"Ich weißle, ich weißle, auf daß wir ein weißes Andorra haben, ihr Mörder, ein schneeweißes Andorra, ich weißle euch alle - alle."
M. Frisch (Andorra)
"Du bist dir nur des einen Triebs bewußt,/ O lerne nie den andern kennen!/ Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,/ Die eine will sich von der andern trennen;/ Die eine hält in derber Liebeslust/ Sich an die Welt mit klammernden Organen;/ Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust/ Zu den Gefilden hoher Ahnen."
J. W. Goethe (Faust1 ab 1110)
"Schön war die Welt, wenn man sie so betrachtete, so ohne Suchen, so einfach, ..."
"Liebe kann man erbetteln, erkaufen, geschenkt bekommen, auf der Gasse finden, aber rauben kann man sie nicht."
H. Hesse (Siddhartha)
"... und wenn das Böse in deinem Kopf wütet, zerschlag' ihn, und wenn dein Herz schmerzt, reiß' es heraus!"
"Gedanken, Möglichkeiten, im Hirn hin und her wendend, ob sie da irgendwie hineinpassen, wird mir immer mehr klar: es sind nie die meinen!"
"... selbst wenn alle wichtigen Dinge schon gesagt worden sind, wird einem nichts anderes übrigbleiben, als die meisten Zitate zu erfinden, weil man sie in einer wahren Flut von Literatur nicht auffinden kann..."
An was ich mich erinnere:
Es ist nachts und ich will gerade aus einer
Hauseinfahrt auf die Straße treten, als
schräg gegenüber die Straße
hinunter eine Horde von vier
Stiefelmännern, jene mit kahlgeschorenem
Kopf und weißen Schnürsenkeln,
betrunken aus einer Kneipe auf die Straße
taumeln, zunächst das Deutschlandlied
(erste Strophe) anstimmend, dann jedoch einen
Passanten auf meiner Straßenseite
erblickend verstummend. Ich ziehe mich in die
Hauseinfahrt zurück und beobachte. Der
Passant ist in Richtung auf die
Stiefelmänner zugegangen, nun zögert
jedoch sein Schritt, doch zu spät: Obwohl
betrunken, haben ihn die Stiefelmänner
seine Überraschung ausnutzend nach einem
kurzen Sprint bereits umzingelt und pöbeln
ihn an, wobei stereotype Wörter wie
"Nigger", "Asylantenschwein", "schwarzer
Schneemann" und "Ausländer raus" noch
zu den harmloseren Ausdrücken ihres
biergeschwängerten Zorns gehören.
Sie schlagen auf ihn ein, bis er am Boden liegt, treten dann mit ihren Stiefeln auf ihn ein, der Mann stöhnt, krümmt sich. Doch da die Angreifer unter Alkoholeinfluß stehen, gelingt es dem Opfer trotzdem, sich in einem günstigen Augenblick aufzuraffen und an der Hauseinfahrt vorbei die Straße hinauf zu laufen, zunächst noch schwankend und in gekrümmter Haltung, dann aber entschlossener und schneller.
Während drei sofort die Verfolgung antreten, zieht der vierte, offenbar der Anführer, ein Messer und schreit den Kameraden nach, sie sollen ihn "kaltmachen". Als auch er die Verfolgung antreten will, stolpert er jedoch direkt vor der Hauseinfahrt und fällt etwa zwei Meter weiter, das Messer jedoch hat er fallenlassen, es liegt nur einen halben Meter vor meinen Füßen. Der Anführer hat sein Fallen nicht abfangen können, schlägt sogar mit dem Kopf auf den Bürgersteig, sieht benommen auf allen Vieren seinen Kameraden nach.
Das Weitere muß nun innerhalb von Sekunden passiert sein.
In einem Ansturm eines mir bisher in diesem Ausmaß völlig unbekannten Haßgefühls (über mich oder über die Stiefelmänner) greife ich das Messer mit der Rechten, mache die paar Schritte, bis ich über den Anführer gebeugt mit zwei Fingern der Linken in seinen Augenhöhlen seinen Kopf nach hinten ziehe und das Messer, ein sehr scharfes, von der Art mit Kunststoffgriff und sägeartigen Zacken auf der einen Seite, mit der scharfen Seite und einem kräftigen und schnellen Zug von der einen zur anderen Seite seines Halses ziehe. Dabei sehe ich, wie es dem Opfer gerade noch gelingt, vor einer Straßenbahn in einer Querstraße vorbeizukommen. Zum Glück handelt es sich hier gerade um eine Haltestelle, so daß das Opfer in die Straßenbahn einsteigen kann. Seine Verfolger, denen es nicht mehr rechtzeitig gelingt, die Straßenbahn zu umlaufen, werden entweder vom Fahrer nicht bemerkt oder dieser hat die Situation erkannt und fährt trotz der herbeilaufenden Typen weiter. Das Opfer hat es also in diesem Fall geschafft - was denkbar gewesen wäre: die drei erreichen die Straßenbahn noch und setzen den Angriff im Anhänger fort, in den sich das Opfer geflüchtet hat, werfen ihn von dort aus der fahrenden Straßenbahn durch eine aufgetretene Tür unter ein vorbeifahrendes Auto.
Inzwischen ist mir klar, daß der
Anführer tot ist, vermutlich Halsschlagader,
Luftröhre et cetera völlig durchtrennt,
warmes Blut zwischen meinen Fingern, sehr
scharfes Messer, ich laufe die Straße
hinunter, weg von seinen Kameraden, die
sicherlich bald, nachdem sie der
Straßenbahn genug nachgegröhlt
haben, zurückkehren werden.
Ich laufe, weiß nicht wohin, panikartig
durch die Stadt. Ich irre wie durch einen
bösen Traum, laufe, verliere den
Überblick, wo ich bin, weiter, weiß
nicht wie lange.
Irgendwann bin ich am Maschsee, der Mond scheint über das Wasser. Was nun zu tun ist? Ich beginne wieder nachzudenken. Nachdem ich eine Stelle gefunden habe, wo das Wasser gut erreichbar ist, reinige ich Hände und Messer, wische letzteres mit dem Taschentuch ab, denn ich bin mir nicht sicher wegen der Fingerabdrücke auf dem Messer, wenn es im Wasser liegt. Anschließend werfe ich es mit möglichst viel Schwung auf die Wasserfläche hinaus. Inzwischen habe ich mich wieder etwas beruhigt und lache sogar laut über die Ironie der Situation: als hätten damals jene Leute, auf deren geistige Großvaterschaft sich die Stiefelmänner berufen, den See nur deshalb ausheben lassen, damit ich nun das Messer darin verschwinden lassen kann.
Ich gehe den Maschsee entlang nach Hause. Was mich dort angekommen und bei Licht betrachtet wundert: Keine Blutflecken an meiner Kleidung, eine Reinigung erübrigt sich. Im Bett drehe ich mich von einer Seite zu anderen, einschlafen kann ich nicht.
Daß ich am nächsten Morgen, ein Samstag, nichts über den Vorfall in der Zeitung lese, ist nicht erstaunlich, schließlich ist die Tat später in der Nacht geschehen, entweder nach Redaktionsschluß oder doch so spät, daß ein Bericht nicht mehr möglich gewesen wäre, selbst wenn die Tat innerhalb einer halben Stunde der Polizei (und der Presse) gemeldet worden wäre. Erstaunlich allerdings, daß das Radio nichts meldet, nichts in den Nachrichten über einen Stiefelmann mit aufgetrenntem Hals. Ich bin irritiert.
Konzentrieren kann ich mich auf nichts, den ganzen Samstag Ablenkung durch Computerspiele, blutige Hände, blutiges Messer in meiner Erinnerung. Ein kahlgeschorener Kopf in einer Blutlache, die mit dem Opfer anfahrende Straßenbahn, die gröhlenden Stiefelmänner, Momentaufnahmen meiner Flucht, die mir erst jetzt wieder einfallen. Wie konnte das passieren? Warum dieser Haßausbruch von mir? Wie konnte ich das tun? Warum auch jetzt noch keine Nachricht im Radio? Computerspiele, die mich kaum ablenken, bis zum Abend.
Schließlich halte ich die innere Unruhe nicht mehr aus, ich muß raus. Ich entschließe mich, zur Mensafete zu gehen, obwohl ich nicht weiß, was ich da soll, es wäre auch das erste Mal, doch ich muß mich ablenken und so fahre ich mit der Üstra Richtung Universität.
Angekommen ist die Musik wirklich laut, doch da ich eigentlich nicht weiß, was ich hier soll, bleibt der Ablenkungseffekt minimal. Durch die innere Unruhe getrieben, will ich schon wieder gehen, als ich K. erkenne, die ich flüchtig vom Sehen kenne. Da sie zufällig gerade in meine Richtung blickt, nicke ich ihr zu, sie nickt zurück und winkt mich kurzerhand herbei. Sie wirkt, wie ich zunächst meine, gelangweilt. Ich weiß nicht recht, was sagen, mache eine Bemerkung über die Lautstärke der Musik, ein Gespräch wird nicht möglich sein, während sie mich nur mit einer Geste auffordert, mich zu setzen. Es werden nun doch mit erhobenen Stimmen ein paar Belanglosigkeiten ausgetauscht, ich berichte, ich sei hier, weil ich mich gelangweilt hätte, es Zuhause nicht mehr ausgehalten hätte, daß ich aber auch hier eigentlich gleich wieder verschwinden wolle, sei bisher auch noch nicht auf einer Mensafete gewesen. Ein Fehler, überhaupt zu kommen. Sie stimmt zu, sei nur hier, weil F., von dem ich bisher annahm, daß sie mit diesem zusammen sei, auf die Idee gekommen sei und sie mitgeschleppt habe. Sie weist auf die Tanzfläche, wo ich erst jetzt F. sehe, wie er ziemlich eng mit einer Anderen tanzt, während die meisten anderen Paare ohne Körperkontakt Musik und Bewegung in Einklang zu bringen versuchen. Erst jetzt fällt mir auf, daß sie dies schon die ganze Zeit beobachtet hat. Das, was sich für mich bisher als Langeweile ihrerseits dargestellt hat, scheint sich nun als nur mühsam beherrschte Wut zu entpuppen, mit jedem Moment scheint sie innerlich mehr zu kochen. Er hätte sie überredet, dann habe er jedoch hier eine ehemalige Schulkameradin, wohl auch ehemalige Freundin entdeckt. Ich fühle mich etwas fehl am Platze, bleibe jedoch noch, weil für sie das Gespräch mit mir eine gewisse Ventilfunktion für den inneren Druck zu haben scheint. Trotzdem ist es für mich nicht gerade der beste Moment für die Probleme von anderen.
Als das Musikstück zuende ist, kommen beide von der Tanzfläche händchenhaltend zu uns. Auch F. kenne ich flüchtig, daher stellt er mir seine ehemalige Schulkameradin C. vor. K. will mit F. tanzen, zieht ihn beinahe hinter sich her. Während sie tanzen, erfahre ich von C. mehr über das Intimleben von F., obwohl ich nicht danach gefragt habe. Sie sei zwei Jahre jünger als F., war eine ganze Zeit lang während des Gymnasiums mit ihm zusammen, sie hätten sich jedoch öfter getrennt, F. dann kurzzeitig mit anderen zusammen, sie hätte sich an Eifersucht gewöhnt und es ihm auch manchmal mit gleicher Münze heimgezahlt, irgendwann dann Versöhnung und das Ganze von vorne. Als F. sein Studium begonnen habe, hätten sie sich aus den Augen verloren. Heute Wiedersehen. Ihr habe er erzählt, mit K. sei es praktisch vorbei, sie verstehe deshalb K.s bösartige Blicke nicht. Ich denke: Hat K. auch gewußt, daß es praktisch vorbei ist? Ich schaue dabei auf die Tanzfläche: Streit zwischen F. und K.. C. steht auf, geht hin, einen Moment lang wird die Auseinandersetzung heftiger, dann verschwinden C. und F. in eine andere Ecke. K. kommt wütend auf mich zu, bis sie bei mir ist, hat sie sich aber äußerlich wieder unter Kontrolle.
Ob ich immer noch gehen wolle, fragt sie, ich nicke. Sie schaut mich einen Augenblick überlegend an, jetzt wirklich ruhiger, es sei ihr etwas peinlich zu fragen, aber immerhin bestehe bei Frauen, zumal wenn sie nachts allein durch die Stadt müßten, ein deutlich höheres Risiko als für Männer oder mehrere Personen, überfallen zu werden, ob ich ihr also den Gefallen tun könne, sie auf dem Weg zu begleiten. Sie sieht dabei zunächst etwas verlegen in meine Augen, dann auf den Fußboden zwischen unseren Füßen. Ich stimme zu und wir brechen auf.
Wie sich draußen herausstellt, ist sie mit dem Fahrrad da, was ich mir eigentlich hätte denken können, da ich sie schon wiederholt mit dem bestimmt nicht billigen Sportrad gesehen habe. Nach kurzem Lachen sind wir uns einig, daran jedoch das Vorhaben nicht scheitern zu lassen, sie ist erleichtert. Da es zu Fuß aber nicht in akzeptabler Zeit zu schaffen ist und nur sie den Weg kennt, bleibt für mich nur der Gepäckträger. Wir starten, ich lege etwas zögernd und zaghaft meine Hände um ihre Taille, um mich festzuhalten.
Während der Fahrt Smalltalk über Vorlesungen und Dozenten, dann über das reale Risiko, Verbrechensopfer zu werden und die davon unter Umständen abweichende subjektive Einschätzung. Zumindest sind keine verdächtigen Gestalten auf dem Weg zu erkennen. Ich stimme ihr zu, als Mann die Gefahreneinschätzung einer Frau kaum nachvollziehen zu können. Was bei einem Mann schon Verfolgungswahn wäre, könne bei einer Frau durchaus eine realistische Einschätzung sein, wenngleich sie meint, das reale Risiko sei niedriger als die Schätzung, Belästigungen aber immerhin sehr häufig, da man aber vorher nicht wisse, ob nur idiotischer Macho oder Triebtäter, die Alternative zwischen dem Ertragen primitiver Anmache oder schierer Angst. Daß auch durchaus ein bewaffneter Mann, nur wenige Meter von seinen Kameraden entfernt Opfer eines Verbrechens werden kann, erzähle ich natürlich nicht, obwohl ich daran denken muß, was in der letzten Nacht passiert ist. Die Frage, warum sie sich in meiner Begleitung sicherer fühlt, verkneife ich mir. Obwohl sie mir in Anbetracht der Tat durchaus berechtigt erscheint, gehört sie nicht zu den möglichen Fragen in dieser Situation; sie könnte in mehrfacher Hinsicht mißverstanden werden. Die harmloseste Interpretation wäre wohl noch: Gedankenloser Scherz. Die Frage bleibt also ungestellt, obwohl berechtigt. Eine Feststellung immerhin scheint machbar: Ihre objektive Sicherheit steige nur geringfügig durch meine Anwesenheit, schließlich hätte ich nur ein paar Semester Physik studiert, nicht aber auch diverse (asiatische) Kampftechniken. Sie lacht, zunächst sei ihr subjektives Sicherheitsempfinden durch meine Anwesenheit befriedigt, außerdem seien wir zu zweit ein höheres Risiko für einen potentiellen Täter, zudem sei ja nicht bekannt, daß wir beide weder bewaffnet noch in Selbstverteidigung ausgebildet seien, das ist ein überzeugendes Argument.
Als wir da sind, verpasse ich irgendwie den richtigen Augenblick, mich zu verabschieden und nach dem Weg zur nächsten Straßenbahnstation zu fragen, denn als sie die Haustür aufschließt, halte ich sie auf, da sie das Rad in den Keller bringen will. Als sie die Kellertreppe wieder hochkommt, stehe ich etwas verloren im Hausflur, die Tür in der Hand, ich sehe noch ein verlegenes Lächeln in ihrem Gesicht, sie schaut mir in die Augen, löscht das Kellerlicht und nimmt mir die Haustür aus der Hand, schließt sie, sie steht einen Augenblick vor mir im Dämmerlicht, ich ahne ihr Gesicht eher, als das ich es sehe, einen Moment Stille.
