Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2001-02/03
Jonas war begeistert. Es war viel leichter gegangen als er dachte. Seine Zuneigung zu Maria Michaela wuchs mit jeder Stunde, die er mit ihr verbringen durfte. Bevor sie überhaupt miteinander gesprochen hatten, kam er sich wie ein Tor vor, ausgerechnet eine bekannte Prinzessin kennenlernen zu wollen, von der er doch gar nichts wußte, außer den Dingen, die jeder wußte. Auch hatte die Prinzessin so viele Bekannte in ihren Kreisen. Er hatte befürchtet, seine Faszination werde nur durch ihre allgemeine Bekanntheit hervorgerufen. Nun hatte er sie kennengelernt und es war eigentlich völlig egal, was er vorher über sie gedacht oder vermutet hatte.
Als er noch aus der Ferne schwärmte, zweifelte er noch, auch wegen ihrer berüchtigten und geradezu gemeinen Spielchen mit ihren Verehrern. Doch von dem Charakterzug vermochte er nun gar nichts mehr zu entdecken.
Verblüffender war vielleicht noch, wie unbeschwert und fröhlich er sich mit ihr unterhalten konnte. Er genoß jedes Wort von ihr, jede Geste. Und wie sehr schätzte er ihre köstlichen Wortduelle, wenn sie einander ausloteten und sich gegenseitig spielerisch auf Meinungen festlegen und zu zerpflücken versuchten. Allein schon als Gesprächspartnerin war diese Frau ein einziger Genuß!
Glücklicherweise bohrte sie bei seiner schwachen Geschichte gar nicht mehr weiter. Zweifellos wäre sie dort innerhalb kürzester Zeit auf Ungereimtheiten gestoßen. so vermied er es sorgsam, daß das Gespräch wieder in diese Richtung gehen konnte. Auch vermied er es, in ihrer Vergangenheit und ihrer Geschichte herumzubohren, vermutete er doch, daß es ihr ähnlich gehen würde wie ihm - und auffliegen lassen wollte er sie bestimmt nicht.