Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2002-03/06
Am Samstag morgen klingelt Markus pünktlich mit Brötchen in der Hand. Annkathrin öffnet sichtlich gut gelaunt. Sie erzählt über ihre Projekte, die offenbar sehr gut gelaufen sind. Außerdem hatte sich wohl durch Zufall ein weiterer vielversprechender Kontakt ergeben, und zwar zu einer bekannten Pop-Gruppe, wo sie für den nächste Woche eine Verabredung getroffen hat, um näheres über ein Projekt zu erfahren, vielleicht bei der ganzen neuen CD der Gruppe mitzuarbeiten oder sich bei einem remix für eine single-Auskopplung zu beteiligen - sie grinst, man mache gerne spezielle Versionen für die Diskotheken zum Tanzen, wofür sie an sich schlecht vorbereitet sei, da sie gar keine Diskotheken besuche, aber es gebe da wohl bereits einen DJ für die Zusammenarbeit, der bekannt sei und auch viel Erfahrung damit habe. Ob sie dabei sei, werde sie bei dem Termin auf jeden Fall klären - wenn das gelinge, sei das ein guter Einstieg in die professionelle Szene - vielleicht um mit Musik sogar Geld zu verdienen, was sie nie erwartet hätte. Sie lacht, bislang habe sie sich ja nebenbei als Kassiererin in einem Supermarkt als Nebenjob über Wasser gehalten, das hier würde ihr natürlich viel mehr Spaß machen. Aber solange sie keine richtige Zusage habe, werde sie sich nicht allzu viel Hoffnungen machen.
Es komme ihr ja etwas absurd vor, aber offenbar habe sich aus dem Termin auch eine Kleiderfrage ergeben. Es sei nun die Frage, wie sie dort auftrete, sehr seriös oder betont weiblich. Seriös sei sicher ein Kontrast zur Pop-Gruppe und dem DJ, sicher aber gut gegenüber den Managern, das vermittle Professionalität. Allerdings glaube sie nicht, daß die Musiker sie ernst nähmen, wenn sie übertreibe. Ihre normale Kleidung jedenfalls sei weder richtig flippig noch eigentlich geschäftsmäßig seriös. Und ihre Kleider für offizielle Konzerte von der Uni seien auch nicht geeignet. Sie fürchte, sie müsse heute einkaufen gehen, sie hoffe, er sei jetzt nicht enttäuscht oder gelangweilt. Sie könne gut etwas Beratung gebrauchen, würde aber auch verstehen, wenn ihm das alles nicht liege.
Markus hat jedoch keine Bedenken und ist bereit, sie zu begleiten. Annkathrin meint, sie könnten ja den Rest des Tages noch gemeinsam etwas unternehmen, da sie erst spät nachmittags oder abends mit der Bahn in ihre Gemeinde fahren wolle. Vielleicht ließen sich so Auseinandersetzungen etwas vermeiden, wenn sie erst bei der Sonntagsandacht richtig präsent sei. Stellen müsse sie sich dem Problem so oder so - und gegen Heinrich entschieden habe sie sich ohnehin, umstimmen könne man sie da nicht mehr, er habe ihr da durch ihre Gespräche auch zu mehr Selbstvertrauen verholfen. Auch die neuen musikalischen Perspektiven hätten ihr ein weiteres Standbein außerhalb der Gemeinde verschafft.
Sie brechen dann auf und fahren mit den Rädern in die Stadt. Markus fragt sie, ob sie denn inzwischen eine Vorstellung habe, was sie kaufen wolle. Annkathrin ist sich immer noch unsicher. Er will daraufhin wissen, wie denn die anderen Leute in der Szene so herumliefen. Annkathrin meint, das sei allerdings ein guter Hinweis. Frauen liefen allerdings meist sehr körperbetont herum, verfolgten damit aber vermutlich auch andere Ziele. Das liege ihr nicht so. Markus schmunzelt, ob sie da nicht etwas vorschnell über jene Frauen urteile. Sie erwidert, so habe sie das nun auch wieder nicht gemeint. Markus ergänzt, er könne sich aber sehr gut vorstellen, daß das aber auch bei ihr sehr ansehnlich sei. Sie lacht und läßt sich zumindest zu einem Versuch überreden.
Als sie dann durch das Kaufhaus stöbern, lehnt Annkathrin einige Sachen, die ihr zu weit gehen, dann doch kategorisch ab. Als Markus sie überredet, dann doch noch etwas in ihren Augen gewagteres anzuziehen, sieht das zwar wirklich sehr anregend aus, als sich Annkathrin spielerisch in Pose wirft, aber sie fühlt sich darin einfach nicht wohl und nachdem sie die Pose aufgegeben hat, kann sie einen unsicheren Eindruck auch nicht verbergen. Ein paar Anproben später amüsieren sie sich auf jeden Fall köstlich. Letztlich heraus kommt dabei eine dunkle, enge Jeans und ein T-shirt, welches zeigt, daß sie auch sonst wohlproportioniert ist.
Sie essen zu Mittag und fahren zurück zur Wohnung. Annkathrin beschließt, nochmal alles zusammen vorzuführen, kleidet sich um und dreht sich vor Markus und dem Spiegel hin und her, schaut Markus fragend an. Der lacht verlegen und meint, sie sehe einfach zum Anknabbern aus. Annkathrin grinst verschmitzt, sie wolle ja eigentlich arbeiten und Musik produzieren, nicht vernascht werden. Markus erwidert, er traue ihr schon zu, übereifrige Verehrer in die Schranken zu weisen.
Annkathrin zieht sich wieder um, und sie beschließen spazieren zu gehen. Unterwegs fragt Markus, wie ernst eigentlich trotz ihres charmanten Lächelns der gottlose Geselle gemeint gewesen sei. Ihr Blick scheint ihn wieder zu durchdringen, als vermöge sie durch seine Augen in sein Innerstes zu sehen. Sie lächelt, er brauche nicht zu befürchten, daß sie versuchen werde, ihn zu bekehren, da sollten sie beide Toleranz üben. Sie müsse aber sorgfältig darüber nachdenken, welche Konsequenzen daraus folgten. Sie faßt seine Hand und ergänzt, die Situation sei aber nicht hoffnungslos, denn sie möge ihn sehr. Er nimmt sie in den Arm, gibt ihr einen sanften Kuß auf die Wange, auch er sei ihr sehr zugetan.
Sie gehen noch eine ganze Weile, besuchen dann eine Nachmittagsvorstellung im Kino, essen in der Stadt Abendbrot, dann begleitet Markus Annkathrin zum Bahnhof. Zum Abschied umarmen sie sich liebevoll.