Ich spüre dann, wie ihre Hand meinen Arm greift, daran entlang zu meiner Hand tastet, sie faßt sie und nimmt gleichzeitig die erste Treppenstufe nach oben, ohne Licht zu machen. Ich folge etwas überrascht über unser Tun die Treppe hinauf. Auch als sie die Wohnungstür öffnet und wir eintreten, läßt sie meine Hand nicht los, führt mich durch die dunkel bleibende Wohnung in ein Zimmer. Durch das Fenster dringt Licht von einer Straßenlaterne herein, fällt auf die Zimmerdecke und erhellt so den Raum. Sie läßt die Jalousie mit der freien Hand herunter, nur noch schmale Lichtstreifen an der Decke sorgen für Dämmerlicht. Jetzt faßt sie meine andere Hand, zieht mich zu sich heran und umarmt mich. Damit habe ich nicht gerechnet, doch auch ich umarme sie jetzt, ihr Kinn auf meiner Schulter stehen wir einen Moment bewegungslos. Dann tritt sie entschlossen einen halben Schritt von mir zurück, läßt ihre Jacke zu Boden fallen, zieht ihre Schuhe und Socken aus und beginnt, ihre Bluse aufzuknöpfen. Ich zögere einen Augenblick. Unsere Blicke treffen sich. Auch ich lasse meine Jacke zu Boden gleiten, ziehe mein Sweat-Shirt über den Kopf. Ihre Finger streichen meine Haut kaum berührend über meine nackte Brust bis zum Bauchnabel, sie schaut mir in die Augen, löst meinen Gürtel, Knopf, zieht den Reißverschluß herunter. Ihre Hände gleiten am Gürtel entlang zu den Seiten, meine Hände nun sanft mit ihrem Unterhemd von der Taille hinauf bis zu ihren Brüsten, sie hebt die Arme, kniet sich gleichzeitig hin, so daß ich ihr das Hemd über den Kopf ziehen kann , sie löst die Schnürsenkel meiner Schuhe, ich hebe sie abwechselnd an, so daß sie Schuhe und Socken auszieht. Jetzt zieht sie meine Hose herunter und ebenfalls aus und erhebt sich wieder. Ich löse den Knopf ihrer Hose, ziehe den Reißverschluß, ihre Hose fällt von allein, sie schiebt sie mit dem Fuß zur Seite, während sie gleichzeitig meine Unterhose herunterzieht, sie fällt zu Boden, meine Finger spielen einen Moment mit dem Gummiband ihres Slips, doch ihre Finger kommen hinzu, sie zittern vor Erregung oder Nervosität, ziehen den Slip kurzerhand hinunter. Ihre Arme legen sich auf meine Schultern, meine um ihre Taille. Sie macht mit mir einige Schritte rückwärts, setzt sich auf die Kante des Schreibtischs, sie legt ihre Armbanduhr auf die Schreibfläche, ich lasse meine folgen. Ihre Hände, jetzt an meinem Po, drücken mich entschlossen zwischen ihre Beine, ich umarme sie fest. Ihre Beine umschlingen die meinen. Sie rutscht etwas vor und an mir hoch, ihre Hände etwas nervös aber zielsicher. Anschließend dirigieren sie auf meinem Po liegend durch ihren in der Stärke und Tempo wechselndem Druck zusammen mit ihren sanften Bewegungen das Liebesspiel. Eine ganze Zeit lang sehr sanft und langsam, wir schauen uns in die Augen, dann drücke ich sie fester an mich, also legt sie ihr Kinn auf meine Schulter, ihre Bewegungen werden nun allmählich heftiger und schneller, sie atmet hörbar, unsere Herzen pochen deutlich spürbar, ihre Bewegungen jetzt fast ekstatisch, rhythmisch, sich immer noch steigernd bis zum Höhepunkt...
Unsere Körper entspannen sich, sie rutscht wieder ganz auf den Schreibtisch, ihre Beine lösen sich von den meinen, sie hält mich aber weiterhin an sich gedrückt, meine Umarmung lockert sich, sie schaut mir wieder in die Augen, sie lächelt, schaut noch einen Moment, dann küßt sie mich von der Stirn über die Schläfe, die Wange bis zu meinem Mund. Ihre Lippen pressen gegen die meinen, ein süßer Kuß nur für einen Augenblick. Sie rutscht dann vom Schreibtisch, wir stehen ganz dicht, ihre Hände streichen über meinen Rücken, sie zieht mich ein paar Schritte zur Seite, wir fallen auf ihr Bett. Eng umschlungen weitere Liebkosungen, Hände über Schultern, Schulterblätter, Taille, Arme, Beine fahrend, Küsse auf Hals, Wange, Ohr und Mund, nur flüchtige, erforschende Berührungen, wortlos tastende Finger, suchende Küsse, ihr duftendes Haar. Wir liegen dann verschnaufend nebeneinander, K. strahlt mich etwas erschöpft und müde aber glücklich an, schließt die Augen.
Ich bin wieder allein. Seit ich mit ihr zusammen war, war es mir gelungen, die Tat nahezu ganz zu verdrängen, war durch sie abgelenkt, wenn sie jetzt einschläft, ist das vorbei, schon drängen einzelne Bilder aus meiner Erinnerung empor: der von den Schlägen blutende Passant, wie er zur Straßenbahn läuft, das Messer auf dem Boden vor meinen Füßen, dann Blut an meinen Händen.
Ich versuche mich abzulenken: meine Finger fahren durch ihr Haar, spielen mit einzelnen Strähnen, sie lächelt mit geschlossenen Augen. Meine Nase reibt sich am Rand ihres linken Ohres, sie bewegt den Kopf ein bißchen, jetzt leckt meine Zunge an ihrem Ohrläppchen, es scheint ihr zu gefallen, trotzdem verraten nur kleine , im Dämmerlicht kaum wahrzunehmende Veränderungen, daß sie nicht schläft, sondern sie nur so tut, als sie sie eingeschlafen. Meine Lippen umschließen sanft ihr Ohrläppchen, ich spüre, wie sie das erregt, also weiter, ich schiebe meinen Körper vorsichtig über ihren, liege auf ihr, ihre Beine öffnen sich ein wenig, ich dränge mich an sie, doch obwohl wir beide vor Erregung zittern, spüre ich: das geht ihr zu schnell, ich halte also inne, mich mit einer Hand abstützend, berühren zwei Finger der anderen ihre Schläfe, gleiten hinab zu ihren Lippen, umspielen sie. Sie öffnen sich ein wenig, ihre Zunge lockt die Fingerspitzen in ihren Mund, wo sie durch sanften Druck der Zähne festgehalten werden. Ihre Zunge liebkost sie. Sie winkelt leicht ihre Beine an und ihr leichter, variierender Druck verrät mir, wie sie es gerne möchte, so daß es gelingt, ein Rausch der Lust, bis sich ihre Umarmung wieder lockert, ihr Mund meine Finger entläßt. Ihre Augen bleiben geschlossen, ich hauche einen Kuß auf jedes Augenlid, dann sinkt mein Kopf auf ihre Brust. Ich höre ihr heftig pochendes Herz, spüre ihren noch schnellen Atem, ansonsten eine ganze Zeit lang bewegungslose Erschöpfung.
Meine Zunge malt ein Muster auf ihren Hals, setzt ihre Reise fort zur Schulter, unter der Decke weiter bis zur Brust, umfährt ihre Brüste, abwechselnd, die Kreise enger werden lassend, sich ihren Brustwarzen nähernd, die ich sanft küsse, ein zartes, aber verlangendes Saugen ist möglich, das Spiel geht weiter. Meine Zunge auf ihrem Bauch, der Bauchnabel, ich spüre, tiefer wird es schwierig. Meine Finger der Linken streichen zunächst über ihren rechten Arm, dann, sie kaum berührend über die Außenseite ihres rechten Schenkels. Ich drücke meine Lippen gegen ihren Bauchnabel, dann zärtlicher die Nase. Meine Lippen nahezu über ihrer Haut schwebend, die Zunge wagt sich etwas tiefer, dann wieder zurück, wieder ein Stück weiter vor, ein leichtes Zittern geht durch ihren Körper, sonst bewegt sie sich nicht. Meine Hände fliegen über die Außenseiten ihrer Schenkel bis zu den Knien und wieder hinauf zur Taille. Dann mein Kopf in ihrem Schoß, sehr vorsichtig, ein erregender Duft, ich höre, wie sie schwerer atmet, ihre Beine zittern jetzt deutlich vor Erregung und Anspannung. Jetzt bewegt sie sich doch ein bißchen, ihre Hand in meinen Haaren deutet an, wie sanft die Berührungen gesteigert werden dürfen, nun mit beiden Händen meinen Kopf zunehmend heftiger massierend, ohne jedoch den Druck zu erhöhen, stärkeres Atmen jetzt, ihr ganzer Körper jetzt angespannt, bewegt sich nun stärker, ihre Hände fahren immer wilder über meine Kopf, leise stöhnt sie ihre Lust hinaus ... als es vorbei ist, entspannt sie sich wieder. Mein Kuß trifft ihre Wange, während sie jetzt wieder tut, als schlafe sie, obwohl dafür ihr Atem offenbar noch viel zu schnell geht.
Ich liege jetzt auf der Seite neben ihr, schaue in ihr zufriedenes, entspanntes, glückliches Gesicht. Ich schaue bis sie wirklich schläft. Ich beneide sie darum. Trotz der Erschöpfung, ich kann es nicht. Ich schaue noch eine Weile in ihr schönes Gesicht, auf ihren aufregenden Körper, die Decke reicht jetzt nur bis zum Bauch. Der Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig. Noch ein bißchen warten, dann stehe ich vorsichtig auf, decke sie sorgfältig zu, ziehe mich an, lege ihre Sachen so gut und ordentlich ich kann über einen Stuhl, verlasse die Wohnung ohne Licht zu machen.
Ich irre durch die Straßen, um die nächste Straßenbahnstation zu finden. Als ich sie finde, zeigt sich: es ist noch so früh, daß ich zu Fuß weiter muß, da ich jetzt nicht solange warten kann. So bin ich ohnehin schneller Zuhause, doch darauf kommt es nicht an, ich muß nur unterwegs, beschäftigt sein, nachdem ich nun wieder allein mit meiner Erinnerung an die Tat bin. Es ist kalt, doch der schnelle, beinahe gehetzte Schritt macht es erträglich. Die Erinnerung an die Tat treibt mich zum Maschsee, nicht direkt nach Hause. In der Morgendämmerung glaube ich die Stelle gefunden zu haben, wo ich mir die Hände wusch. Jetzt endgültig nach Hause...
Dort angekommen, falle ich angezogen ins Bett und schlafe endlich doch ein, nur ein kurzer Schlaf der Erschöpfung. Den Sonntag morgen beginne ich mit dem irrwitzigen Gedanken, daß alles, von Freitag Abend bis jetzt nur in meiner Einbildung passiert sei. Als ich im Badezimmer in den Spiegel schaue, entdecke ich beim Kämmen zwischen meinen Haaren ein gekräuseltes mit einem ganz anderen Farbton als meinem, es kann also unmöglich von mir sein und damit die Nacht mit K. auch keine Einbildung. Ich halte das Haar unter meine Nase und atme tief ein, kein Zweifel, ihr Geruch. Ich packe das Haar in eine leere Filmdose als Erinnerung. In Bezug auf die Nacht davor fällt mir kein Indiz ein. Das Taschentuch vielleicht. Dieses liefert allerdings keinen eindeutigen Befund, außer daß ich ein frisches aus dem Schrank nehme.
Nach dem Frühstück setze ich mich an den Computer.
Der Sonntag am Computer: Während ein Einhorn den Bewegungen der Maus in meiner Hand folgend einem Eintrag in den High-Score hinterherjagt, lassen sich in meinem Kopf Bilder von blutigen Händen mit einem fahl schimmernden Messer nicht vermeiden, wieder und wieder der Kopf in der Blutlache, die um die Waffe gekrampften Finger, meine gehetzten Schritte über den Asphalt. Ich versuche, mich auf die Nacht mit K. zu konzentrieren, um dem zu entgehen, erlebe sie ein, zwei mal in meinem Kopf durch, doch immer wieder Bilder von der Tat dazwischen, so daß ich damit aufhöre, beide Erinnerungen auf einmal in meinem Kopf ist widerlich, das hat K. nicht verdient. Um so schlimmer nun die Bilder in meinem Kopf, immer wieder diese Bilder, das Radio übertönt nicht die Geräusche dazu in meinem Hirn...
Der Eintrag in den High-Score gelingt am Abend. Fernsehen bis in die tiefe Nacht: unter anderem ein Streifen mit einer Söldnertruppe, lautloses Töten zwischen den Werbeblöcken, denen ich mit der Fernbedienung entgehe. Irgendwann bin ich dann endgültig am Ende meiner Kräfte, tiefer Schlaf im Bett, keine Alpträume (an die ich mich erinnern könnte).
Auch am Montag Morgen entdecke ich keine Nachricht in der Zeitung über einen toten Stiefelmann von Freitag Nacht, ebensowenig im Radio, welches ich ja seit Samstag Morgen immer wieder gehört habe.
Da die Vorlesung erst um 11 c.t. beginnt, entschließe ich mich, in der TIB Zeitungen zu wälzen. Nach der Vorlesung, die mich mehr gewohnsheitsmäßig ablenkt, beim Mittagessen die Idee, in der Landesbibliothek die Zeitungen einzusehen, was ich in die Tat umsetze, nachdem die Vorlesung von 14 s.t. um 15:30 zuende ist. Als die Landesbibliothek schließt, stellt sich mein Vorhaben als vergeblich heraus. Montag Abend bis tief in die Nacht vor dem Fernseher: Filme mit Toten, Morden, die ich nicht mit der Realität verbinde. Ich versuche zu schlafen, was nicht gelingt, obwohl ich müde bin, Computerspiele bis zum Morgen.
Beim Frühstück mein Entschluß, bei der Polizei nachzufragen wegen des toten Stiefelmannes von der Nacht von Freitag zu Samstag. Ich überlege, wie das zu realisieren wäre. Die Nummer der Kriminalpolizei habe ich in kürzester Zeit aus den Gelben Seiten: "Behörden ohne Hürden", alternativ wäre das dem Tatort nächstgelegene Polizeirevier möglich - ich entschließe mich dafür, die Nummer mit einer Stadtkarte und den Gelben Seiten ist ebenfalls schnell ermittelt. Da ich auch am Dienstag erst ab 11 c.t. eine Vorlesung habe, fahre ich mit der Üstra Richtung Leine-Einkaufscentrum. Zuvor nehme ich in einem Anfall von Verfolgungswahn alte Handschuhe aus dem Kleiderschrank, außerdem präpariere ich ausreichend Geldmünzen für den Fernsprecher mit dem Taschentuch, will keine Spuren zu mir zurück legen!
Der Anruf von der Telephonzelle mit verstellter Stimme: Ich hätte etwas gesehen in Bezug auf den Toten in der ...straße in der Nacht von Freitag zu Samstag. Der Mann am anderen Ende der Leitung weiß nichts von einem Toten, wie sich nach kurzem Gespräch herausstellt, hätte aber selbstverständlich gerne gewußt, wer da mit ihm spreche, was ich gesehen hätte, will mich offenbar in ein längeres Gespräch verwickeln, ich nenne ihm einen falschen Namen, doch von einem Toten weiß er trotzdem nichts, schlägt vor, solle einfach einmal auf dem Revier vorbeikommen, um zu erzählen, was ich gesehen hätte, auch wenn ihm nichts bekannt sei. Ich lege auf. Wie soll ich nun das Gespräch bewerten?
Möglichkeit 1:
Sie wollen nichts über den toten
Stiefelmann bekannt werden lassen, doch
warum? Sie müßten ein Interesse an
Zeugen haben, zumindest an Informationen, der
Typ hat doch nicht wirklich geglaubt, daß
ich mich dort blicken lasse! Selbst bei dem
Toten muß die Polizei versuchen, das
Verbrechen aufzuklären. Spuren
können jetzt wohl kaum noch verwischt
werden, wenn bisher noch nicht geschehen, das
Verhalten bleibt völlig rätselhaft,
deshalb erscheint mir diese Möglichkeit als
unwahrscheinlich.
