich meine nach einiger Zeit schon, es gehe ganz gut, K. ist aber anderer Meinung, sie löst S. ab, tanzt mit mir weiter, auch sie kann das sehr gut. S. setzt sich zunächst auf den Boden, korrigiert hin und wieder mich und zweimal auch eine Kleinigkeit bei K., doch die Musik läßt sie nicht sitzenbleiben, sie steht wieder auf, bewegt sich wieder zur Musik, uns gleichzeitig beobachtend, uns lachend kommmentierend. Dann tanzen sie mir vor, ich schaue zu und erhole mich dabei etwas. Anschließend muß ich noch einmal mit S. zeigen, was ich gelernt habe. S. scheint unermüdlich, ihre Korrekturen werden jetzt seltener, bis es irgendwann wirklich ganz gut klappt, S. scheint ganz zufrieden, für einen Physiker, der vorher noch nicht getanzt habe, mache ich das schon sehr gut. Ich darf schon ziemlich außer Atem in den Sessel sinken, während S. und K. mir noch einen anderen Tanz vorführen, mit der beruhigenden Ankündigung, daß ich diesen (heute) nicht zu lernen brauche, ich bin erleichtert, noch ein Tanz mit dem Wirbelwind S. hätte mein vorzeitiges Ende bedeuten können. Was die beiden bieten, sieht gut aus: K. ganz in weiß, eine enge Hose, ein weiter Pullover, dazu im Kontrast S. immer noch mit dem schwarzen Einteiler. Sie wirbeln durch das Zimmer. Erotische Gesten, Bewegungen und Berührungen wie schon beim vorherigen Tanz, jetzt aber noch wilder, noch extremer, beinahe schon ekstatisch vorgetragen. K., jetzt auch schon etwas erschöpft wirkend, verliert jedoch nicht den Überblick, sie habe gedacht, wir könnten heute Abend noch alle drei ins Kino, fragt S. nach der Dauer der Zubereitung für das Essen. S. schaut auf die Uhr. Sie werde rechtzeitig Bescheid sagen, wir werden ihr auch helfen können.
K. ist nun aber auch ziemlich fertig und sinkt ebenfalls in einen Sessel. S. hat von irgendwoher plötzlich ein delikates Buch in den Händen, setzt sich auf die Lehne von K.s Sessel: Was wir unbedingt irgendwann ausprobieren sollten, sie zeigt K. ein paar Seiten, sie könne einfach nicht glauben, daß solche Stellungen wirklich funktionieren. K. schmunzelt, es käme auf einen Versuch an, sie werde irgendwann berichten, nimmt schließlich das Buch und bringt es in ihr Zimmer.
Dann ist es auch schon Zeit für die Zubereitung des Abendessens. S. gibt präzise Anweisungen, was wir zu tun haben. Nachdem wir mit der Arbeit fertig sind und sie kocht, erzählt S. noch etwas über die Tänze, die in der Heimat ihres Vaters natürlich nicht für den öffentlichen Gebrauch bestimmt seien, dafür aber für Männer und Frauen gleichermaßen. Auch von Erinnerungen an Ferien bei ihrem Vater erfahre ich etwas, auch K. war wiederholt mitgekommen.
Selbstverständlich wird zu diesem Essen kein Alkohol getrunken, ich bin erleichtert, K. grinst, sie trinke wirklich nur selten Alkohol, alle paar Wochen einmal ein Flasche Wein mit S. an einem Wochenende zum Essen. Ich solle keinen falschen Eindruck bekommen. Das scheint mir akzeptabel, der Wein wirklich als Genußmittel, nicht Alkohol als Betäubungsmittel. Zum Essen wird mein Urteil erwartet, und ich lobe (ehrlich) S.s Kochkünste, süß-scharf und exotisch, ungewohnt, aber gerade auch deswegen sehr gut. K., mit dem Essen schon fertig, sucht zu ergründen, ob das wirklich meine Meinung sei, ich versichere entschieden, daß es sehr gut sei. Sie brauche wirklich nicht zu denken, daß ich bei derartigen Dingen, insbesondere wenn es andere Menschen betreffe, irgendwelche Meinungen vorspiele, wenn ich das nicht vorher ganz eindeutig klargestellt habe. K. rückt zu mir heran, legt ihren Arm um meine Schulter und lehnt ihren Kopf gegen den meinen, das sei jetzt klar geworden, ob ich ihr deswegen böse sei. Statt einer Antwort halte ich ihr eine Gabel voll vor den Mund, was sie auch ißt, ich nehme noch nach, was ich dann so abwechselnd zwischen uns beiden verteile.
Anschließend der Kinobesuch mit dem Rad, nachdem sich K. und S. wieder umgezogen haben. S. wieder in dem zu großen Pullover und der löchrigen alten Jeans, die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. K. ebenfalls mit Jeans, sehr eng, dazu ein gelbes Sweat-Shirt.
Nach dem Film sind wir uns einig, ein interessanter Film, das Geld gut angelegt. K. möchte mit mir zurück in die Wohnung, ein paar Stellungen aus einem gewissen Buch oder aus den Bettszenen des Films sollten wir unbedingt ausprobieren, das werde bestimmt sehr komisch, strahlt sie mich an. S. will noch ein paar Stunden tanzen, sie zwinkert mir zu. Ich frage, ob wir sie noch bis zur Discothek begleiten sollen, es sei schon spät, sie schüttelt aber entschlossen den Kopf, sie könne schon selbst auf sich aufpassen, das Angebot sei aber nett. K. ergänzt, S. sei auch sehr gut in einigen Kampftechniken, worauf S. einige blitzschnelle Bewegungen ausführt und plötzlich ein Messer unbekannter Herkunft in ihrer Hand wenige Centimeter vor meiner Nase blinkt. Wenn irgendwelche Typen zu zudringlich würden oder gar ein paar Rassisten etwas von ihr wollen, mit denen werde sie schon fertig, meint S. mit funkelnden Augen, mit und ohne Messer. Die würden sicherlich keinen eigenen Vaterfreuden mehr entgegensehen, grinst sie. Sie wirkt überzeugend. Einen Moment später erscheint sie wieder völlig harmlos, das Messer ist verschwunden. Ich sei die richtige Wahl für K. meint sie, einen Moment nachsinnend, vor keinem anderen Mann habe sie sich bisher so unbefangen wohl gefühlt, das mag an unserer Liebe liegen, die wir auch leben müßten, ohne Rücksicht - Carpe diem! Und die Nacht! fügt sie schmunzelnd hinzu. Wir verabschieden uns, sie verschwindet mit dem Rad um die nächste Ecke...