Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2015-07-15/08-03
Auch diesen Morgen erwachte Paul wieder als erster und hielt diese wunderbare, warme, weiche Frau in seinen Armen. Und das erschien ihm einmal mehr eine wunderbare Fügung des Schicksals, ein glücklicher, sehr glücklicher Zufall eher, aber fast mochte er an ein Schicksal glauben, daß ihn in diesem Falle einmal wohlgesonnen zu sein schien, vielleicht auch, um einiges auszugleichen und mit dem zu versöhnen, was es ihm in der Vergangenheit angetan hatte. Im Grunde glaubte er natürlich nicht an so etwas wie Schicksal. Aber er glaubte an die Frau an seiner Seite, und das fiel nicht schwer, denn trotz der wunderlichen Art, wie sie in sein Leben getreten war, hatte er doch einen sehr handfesten und angenehmen Beleg in den Armen, daß mit ihr alles seine Richtigkeit hatte. Und den Beleg hätte er sich weder nehmen lassen noch gerne ziehen lassen, obwohl er im Falle des letzteren keine Mittel gehabt hätte, solch einen Tiefschlag aufzuhalten. Aber danach sah es nicht aus. Denn er war bereit, ihr sehr weit entgegenzukommen, um sie nicht zu verlieren.
Zärtlich und ganz vorsichtig küßte er diesem Schatz auf die Stirn, der sich ihm so zutraulich anvertraut hatte. Sie bewegte sich nur etwas, brummte und umarmte ihn fester. Allerdings sollten sie zügig los, zudem hatte er noch einen jungen Burschen bestellt, dem er noch alles im Haus zeigen wollte, der sich einverstanden erklärt hatte, sich zu kümmern. Also küßte und streichelte er merklich intensiver, daß sich auch Gundula nun mehr bewegte und noch mit geschlossenen Augen fanden ihre Lippen sie seinen, ihre Finger strichen über seinen Rücken und mit einem hochgezogenen Bein um seinen Po herum drückte sie ihn an sich und umklammerte ihn, deutete an, welche Kraft ihr zierlicher Körper entfalten konnte, wenn sie ihn einsetzen wollte, während ihre Zungen in ihren Mündern ein intensives Spiel zu spielen begonnen und sie schnell weitere Fortschritte damit machen, ihre Zungenfertigkeit zu verbessern. Als sich ihre Lippen dann wieder lösten, auch damit sie wieder ungehindert Luft holen konnten, lächelte sie Paul glücklich an. Dieser aber sprach erst mit ganz ernster Mine, dann aber auch fröhlich lachend: "Wir müssen leider raus aus dem Bett und uns fertigmachen. Ich erwarte auch noch jemanden, der dann auf das Haus achtgeben wird!"
Gundula setzte ganz kurz eine ganz erste Mine auf und antwortete knapp: "Jawohl!"
Dann lachte sie aber wieder und sprang flink aus dem Bett.
So machten sie sich zügig für die Reise fertig, bereiteten das Frühstück, packten Essen und
Trinken für den Tag ein, etwas weiteren Proviant. Das meiste hofften sie unterwegs zu bekommen.
Nachdem sie gefrühstückt hatten, räumten sie alles auf.
Dann war Paul kurz aus ihrem Blickfeld verschwunden, war aber gleich wieder da, bat sie,
in ihrer Reisekleidung nach verschließbaren Taschen zu sehen und reichte ihr einiges Geld:
"Falls wir irgendwie getrennt werden sollten, hast du damit notfalls mehr als genug, um dich
irgendwie durchzuschlagen."
Gundula schaute ihn ernst an, verstaute das Geld, wie auch er seinen Teil verstaute.
Dabei sagte sie: "Wir werden nicht getrennt, ich werde dich gar nicht loslassen.
Ich werde kämpfen, wenn es sein muß, wobei es dann nicht einmal der primäre Grund ist,
daß du mich nach Hause bringen mußt, damit der Bann gebrochen ist.
Was sollte ich noch ohne dich anfangen?