Möglichkeit 2:
Die Kameraden haben ihren toten Anführer
beseitigt. Rituelle Begräbniszeremonien et
cetera geistern durch meinen Kopf. Möglich
ist bei denen alles. Besser paßt zu ihnen
aber, daß sie beim Anblick des Toten
untertauchen bis Gras über die Sache
gewachsen ist, die drei Affen als Vorbild: nichts
hören, nichts sehen, nichts sagen.
Möglichkeit 3:
Mein irrwitziger Gedanke, das alles sei gar nicht
passiert, oder nicht so passiert.
Das lehne ich ab, ich bilde mir das nicht alles ein.
Der Grund, warum ich dort war:
Ein frustrierter Studienkollege. Ich fahre mit der
Straßenbahn zu ihm, Übungszettel
Physik, eine Bearbeitung fällt auch mir
nicht leicht, sich Lösungen in einer Stunde
aus dem Finger zu saugen, wo ich, als ich den
Schein gemacht habe, Tage gebraucht habe, um
den Zettel zu lösen, ist nicht einfach.
Unser Entschluß ins Kino zu gehen,
später dann wieder zurück, in der
Nacht weiteres Rätseln um schlecht
gestellte Aufgaben. Da ich mehr begriffen habe,
ist mir klarer, was dem Aufgabensteller
selbstverständlich ist, das hilft ebenso wie
das gemeinsame 'Brainstorming' . Die Punkte
werden für den Schein gebraucht.
Irgendwann stehen dann doch brauchbare
Lösungsansätze auf dem Papier,
damit müßte er alleine weiter
kommen, hat ja noch das Wochenende und den
ganzen Montag, allerdings in der Regel auch
einen Anfall von spontaner Unlust, der das
ganze Wochenende zu dauern pflegt. Ich gehe
in der Nacht. Der Rest ist schon erzählt.
Doch ist es wirklich passiert, als ich aus der Hauseinfahrt trat, besser: Was ist wirklich passiert?
Ich zweifle an mir selbst, wegen eines Telephongesprächs mit einem Polizisten? Die Bilder im Kopf können doch nicht einfach so entstehen!
Möglichkeit 4:
Der Stiefelmann ist gar nicht tot; habe ich ihn
doch nur verletzt? Ich klammere mich einen
Augenblick an dieser Möglichkeit fest, doch
das ist lächerlich, das Messer war scharf,
der Schnitt hat den Hals tief aufgetrennt, viel
Blut.
Ich fahre jetzt mit der Straßenbahn quer durch die Stadt zur Universität beziehungsweise zum Institut, zur Vorlesung.
Was auf jeden Fall nachprüfbar ist: das Grübeln über dem Übungszettel am Freitag Abend bis in die Nacht. Ich hätte ohnehin am Montag nachmittag nach der Vorlesung in der TIB sein sollen statt in der Landesbibliothek, um die Aufgaben noch einmal in etwas größerer Runde durchzusprechen, heute ist Abgabetermin. Sie werden es auch ohne mich geschafft haben - bin ich der Hüter meines Studienkollegen? Wenn ich ihn treffe, eine Frage diesbezüglich schafft Gewißheit für den Freitag Abend. Das Gespräch wie zufällig auf das Kino gelenkt, der Durchbruch bei den Aufgaben in der Nacht. Das alles würde von ihm durch das Gespräch bestätigt werden. Aber die weiteren Ereignisse in der Nacht sind nicht mehr überprüfbar, wenn alle Beweise - das Messer, das Blut an meinen Händen - vernichtet sind. Die Fingernägel sind geschnitten, kein Blut auf der Kleidung, die irgendwann ohnehin komplett gewaschen sein wird. Die Vergangenheit ist nicht mehr anhand von Beweisen zu rekonstruieren.
Realität und Fiktion treten in Konkurrenz zueinander, werden zu gleichberechtigten Alternativen, man sucht sich die bequemere aus und lebt weiter. Doch wenn es keine bequemere gibt?
Eine mögliche Realität:
Ich stehe in der Hauseinfahrt, beobachte den
Überfall auf den Passanten, greife nicht
ein, schaue nur zu, das Opfer flüchtet,
der Anführer stolpert oder stolpert nicht,
die Verfolgung zur Straßenbahn, die
geglückte Flucht des Passanten, aber kein
Messer, kein von mir aufgetrennter Hals. Ich
habe nur zugeschaut. "Ich bin nicht schuld." Ich
bin gegangen, als sie das Opfer zur
Straßenbahn verfolgen, von einem Toten
habe ich nichts gesehen. So könnte es
doch gewesen sein, Fiktion oder Realität,
ohne Beweise wird die subjektive Rekonstruktion
der Vergangenheit zur Wahrheit, zur Anekdote,
die man in diesem Fall besser für sich
behielte. Doch welche Alternative ist für
mich die bequemere? Blutige Hände mit
einem Messer oder geballte Fäuste in der
Tasche, aber im Dunkeln bleibend und
anschließend seine Hände in Unschuld
waschend?
Ich schreibe die Vorlesung mechanisch mit. Essen in der Mensa. Um kurz nach 13 Uhr will ich die Mensa verlassen, zufällig treffe ich dabei K., sie will jetzt zum Essen, kommt auf mich zu, will natürlich mit mir sprechen, was verständlich ist. Ich kann aber jetzt nicht, was ich ihr nicht sagen kann, es hat nichts mit ihr zu tun, in meinem jetzigen fahrigen Zustand kann ich nicht mit ihr reden. Sie habe mich schon gestern gesehen, ich sie aber wohl nicht, sei gleich um die Ecke verschwunden. Das ist mir nicht aufgefallen, was aber vermutlich nichts daran geändert hätte, außerdem wäre mir gestern vor der Uni nicht einmal ein lebender Elefant statt des metallenen Pferdes aufgefallen. Ich gebe vor, zu einer Vorlesung zu müssen, wir verabreden uns immerhin für Mittwoch Mittag in der Halle der Mensa, gemeinsames Essen. Ich bin bei dem Gespräch betont kurz angebunden, das hätte nicht so extrem sein müssen, aber ich hätte jetzt niemanden ertragen können. Ich eile fort, nur die schnelle Verabredung war möglich. Ich eile noch draußen, als sie mich bestimmt nicht mehr sieht. Die Vorlesung beginnt erst um 14 c.t.. Trotzdem, jetzt ging es einfach nicht. Sicher müssen wir reden. Ich eile zur TIB, es ist noch Zeit, ich lese in einer Photozeitung, um mich abzulenken, mich zu beruhigen. auch die Vorlesung um 14 c.t. schreibe ich nur mechanisch mit, obwohl ich schon vor dem Freitag nicht wußte, warum ich in dieser Vorlesung sitze. Ich schreibe, bis auch das geschafft ist.
Mit der Straßenbahn nach Hause. Sicher ergeben sich bezüglich K. Fragen. Morgen werden sie auf mich zukommen. Morgen Mittag, trotzdem kann ich mich jetzt nicht damit beschäftigen. Die Frage, wie ich meine Vergangenheit, insbesondere die Nacht von Freitag auf Samstag interpretieren soll, ist nicht beiseite zu schieben, schon gar nicht mit reden über die Nacht darauf, deren Interpretation dagegen für mich zur Lappalie wird. Computerspiele, Fernsehen bis in die Nacht. Es gelingt mir dann aber einzuschlafen. Ich wache jedoch mehrmals auf, Erinnerungen, die sich in die Windungen meines Hirns tief eingegraben haben.
Nur vormittags Vorlesungen, allerdings ab 9 c.t.. Sie sind erträglich, doch das Mittagessen mit K. rückt unaufhaltsam näher. Eine Interpretation der Nacht von Samstag auf Sonntag steht immer noch aus, vielmehr sind zwei Interpretationen zur Deckung zu bringen, möglichst ohne daß jemand dadurch verletzt wird. Während für mich K.s Interpretation zumindest grob vorgezeichnet scheint, denn wenn es für sie ohne Bedeutung gewesen wäre, drängte sie wohl nicht so zu einem Treffen, um darüber zu reden, bin ich mir über meine immer noch nicht klar, eher, weil ich mich in dieser Woche mehr mit der vorherigen Nacht beschäftigen muß, als daß ich prinzipiell unentschlossen wäre, ein klärendes Gespräch zu führen. Vielmehr sehe ich mich nicht in der Lage, mich jetzt darauf einzulassen. Andererseits ist klar, daß K. das Gespräch jetzt will. Was wenn ich sie einfach versetzte? Eine Entschuldigung erfinde? Das wäre gemein, das geht nicht, ich muß hin, werde alles auf mich zukommen lassen. Die Bedeutung, die K. der Nacht einräumt, ist zu klären, kann dann als Maßstab für weiteres Verhalten dienen. Nur ungern möchte ich sie enttäuschen. Schließlich ist es nicht ihre Sache, die Folgen der Tat zu tragen, von der sie nicht einmal weiß.
Ich treffe sie also in der Halle der Mensa, es stellt sich heraus, daß ich Eintopf, sie das Wahlmenü essen will. Eine Galgenfrist für mich, zumal ausgerechnet an diesem Tag eine Schlange für den Eintopf vorhanden ist, nicht aber für das Wahlmenü. Wir verabreden uns für die obere Etage der Mensa. Als ich, das Tablett in der Hand gerade die Treppe hinaufsteige, sehe ich einige Meter vor mir F.. Dieser steuert direkt auf K.s Tisch zu, setzt sich ihr gegenüber. Das ist ungünstig für K.s Vorhaben, trotzdem folge ich, setze mich auch an den Tisch, nicke F. zu. Er beachtet mich jedoch nicht, sagt zu K., er habe sie seit der Mensafete nicht mehr gesehen, was los sei. Sie antwortet, falls es ihm noch immer nicht aufgefallen sei: es sei aus zwischen ihnen, das sei es doch eigentlich schon seit Monaten, Streit, Treffen nur noch aus Gewohnheit, Gerüchte von Treffen mit anderen Frauen, schließlich C. auf der Mensafete, sein Verhalten dazu, das habe gereicht. Sie sei fertig mit ihm, er könne sich doch jetzt an C. halten, sinnlos eine Versöhnung anzustreben. F. meint, wenn sie wolle, werde er C. nie wieder sehen, das sei doch gar nicht Ernst mit ihr, gut, an dem Abend habe er sich nicht zurückhalten können, er habe sich auch nur jene Nacht mit ihr eingelassen, weil K. einfach abgehauen sei, überhaupt sei er es doch eigentlich, der immer unter ihren Launen zu leiden habe, sie gehe doch fast nie auf ihn ein, was solle er da machen. K. blitzt ihn mit ihren Augen an, kann sich kaum noch beherrschen, das sei ja wohl der Gipfel, er sei doch von Anfang an nur hinter ihr her gewesen, weil er scharf darauf gewesen sei, ihren Körper zu besitzen, von Gefühlen keine Spur, nur gerade so viel Aufwand, damit es mit ihr weitergehe. Erst in letzter Zeit sei ihr das bewußt geworden. Eigentlich sei es doch von Anfang an eine Beziehung ohne Zukunft gewesen, sie wisse nicht, warum sie sich überhaupt auf ihn eingelassen habe. F. meint, was sie ihm da unterstelle, sei ja wohl das Letzte, bleibt dabei aber erstaunlich ruhig. K. erwidert: Gut, anfangs habe er sich ja vielleicht ernsthaft bemüht, das sei doch aber schon bald völlig vorbei gewesen. Das sei nun unwiderruflich das Ende gewesen. Zuletzt sei sein Verhalten eben doch zu auffällig geworden. K., mit dem Essen und mit F. fertig, steht auf und geht. F. ißt wortlos weiter, ohne ihr nachzuschauen, es scheint ihm letztlich nicht sehr viel zu bedeuten. Auch ich bin mit dem Essen fertig und gehe ihr kurz darauf nach.
Am Ausgang der Mensa treffen wir uns wieder, wo sie offenbar auf mich gewartet hat. Ich meine, sie sei wohl jetzt nicht in der Stimmung für das geplante Gespräch. Sie nickt, der Vorfall mit F. tue ihr leid, doch sie hätte schon lange mit ihm Schluß machen sollen. Sie meint, wir müßten das Gespräch verschieben, sie müsse sich erst wieder beruhigen, ob wir inzwischen etwas anderes unternehmen wollen, sie müsse sich jetzt so oder so etwas ablenken. Ich bin einverstanden, auch ich muß mich ablenken, daß Thema 'über Beziehungen reden' scheint eine Weile für sie Tabu zu sein, was mir sehr entgegen kommt, unverbindliche Ablenkung also. Ich schlage das Sprengelmuseum vor, sie stimmt zu. Ich fahre mit der Straßenbahn, sie mit dem Rad. Vor dem Museum treffen wir uns wieder.
Betrachtungen zur 'modernen' Kunst.
Erst in Gesellschaft ist es nötig, sich eine
Meinung oder Interpretation zuzulegen. Wenn sie
nicht gefragt ist, erübrigt sich eine
Meinung. Was ich nicht mag: Kunstobjekte
ernsthaft hochzuloben oder schlecht zu machen,
nur der Konversation wegen, um sich selbst zu
profilieren, um anderen damit zu gefallen. Ein
Objekt kann zum Kunstwerk erklärt werden,
was zählt ist, was vom Künstler oder
Betrachter dabei eingebracht werde. Der Plan,
der gedankliche Hintergrund des Werkes. Im
Extremfall sei das eigentliche Objekt dann gar
nicht mehr nötig, sondern nur noch das
Konzept des Werkes. Die Umsetzung des
Konzeptes zum Objekt zu beurteilen, sei nur bei
Kenntnis des Konzeptes möglich.
Ich probiere gerne Meinungen aus, nicht nur zu Kunstwerken. Überrachend, was dabei herauskommt, wenn ich formuliere, was ich vorher nur teilweise vorgedacht und für gut befunden habe, ich versuche ihr deutlich zu machen, daß ich Meinungen, Interpretationen ausprobiere, sie teste, ob sie von mir gedacht und ausgesprochen für mich überzeugend sind. Sie werden oft wieder verworfen. Vor Vielem steht ein entschiedenes Vielleicht. Eine Schwäche von mir, sie lacht, eine interessante Einstellung gegenüber Meinungen, sie werde aufpassen müssen, immer wenn ich eine äußere, ob ich das nicht nur ausprobiere.
Ihre Betrachtung der Kunst ist offenbar anders, ein Erleben des Kunstwerkes, entweder es spricht sie an oder nicht, kein Gedankengebäude könnte ein Werk retten, welches sie nicht anspricht. Sie gibt zu, ein sehr willkürliches Verfahren, Kunst zu betrachten, allerdings sei mein Ansatz ja nicht weniger willkürlich. Daß es einfach möglich sei, ein Objekt zum Kunstwerk zu ernennen, wie ich die Sache sehe, die am besten zu mir passende Meinung, sei doch wohl ein sehr theoretischer Ansatz. Sie halte Kunst inzwischen für ein knallhartes Geschäft, daher ihr gutes Recht, nur das für Kunst zu halten, was ihr einfach nur gefalle. Ganz dasselbe sei es doch mit dem Musikcirkus, auch zur Geldmacherei verkommen. Schließlich höre und kaufe sie da auch nur, was ihr gefalle, egal was der Künstler dazu zu sagen habe, der heute ohnehin nur noch seinen Kram verkaufen möchte, daher marktorientiert produziere. Ein Konzept, das man erst studieren müsse, um ein Kunstwerk als solches zu erkennen, sei ihr zuviel. Entweder es spreche sie unmittelbar an oder sie wende sich dem nächsten zu; das Schöne und das Wahre ...
Ich probiere auch ihre Meinung aus, zunächst nicht sehr überzeugend, wie sie findet, allerdings bin ich es auch nicht gewohnt, Empfindungen, Gefühle rein subjektiv und unreflektiert - ohne gedanklichen Überbau - zu äußern. Dem haftet immer ein Hauch von Simulation an. Trotzdem amüsiert sie das Spiel: 'Was sagt uns dieses Bild?', beschreiben, was man sieht, was man empfindet, wenn man etwas empfindet, Expression des Erlebens, nicht die Artikulation von Konzepten der Gedankenwelt. Ich werde auch mit der Zeit besser, eine Frage der Gewohnheit, sich in eine Meinung hineinzuversetzen. Wenn klar ist, daß ich nur ein Verhalten simuliere, ist das kein Problem.
