Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2015-07-15/08-03
Nach dem tragischen Vorfall war wieder einige Zeit ins Land gegangen und Prinzessin Gundula hatte sich erholt und sich mit größerem Eifer als zuvor den Amtsgeschäften zugewandt, zumal der Reichskanzler ihr zunehmend wichtigere Sitzungen zuwies und ihr wichtigere Positionen verschaffte und sie sogar Stimmrecht im Kronrat bekam. Sie hatte Verantwortung, um die sie sich zwar nicht gerissen hatte, der sie sich aber stellen mußte. Ob sie wollte oder nicht - nun war sie mit verantwortlich für das ganze Intrigentheater und mußte ihre Rolle möglichst gut ausfüllen. Was sie gelernt hatte, wollte sie auch nutzen und so begannen auf ihre Initiative auch einige technische Projekte im Land, welche den Menschen helfen sollten. Zudem plante sie mit dem Reichskanzler und einem kleinen, noch weitgehend geheimen Ausschuß an einigen Reformen, die den Bürgern des Landes mehr Rechte geben sollten und auch mehr Möglichkeiten. Auch das sollte ihr Leben verbessern und auch dafür sorgen, daß Gleichheit vor dem Gesetz herrschen sollte, egal um wen es geht. Man hielt das noch alles unter Verschluß, arbeitete aber aus, was funktionieren könnte und wie man den Übergang dorthin bewerkstelligen sollte.
Auch der nächste Kandidat ließ leider(!) nicht lang auf sich warten. Dieser hieß Bruno und war der Sohn einer einflußreichen Dame von hohem Stand namens Regina. Und wäre das nicht gewesen und wäre man nicht darauf angewiesen, daß diese Dame im Rat auf der richtigen Seite abstimmte, wäre der Bursche für die Prinzessin auch kein Problem gewesen, aber so war sie gezwungen, diplomatisch zu sein, wobei, wenn sie das Wort in diesem Zusammenhang aussprach, es sich irgendwie wie Kaugummi endlos in die Länge zog. Der Bursche tat irgendwie nur, was Mutter wollte. Die wollte offenbar allerhand und diesmal hatte sie den Bruno ausgerechnet auf die Prinzessin angesetzt. Sie kannte Bruno schon aus Kindertagen, er war ungefähr in ihrem Alter. Schon damals war er ein wenig albern und irgendwie niemand, mit dem sich Mädchen beschäftigen mochten. Der etwas einfache Kerl war eigentlich zu bedauern, zu kaum etwas hatte er eine eigene Meinung, zwar war er gebildet, aber nicht im geringsten an dem interessiert, was er gelernt hatte. Er dümpelte in seinem Leben so dahin, in Mutters Kielwasser. Daß er dümpelte, konnte die Prinzessin noch gut verstehen, hätte sie auch gerne einmal wieder getan, entspannt im Elfenbeinturm sitzen, über Tage in einem guten Buch vertieft und die Welt einfach mal draußen gelassen. Aber das war irgendwie vorbei. Neben dem ganzen Kram mit dem Regierungsgeschäften hatte sie nun auch noch Bruno am Hacken, der sie hier und da auflauerte und charmant und originell zu sein versuchte, was ihm leider nicht einmal ansatzweise gelang. Prinzessin Gundula behielt aber Nerven, des lieben Friedens im Rat wegen, einem fragilen Frieden, wo man stets um den Ausgleich von Interessen bemüht war und schauen mußte, möglichst niemanden so gründlich zu verärgern, daß man ihn nicht wenigstens bei der nächsten Angelegenheit wieder für seine Seite gewinnen könnte.