Wieder zurück in meinen Elfenbeinturm und endlose graue Tage verstreichen lassen!
Lieber schlage ich jeden Halunken mit bloßen Händen in die Flucht, der es wagen sollte, sich zwischen uns zu stellen!"
Paul nickte: "Gut, ist ja auch immer möglich,
daß wir uns bei einer Flucht oder einem strategischen Manöver aus den Augen verlieren und erst einige Zeit brauchen,
bis wir uns wiederfinden.
Ist so oder so sinnvoll, wenn jeder für den Notfall genug hat, um sich eine Weile selbständig durchzuschlagen."
Da nickte auch Gundula, ihr war klar, diese Reise war kein harmloser Ausflug, kein Spiel.
Doch sie mochte nicht dran denken, was sie in den nächsten Tagen ausstehen mochten.
Sollten sie nicht doch bleiben? Hier hatte sie doch alles, was brauchte sie im Grunde mehr als Paul und diese schöne Gegend,
um glücklich zu sein. Nirgends konnte sie glücklicher sein als zusammen mit ihm.
Und doch hatte sie eine Pflicht gegenüber ihrem Volk und ihren Eltern.
So mußten sie also fort.
Der junge Bursche kam bald darauf vorbei, klopfte an der nur angelehnten Tür. Gundula eilte sogleich und öffnete. Der Bursche sah sie an und stotterte irgendetwas bei ihrem Anblick, verlegen drehte er seinen Hut, den er vom Kopf gerissen hatte. Gundula war zutiefst erstaunt über ihre Wirkung, die sich auch bei diesem Burschen wieder zeigte. Das war geradezu unheimlich, sie bat ihn herein, zum Glück kam nun auch Paul aus dem anderen Raum. Gundula zog sich zügig aus dem Haus zurück, um nach den Pferden zu sehen und auch diese für die Reise vorzubereiten. Sie wollte unbedingt ein weiteres Krötendrama vermeiden, welches sich irgendwie bereits in den Augen des jungen Burschen widergespiegelt hatte und welcher ganz offenbar keinen klaren Gedanken fassen konnte, solange sie im selben Raum war.
Nachdem sie aus dem Haus war, dauerte es dann auch wirklich nicht lange, bis Paul dem Burschen alles erklärt und gezeigt hatte, auch einige Unterlagen zur Bewässerungsanlage, sollte es wider Erwarten notwendig werden, Details zu studieren, um einer besonderen Situation angemessen begegnen zu können. Nachdem auch wieder genug Blut im Kppf verfügbar war, zeigte der Bursche auch eine recht schnelle Auffassungsgabe, so konnte Paul das Haus und den Zweitschlüssel dafür recht schnell übergeben und die hiesigen Angelegenheiten ordnen. Bald darauf verschwand der Bursche wieder und Gundula trat mit den Pferden aus der Scheune. Paul grinste, denn er hatte genau bemerkt, was in dem Burschen vorgegangen war, solange Gundula anwesend war und er war froh, daß sie so schnell reagiert hatte, um weitere Komplikationen abzuwenden.
So packten sie die Pferde. Paul schloß das Haus ab. Und dann ritten sie los, ohne sich noch einmal umzusehen.
Ihr Weg führte sie zunächst in Richtung des Flecken mit dem Krämerladen, daß Gundula nicht ganz wohl war, aber Paul bog kurz davor ab und bald ging es auf dem Weg an Wiesen und Feldern vorbei, Haine oder Waldflächen standen etwas abseits vom Weg, so daß man hier noch recht gut überschauen konnte, wer in der Nähe unterwegs war. Das machte die Reise recht einfach. Sie ritten schweigend, schauten und lächelten sich aber immer einmal wieder an, wonach aber ihr Blick gleich wieder aufmerksam der Landschaft galt, um niemanden zu übersehen, der vielleicht Probleme bereiten konnte. Anfangs sah man ab und an noch Bauern oder Bäuerinnen, Landvolk auf den Feldern und Wiesen oder Vieh. Das wurde aber weniger, wie Gundula nach einer Weile auffiel. Auch hier sah es durchaus bewohnt und bewirtschaftet aus, aber die Menschen zeigten sich nicht so, waren offenbar vorsichtiger.