Das Leben als Schauspiel: Für jede Situation gibt es so die Möglichkeit der Auflösung, indem man das bisherige zum Spiel im Spiel erklärt, eine unauflösbare Schichtstruktur entsteht, in der man nur verletzen kann, wenn jemand das Gespielte für reale Meinung hält und sich damit außerhalb des Spiels stellt, was er nicht sollte, wenn er weiter mitspielen möchte.
Natürlich, sie ist besser im Ausleben ihrer Meinung als ich in der Simulation derselben, aber es ist ja auch ihre eigene. Was dabei ein Erlebnis ist: Die Objekte beginnen zu leben, wenn sie sie ansieht, sie erlebt, über sie spricht. Es sind nicht mehr nur Gegenstände, die jemand zum Kunstwerk erklärt hat. Mit ihren Augen betrachtet, durch ihre Worte beschrieben, bekommen sie einen Bezug zum Betrachter, zu ihr. Ich bewundere das.
Allerdings widerspricht das nicht meiner Auffassung. Mit ihrer Betrachtung wird sie zum Künstler, in einem Augenblick kann sie Gegenstände in Kunstwerke verwandeln, weil sie sie als solche betrachtet, weil sie ihrem Blick standhalten. Insgesamt ist es ein riesiger Spaß. Fühlt man sich sonst immer ein bißchen wie in einer Prüfung, unter Druck gesetzt, ob man auch das Richtige aus dem Bild herauszieht, was der Künstler (vielleicht) hineingesteckt hat, ist es jetzt eher ein bewußtes Hineininterpretieren, eine Projektion.
Ich glaube, ich lerne viel über die Art, wie sie die Dinge sieht, wenn wir lachend vor einem Bild stehen und sie erklärt, was sie sieht. Wenn umgekehrt ich erkläre, schimmert immer durch, daß ich nur ausprobiere, nur ein Spiel spiele. ich glaube nicht, daß sie außer dem dadurch viel über mich erfahren hat.
Es ist ein gut verbrachter Nachmittag, es ist nur das Jetzt, das Erlebnis, was zählt, nicht die Vergangenheit, deren Interpretation einvernehmlich verschoben ist und so für Stunden vergessen werden darf. Als aber das Museum schließt, stellt sie die Frage, was wir unternehmen könnten. Ich spüre, das Gespräch, schon für Mittag geplant, steht wieder drohend im Hintergrund, noch in einer harmlosen Formulierung verborgen. Ich gebe vor, noch unbedingt eine Vorlesung für den nächsten Tag nacharbeiten zu wollen. Wir verabschieden uns jedoch nicht ohne Verabredung. Ich gebe vor, Donnerstag wenig Zeit zu haben (tatsächlich habe ich immerhin drei Vorlesungen, eine Übung), sie hat die Idee, für Freitag Abend Essen zu machen, sie kann mich für ein Rezept begeistern, ich bin einverstanden. Zwei Tage Zeit zum Nachdenken. Ich kann sie nicht länger hinhalten, das ist klar.
Kaum ist sie weg, überfallen mich die Erinnerungen an die Tat wieder. Welch Wohltat waren da die letzten Stunden doch. Neben dem Bild des blutigen Messers taucht jetzt auch das Bild auf, wie ich nur aus der Hauseinfahrt heraus zuschaue, ich gehe zu Fuß am Maschsee entlang. Raten, wo das Messer im See liegt - oder auch nicht. Das Bild zweier möglicher Vergangenheiten festigt sich, ich sollte mich entscheiden, kann es jedoch nicht. Weiße Schwäne über der Stelle, wo ich das Messer vermute.
Den Fremdenhaß verstehe ich im Grunde nicht. Man muß seinen Nächsten wirklich nicht lieben (und schon gar nicht wie sich selbst, wenn man sich selbst nicht liebt, außerdem würde diese Forderung höchstens dazu führen, daß man nur die in seine Nähe läßt, die man lieben will). Es reicht in der Regel schon, wenn man die Anderen ihr Leben leben läßt.
Ein simples Modell für das Verhältnis
zu Fremden:
Da die heutige 'zivilisatorische' Phase der
Menschheit relativ kurz ist im Vergleich mit der
gesamten Entwicklung der Art, scheint es
nötig, von irgendwelchen Urhorden
auszugehen, da Verhaltensweisen durch diese
Phase sicher mehr geprägt sind, als durch
die heutige Zeit, wenn nicht versucht wird, das
eigene Leben, sein Regelsystem wenigstens
halbwegs seinem Verstand unterzuordnen, denn
die Gewichtung im eigenen Regelsystem und der
Verstand hängen doch sehr mit der
individuellen Lebenserfahrung zusammen.
Der Fremde als Bedrohung:
Kommt ein Fremder in das eigene Territorium,
kann eine Konkurrenzsituation entstehen,
insbesondere wenn kein großes
Nahrungsüberangebot besteht.
Mögliche Ursachen der Einwanderung:
Vermutlich eine Mangelsituation in seinem
bisherigen Gebiet oder Differenzen mit der
eigenen Horde. Außer Nahrungskonkurrenz
kann es natürlich auch ein sexuelle
Konkurrenz geben (der Trieb, möglichst
viele Nachkommen mit den eigenen Genen oder
verwandten Genen zu erzeugen, dagegen steht
die Möglichkeit, durch Mischung mit den
anderen Genen die Nachkommen zu optimieren.
Ersteres sollte stärker bei Fremden
gleichen Geschlechts zu Problemen führen,
insbesondere zwischen Männern, da diese
über ein erheblich größeres
Potential von möglichen Nachkommen
verfügen und eng damit
zusammenhängend: Zwar können ja
mehrere Frauen gleichzeitig von einem Mann
Kinder bekommen, nicht aber umgekehrt.
Letzteres sollte eher zur Integration des
andersgeschlechtlichen Fremden führen).
Insgesamt sollte derartiges Konkurrenzempfinden
Ursache für ein gewisses Mißtrauen
gegenüber Fremden sein.
Es gibt allerdings auch gegenläufige Tendenzen...
Der Fremde als Informationsträger:
Der Fremde kann Erfahrungen, Erfindungen,
Techniken sein Eigen nennen, die der heimischen
Horde unbekannt sind, das Überleben
erleichtern. Insbesondere ist auch die Kenntnis
von anderen Nahrungsresourcen möglich.
Der Fremde sucht eine Gruppe, weil das
Überleben allein kaum möglich ist.
Zusätzlich kann auch bei ihm das Interesse
bestehen, in der Fremde Neues zu lernen.
Die Gewichtung von Fremdenfreundlichkeit zu Fremdenhaß sollte demzufolge über einen großen Bereich variierbar sein. Bei intelligenten Wesen wie dem Menschen wird normalerweise die Gewichtung in seinem Regelsystem durch die Erfahrung gewonnen, allerdings ist es mit wachsender Kommunikationsfähigkeit und Komplexität der Gesellschaftsform und der Ausdrucksformen möglich, auch Erfahrungen zu übertragen, zu lernen, ohne selbst zu erleben. Hier setzt die Möglichkeit zur Manipulation an: Propaganda, Volksverhetzung im Falle des Fremdenhasses.
Die Stiefelmänner also auch ein Opfer einer Manipulation oder einer Massenhysterie? Zwar wird der Verstand des Menschen in der Regel überbewertet, doch keine noch so gestylte Führerfigur kann den Einsatz des eigenen Verstandes ersetzen, wenn es darum geht, Manipulationen möglichst aus dem Wege zu gehen. Wenn Intelligenz und Verstand vorhanden, besteht also auch Verantwortung für das eigene Verhalten, zumal wenn es in der gleichen Gesellschaft haufenweise Menschen gibt, die sehr wohl in der Lage sind, nicht auf die Manipulationsversuche hereinzufallen.
Das Messer an der Kehle des Anführers? Mein Haß gegen die Stiefelmänner? Abzulehnen ist Selbstjustiz, aber auch die unterlassene Hilfeleistung gegenüber dem Fremden. Der aufgetrennte Hals als Entschuldigung für Feigheit? Ich weigere mich, das zu glauben, gegen die Horde hätten wir auch zu zweit keine Chance gehabt, daß das Opfer schließlich entkommen ist, ist bloßer Zufall gewesen. Trotzdem: Die Tat als Kompensation meines Versagens? Einfach eine Verzweiflungstat, weil ich es leid bin? weil ich nicht verstehe, wie Verstand und kultureller Hintergrund derart konsequent abgeschaltet werden können? Die Fremdenhasser bleiben ein Rätsel und das Messer an der Kehle nicht das Zerschlagen eines gordischen Knotens!
Eine der dabei auftretenden Fragen:
Wie weit darf Toleranz gehen? Das Problem der
Toleranten: Darf Intoleranz toleriert werden?
Antworten habe ich keine, die Vergangenheit bleibt in der Schwebe: Versagen durch Unterlassung oder Versagen durch Kurzschlußhandlung? Kein Urteil von mir. Die Vergangenheit bleibt unbestimmt, ich hoffe, sie kann einfach verdrängt werden.
Die Sicht als Physiker:
Als wahr kann das Ergebnis eines Experiments
im Sinne der Physik gelten, was im Rahmen der
Meßgenauigkeit reproduzierbar sein
muß. Da das Experiment Erde aber (aus
praktischen wie wohl auch theoretischen
Gründen) nicht wiederholbar ist, sind auch
einzelne Episoden der Vergangenheit nicht
reproduzierbar, in dem Sinne kann einer Version
der Vergangenheit kein eindeutiger
Wahrheitswert zugeordnet werden, sie bleibt der
subjektiven Interpretation überlassen,
über die höchstens ein kollektiver
Konsens herrschen kann. In meinem Falle: Egal
was passiert ist, solange der kollektive Konsens
des Rechtsstaats nicht auf mich weist, ist es
völlig egal, welche Interpretation bevorzugt
wird, eine objektive Vergangenheit gibt es nicht.
Was als mein Versagen interpretiert werden kann: Ich habe mich nicht der Polizei gestellt, die Verantwortung für die Tat übernommen beziehungsweise mit ihrer Hilfe eine Interpretation dieser Nacht gesucht. Mit meiner Feigheit in dieser Frage werde ich leben müssen.
Was nicht irgendwie unter den Teppich gekehrt werden kann: Die Interpretation der Nacht mit K.. Das muß bis Freitag Abend geklärt sein.
Zuhause vor dem Computer, diesmal kein Spiel sondern numerische Lösung der eindimensionalen Schrödingergleichung. Dazu die Frage der Interpretation, beziehungsweise was in die Nacht mit K. hineininterpretiert werden soll. Zwei Interpretationen sollen möglichst zur Deckung gebracht werden.
Die drei wesentlichen Möglichkeiten:
1: Ein einmaliges Abenteuer. Dieses ist wohl zu
verwerfen, sonst hätte es nicht mehrere
Versuche für Verabredungen gegeben.
2: Eine Beziehung zur gegenseitigen
Triebbefriedigung, nur Sex also, der
Geschlechtsverkehr als Entspannungsübung,
keine weiteren wesentlichen Gemeinsamkeiten,
jedoch dauerhafter angelegt als 1, was mit dem
richtigen Partner eine beträchtliche
Zeitersparnis bedeuten kann, da ja ein als
geeignet empfundener Partner nur einmal
gefunden werden muß.
3: Eine feste Beziehung, Gefühle spielen
eine Rolle, Liebe? Um dafür den
geeigneten Partner zu finden, ist sicherlich nur
eine Nacht zu wenig Zeit, Sex stellt sicher nur
einen Aspekt der Beziehung dar. Weitere
gemeinsame Unternehmungen, Gespräche
müssen Klarheit bringen, soweit das
überhaupt möglich ist. Oder sollte es
möglich sein, Liebe einfach unreflektiert zu
erleben, sie nur zu leben, von jetzt auf gleich,
nur mit und durch den Partner? Ohne geistigen
Überbau? Einfach von einem Augenblick auf
den anderen die Gewißheit: Das ist es!?
Schwierigkeiten sind zu erwarten, wenn ein Partner bewußt oder nicht bewußt 3 vortäuscht, um 2 oder 1 zu erreichen. Personen, die an 3 interessiert sind, würden dies wahrscheinlich ausschließen wollen, aber die 'Relation' Liebe ist nicht notwendig symmetrisch (Wenn A B liebt, folgt B liebt auch A). Allerdings müssen in 2 und 3 die Interessen nicht zwangsläufig gleich sein, Klarheit in den jeweiligen Positionen ist natürlich wünschenswert, um die Wahrscheinlichkeit für eine spätere Enttäuschung, ein Scheitern der Beziehung zu reduzieren.
Kompliziert wird die Sache ebenfalls, wenn die Partner, zum Beispiel wegen ihres kulturellen Hintergrundes, andere Interessen vermuten, als tatsächlich vorhanden sind.
Wie aber die eigene korrekte Interpretation herausfinden?
Was ich befürchte:
Ich werde K. reden lassen, die einfach so wissen
wird, was sie will, ohne alles bis ins Kleinste
analysieren zu müssen, die auch gar nicht
auf den Gedanken käme, daß es da
etwas zu analysieren gibt, für die alles
klar ist, einfach in einem wunderbaren
Augenblick die Gewißheit über ihre
Gefühle vom Himmel gefallen ist. Ich werde
dasitzen, ihre Interpretation ermitteln und statt
eine eigene Meinung zu bilden, werde ich ihre
übernehmen, was nicht ungefährlich
ist, denn findet sie das heraus, wird sie verletzt
sein. Sie wird mein Spiel mit Meinungen in
diesem Falle nicht witzig finden. Statt eines
sanften Lächelns wird es für mich
unbequem werden. Eine eigene Meinung wird
nötig sein.
Natürlich interessiert sie mich. Drohend im Hintergrund steht aber noch die Vermutung, ich hätte mich nur mit ihr eingelassen, um mich vom Vortag abzulenken, immerhin ist das tatsächlich gelungen, auch im Museum. Ich lehne diese Interpretation jedoch strikt ab. Was hätte ich denn auch tun sollen? Sagen, im Moment hätte ich ganz andere Probleme, wir sollte die gemeinsame Nacht deshalb erst einmal um ein halbes oder ein Jahr verschieben und dann verschwinden? Das wäre das Ende gewesen, bevor überhaupt etwas angefangen hätte.
Das Problem: Ich kann ihr die Nacht von Freitag auf Samstag eigentlich nicht verschweigen, und ich kann sie da nicht mit hineinziehen, wenn mir etwas an ihr liegt.
Sage ich ihr nichts, wird in mir weiternagen, was nicht stimmt: K. als Ablenkung. Erzähle ich ihr davon, weiß ich nicht, was passieren wird, vielleicht wird in ihr der Verdacht aufkeimen, sie sei nur eine Ablenkung. Oder sie bricht jeden Kontakt zu mir sofort ab. Ich könnte mich ihr zwar anvertrauen, doch wäre das nicht viel eher nur eine Belastung? Wenn ich es ihr nicht jetzt sondern irgendwann später einmal erzähle, könnte sie denken, ich vertraue ihr nicht. Und wie sollte ich ihr beide Versionen gleichzeitig und glaubhaft überhaupt präsentieren? Auch in diesem Fall wird sie das Ausprobieren von Interpretationen der Vergangenheit nicht witzig finden, mir wahrscheinlich auch nicht mehr abnehmen, das ist verständlich.
Ich bin unschlüssig, wahrscheinlich werde ich tun, was ich meistens tue: Zuschauen bei dem, was passieren wird, obwohl ich längst weiß, daß nur Zuschauen nicht Neutralität, nicht Nichteinmischung bedeutet.
Ich liege dann noch wach im Bett. Tatsächlich lese ich noch eine Vorlesung nach, um sie nicht angelogen zu haben. Dann lösche ich das Licht. Um nicht an die Tat zu denken, reflektiere ich über den vergangenen Tag.