War es nur eine Intrige von Regina, ihr Bruno auf den Hals zu hetzen, um diesen irgendwann zurückzupfeifen, wenn die Lage es einmal erforderte und sie damit im Rat im Gegenzug etwas durchbekam, wo es sonst Probleme gegeben hätte? Oder war es ihr ernst und sie stand voll hinter dem Ansinnen von Bruno? War es wirklich sein Ansinnen? Wirkte der nicht bei jedem Gespräch unsicher und gedrängt? Sehnte der sich nicht eigentlich danach, mit einer halbwegs harmlosen Abfuhr erlöst zu werden? Prinzessin Gundula jedenfalls hatte den deutlichen Eindruck, daß hinter seinen wenig feurigen Annäherungsversuchen nicht viel mehr steckte als der Wille der Mutter, keine wahre Leidenschaft, oder die vielleicht schon, wenn sie seine Bemühungen freundlich erwidert hätte, was er aber nicht einmal zu hoffen wagte. So zog sich das Trauerspiel zäh dahin. Aus Rücksicht auf Regina gab es keine grobe Abfuhr, aus Rücksicht auf Mutter Regina riskierte Bruno aber auch keinen Rückzug. Und all das nervte Prinzessin Gundula zunehmend. Kaum kurvte Bruno wieder um die Ecke, dachte sie nur: 'Nicht schon wieder! Nicht auch noch der heute!' Aber es half nicht, ein paar Worte mit Bruno gewechselt, der mal artig eine Blume überreichte, ein Parfum oder Konfekt oder sonst eine Aufmerksamkeit, um sozusagen in wohlwollendem Kontakt zu bleiben.
Die Situation eskalierte, als Bruno sich dann offenbar anschickte, Prinzessin Gundula einen Antrag zu machen. Aus ihrer Sicht gab es da keine andere Möglichkeit mehr als dem zuvorzukommen und den Burschen ordentlich zurechtzustutzen. Da sich dieser für seinen mutmaßlichen Antrag auch noch den Garten ausgesucht hatte, wo gerade die jungen Damen zum Tee eintrafen, wurde die Angelegenheit besonders peinlich, als Prinzessin Gundula begann, ihn in der Konversation in Themen zu verwickeln, die das aktuelle Staatsgeschäft betrafen, die aktuellen Themen, mit denen man sich beschäftigen mußte, wenn man König werden wollte, wenn man im Kronrat mitarbeitete. Offenbar war Bruno da aber nur wenig von seiner Mutter Regina vorbereitet worden, denn nach oberflächlichen Antworten bohrte die Prinzessin natürlich tiefer und offenbarte so gleich nicht nur komplette Ahnungslosigkeit, sondern auch eine irritierende Einfallslosigkeit und Hilflosigkeit. Es wäre ja nicht zu erwarten gewesen, daß ausgerechnet Bruno gleich so Lösungen für Probleme aus dem Ärmel schüttelte, über die man schon seit Wochen und Monaten diskutierte und Gremien beschäftigte, aber seine Beiträge zur Konversation waren schon so naiv, daß sich die Gruppe der jungen Damen köstlich zu amüsieren begann, als Prinzessin Gundula das Gespräch immer weiter vertiefte und zumindest gewisse Ideen, ein Für und Wider für gewisse Vorschläge forderte, eben einen sachdienlichen Beitrag zur Diskussion. Aber Bruno mußte immer wieder passen, gleich bei welchem Thema, ganz offensichtlich war er weit davon entfernt, Prinzessin Gundula gewachsen zu sein. Mittlerweile brachten ihn schon recht harmlose Fragen aus dem Konzept, etwa ob er in seinen Tee lieber Zucker oder Honig gehabt hätte oder gar nicht gesüßt, von welcher Torte er gerne ein Stück gehabt hätte und ob mit oder ohne Sahne. Er blamierte sich zunehmend vor den jungen Damen. Dies mußte schließlich selbst er merken und zog sich dann auch peinlich berührt zurück. Der Vorfall machte allerdings durch die Gerüchteküche am Hofe schnell die Runde und so war schnell weithin bekannt, daß der Kandidat offenbar gar keine Ahnung hatte von der aktuellen Politik im Reich, kein Interesse an aktuellen Projekten, keine auch nur im geringsten qualifizierte Meinung zu zentralen Fragen, die man sich gerade am Hofe so stellte. Offenbar scheiterte er bereits bei der eher profanen Aufgabe, in einer Teegesellschaft etwas Konversation zu betreiben und sich für eine Torte zu entscheiden.