Paul bog in einen kleinen Seitenweg ein. Wie sich bald zeigte, führte der zu einem Bauernhaus, welches friedlich in der Landschaft lag. Zu Gundulas Erstaunen begann Paul nun in normaler Lautstärke ein Liedchen zu singen. Warum tat er das? Und hatte seine Stimme Gundula schon beim Sprechen sehr gut gefallen, so verzauberte sie dies einfache Liedchen geradezu, welches er ruhig und mit schöner, männlicher Stimme vortrug. Es hatte einen fremden Klang, sie verstand es aber, ein Volkslied, vielleicht aus Bractland? Oder doch aus dieser Gegend? Nur langsam verstand sie, daß Paul so sein Kommen ankündigte, um den Leuten Gelegenheit zu geben, Ausschau zu halten und sie gar nicht erst auf den Gedanken kommen zu lassen, sie würden sich irgendwie heranschleichen. Das Liedchen war recht kurz und geeignet für einen Kanon. Sie hatte es sich gleich eingeprägt, wartete auf ihren Einsatz und stimmte einfach mit ein. Und ihre Stimmen paßten sehr gut zusammen. Gundula hatte keine hohe Frauenstimme, aber sie hatte einen angenehmen, warmen, weichen weiblichen Klang, jedenfalls wenn sie es wollte und nicht als Prinzessin Anweisungen gab. Paul schaute sie an, hätte beinahe angefangen, erfreut aufzulachen und verlor so beinahe den Takt, hielt ihn aber doch. So näherten sie sich betont langsam und auffällig dem Bauernhaus.
Ein Mann und eine Frau kamen heraus. Der Mann stellte eine Heugabel weg, die Frau verbarg ein beachtliches Küchenmesser erst hinter ihrem Rücken, trat dann wieder einen Schritt zurück durch eine Tür und legte es offenbar wieder ab. Paul grüßte sehr höflich und erklärte, er müsse leider mit seiner Frau, dabei wies er auf Gundula, in dieser unruhigen Zeit verreisen. Und er hätte gerne erfahren, wie es derzeit in dieser Gegend nahe der Grenze stand. Gundula hörte, wie sie als Pauls Frau vorgestellt wurde, nahm das so hin, grüßte ebenfalls freundlich, hielt es dabei für angemessen, eine etwas schüchterne, zurückhaltende Haltung einzunehmen und ihr Pferd etwas dichter an das von Paul herantänzeln zu lassen und sich etwas hinter diesem einzuordnen. Damit stellte sie in Übereinstimmung mit der Vorstellung gleich klar, daß Paul der Herr war und das Sagen hatte und sie nur seine liebe, zarte Frau, die darauf vertraute, daß ihr starker Mann es schon richten würde.
Die Bauern grüßten zurück und stellten sich recht ähnlich auf, die Frau etwas hinter dem Mann, dieser nur Schutz andeutend etwas davor. Der Bauer erläuterte kurz die aktuelle Lage, so weit ihm bekannt. Die neueste umlaufende Nachricht war, daß ein stattlicher, aber zunächst weitgehend unbewaffneter Ritter es vor etwa zwei Tagen offenbar darauf angelegt hatte, Räubern und Strauchdieben zu begegnen. Der sehr zornige Mann sei dann beobachtet worden, wie er nacheinander mit mehreren Banden Händel begann, wobei er es verstand, mit jeder Konfrontation seinen Waffenvorrat zunächst wieder aufzufüllen und dann die besten zu behalten, während er begann, die restlichen vor die Höfe zu werfen, wo sie die Bauern dankbar einsammelten, es aber vorzogen, dem zornigen Mann nicht persönlich unter die Augen zu treten. Die betroffenen Banden seien so also entwaffnet und gedemütigt worden, von einem einzigen, offenbar sehr gut ausgebildeten Krieger, der weiterzog. Jedenfalls hätten sich zum Glück wohl erst einmal all jene Banden weit zurückgezogen, welche noch ein klein wenig Verstand hätten. So sei es ruhiger geworden und sie müßte vermutlich derzeit nur noch einige Dummköpfe, Einzeltäter fürchten, denen das Problem entweder entgangen war oder die sich bereits wieder vortrauten, obgleich gänzlich unklar sei, wo sich dieser Ritter nun aufhalte.