Was mir gelingt: Bei geschlossenen Augen reproduziere ich ihr Gesicht sehr detailliert aus dem Gedächtnis, ihr Lachen, ihre Worte, die Grübchen, wenn sie ganz sanft lächelt, wenn mir eine besonders interessante Interpretation eines Bildes gelungen ist. Die krause Stirn über funkelnden Augen, wenn ich dann doch übertrieben habe, wenn sie sich karikiert fühlt. Ihr Schmunzeln, wenn ich mich bemühe, die Übertreibung wieder zurückzunehmen. Liebe? Nur ein Wort. Ich bin es nicht gewohnt, Gefühle zu artikulieren. Die Verbalisierung des eigenen Empfindens gehörte nicht zu dem, was bisher ernsthaft nötig war. Die Versuche zu erleben, beziehungsweise Erleben im Sinne von K.s Vorstellung zu simulieren war anstrengend, einmal in Fahrt gekommen, war es teilweise kaum noch möglich, Simulation und Realität zu trennen, eine interessante Erfahrung. Wenn es K. wirklich interessiert, wird es sicherlich aber viel Mühe kosten, bei mir das Innerste hervorzukehren und nicht nur Simulationen hervorzurufen, falsche Fährten zu verfolgen. Immerhin, sie ist gewarnt und daher auch ihr Problem, wenn sie sich darauf einläßt. Vielleicht hat sie ja aber auch längst ein Bild von mir, intuitiv durch Erleben viel klarer und besser, als ich es von mir selbst habe.
Schließlich schlafe ich ein, ohne in dieser Nacht noch stark durch die Tat belastet zu sein.
Donnerstag: 2 Vorlesungen von 9 c.t. bis 12:30, ich kann wieder zuhören. Zwischen Mittagessen und der dritten Vorlesung ab 14 c.t. mit anschließender Übung bleibt wieder Zeit zum Nachdenken in der TIB. Aus dem Physik/Mathematiklesesaal Blick nach draußen.
Eine groteske Idee:
Die Tat nur als Auftakt. Ich als Rächer,
dabei schaue ich durch Fenster und Baum auf
regengrauen Himmel: Man könnte irgendwo,
in einer anderen Stadt eine Armbrust kaufen,
zum Zielen, was heute schon finanzierbar ist,
wäre ein kompakter Laser geeignet.
Schwieriger ist dann schon die Justierung des
Lasers, aber nicht unmöglich, Wegen
Gravitation und Luftreibung wäre beim Ziel
eine Korrektur zu berücksichtigen, von der
überprüft werden muß, bis zu
welchen Abständen sie mit freiem Auge
durch Schätzung berücksichtigt
werden kann. Dazu ist ein Meßprogramm
aufzustellen und durchzuführen; man
erhält dann die Abweichung zwischen
justiertem Laserziel und tatsächlichem
Auftreffpunkt als Funktion der horizontalen
Entfernung zwischen Abschußstelle und Ziel:
Wird der Bolzen in der x-z-Ebene abgeschossen
(x als horizontale Entfernung, die z-Richtung als
Richtung der Gravitation , der Nullpunkt des
Koordinatensystems an der Abschußstelle)
und ist z0 der Zielort des Lasers (dabei wird
natürlich der Strahlkrümmung im
Gravitationsfeld vernachlässigt, ebenso wie
die Krümmung der Erdoberfläche) so
ist für typische Entfernungen und
Abschußwinkel als tatsächlicher
Auftreffpunkt offenbar anzunehmen
(Taylorentwicklung): z(x) = z0 + ax + bx2 + ... .
Zur Ermittlung der Konstanten ist das
Meßprogramm durchzuführen: z(x) wird
experimentell für einige x und dem
Abschußwinkel gegenüber der
Horizontalen als zu variierendem Parameter
bestimmt, aus den jeweiligen Ausgleichskurven
werden die die Konstanten a und b bestimmt.
(x.0 , z.0)
ist die Startgeschwindigkeit des
Bolzens(der Betrag ist zusätzlich aus der
Beziehung z0 = z.0x/x.0
und dem
Abschußwinkel zu bestimmen). Kleine z. sind
Voraussetzung für brauchbare Resultate.
Für den praktischen Gebrauch kann z(x)
für den jeweiligen Abschußwinkel als
gute Abschätzung benutzt werden. Ein
theoretischer Ansatz (punktförmiger Bolzen)
r.. = ge + sr.
(die fetten Buchstaben als
Vektoren, e als Einheitsvektor in z-Richtung, g
als Schwerebeschleunigung) kann geschlossen
gelöst werden und als Vergleich für
das tatsächliche Verhalten herangezogen
werden.
Praktische Ausführung:
Kauf von Armbrust, Bolzen, Laser, Tasche zum
Transport mit Handschuhen in einer anderen
Stadt. Hier dann Jagd in der Nacht auf
Stiefelmänner. Ein Laserpunkt auf der Stirn
des Stiefelmannes (da Abweichungen immer nach
unten auftreten): Sein Ende. Was man schon
gesehen hat: Wie ein aus einer Armbrust
abgefeuerter Bolzen in eine Melone
einschlägt und sie zum Zerplatzen bringt.
Die Wirkung auf einen Kopf soll ähnlich
sein. Anschließend Verwahrung der in der
Tasche verstauten Armbrust in einem
Schließfach bis zur nächsten Jagd.
Die Überlegungen werden verworfen, nicht daß ich definitiv feststellen würde, sie hätten nicht irgendwie verdient, was niemandem zu tun erlaubt ist, vielmehr scheint mir, ich muß mir das nicht antun, die eine Tat, spontan ausgeführt ist schon zuviel. Der geplante Tod nicht meine Sache. Ich gehe zur Vorlesung mit anschließender Übung, danach fahre ich mit der Üstra heim: Computerspiele, dabei höre ich Radio. Was makaber ist: Rod Stewart singt "the first cut is the deepest". Ich muß lachen: Es wird kaum weitergehen und der erste bleibt zudem noch unbestimmt als Möglichkeit meiner Vergangenheit. Ich setze "I don't care anymore" von Phil Collins von einer Cassette dagegen. Ich verkneife mir auch, "the knife" von Genesis zu spielen. Ein Einhorn jagt den High-Score bis in die Nacht.
Am Freitag schlafe ich lange, nach dem Frühstück dusche ich. Computerspiele bis zum Mittag, dann essen in der Mensa, ab 14 c.t. ein Seminar. Danach warte ich auf den Abend; ich lese in der TIB zwei Artikel in Fachzeitschriften nach.
Mein endgültiger Entschluß zur
Interpretation der Tatnacht; die offizielle Version:
Nach dem Lösungsversuch des
Übungszettels mit dem Kommilitonen trete
ich in der Nacht von Freitag zum Samstag auf
die menschenleere Straße. Ich gehe zur
Straßenbahn, fahre nach Hause. Es gibt in
meiner Interpretation dieser Nacht keinen
Passanten, keine Stiefelmänner. Der
Zeitpunkt, an dem ich das Haus verließ, ist
mir nicht bekannt, dabei kann ich mich darauf
verlassen, daß dieser auch dem
Studienkollegen nicht bekannt ist, der
vergißt selbst wichtige Dinge in
atemberaubend kurzer Zeit. Ich muß K.
nicht mein Leben beichten. Anekdoten aus
meiner Version meiner Vergangenheit
können ausgewählt werden. Da sie
nichts von der Bedeutung jener Nacht weiß,
wird sie nicht danach fragen, so muß ich
nichts davon erzählen. Es gibt keine
Wahrheit in der Vergangenheit, der Geschichte.
Es gibt nicht einmal irgendetwas, was als Beweis
für die Wahrheit jener Nacht herhalten
könnte. Was bleiben wird: Verschiedene
Versionen bei verschiedenen Personen. Vielleicht
war ich da aber wirklich allein in jener Nacht,
es ist nichts passiert, was K. zu erzählen
wäre. Diese Nacht steht mit der folgenden
in keinerlei Verbindung, daher auch keinerlei
Notwendigkeit zum Erzählen irgendeiner
Story, von der ich selbst nicht weiß, in
welcher Version sie darzustellen ist. Die Sache
ist erledigt! Die Vergangenheit wird
verdrängt, K. wird ohnehin heute eher die
Zukunft ins Auge fassen wollen.
An meine pedantische Pünktlichkeit wird sie sich gewöhnen müssen, ich läute um 18:58 , zwei Minuten vor der verabredeten Zeit. Sie begrüßt mich mit einem Kuß auf die Wange. Ich überreiche ihr eine Orchidee inklusive einer kurzen Pflegeanleitung. Das Geschenk scheint gelungen, sie freut sich wirklich. Für die Jacke weist sie auf die Garderobe und geht vor in die Küche. Ich solle den Wein öffnen, worauf ich erkläre, zumindest ich trinke keinen Alkohol, also Traubensaft für mich aus dem Wandschrank, die Weinflasche bleibt trotzdem für sie zu öffnen, nach Möglichkeit natürlich ohne Korkstückchen im Wein zu hinterlassen. Den Korkenzieher reicht sie mir, noch in einem Topf rührend, ohne sich umzudrehen. Den Tisch hat sie bereits gedeckt, und die Flasche ist schließlich auch geöffnet, bevor sie sich umdreht, so daß sie nicht sieht, wie ich mit der Tücke des Objekts kämpfe. Es gibt einen vegetarischen Eintopf. Ich weiß nicht, ob Absicht oder Zufall, die Sitzordnung ist so gewählt, daß sie zwischen mir und der Tür sitzt, gewissermaßen keinen Ausweg lassend also, aber inzwischen ist das auch nicht mehr nötig.
Während des Essens ihre Vermutung, ich sei ihr diese Woche irgendwie aus dem Weg gegangen, als sie mit mir habe sprechen wollen, überhaupt, Sonntag morgen sei ich einfach verschwunden gewesen, in der Woche hätte ich nie Zeit gehabt, mit ihr zu reden. Am Mittwoch sei ich mit F. an den Tisch gekommen, was ich bestreite, ich weise darauf hin, daß er ein anderes Gericht gehabt habe als ich, das sieht sie ein: Ein Zufall. Trotzdem meine auffällige Geschäftigkeit. Ich sage nichts zu meiner Verteidigung und so fährt sie fort mit Vermutungen: Sie könne das schon irgendwie verstehen, doch es sei eigentlich nicht ihre Art, mit einem Mann gleich ins Bett zu gehen, es sei auch nicht geplant gewesen. Erst als sie mich im dunklen Hausflur etwas verloren herumstehen gesehen habe, als sie gerade nach dem Wegstellen des Rades aus dem Keller gekommen sei, habe sie plötzlich gewußt, daß sie es will, bestimmt aber nicht, um sich irgendwie an F. zu rächen, das habe sie nicht nötig, mit F.s Verhalten an dem Abend habe das garantiert nichts zu tun. Gefallen habe ihr besonders, daß sie den ersten Schritt machen konnte, im Gegensatz zu den Typen, die gewöhnlich versuchen, sie aufzureißen, die ihr Hirn irgendwo im Unterleib aufzubewahren scheinen. Idiotisch sei es lediglich gewesen, kein Kondom zu benutzen, das sei ihr vorher noch nie passiert. Irgendwie sei sie durch ihr eigenes Temperament, ihren spontanen Entschluß überrumpelt worden, statt Angst vor der Krankheit nur Verlangen. Sie versichere, ich brauche mir aber keine Sorgen zu machen, wie gesagt, sie habe sich vorher immer geschützt. Ich versichere, ich sei mit Sicherheit auch nicht infiziert, was sie aber nicht weiter zu interessieren scheint, ihren Redefluß nicht beeinflußt. Überhaupt, sie habe bisher nicht viele Männer gehabt, während der Schulzeit gar nicht. Die ihr gefallen hätten, hätten es nicht versucht und sie habe es auch nicht gewagt. Andere, die es bei jedem gut aussehenden Mädchen versuchten, hätten ihr nicht gefallen oder sie sei ihnen offenbar zu intelligent gewesen. Auf der Uni hätte sie dann kurz hintereinander drei Typen jeweils einmal gehabt, weil sie befürchtet hatte, irgendetwas zu verpassen. Erst mit F. habe es dann eine kurze Zeit lang ganz gut geklappt, er habe aber ständig, jede Nacht mit ihr schlafen wollen, ihr sei das mit ihm zuviel gewesen, soviel habe ihr nun auch nicht an ihm gelegen. Ein- oder zweimal im Monat sei sie später noch zu ihm gegangen, öfter habe es sie nicht danach verlangt, das sei ihm jedoch zuwenig gewesen, immer wieder sei es zum Streit gekommen, überhaupt habe die Beziehung von vorne herein nur aus Sex und Streit bestanden, keine Gefühle eigentlich, es sei so weitergelaufen aus Gewohnheit, ein Jahr etwa, sie sei froh, daß es vorbei sei, sie habe es satt, die schnellen Abenteuern mit irgendwelchen Ekeln für eine Nacht, sowie eine Beziehung, die nur aufrecht erhalten werde, um sich mit Hilfe des anderen durch einfallslosen Sex zu befriedigen. Das wolle sie nie wieder tun, damit sei sie fertig.
Ich denke, daß sie sich schon das dritte Glas einschenkt, erklärt ihren aufgekratzten Redefluß, sie ist nervös. Was sie sagt, bedeutet indirekt: Jetzt will sie mehr, eine richtige Beziehung ohne faule Kompromisse, das Wort 'Liebe' vermeidet sie, wie ich es auch täte, doch was sie meint ist klar, wenn ich jetzt nichts sage - Schweigen heißt Zustimmung - bin ich einverstanden. Und da ich nichts sage, ist zusätzlich klar: Ich werde schuld sein, wenn diesbezüglich etwas schiefgeht. Das scheint mir akzeptabel, solange es nicht absurd wird, ich versuche einmal nicht, mir mit einer schwammigen Erklärung ein Hintertürchen offen zu halten. Streit wird auf die Dauer nicht zu vermeiden sein, denke ich, aber ohne wäre es auch langweilig, wir werden lernen müssen, besonders dann vertretbar miteinander umzugehen. Weder widerspreche ich ihr also, noch stehe ich auf und gehe, vielmehr nehme ich noch eine Kelle voll Eintopf. In der kurzen Pause hat K. das dritte Glas mit einem Zug gelehrt, wodurch sie noch aufgekratzter wird. Was ich weiß: Rauchen tut sie nicht. Betrunken ist sie zwar nicht, ich denke allerdings, es reicht, als sie das Glas zum vierten Mal füllt, nun schon etwas ruhiger als zu Beginn ihres Monologes. Ich sage schließlich, das könne ich gut verstehen, lobe im gleichen Atemzug das Essen, sie lächelt zufrieden.
Wenn sie denkt, ich könnte jetzt von mir erzählen, wird sie enttäuscht sein, es ist noch nicht Zeit für meine Anekdoten. Ich fahre fort, ich bewundere ihre Offenheit, mir falle es schwer, über mich zu sprechen, meine Gefühle, meine Vergangenheit, sie solle das mir das nicht Übel nehmen. Sie hat Verständnis, was mich erleichtert, ich bin nicht verpflichtet, mein Innerstes vor ihr auszubreiten, obwohl sie vielleicht die einzige wäre, bei der das irgendwann möglich wäre, das bringe ich etwas verlegen zum Ausdruck, nachdem ich den Eintopf ausgelöffelt habe.
Sie ist sichtlich erleichtert, für sie scheint damit die Sache so gut es geht erledigt zu sein. Deshalb wechselt sie auch das Thema, es geht ums Studium. Physik. Festerer Boden für mich, als ob sie erkannt hätte, daß ich ein rettendes Ufer gebrauchen kann.
