Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2002-03/06
Annkathrin widmet sich wieder den ganzen Tag ihrem Projekt und kommt gut voran. Erst spät nachts schlüpft sie wieder zu Markus ins Bett und fällt in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung. Morgens kuscheln sie sich erst wieder aneinander und genießen ihr Zusammensein. Nackte Haut reibt sich an nackter Haut, feuchte, verlangende Lippen saugen zärtlich und liebevoll aneinander. Sie berichtet von ihren Fortschritten, vermutlich sei heute Abend eher Schluß und es gehe nochmal am Donnerstag und Freitag intensiv weiter. Freitag und vielleicht noch Samstag stehe noch eine single-Auskopplung auf dem Programm und ein remix zusammen mit einem DJ. Vielleicht ergeben sich daraus für sie neue Kontakte und Möglichkeiten.
Abends haben sie dann wirklich Zeit zum Reden. Dabei fällt beiden auf, daß es gar nicht so leicht ist, Bedürfnisse und Einstellung zu ihrer Liebesbeziehung zu artikulieren. Annkathrin bringt zum Ausdruck, nach ihrem Verständnis komme für sie nur eine dauerhafte Beziehung in Frage, daher müßten sie sorgfältig abwägen und bewußt entscheiden, denn nachher müßten sie dann auch mit der Entscheidung klar kommen und gemeinsam Probleme lösen, die sie allein vermutlich gar nicht gehabt hätten. Natürlich sei ihr Bild von der Partnerschaft sehr durch ihre traditionelle Erziehung und die Gepflogenheiten ihrer Gemeinde geprägt. Sie sei auf jeden Fall der Meinung, wenn man sich schon einmal füreinander entschieden habe, müsse man alles dafür tun, um die Partnerschaft lebendig und glücklich zu erhalten. Meinungsverschiedenheiten und Streit seien ja nicht gänzlich zu vermeiden, sollten aber nicht gleich die Grundlagen einer Beziehung gefährden. Vielmehr sollte man konstruktiv miteinander reden und gegebenenfalls streiten können, Kompromisse schließen. Das oberflächliche Wechselspiel und die flüchtigen Kurzzeitbeziehungen der heutigen Zeit beunruhigten sie stark, das wolle sie nicht. Sie wolle mit ihm alt werden und ihre Liebe lebendig erhalten.
Markus stimmt ihr zu, keineswegs wolle er ihre Zuneigung, ihr Vertrauen für einen flüchtigen Spaß mißbrauchen, er sei bereit, sich auf sie einzulassen, weil er sie liebe. Es sei ihm aber auch noch nicht klar, wie denn nun ihre körperlichen Bedürfnisse zueinander paßten und wie sie in der Lage seien, ihre gemeinsam entdeckte Lust auszuleben.
Annkathrin rückt lächelnd zu ihm heran und umarmt ihn. Sie denke, da brauche er sich keine Sorgen zu machen, wenn sie erst einmal ein richtiges Liebespaar seien, so würden sie da schon harmonieren. Vielleicht habe er gar nicht damit gerechnet, aber in ihrer Gemeinschaft gehe man davon aus, daß ein harmonisch ausgelebtes Sexualleben wichtiger Bestandteil einer Partnerschaft sei. Keineswegs werde das nur als Mittel zur Fortpflanzung gesehen, sondern ebenso als Aktivität, um die Verbindung zu festigen und zu stärken, die Liebe zu intensivieren und das Vergnügen lebendig zu halten.
Markus lacht, das klinge vielversprechend, worauf sie erwidert, er müsse andererseits aber auch nicht fürchten, überfordert zu werden, denn die körperliche Liebe solle auch harmonisch sein. Er grinst, den Vorbehalt habe er noch gar nicht gehabt, sei aber beruhigt durch ihren Harmoniegedanken.
Annkathrin fährt fort, allerdings seien auch Kinder wichtiger Bestandteil einer Beziehung nach ihrem Verständnis. Ihre Religion habe auch Auswirkungen auf die Möglichkeiten der Familienplanung, das sollte ihm klar sein, bevor er sich auf sie einlasse.
Markus bittet sie, das genauer zu erklären. Annkathrin führt also aus, es seien eben nur gewisse Methoden der Empfängnisverhütung vertretbar. Zum einen natürlich die Abstinenz an den fraglichen Tagen, allerdings auch Kondome seien in Ordnung. Im wesentlichen dürfe also die Befruchtung verhindert werden. Ein gezeugtes Leben müsse auch akzeptiert werden und es sollte alles getan werden, um das Kind auszutragen. Ein hormoneller Eingriff in den natürlichen Ablauf der Regel mit der Pille wird auch abgelehnt. Insgesamt ergebe sich also bei einem regen Sexualleben eine erhöhte Chance einer Schwangerschaft. Bei sehr konservativer Auslegung der Tradition ihrer Gemeinschaft sei es sogar erwünscht, gleich zu Beginn der Partnerschaft Kinder zu zeugen und erst nach dem zweiten oder dritten Kind gezielt zu planen.