Paul dankte sehr für die freundliche Auskunft und sie ritten zurück auf den Hauptweg und dann weiter.
Gundula ritt nun wieder neben ihm, hatte ihre Haltung aber nicht geändert.
Sie fragte: "Ich bin jetzt deine zarte, liebe Frau?"
Paul lächelte sie an: "Vielleicht sollten wir das beibehalten, klingt doch plausibel und erspart uns eine
Menge Komplikationen. Zudem werden die anständigen Männer dieser Region sicher keine Anstalten machen,
sich einer verheirateten Frau unangemessen zu nähern, selbst wenn sie sich sehr angezogen fühlen.
Zudem, wenn ihr Mann zu ihrem Schutz dabei ist, wäre das doch ein höchst ungezogenes Verhalten,
Avancen zu machen oder gar eine Kußattacke zu wagen."
Gundula schaute ihn ernst an: "Ich bin davon ausgegangen, daß das in jedem Falle höchst unangemessen und ungezogen ist!"
Paul schnunzelte: "Auf jeden Fall, nur nimmt sich das man(n) unter solchen Umständen nicht so schnell heraus, hoffe ich wenigstens."
Gundula nickte: "Gut, einverstanden. Du hast mich zu deiner Frau genommen!
Du führst und entscheidest auf dieser Reise.
Ich will dein treues Weib sein, gehorchen und folgen, mich dir ganz anvertrauen, bis zur Grenze meines Reiches."
Paul war sich nicht so ganz sicher, ob Gundula über exakt dasselbe Thema sprach wie er, aber die Abmachung schien so weit in Ordnung zu sein und für die Reise vorteilhaft. Die Leute hier waren meist eher konservativ. Als junges Ehepaar kamen sie da gut durch. Er nickte ihr bestätigend zu und hatte irgendwie das Gefühl, als hätten sie damit wirklich eine Art Ehebund geschlossen, einen sehr konservativen, der ihnen beiden jeweils eine nicht so ganz passende Rolle zuwies, die sie nun irgendwie ausfüllen mußten. Und Paul mußte zugeben, Gundula verstand es, auch diese Rolle auszufüllen, sie war jetzt einfach das hilflose, zarte, liebende Frauchen, welches ganz auf ihren Mann zählte und rein gar kein Wässerchen trüben konnte, geschweige denn irgendwelchen Strolchen irgendetwas entgegenzusetzen hätte als einen sehr schüchternen, erschrockenen Gesichtsausdruck.
Gundula ergänzte aber auch gleich: "Allerdings, sollte es jemand wagen, meinen guten Mann oder auch mich anzugreifen,
so nehme ich mir das Recht, für meinen Mann und mich zu kämpfen, davon kann mich nichts abhalten!"
Und so wie sie das sagte, hegte Paul da gar keinen Zweifel, daß Gundula inzwischen innerlich in einem Kampfmodus war,
wo ein jeder Halunke gut daran tat, sie nicht zu provozieren, die Rolle des lieben, guten, treuen, harmlosen Weibes für ein paar Minuten des unerbittlichen Kampfes pausieren zu lassen.
An ihrer Seite sollte er sich wohl recht sicher fühlen, so daß nicht so ganz klar war, wer hier wen begleitete und beschützte,
obgleich dies vom äußeren Erscheinungsbild und vom Verhalten her nun ganz offensichtlich erschien, denn Gundula
war voll in ihre Rolle als sanfte, gehorsame, folgsame Frau eingetaucht.