Wir bleiben jedoch nicht lange dabei, das Thema wechselt wieder: Ihre Ansicht, mir gegenüber im Sprengelmuseum geäußert, das Erleben, gleichsam das Aufsaugen des Lebens mit seinen Sinnen ohne großen gedanklichen Überbau, nicht nur auf die Kunst bezogen, wie das zum Physikstudium passe, will ich wissen. Die Physik als andere Möglichkeit zur Beschreibung der Natur, vor allem zum Zwecke des Erreichens eines bestimmten Ziels, man beschreibt, um so der Natur mit dem Wissen eine neue Technik abzuringen. Letztlich sei es die konsequenteste Fortsetzung des Überlebenskampfes: Um zu überleben, muß die Umwelt möglichst genau bekannt sein, erst wenn man wisse, welche Ursache welche Folgen habe, sei es möglich, gezielt so zu agieren, das man überlebe. Wer die exaktesten Prognosen machen könne, habe die beste Chance zu überleben, oder heute: gut zu leben. Ich stimme zu. In ihrer Freizeit will sie jedoch leben, nicht analysieren, meint sie. Zwei Welten, in beiden möchte sie Zuhause sein. Was ich ebenfalls in einzelnen Beispielen nachvollziehen kann: Das Erlebnis Physik. Die Befriedigung, die man aus dem Lösen einer Aufgabe (mit Papier und Bleistift) ziehen kann. Weiter wenn ein Experiment im Rahmen des Praktikums funktioniere und so das Vertrauen in das Gelernte (im Rahmen der Meßgenauigkeit) stärke: Ein Erlebnis, vielleicht sogar ein Triumphgefühl, Befriedigung, in dem Moment könne man Leben erleben, ohne größeren intellektuellen Überbau, ohne Modelle, die in dem Moment, wenn alles funktioniere, irgendwo auf ein Papier verbannt seien. Was für ein Erlebnis müsse es erst sein, wenn man wirklich etwas Neues ausprobiere und sich sicher sei, daß es sich bei dem Ergebnis nicht um einen 'Dreckeffekt' handeln könne.
Wahrscheinlich will sie mich jetzt testen: Sie will abwaschen, ich soll abtrocknen. Es handelt sich nicht nur um das Geschirr von unserem Abendessen. Die Spüle steht voll. Geschirr von etwa zwei Tagen, von ihr und ihrer Mitbewohnerin, erläutert sie, da ihre bescheidenen Vorräte an Geschirr zu Neige gingen, sei es jetzt höchste Zeit, damit zu beginnen. Da muß man durch, denke ich, sie stellt die Stereoanlage vorher an; unter anderem was irgendwie paßt, Fehlfarben "Grauschleier", "Das sind Geschichten", Extrabreit: "Hol' uns hier raus, Mama", "Allegro für Annemarie". Später dann von The Allan Parsons Project die CD "The Turn of a Friendly Card". Es geht nicht besonders schnell voran, was nicht nur an mir liegt, denn K. ist nicht richtig bei der Sache, wie mir scheint, was aber am Wein liegen mag.
Irgendwann sind wir dann doch fertig und K. schlägt vor, ins Bett zu gehen, ich bin einverstanden, doch vorher geht der Test offenbar weiter: Sie begleitet mich ins Badezimmer, ich müsse heute schon ihre Zahnbürste benutzen, erläutert sie, drückt mir ein Wasserglas und eine Zahnpastatube in die Hand, letztere müsse von hinten nach vorn ausgedrückt werden, aufrollen wolle sie sie aber im Bedarfsfalle später und immer selbst, nach dem Gebrauch solle ich nicht vergessen, sie zu verschließen, sie hasse es, wenn das offene Ende angetrocknet sei. Sie wippt mit der Zahnbürste einen Moment überlegend zwischen Daumen und Zeigefinger. Etwas verlegen meint sie, sie sei sich mit ihrer Mitbewohnerin außerdem einig, daß die Toilette auch von Männern nur im Sitzen benutzt werden darf. Ich fahre fort, außerdem müsse natürlich gegebenenfalls die Klobürste benutzt werden. Im Nutzungsfalle seien nach dem Duschen die Wandfliesen abzutrocknen, überhaupt sei darauf zu achten, das Badezimmer möglichst genau wieder in dem Zustande zu verlassen, wie man es angetroffen habe, dabei wippe ich mit der Zahnpasta vor ihrer Nase. Sie lacht, genau, auf den Gedanken mit den Fliesen sei sie noch gar nicht gekommen, aber eine ausgezeichnete Idee, drückt mir die Zahnbürste in die Hand und geht hinaus, die Tür hinter sich schließend. Will ich den Test bestehen, muß ich mir alles gewissenhaft einprägen und befolgen.
Als ich aus dem Bad komme, geht sie hinein, meint, ich könne ja schon ins Bett gehen, sie komme gleich nach, was sie auch bald tut. Sie zieht sich vor mir aus, mit einer Hand ihre Haare hochhaltend, dreht sie sich dann nackt vor mir im Zimmer herum, ob ich mit ihrem Körper zufrieden sei, fragt sie. Ich meine, es stehe nur ihr zu, über sich zu urteilen, doch sie besteht auf einer Antwort, sich noch einmal langsam drehend. Ich weiß nicht, ob sie das ernst meint, ob der Wein Schuld ist, sie bewundert werden möchte oder nur ein Spiel mit mir treiben will. Ich halte ihn für sehr schön, weder zerbrechlich noch plump, gerade die richtige Mitte, erinnere sie aber auch daran, daß sie am Mittwoch in der Mensa F. vorgeworfen habe, er sei nur ihres Körpers wegen hinter ihr her gewesen, weswegen sie ja unter anderem mit ihm Schluß gemacht habe. Sie meint, alle Männer seien hinter schönen Frauen her, ich solle also ruhig ehrlich sein, hätte sie einen Buckel und eine Warze auf der Nase, ich wäre jetzt nicht hier. Ich gebe zu, daß das unwahrscheinlich wäre, ansonsten gebe es aber doch ein weite Bandbreite von Körpermerkmalen, trotzdem hätten doch wohl in der Vergangenheit eine überragende Zahl von Frauen Partner gefunden, auch ohne dem jeweiligen Schönheitsideal zu entsprechen. Es könne also gar keine Rede davon sein, daß eine Frau perfekt dem gerade gängigen Schönheitsideal entsprechen oder besonders nacheifern müsse, um einen für geeignet gehaltenen Partner zu finden. Sie schaut mich an, auch F. sei während ihrer Beziehung in der Wahl anderer Partnerinnen nicht sehr wählerisch gewesen, das sei wahr. Andere Frauen, als die, mit der sie gerade zusammen seien, hätten auf Männer immer eine besondere Anziehungskraft. Ich erwidere, es hänge sicherlich vom Willen des Mannes ab, ob er dem auch Taten folgen zu lassen versuche, was natürlich davon abhänge, wieviel ihm an seiner jetzigen Partnerin liege. Auch im umgekehrten Falle könne ja solch ein Fehltritt zu enormen Spannungen führen, so daß man letztlich doch zwischen der dauerhaften Beziehung und einem kurzen Abenteuer abwägen müsse. Offenbar habe da F. ihrer Beziehung keine sehr starke Bedeutung beigemessen.
Sie dreht sich noch einmal, sie wolle nicht, daß ich ausweiche, mein ehrliches Urteil über ihren Körper verlangt sie. Ich wiederhole, ich halte ihn wirklich für schön, begehrenswert, sexy. Jetzt will sie wissen, ob ich nicht meine, ihre Muskeln seien zu stark ausgeprägt, sie mache mit ihrer Mitbewohnerin Morgengymnastik, Jogging, um ihren Körper in Form zu halten, nicht um Muskeln zu bekommen, eigentlich habe sie nur Zweifel wegen ihrer Waden, das Radfahren eben, dabei stellt sie ihren linken Fuß auf die Bettkante. Ich küsse ihren Fuß, streichele ihre Wade, wunderbare Waden, meine ich, kräftig, fest und schön, erotisch, zitiere: Wünschenswert sei ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, an beidem sei kaum zu zweifeln. Sie fährt mit ihren Händen über ihren Körper, ihr Po? Dabei zieht sie den Fuß zurück und dreht sich wieder. Ein knackiger Po, zum küssen! Ihre Taille? Wie geschaffen, um sie zu umfassen, sie an mich zu ziehen. Ob sie Fettpolster habe oder ob ich sie zu mager fände? Kein Gramm Gewebe zuviel oder zuwenig, urteile ich, ob sie mich zu mager finde, will ich wissen, sie meint, es gehe jetzt um sie, trotzdem wolle sie mich so, wie ich bin. Ich frage, warum sie nicht glaube, daß es mir mit ihr genauso gehe. Das sei etwas völlig anderes, sie sei schließlich eine Frau.
F. habe immer ihre Brüste für zu klein gehalten, sie dreht mir wieder ihre Vorderseite zu, streicht über ihre Brüste, wie ich dazu stehe. Ich halte sie für nicht zu klein, wohlgeformt, gerade richtig für sie. Sie lacht, wenn sie große Brüste gehabt hätte und hätte geklagt, sie seien zu groß, ich hätte doch gesagt, sie seien gerade so, wie ich sie gerne habe, ich wolle sie doch nur nicht verletzen! Nein, mir läge nichts an großen Brüsten, soweit ich das nachvollziehen könne, antworte ich. Wirklich? will sie wissen, ich schließe die Augen, nicke und lasse mich ins Kissen fallen. Ob sie mir auf die Nerven gehe, ist die nächste Frage, ich erwidere, ich hätte zuerst gesagt, daß ich sie schön finde, sie frage trotzdem immer weiter, offenbar mit dem Verdacht, ich würde das nur so sagen. Wirklich, ich wolle sie nicht verletzen und werde sie darum erst recht nicht anlügen. Sage ich dann, ihre hypothetische Annahme betreffend, was mir nicht gefallen hätte, zweifele sie auch das an, wenn sie mir ohnehin nicht glaube, sei es auch völlig überflüssig gewesen, überhaupt mit der Fragerei anzufangen. Einen Moment Stille. Sie entschuldigt sich, es sei nicht ihre Absicht gewesen, mich zu beleidigen. Sie müsse sich nicht entschuldigen, erkläre ich, es sei ja verständlich, wenn sie herausbekommen wolle, was ich von ihr halte. Ich finde nicht nur ihren Körper sondern die ganze Person wunderbar. "Ende der Diskussion?" fragt sie. Ich nicke, ob sie jetzt nicht allmählich ins Bett kommen wolle?
Sie löscht das Licht und kriecht zu mir unter die Decke, küßt mich auf Bauchnabel, Brust, Schultern, Hals, Wange. Ihre Lippen finden meinen Mund. Ihre Zunge drängt sich zwischen meine Lippen, drückt gegen meine Zähne, ich öffne den Mund und ihre Zunge tastet weiter, findet meine Zunge. Zwei Zungenspitzen, die sich vorsichtig berühren, betasten, in meinem und in ihrem Mund. Ihre Hände fahren inzwischen über meinen Rücken, meine Hände auf ihrem Rücken, um ihre Taille, über ihre Brüste. Dann flüstert sie mir in mein Ohr, so habe sie noch nie geküßt, sie kichert, ich flüstere in ihr Ohr, ob nicht vielleicht das letzte Glas Wein zuviel gewesen sei, statt zu antworten tasten ihre Lippen wieder zu meinem Mund, zwei Zungenspitzen spielen leidenschaftlich und lange miteinander.
Sie richtet sich dann entschlossen auf, diesmal werden wir das Kondom nicht vergessen, meint sie und zieht eines aus einer Schublade des Schränkchens neben dem Bett und winkt damit im Dämmerlicht. Ich liege schon die ganze Zeit auf dem Rücken, sie kniet jetzt über mir, ihre Unterschenkel dicht an beide Seiten meines Körpers gedrückt, ich streichele ihre Oberschenkel von den Knien aufwärts, nach dem Kondom nimmt sie entschlossen meine Hände und führt sie zu ihrer Taille, dicht über dem Po, wo sie offenbar bleiben sollen. Unsere Blicke bohren sich im Dämmerlicht ineinander, ihre Hände auf meinen Schultern dirigiert sie mit sanften Bewegungen ihres Unterkörpers unser Liebesspiel, erst langsam, sich kaum bewegend, wie in Zeitlupe, die Bewegungen ganz allmählich steigernd, unsere Blicke streicheln unsere Körper gegenseitig, jede Faser ihres Körpers ist Aufmerksamkeit für meine Erregung, die sie mit ihrer ganz in Einklang zu bringen versucht. Sich ihrer Macht über unsere Lust bewußt steigert sie so gleichzeitig unsere innere Glut der Gefühle, immer heftiger werden nun ihre Bewegungen, ihren Oberkörper wiegt sie jetzt mit ihnen weit vor und wieder zurück, so daß ihre Haare über mein Gesicht streichen, ich sehe schließlich, wie sich im Gipfel der Lust ihre Augen schließen, ihr Oberkörper mit einem Ruck weit zurückschnellt, wobei ihre Hände von meinen bisher umklammerten Schultern gleiten. Sie legt sich daraufhin auf mich und ihre gierigen Lippen pressen sich wieder gegen meine, und wieder streichen zwei Zungenspitzen zärtlich übereinander.
Die Position kann nun langsam gewechselt werden, wir liegen nun beide auf der Seite, meine rechte Hand streicht über ihren Rücken, Taille, Po, Schenkel, ihre Finger streifen durch mein Haar. Immer noch das Zungenspiel, eine wunderbare Ewigkeit lang, wie mir scheint, dann gleiten meine Lippen über ihre Wangen, ihren Hals hinab zu ihren Brüsten, meine Zunge umspielt ihre Brustwarzen, ihre Hände klammern sich an meine Schultern, ich küsse, streichele, umkreise ihre Brüste sanft mit meiner Zungenspitze, küsse ihren Busen, dann tiefer bis zum Bauchnabel, ihr Griff um meine Schulter wird fester, sie winkelt das rechte Bein an, meine Küsse wandern daran herab bis zum Knie. Meine Hände streichen über ihre Wade bis hinab zum Fußgelenk, ihre Hände ziehen mich wieder höher, ich lecke den salzigen Schweiß von der Innenseite ihres Schenkels. Ihr anderes Bein drängt unter meinem Körper durch, umklammert meinen Rücken, ihre Finger klammern sich an die Haut meiner Schultern, wieder ist da ihr intensiver, erregender Duft in meiner Nase, mein Kopf anschließend in ihrem Schoß, ihr pulsierender Leib bis zum Aufbäumen ihres ganzen Körpers unter rhythmisch zuckenden Bewegungen ihres Unterleibes, von lustvollem leisen Stöhnen begleitet.
Sie sinkt zurück auf das Laken, ihre Hände entkrampfen sich, auch das Bein auf meinem Rücken läßt mich wieder frei, ich rieche immer noch ihren herrlichen Duft, schmecke den Schweiß an ihrem Nabel, an ihren Brüsten, ich presse meine Lippen an ihren Hals, fordernd saugen meine Lippen an ihrem Ohrläppchen, suchen dann ihre Schulter, ihren Arm. Sie dreht sich bereitwillig so auf die rechte Seite, daß ich ihr Schulterblatt erreiche, über ihren Rücken mit der Nase streiche. Sie liegt nun halb auf der Seite, halb auf dem Bauch, mir den Rücken zugewendet. Meine Hand hebt ihr Haar zur Seite, und ich überdecke ihren Nacken mit zärtlichen Bissen, mein Mund saugt an der Haut über ihren Halswirbeln, dann umschließen meine Lippen wieder ihr Ohrläppchen, und anschließend wiederhole ich das Ganze von den sanften Nackenbissen an, bis ihr Körper vor Erregung erbebt. Sie greift mit der Linken wieder in die Schublade des Schränkchens, schließt sie wieder und drückt mir über ihren Rücken ein weiteres Kondom in meine linke Hand und flüstert "Mach!", das ist eindeutig. Was nicht einfach ist: Das Hantieren mit dem Kondom, während meine Zunge ihr Ohr liebkost, aber es gelingt und mein linkes Knie drängt sich sanft zwischen ihre Beine, von denen sie das linke nun angewinkelt hat. Mein Körper drängt sich gegen ihren Rücken, unser Schweiß klebt uns zusammen. Als die sanften Bewegungen unserer Körper einsetzen, fährt ihre linke Hand über den Handrücken meiner linken, die bisher auf ihrem Becken gelegen hat, ihre Finger gleiten zwischen meinen hindurch. Sie faßt meine Hand, zieht sie hinauf zu ihrer Brust, wo sie sie festhält, ich spüre das Pulsieren ihres Herzens, das Heben und Senken ihres Brustkorbes durch ihre schneller werdenden kurzen Atemzüge. Ich presse meine Lippen gegen ihren Hals, mein Atem streicht über ihre Haut. Die rhythmischen Bewegungen unserer Körper steigern sich, doch dann versuche ich, das Spiel etwas abzuwandeln. Kurz bevor sich unsere Körper im Moment der Lust verlieren, halte ich inne, K. etwas auf das Laken drückend, dann sachte fortfahrend, gerade solange es geht ohne die Kontrolle zu verlieren, was nicht einfach ist, da ich gleichzeitig K. und mich abschätzen muß, doch es gelingt eine ganze Zeit lang. K. genießt es, es gefällt ihr, die Spannung in den Momenten der Ruhe, nur wenige kleine Bewegungen, die die Lust wieder etwas steigern bis wir wieder innehalten, um dann wieder vorsichtig fortzufahren, den Höhepunkt immer wieder verzögernd, den Zustand der Schwebe aufrechterhalten. Irgendwann, als meine Konzentrationsfähigkeit zuende geht, bringe ich das Spiel zu seinem Ende, das Liebesspiel steigert sich bis zur Ekstase. K.s Körper krümmt sich unter meinem wild und lustvoll, es gipfelt schließlich in lautem Stöhnen, über das sie selbst etwas zu erschrecken scheint.