Prinzessin Gundula tat das sogar ein wenig leid, denn vor nicht allzu langer Zeit hätte sie das meiste davon auch nicht im mindesten interessiert, es ging eben meist um Kleinkram, Intrigen und Ärgernisse, um die sich zwar jemand kümmern mußte, aber warum gerade man selbst? Gut, wenn man Verantwortung im Reich zu übernehmen hatte oder wollte, mußte man sich wohl zwangsläufig kümmern, da ging kein Weg dran vorbei. Allerdings mußte sie auch zugeben, es hatte ordentlich Spaß gemacht, Bruno vorzuführen. Was bildete der sich ein, daß ausgerechnet er der Richtige für sie sein sollte? Einmal losgelassen, war nicht mehr zu bremsen gewesen, was sich da in ihr aufgestaut hatte, über Wochen seine Anbiederungsversuche und Nervereien, da hatte er schon eine ordentliche Abfuhr gewürzt mit etwas Boshaftigkeit verdient.
Jedenfalls war Prinzessin Gundula auch erleichtert, wähnte sie die Angelegenheit doch als erledigt, vielleicht nicht besonders diplomatisch, aber wenn sie die Notbremse ziehen mußte, konnten da auch schon einmal die Funken fliegen - und immerhin hatte sie es doch so geschickt angestellt, daß eindeutig und offenbart wurde, daß der Kandidat sich auch ganz objektiv gesehen als Königsanwärter wohl als komplett ungeeignet erwiesen hatte. So hoffte sie also auch Ruhe von dieser Seite und Bruno schien immerhin genug Verstand zu haben, um sich etwas zurückzuziehen und sein Ansinnen aufzugeben. Wenn er etwas Gras über die Sache wachsen ließ, würde er wohl in ein paar Monaten wieder recht unbekümmert durch die Gesellschaft flanieren können, denn andere Kandidaten hatten ja letztlich auch nicht besser dagestanden, also kein Grund, gleich ins Exil zu gehen.
Indessen, Regina war mit der Entwicklung natürlich gar nicht zufrieden, sie kochte vor Wut, daß ihr Bruno so kläglich gescheitert war. Aufgrund seiner Erzählung hätte sie natürlich auch bei sich selbst nach Ursachen suchen können, daß Bruno von nichts eine Ahnung hatte, was die Prinzessin inzwischen täglich beschäftigen mußte. Aber sie hatte nicht erwartet, daß ihr Sohn sich so dumm anstellen würde, der allerdings auch gehemmt gewesen war, denn Prinzessin Gundula machte schon starken Eindruck, selbstbewußt und geschickt in der Konversation, scheinbar mit allem vertraut. Und sie hatte eine so eindrucksvolle Präsenz, daß Bruno in ihrer Nähe regelmäßig das Blut im Hirn zum Denken fehlte, weil es sich gleich anderswo staute, sonst hätte er wenigstens etwas origineller und gewandter reagieren und antworten können, mit etwas rhetorischem Geschick über Wissenslücken hinwegtäuschen können, aber er hatte komplett versagt. Und nun mußte er sich von seiner Mutter auch noch eine Standpauke anhören, als sei er ein kleines Kind, was irgendwelchen Blödsinn angestellt hatte.
Regina aber konnte sich nicht beruhigen, fluchte und kochte, auch geheimnisvolle Dinge in ihrem Keller, sie braute Unheil zusammen, denn sie war eine böse Fee oder auch böse Hexe, so genau wußte sie das selbst nicht, die eigenartigen Rezepte und Formeln hatte sie über viele Jahre zusammengetragen, um sich verschiedene Vorteile verschaffen zu können. Bedacht angewendet, waren manche Dinge in ihrem Kellergewölbe mehr als Gold wert, insbesondere wenn niemand merkte, daß sie angewendet wurden. Nun aber war sie wütend und außer sich und auch außer Kontrolle und sie hatte in einem alten Buch nach Flüchen und Verwünschungen gesucht und war fündig geworden, da gab es etwas, was gut zu der hochnäsigen, bösartigen Prinzessin paßte, was sie verdient hatte. Die mischte sich neuerdings überall ein, machte Ordnung, wo andere viel lieber im Trüben fischten, wußte alle besser, war vorlaut - und was das Schlimmste war, sie beeindruckte wirklich Leute wie den Reichskanzler und drohte sich wirklich zur fähigen Regentin zu entwickeln, statt friedlich in ihrem Elfenbeinturm zu verweilen und geheiratet zu werden. Und wenn sie bloß den Bruno genommen hätte, so hätte sie schon ihre Netze gesponnen, um die Macht an sich zu ziehen und selbst Reichskanzlerin zu werden, während sie Bruno und Gundula in den Elfenbeinturm abgeschoben hätte, um ihnen die Mühsal des Regierens zu ersparen.