Markus gibt zu Bedenken, diese Zeitplanung sei sicher für ihr Studium sehr ungünstig. Er denke schon, daß sie das sinnvoll abschließen sollte, bevor sie ein Kind habe. Allerdings möge er Kinder sehr gern und es sei eine sehr schöne Vorstellung, mit ihr eine Familie zu gründen..
Sie lächelt glücklich, also hätten sie auch bei der Frage im Grunde keine Meinungsverschiedenheit, denn sie halte es auch für vernünftig, das Studium zu beenden, was im Übrigen nach ihrer Planung auch nicht mehr lange dauern werde. Und selbst wenn sie versehentlich schon vorher schwanger werden sollte, wenn sie sich auf ihn verlassen könne, würden sie es schon gemeinsam schaffen. Sie küssen und umarmen sich, Markus faßt zusammen, dann seien sie sich also einig. Annkathrin bestätigt das, bittet ihn, sie am Wochenende in ihre Gemeinde zu begleiten. Sie habe das Bedürfnis, ihre Verbindung in einer Andacht zu besiegeln. Er gibt zu Bedenken, ob das mit ihm als Atheisten sinnvoll sei. Und was ihre Gemeinde dazu sage. Annkathrin lächelt, ja eine traditionelle Verbindung in ihrer Gemeinde sei nicht möglich, aber das sei nicht schlimm. Sie würden allein bei ihrer Andacht sein, sie werde sich vor ihrem Gott zu ihm bekennen, das sei ihr wichtig. Von ihm wünsche sie sich nicht mehr als seine Begleitung, seine Nähe. Wichtig sei im Kern ihrer Religion das offene Bekenntnis zueinander und zu ihrer Liebe, zu ihrem gegenseitigen Vertrauen. Selbst wenn es für ihn keinen Gott gebe, sei ja immer noch sie da, der gegenüber er seine Liebe und ihre Zusammengehörigkeit bekräftigen könne.
Markus schaut sie liebevoll an, das werde er natürlich gerne tun - und das sei so wirklich vereinbar mit ihrer religiösen Vorstellung? Sie erklärt, es sei ein Unterschied zwischen der Tradition und dem zentralen Kern ihres Glaubens. Vor ihrem Gott könne nicht falsch sein, sich aufrichtig zu lieben. Es komme im Grunde nicht drauf an, daß der Geliebte zum gleichen Glauben gehöre, seine Liebe solle nur aufrichtig und seine Werte und Anschauungen sollten vereinbar sein mit der Moral der Gemeinschaft. Und der eigene Glaube dürfe nicht bedroht sein - und sie denke, auf all das könne sie sich bei ihm verlassen.
Markus möchte wissen, ob sie nicht Konflikte mit ihren Eltern und ihrer Gemeinde befürchte. Annkathrin meint, natürlich sei das eine schwierige Situation für alle, aber ihre Liebe sei aufrichtig und rein, ihre Eltern und ihre Gemeinde müßten das mit der Zeit akzeptieren. Wenn sie nicht selber scheiterten, werde alles gut. Zudem sei doch mit der Entscheidung für ihn der Konflikt um Heinrichs Werben ein für alle Male aus der Welt. Diese Lösung des Konfliktes werde zwar keineswegs auf Begeisterung stoßen, bringe aber letztlich ein Ende der sinnlosen Diskussion. Die jetzige Disharmonie werde vorbei sein, um den Weg zu neuer Harmonie frei zu machen. Es läge aber nicht nur an ihnen, diesen Weg zu beschreiten, jedoch sei sie fest entschlossen, diesen Weg zu gehen, denn sie sei sicher, mit ihm glücklich leben zu können. Da habe sie keine andere Wahl als zu tun, was sie dafür tun könne. Zwar wolle sie auch nicht mit der Gemeinde oder gar den Eltern brechen, aber sie könne für deren falschen Weg auch nicht ihr Glück opfern.
Markus sichert ihr zu, sie zu unterstützen, sie könne sich auf ihn verlassen. Er wolle sie nicht enttäuschen und er hoffe wirklich, daß die Konfrontation mit ihrer Gemeinde rasch ein gutes Ende nehme. Sie seufzt, es gäbe keinen anderen Weg - und wenn es keine Versöhnung gebe, sei er ihr immer noch wichtiger. Notfalls müsse sie dann eben ihrem Glauben, ihrem Weg außerhalb der Gemeinde folgen. Das sei eine große Umstellung, aber sie werde auch das bewältigen, wenn es nicht anders zu machen sei.
Nach dem ausführlichen Gespräch ist die Stimmung eher so, daß Annkathrin im Bett vor allem das Bedürfnis nach Schutz, Geborgenheit und zärtlichem Zusammensein hat. So schmiegen sie ihre nackten Körper eng zusammen und schwelgen im Genuß der beschlossenen Beziehung, ohne sich gegenseitig sexuell zu erregen.