Unsere Körper lockern sich, mein Kopf sinkt schwer auf ihren Rücken, ich schmecke die salzigen Schweißperlen ihrer Schulter, drehe mich bald erschöpft auf den Rücken. K. dreht sich zu mir um, jetzt auf ihrer linken Seite und etwas höher als ich rechts von mir liegend. Ihr rechter großer Zeh fährt zart und etwas zitternd an meinem Bein empor, gleichzeitig findet der rechte Zeigefinger seinen Weg von meinen Lippen über Kinn, Hals und Brust zu meinem Nabel, wo er auf ihr Bein trifft, welches dort liegenbleibt. Nachdem nun ihre Hand meine Hand zu meinem pochenden Herzen führt, wo sie sich umschließen, rutscht ihr Kopf gegen meinen, ob ich jetzt auch so müde sei, flüstert sie noch fragend, ich stimme zu, doch sie scheint schon eingeschlafen zu sein. Auch mich übermannt bald die Müdigkeit und ich sinke in einen tiefen Schlaf.
Am Morgen weckt mich ihr Kuß auf die Wange, ihr Knabbern an meinem Ohr. Ich ziehe sie kurzentschlossen an mich ins Bett. Wenn ich frühstücken wolle, müsse ich jetzt aufstehen. Sie sei immerhin auch schon länger auf, Morgengymnastik mit ihrer Mitbewohnerin, Jogging, dabei hätten sie gleich Brötchen mitgebracht. Ich würde dann beim Frühstück ihre Mitbewohnerin S. kennenlernen, die jetzt gerne wissen möchte, ob sie für mich Kaffee, Tee oder was sonst machen solle. Ich bin für Tee. Sie löst meine Umarmung, nimmt meine Hand und zieht meinen Oberkörper hoch, bis ich auf dem Bettrand sitze und sie anblinzele, sie lächelt, vielleicht wäre ein bißchen Morgengymnastik mit mir im Bett doch gar nicht so schlecht gewesen, um mich richtig wach zu bekommen, aber nun sei ich ja auch so halbwegs wach, daraufhin geht sie in die Küche, während ich aufstehe. Sie tut meinen Wunsch kund, schließt dabei die Tür, ich gehe ins Bad. Das Bad liegt neben der Küche und ist wohl durch einen Lüftungsschacht mit ihr verbunden, darum höre ich ihr Gespräch, was mir unangenehm, aber nicht vermeidbar ist.
K. nennt gerade meinen Namen, S. stellt fragend fest, K. sei also endlich fertig mit F.. K. bestätigt das, endlich habe sie Schluß gemacht. Sie sei ja schon seit etwa sechs Wochen nicht mehr bei ihm gewesen, sie habe ja schon erzählt, wie es letzten Samstag zum Ende gekommen sei. S. erwidert, das sei auch Zeit geworden, ihr habe F. nie gefallen, aber K. habe sich ja immer wieder von ihm einwickeln lassen, seine unverhohlenen Annäherungsversuche auch bei ihr während K.s Anwesenheit seien einfach widerlich gewesen, nur wegen K. habe sie das ertragen. K. meint, das tue ihr Leid, aber nun sei es ja vorbei. Was S. nicht versteht: Wieso jetzt schon wieder einen Neuen. K. empört, was sie denn von ihr denke, erstens sei das nicht geplant gewesen, zweitens sei das mit mir etwas ganz anderes, schließlich hätte sie mich sonst nicht mit in die Wohnung genommen. Letzten Samstag Abend habe sich alles innerhalb weniger Augenblicke entschieden, sie habe sogar vergessen, ein Kondom zu benutzen. S. fragt besorgt, wie das passieren konnte. K. erwidert, die Initiative sei nahezu ganz von ihr ausgegangen, sie sei so aufgeregt und erregt gewesen, daß sie alles um uns herum vergessen habe. "Was wenn du schwanger bist?" fragt S.. Einen Moment lang ist es still, das sei zu dem Zeitpunkt unwahrscheinlich und zudem jetzt auch nicht mehr zu ändern, noch einmal passiere das bestimmt nicht, meint K.. Wieder einen Moment Pause. Mag sein, vermutet K., daß S. sich erst an mich gewöhnen müsse, aber sie müsse verstehen, diesmal sei es Ernst, sie wisse, S. wolle eigentlich nicht irgendwelche Männer in der Wohnung, doch sie werde mich kennenlernen, es werde bestimmt keine Probleme geben. S. meint, wenn es ihr so Ernst sei, sei es für sie kein Problem, sie hoffe nur, daß K. nicht wieder enttäuscht werde. Die Sache mit F. sei ihr ziemlich auf die Nerven gegangen, auch wenn er nur in Form von schlechter Laune bei K. in der Wohnung hin und wieder anwesend gewesen sei. K. erklärt, die eine Nacht-Abenteuer vor F. seien im Grunde schon eine einzige Katastrophe gewesen, einmal sei es ja sogar nur eine Viertelstunde in einem Auto gewesen. Die Typen viel zu aufgeregt über die Eroberung, nur um sich selbst besorgt. Mit F. sei das zuerst anders gewesen, er habe sich wenigstens Mühe gegeben, obwohl er immer die Kontrolle behalten mußte, nur keine Aktivität von ihr, die Frau muß immer brav auf dem Rücken liegen bleiben, die Beine möglichst weit spreizen und den Künsten des Mannes bedingungslos vertrauen. Es habe immerhin nach ein paar Nächten geklappt, später habe er sich aber nur noch befriedigen wollen, immer seltener habe er sich noch um sie bemüht, habe sich nur noch genommen, was er brauche. S. ist der Auffassung, solche Beziehungen machen nur Probleme, Männer eben. Sie werde wissen, wann es der richtige sei, auch ohne sich erniedrigen lassen zu müssen, ohne vorher Erfahrungen im Bett zu sammeln. Sie werde sicher sorgfältig und lange prüfen, bevor sie das ins Auge fasse und bestimmt nicht ihre Zeit mit Typen wie F. vergeuden. K. lacht, meint dann, diesmal sei sie bereit, mehr zu investieren, aber mit F. habe das Streiten zu nichts geführt, sie glaube, mit mir könne man besser reden, wenn ich auch eher dazu neige auszuweichen, doch damit werde sie lernen umzugehen.
Ich verlasse das Bad, ziehe mich an, trete in die Küche und S. und ich werden einander vorgestellt. K. nimmt die Stereoanlage in Betrieb, Extrabreit: "Salome'". S. muß lachen, schüttelt den Kopf, ich stimme ein, K. muß nun auch lachen. S. möchte, daß sie etwas anderes einlege, nur nicht dieses Lied schon wieder. K. wechselt zu Genesis: "and then they were three". S. schmunzelt, wir frühstücken. S. erzählt über sich, ihre Mutter Deutsche, ihr Vater habe hier studiert, an diese ersten beiden Jahre könne sie sich nicht erinnern, danach seien sie zunächst in seiner Heimat gewesen, Vaters Familie reich, Geschäftsbeziehungen nach Deutschland. Mutter habe sie zunächst selbst unterrichtet, dann sehr auf einer 'soliden' Ausbildung in Deutschland bestanden. Das traf sich mit Vaters Ambitionen, die Filiale des Familienbetriebs hier zu leiten. Auf dem Gymnasium lernt sie K. kennen, eine Freundschaft fürs Leben, sie lächelt K. zu. Als sie fünfzehn ist, dann die Katastrophe, ihre Mutter stirbt überraschend, Vater will sie mit in die Heimat nehmen, sie rückt aus, K. hilft ihr. K.s Eltern vermitteln zwischen ihrem Vater und S.. Das Wunder ist perfekt, als sie bei K. bleiben darf, der Vater kehrt in die Heimat zurück, leitet bald den Familienbetrieb. Der Vater besucht sie nun hin und wieder, wenn er aus der Heimat kommt, um den hiesigen Betrieb zu überprüfen. K.s Eltern kümmern sich rührend um sie, sind ständig bemüht, ihr nicht ihre Vorstellungen und hiesige Sitten aufzudrängen, was natürlich nicht gelingt: Ihre Distanz zu beiden Kulturen, beiden Religionen war schon durch Vaters und Mutters entgegengesetzte Bemühungen vorgegeben. Zunächst sei ihr Vater dabei erfolgreicher gewesen, dann hätten aber K.s Eltern gerade durch ihre vorsichtige und zurückhaltende Behandlung einen Ausgleich geschaffen. Überzeugend findet sie beides nicht, sie wird unabhängiger dadurch, selbständiger und selbstbewußter, auch ihrem Vater gegenüber, der seinen Einfluß schwinden sieht, das akzeptieren muß, es wird ihm klar, daß sie ihr eigenes Leben leben wird. Sie lernen beide viel über das Festhalten und Loslassen können. Geld nicht statt Liebe, sondern weil sie Einzelkind ist, er will sie irgendwie verwöhnen. Jetzt deckt er sie auch gegen seine Familie, mit der es zu Spannungen kommt, weil er sie hier leben lasse, er setzt sich aber durch. Man ist sich einig, sie folgt K. nach der Schule in diese Stadt zum Studieren, Physik wie bei uns liege aber nicht auf ihrer Linie. Durch die gemeinsame Wohnung mit K. seien sie nun endgültig unabhängig.
K. meint zu ihr, ich wolle nichts über meine Vergangenheit erzählen, schaut mich dabei etwas provozierend an, also erzähle ich stichwortartig meinen Lebenslauf, ungefähre Angabe der Lage meines kleinen Heimatortes inklusive, alles nur sporadisch gewürzt mit wenig harten Daten, meinen Geburtsdatum etwa. Um das Ganze dann doch noch mit etwas Leben zu füllen, ein paar Anekdoten: Eine kurze Story zu meinen schriftstellerischen Versuchen; weiter: mit dem Fahrrad zum Gymnasium, das eigene Auto, was auf dem Land gebraucht wird, etwa um zur Dienststelle (Zivildienst) zu fahren. S. meint, das sei auch mit dem Fahrrad möglich gewesen, als ich die Entfernung nenne. Das Erlebnis - endlich einmal ein Erlebnis in meinem Leben - der Geschwindigkeit auf der Autobahn im eigenen Auto mit durchgetretenem Gaspedal und aufgedrehtem Casettenteil wird von ihnen einstimmig abgelehnt. Ich sei offenbar nicht ich selbst gewesen, meint S., irgendwie müsse da der Urmensch in mir durchgebrochen sein. Ich sage, 'das war vor Jahren' (Fehlfarben, auch am Abend vorher gehört), mein Statement, hier in der Stadt brauche man kein Auto, daher habe ich es verkauft, findet dann ihre Zustimmung.
K. fragt, was wir drei heute machen könnten, es sei ja noch früh, S. schlägt vor: Einkaufen, das hätten sie schon ewig nicht mehr zusammen gemacht, und sie hätte jetzt Lust darauf. K. ist begeistert, ich müsse sie beide beraten, urteilen, allerdings eigene Urteile, nicht wieder Meinungen ausprobieren, das gelte heute nicht, ich müsse mir Mühe geben, eine eigene Meinung artikulieren, ich dürfe ja nicht versuchen, ihre Meinungen zu erraten und sie statt der eigenen zu äußern. Ich äußere dafür erst einmal meine Bedenken, doch K. wischt sie mit einer Geste vom Tisch, schelmisch grinst sie, jetzt werde ich eben ein bißchen gequält, außerdem sei heute doch Samstag, das könne also höchstens bis Mittag dauern, das könnte ich ertragen, das werde ein interessanter Spaß. Ihre Finger fahren über meinen Handrücken, ihr zuliebe, fügt sie hinzu, so daß ich einverstanden sein muß. K. ist glücklich, strahlt.
Nach dem Frühstück gehen wir also in den Keller. Neben K.s Rad, welches ja schon ziemlich exklusiv aussieht, steht das Rad von S., noch aufwendiger. S. erklärt, auf ein Rad in der Ecke weisend, ich könne ihr ganz altes Rad nehmen, ein Andenken, inzwischen habe sie ja ein neues, erst vor einem halben Jahr gekauft, sie habe den Vorläufer an K. abgetreten, weist daneben auf K.s Rad. Das alte sei jedoch etwas ganz besonderes: Ein Geschenk ihres Vaters zum sechzehnten Geburtstag, ihr Wunsch, er sei extra früher gekommen, damit sie gemeinsam aussuchen können. Natürlich seien sie hoffnungslos verschiedener Meinung gewesen, ihr Vater habe auf etwas Konventionellem bestanden, auch damit habe man gut fahren können, räumt sie ein. S. weist mich daraufhin: Wenn ich mit K. auf die Dauer mithalten wolle, werde ich mir bald ein eigenes Rad kaufen müssen, sie werde mich gerne beraten.
Wir fahren in die Stadt. Halt vor einem ziemlich exklusiven, mir bisher nicht bekannten Modeladen. K. und S. suchen routinemäßig nach einem sicheren Abstellplatz für Fahrräder, Ketten und Schlösser, ich scherze: das sei wohl bald der schwerste Teil der Fahrradausrüstung. Dann noch ein besorgter Blick zurück. Ich fühle mich in dem Laden irgendwie völlig deplatziert, allerdings ist der Kontrast zwischen S. und dem Laden noch heftiger: Sie mit ihrem mehrere Nummern zu großen, dicken Wollpullover, den uralten Jeans mit eher alters- als modebedingten Löchern. Sie machen sich über die Kleider her, ich finde in der Nähe einen Stuhl mit gutem Blick auf ihre Umkleidekabinen. Beratungen mit der Verkäuferin, umziehen, vorführen, urteilen. Meine Urteile, anfangs zögernd und unsicher werden mit der Zeit routinierter und pointierter. Was ich nicht tue: Nur wegen einer Pointe ein Kleid zu verreißen. S. hat ziemlich schnell (nach etwa einer dreiviertel Stunde) etwas gefunden, was sie überzeugt. Sie fordert meine und K.s volle Aufmerksamkeit. Sie tritt aus der Umkleidekabine mit einem schwarzen Kleidungsstück, ich weiß nicht recht, wie ich es nennen soll, aus einem Stück, nicht sehr viel Stoff. Armlos. Es ist schon kurz unterhalb des Pos zuende, gewährt ungehindert den Blick auf S.s schöne Beine. Es klebt direkt an ihrem Körper, so eng liegt es überall an. Ihr Körper zeichnet sich darunter in jeder Kleinigkeit ab. Sie macht spielerisch einige laszive Gesten vor dem Spiegel, führt langsam, den Kopf zur Seite geneigt sich im Spiegel weiter betrachtend mit den Fingern über Busen und Taille, dreht sich um die eigene Achse. Ihr Kommentar nur ein Wort: Scharf. Sie spielt mit den Löchern auf der Vorderseite des Kleidungsstücks, welche vom hochgeschlossenen Ausschnitt bis zum Bauchnabel reichen, größer werdend, um den Bauchnabel herum etwa 10cm Durchmesser. Der Rücken ist frei bis fast zum Po. S. löst ihre Haare, so daß ihre pechschwarze Lockenpracht diesen Rückenausschnitt völlig bedeckt, nur ab und zu ein bißchen ihrer leicht bräunlichen Haut durchschimmern lassend. Barfuß dreht sie sich noch einmal vor dem Spiegel, sie erwartet unsere Meinung. K. ist begeistert, auch ihr Kommentar nur ein Wort: Sexy. S.s dunkle Augen blitzen. Ich finde es zu aufreizend. Allerdings ist es mein Problem, daß ich sie eher in langen, weiten, schwarzen Gewändern sehe, vielleicht sogar noch mit einem Schleier, was ich natürlich nicht sage, da es unsinnig ist. Sie sieht damit hervorragend aus, ich bin daher froh, daß S. mein Urteil nicht ernst nimmt, es steht mir bei ihr nicht mehr zu, als meine Meinung zu äußern. S. meint, sie wolle es ja nicht, um damit ihren Vater zu schockieren. Als sie sich bückt, wie um zu sehen, ob das geht, ist ihr weißer Slip zu sehen. ich meine, das paßt überhaupt nicht, sie stimmt zu, worauf sie mit der Verkäuferin irgendwohin in den Tiefen des Ladens verschwindet.