Sie hatte Bruno jetzt vorschicken müssen, bevor es zu spät war und sich Gundula zu weit entwickelt hatte, aber Bruno hatte versagt, tja manchmal dachte sie schon, der Bursche sei zu gar nichts zu gebrauchen, ebenso enttäuschend wie sein verstorbener Vater, den sie auch nur und spät genommen hatte, weil er als reicher Mann von hohem Stand gute Voraussetzungen für sie bot. Bruno bekam es also wieder einmal nicht hin, doch die boshafte Prinzessin machte sich auch noch lächerlich über sie, indem sie ihren Sohn so schamlos bloßstellte. Natürlich hatte der keine Ahnung, aber das konnte man ihr doch nicht antun, ihn öffentlich so vorzuführen. Gut, persönlich und im privaten Umfeld faltete sie ihn auch immer mal wieder gerne zusammen, aber doch nicht so öffentlich! Und das ihr, einer wichtigen Person des Rates mit Einfluß! Das erforderte eine angemessene Antwort, Rache!
Und da lachte Regina wieder bitter auf, ja das wollte sie tun und das Reich in ein Chaos stürzen, aus dem sie dann doch noch guten Vorteil ziehen konnte, gleichzeitig sich und ihren bemitleidenswerten Sohn rächen für die böse Tat der Prinzessin Gundula. So grummelte, grübelte und brodelte sie noch eine Weile im Keller, stellte diese Mixtur her, murmelte geheimnisvolle Formeln, nahm diese Zutat und jene Ingredienz hinzu, blätterte in ihren Büchern, um die optimale Kombination herzustellen, die sich dann alsbald in einem eigenartigen Elixier manifestierte, welches sie sorgfältig in eine Phiole abfüllte.
Und dann paßte Regina eine Gelegenheit ab, wo sie sich unbeobachtet wähnte und mit Prinzessin Gundula zusammentraf,
welche ihr eigentlich wegen dem Zwischenfall mit Bruno lieber aus dem Weg gegangen wäre. Aber Regina sprach sie
beim Vorbeigehen an, so mußte sie wohl notgedrungen auf das Gespräch eingehen.
Bereits nach ein paar gewechselten Worten aber trat Regina ein paar Schritte zurück, zückte die Phiole mit dem
Elixier und spritze dieses auf die Prinzessin, donnerte ihr in einer geheimnisvollen Sprache einen Zauberspruch zu und
sprach dann in normaler Sprache: "Verflucht sollst du sein, dich in die Kröte wandeln, die du bist!"
Die Prinzessin hatte völlig perplex vor ihr gestanden, aber nun machte es erst 'Plopp!' und dann 'Platsch!' und
sichtlich verwirrt fiel da eine Kröte zu Boden, wo zuvor die Prinzessin gestanden hatte, direkt in die prächtigen und nun so nutzlosen prinzesslichen Gewänder hinein.
Regina aber fuhr fort:
"Nur der Kuß des richtigen, gerechten Mannes kann dich in deine alte, menschliche Gestalt zurückverwandeln!
Und nur der richtige Mann vermag dich wieder nach Hause zu geleiten!"
Die Prinzessin war geschockt und konnte sich noch nicht recht mit ihren neuen Körper zurechtfinden, stand, beziehungsweise hockte der unerwarteten Situation völlig hilflos gegenüber, auch war sie so verwirrt, daß sie wohl den Fluch auch nicht
wortwörtlich verstand, sondern erst später sich wieder zusammenreimte.
Aber Regina war noch nicht fertig und ergänzte: "Nun hinweg, du Krötenprinzessin, weg in einen fernen, trüben Teich, und gib gut acht auf Störche, Krähen und anderes böses Getier und viel Glück dabei, einen Mann zu finden, der eine so häßliche, glitschige Kröte wie dich wird küssen wollen!"
Dabei lachte sie böse und laut auf, doch davon bekam Prinzessin Gundula kaum noch etwas mit, denn Schwuppdiwupp! wurde sie hinfortgetragen, in einer Art Strudel hinausbefördert ...
Die Szene aber war doch nicht gänzlich unbeobachtet geblieben und während Regina noch böse lachte und triumphierte, lief man bereits, die Wachen zu holen, Reichskanzler und Königspaar zu informieren. An diesem Ort war nun nichts weiter von ihrer Tat zu sehen, außer den nun leeren prinzesslichen Gewändern am Boden, die an sich schon recht verdächtig waren, denn wie hätten die schon sonst hier herkommen sollen und vor allem, wie die Prinzessin nackt von hier ungesehen weg, ohne einen Zauber? So eilte nun auch Regina fort, um dann in Ruhe abwarten zu können, wie sich die Dinge ohne die Prinzessin entwickelten und wie sie daraus ihren Vorteil ziehen konnte. Der Spruch hatte wirklich geklappt. Sie war erleichtert, das hatte sie zuvor so noch nicht ausprobiert und war sich unsicher. Bis jetzt wußte sie im Grunde nicht im Detail, wie sich der Zauber wirklich auswirkte, aber egal, die Prinzessin war eine Kröte in einem ferner, sumpfigen Teich in einem anderen Reich und nur sie wußte genau, in welchen, denn das hatte sie zuvor auf Karten mit Bedacht ausgewählt. Das war eine ländliche, ruhige Gegend, ein verlassenes Gut auf dem Lande, viele Störche und Krähen.
Allerdings kam Regina nicht weit, die Wachen griffen sie schnell auf und hielten sie fest. Es gab dann ja doch gleich drei Zeugen, die den Vorfall von Ferne mitbekommen hatten, aus Angst vor eigener Verwünschung oder anderen Gründen aber nicht eingegriffen hatte, den Fluch wohl auch nur in Teilen verstanden hatten, das Ergebnis aber hinreichend sehen konnten. Die Befragung der Regina ergab zunächst nicht viel, sie schwieg in ihrem Kerker. Tatsächlich breitete sich nun am Hofe große Unruhe aus, doch entgegen ihren Plänen konnte sie nicht davon profitieren. Die bösen Bücher, Formeln und Elixiere waren fern in ihrem Keller, ihre Pläne waren durchkreuzt, noch bevor sie eigentlich hatte beginnen können, weitere Ränke zu schmieden.
Sie brauchte schnell einen neuen Plan. Still bewahrte sie ihr Wissen über den Aufenthaltsort der Krötenprinzessin. Bruno sollte sie die Information wohl zustecken, damit der sie würde retten können, sofern sie bis dahin nicht schon von einem Storch vertilgt wäre. Die Prinzessin mußte ihm dann dankbar sein und als den rechten, gerechten und richtigen Mann anerkennen, so würde sie doch noch zum Ziel kommen und sich dann schon irgendwie rausreden. Im Grunde wäre ja gar nichts passiert, wenn sich Bruno zum Helden entwickeln würde und im Triumph die Prinzessin wieder in die Heimat führen würde. Was die Zeugen gehört oder gesehen gemeint hatten, alles nur ein Mißverständnis, eine phantastische Geschichte, doch nicht wirklich glaubhaft für ernsthafte, moderne Menschen. Wer glaubt schon Leuten, die behaupten, jemand habe sich leibhaftig in eine Kröte verwandelt? Doch mußte sie auch aufpassen, denn wie leicht konnte Bruno etwas ausplaudern, der mußte sich erst auf die Reise vorbereiten, dann erst sollte er das genaue Ziel erfahren, bis dahin mußte sie schweigen. Sicherlich ließ man zu, daß ihr Sohn sie besuchte, da hegte sie gar keinen Zweifel. Im Grunde waren Reichskanzler und das Königspaar Gutmenschen, zwar nicht naiv und harmlos, aber den Besuch des Sohnes hätten sie ihr wohl unmöglich lange verweigert.