K. winkt mich heran, zieht mich in die Umkleidekabine, schließt den Vorhang und küßt mich leidenschaftlich, sie lehnt sich gegen die Rückwand, zieht mich zu sich heran und ihr Bein bis zu meinen Po hoch. Ich frage etwas beunruhigt, was sie mit mir vorhabe, sie schaut mir in die Augen, strahlt, nur ein bißchen schmusen, gewissermaßen schon einmal eine kleine Belohnung für meine Geduld, umarmt mich wieder, heiße Küsse, ihre Hände fahren unter mein Sweat-Shirt, streichen über meinen Rücken. Ich meine, sie werden jeden Moment wiederkommen, so löst sie nach einem weiteren leidenschaftlichen Kuß die Umarmung und ich trete wieder hinaus, K. probiert ein weiteres Kleid an, ist unschlüssig.
S. kommt mit einigen schwarzen Gebilden wieder, nur ein Hauch von Kleidungsstück wie mir scheint, die werde sie auch nehmen, wir würden sehen, wie gut das dann passe. In der Umkleidekabine zieht sie eines an, tritt heraus, K. muß wieder schauen. S. zieht den schwarzen Einteiler ein Stück hoch, dreht sich vor uns. Ich stelle fest: sehr wenig Stoff. K. meint jedoch sachlich, die kritischen Stellen seien immerhin bedeckt, da muß ich ihr Recht geben. S kauft daraufhin Einteiler und Dessous.
Wieder umgezogen, setzt sie sich auf mein linkes Knie, rutscht von dort bis zur Mitte des Oberschenkels, beugt sich zurück und flüstert mir zu, den schwarzen Slip habe sie gleich angelassen, Seide, fühle sich gut an, nicht? Ich meine, bezüglich des Slips könne ich das nicht überprüfen, sonst stimme ich zu. Wenn sie sich nicht wieder auf mein Knie setze oder ganz zu mir heranrutsche, werde mein Bein das allerdings nicht lange aushalten. Sie tut letzteres, sich dann kurz erhebend und mein etwas nach oben geschobens Hosenbein wieder glatt ziehend. Ich frage, wie teuer das insgesamt gewesen sei, die Summe genannt, erwidere ich, ich hätte nicht gedacht, daß so wenig Stoff so teuer sein könne. Sie lacht, zum Glück frage ihr Vater nicht, wofür sie Geld ausgebe, was sie normalerweise auch nicht in diesem Umfange tue, in diesem Falle würde eine Frage allerdings peinlich werden.
K. probiert weiter, wir kommentieren. Schließlich drängt S. etwas, sie solle daran denken, wir müßten noch für das heutige Abendessen und für Sonntag einkaufen, was K. aber anscheinend nicht weiter beeindruckt. Sie entscheidet sich schließlich für ein Modell, welches ihr gut zu gefallen scheint, ganz in weiß, auch eng, aber aus dickerem Stoff als bei S.s Modell, zudem noch durchgehend von Hals bis Fuß reichend. S. und ich finden es sogar beide ebenfalls gut, obwohl es sonst meist so ist, daß Kleider, die ich abgeurteilt habe (eher nicht), S. ansprechen (phantastisch) oder umgekehrt (tragbar/ scheußlich), und dann nicht in K.s engere Auswahl kommen. Als wir schließlich gehen, drückt mir K. noch einen Kuß für meine Geduld auf die Lippen.
Es geht weiter Richtung Steintor, S. kauft ein, ich glaube, in einem türkischen Laden, eine Menge unbekannter Sachen für mich, sie versichert, es werde mir schmecken. Anschließend will sie noch überraschend in eine Apotheke. Wir warten draußen. Aus der Apotheke herauskommend drückt mir S. eine größere Packung Kondome in die rechte Hand und wünscht uns fröhlich und mit erhobener Stimme, auf daß unsere Beziehung erheblich länger halte als diese Packung Kondome, in die andere Hand drückt sie mir eine Zahnbürste, Intimitäten müsse man nicht unnötig übertreiben, meint sie, K. kann sich vor Lachen kaum noch halten, so überrascht schaue ich drein, dann fällt K. mir um den Hals, noch ein leidenschaftlicher Kuß von ihr, ich, mit vollen Händen bin ihr praktisch hilflos ausgeliefert, muß mitmachen, eines ihrer Kniee streicht an meinem Bein hinauf, ihr Oberschenkel preßt mich gegen sie, ein Arm gegen meinen Rücken, die andere Hand fährt durch meine Haare, ihre Zunge drängt in meinen Mund. S, denkt nicht daran, mir die Sachen wieder abzunehmen, vielmehr krümmt sie sich fast vor Lachen, prustet heraus: "Nicht gleich hier!"
Zum Mittag entscheiden wir uns alle für Girosfladen. Das Gespräch kommt zurück auf S.s Einkauf, "zuwenig Stoff" lacht sie, aber kein Wunder, auch die Szene vor der Apotheke sei mir ja sichtlich peinlich gewesen. Ich würde es doch nie wagen, in einen Sex-Shop zu gehen und etwas zu kaufen. Ich erwidere, das sei nicht unmöglich, S. glaubt es mir aber nicht. K. beschwichtigend: weder sie noch S. würden das tun, versichert mir, S. meine das nicht ernst. Die will mich aber festlegen, ein Wort gibt das andere, und es wird klar, es wird für mich bald keinen Rückzieher mehr geben. Ich gehe also zum Angriff über, meine letzte Chance, ich könne S. ja einen Vibrator kaufen. S. gibt sich aber nicht geschlagen, es geht weiter, schließlich ziehe ich mich darauf zurück, daß ich überhaupt nicht wisse, was so etwas koste und ich außerdem nicht einmal einen Hunderter bei mir habe. S. ist aber fest entschlossen, den Test durchzuziehen und holt einen größeren Geldbetrag aus einem Automaten, das müßte doch wohl reichen, sie bezahle, wenn ich es wirklich täte. Ich kann nicht mehr zurück, und was vor Tagen noch wirklich undenkbar gewesen wäre, ich werde es versuchen.
Wir verabreden uns vor der bekannten Würstchenbude am Steintor. Es stellt sich nur die Frage, wo jetzt so ein Ding herbekommen, was mich zu der Frage bringt, wo ich Samstag mittags in der Innenstadt die Gelben Seiten einsehen könne - auch das gelingt schließlich, interessant, wozu ich das Branchenverzeichnis diese Woche so ausgiebig benutze. Eine Stadtkarte in der U-Bahnstation weist dann den Weg.
Tatsächlich finde ich es. Verlegen stehe ich einen Augenblick davor, in 'normalen' Geschäften ist es mir schon irgendwie unangenehm, wenn ein Verkäufer mich fragt, ob er mir helfen könne. Ich trete entschlossen ein, um die Mittagszeit bin ich sogar der einzige Kunde. Eine nette Dame zeigt mir verschiedene Geräte. Da ich nicht weiß, ob S. das Gerät nicht vielleicht doch irgendwann einmal benutzen will, interessiere ich mich für die Betriebssicherheit der Geräte, habe bei den netzbetriebenen (Strom aus der Steckdose) gewisse Bedenken. Die Verkäuferin versichert, ihr seien da keine Probleme bekannt, verweist auch auf Prüfsiegel einiger Geräte. Wenn ich immer noch Bedenken hätte, wären ja die batteriebetriebenen eine Lösung. Wie sich herausstellt, sind jedoch nur wenige Geräte für den Akku-Betrieb geeignet. Das ultimative Gerät - zum entsprechenden Preis - überzeugt mich schließlich, mit einem Power-Pack (Netzunabhängiger Betrieb über mehrere Stunden bis zum nächsten Aufladen) über eine Leitung verbunden, eine Fernbedienung, die sie mir kurz erklärt, für verschiedene Einstellungen, natürlich auch besonders geeignet für Spiele zu zweit, wenn der Mann die Fernbedienung übernimmt, sie zwinkert mir zu, darüber hinaus das eigentliche Gerät garantiert auch unter den härtesten Einsatzbedingungen wasserdicht: sie versichert, natürlich auch unter Wasser zu benutzten, das Power-Pack allerdings nur wasserfest (Spritzwasser geschützt), eine sehr gute Verarbeitung, garantiert keinerlei Abrieb von schädlichen Materialien, auch nach jahrelanger Benutzung nicht. Ich entschließe mich zu Kauf. Wegen meiner Bedenken bezüglich der Batterien macht mich die Verkäuferin noch auf ein rein mechanisches erotisches Spielzeug aufmerksam, erklärt mir die Funktionsweise: Reizauslösung und Steigerung der Reizwirkung durch die Bewegungen der Frau, aus 'edlen Materialien' gefertigt, umweltfreundlich, da wie gesagt ohne Batterie oder ähnliches, demzufolge auch energiesparend. Ich Frage, ob für die Reizwirkung normale Bewegungsabläufe wie joggen oder radfahren ausreichen, worauf sie meint, dafür sei das sicher ausgezeichnet geeignet. Ich bin begeistert. Wegen des "edlen Materials" auch nicht günstig, aber mit dem Geld von S. und noch ein paar Mark von mir komme ich hin.
Wieder am Steintor, ist klar, wie ich mich für den Spaß vor der Apotheke revanchieren kann. Ich winke S. herbei, K. bleibt außer Hörweite bei den Rädern stehen. S. und ich in unmittelbarer Nähe des gut besuchten Würstchenstandes. Ich erkläre ihr mit rund herum gut vernehmbarer Lautstärke die Vorzüge des gekauften Gerätes, welches ich ihr in die Hand drücke. Ich erläutere die technischen Einzelheiten, die ich mir bei der Beratung zuvor genau gemerkt habe. Ein durchaus aufwendiges Gerät sei dieser Vibrator, versichere ich, zeige die Fernbedienung, die stufenlose Einstellmöglichkeit der Leistung und damit der Vibrationsintensität, ferner lasse sich entweder das ganze Gerät homogen betreiben oder alternativ nur einzelne Abschnitte, die elektronisch so abgestimmt seien, daß das Vibrieren wie eine Welle rhythmisch beziehungsweise periodisch vom Schaft zur Spitze zu laufen scheine, um eine besonders authentisches Erlebnis bei minimalen eigenen Aktivitäten und in jeder Situation zu ermöglichen, dazu sei an der Fernbedienung auch die Periode des Gesamtablaufs über einen gewissen Bereich variierbar. S. läuft rot an, da schon einige Herren neugierig herüberschauen. Die Vorstellung ist aber noch nicht zuende. Ich packe den Vibrator wieder ein und drücke ihr dafür das mechanische Spielzeug in die Hand, ein Geschenk von mir, das Geld werde ich ihr bei Gelegenheit wiedergeben. Eingeführt rufe es rein mechanisch durch ihre Bewegung die gewünschten Reize hervor, daher sehr wirkungsvoll beim Joggen und sicher auch beim Radfahren umwerfend. Sie solle es doch jetzt gleich einmal ausprobieren, schlage ich vor. Sie schaut mich entsetzt an, schüttelt den Kopf und zieht mich eilends fort zu K. und den Rädern. Diese hat sich inzwischen allein über das, was sie sehen konnte, köstlich amüsiert: S. erstaunt meinen Erklärungen zuhörend, überrascht durch ihre Existenz die Instrumente in den Händen haltend, die interessierten Blicke vieler Herren am Würstchenstand und in der näheren Umgebung, die vielfach den Eindruck gemacht haben, durchaus bereit zu sein, S. durch persönlichen Einsatz von der Überflüssigkeit der Geräte zu überzeugen. K. meint, diese Runde sei eindeutig an mich gegangen, S. ist immer noch sprachlos.
Wir fahren zurück zur Wohnung, ich habe die Nahrungsmitteltüte und die Tüte mit den Geräten auf meinem und K. die Tüten mit den Kleidungsstücken auf dem Gepäckträger ihres Rades, da S.s Rad keinen Gepäckträger hat. In der Wohnung entschließen sie sich zu einer kleinen Modenschau, ich darf nebenbei in S.s Fernseher Nachrichten per Videotext lesen. Zusätzlich wird die Stereoanlage in Betrieb genommen. K. führt zuerst noch einmal das Neuerworbene vor, dann noch einige Kombinationen, die offenbar auch S. noch nicht gesehen hat, es wirkt alles sehr geschmackvoll und wir sind begeistert. S. führt das neue Schwarze mit und ohne dunkle Strumpfhose vor, mit hohen und flachen Schuhen, mit verschiedenen Schmuckstücken, verschiedenen Möglichkeiten, die Haare zu tragen. Es stellt sich heraus, ein BH ist darunter nicht tragbar, in dem knallengen Kleid zeichnet er sich störend ab, allerdings kann sie gut auf ihn verzichten. Wir sind uns einig: Ideal wirkt das Ganze ohne Strumpfhose, mit flachen schwarzen Schuhen, nur mit einem Platinkettchen um S.s rechtes Fußgelenk. Für die Haare gibt es mehrere Möglichkeiten. Mit einem Pferdeschwanz (Schulmädchenartig) ergibt sich ein interessanter Kontrast, offen getragen wirkt sie beinahe wie ein Vamp, nur den männerverzehrenden Blick bekommt sie zum Glück nicht hin, was sie nur reizvoller macht. Sie werde das sicher bald einmal bei einer durchgetanzten Disconacht anziehen, meint S..
Damit kommt das Gespräch irgendwie auf Tanzen, ein Fehler, daß ich gestehe, ich könne es nicht. K. hat daraufhin die Idee, S. müsse mir unbedingt einen der Tänze aus der Heimat ihres Vaters beibringen. S. findet die Idee phantastisch. Noch ehe ich protestieren kann, ist sie weg, um eine Cassette mit der passenden Musik zu holen. K. erklärt, S. könne fast alles phantastisch gut tanzen, doch der Tanz, der gleich kommen werde, den müsse man einfach erlebt haben. S. kommt zurück, legt die Cassette ein, beginnt zunächst zu erklären und dabei vorzutanzen, zieht mich dann vom Sessel hoch und erteilt mir Unterricht. Ein sehr lustiger Unterricht, ich weiß nicht recht, wie ich mit S. umgehen soll, die meine Hände immer wieder an die richtigen Stellen schiebt. Ich müsse nicht so zaghaft zufassen, sie sei nicht zerbrechlich, sie halten, die Hände genau da lassen, wo sie es erklärt und gezeigt habe, auch wenn da Haut statt Stoff sei, grinst sie. Das Spiel mit den Beinen sei doch recht eindeutig und müsse auch so getanzt werden.
K. holt für sich und S. den restlichen Wein vom gestrigen Abend, für mich Saft. In der kleinen Pause fällt mir S. völlig überraschend um den Hals, flüstert in mein Ohr: Das geschenkte Spielzeug sei wirklich "mmmmh ... einfach toll", allerdings zuerst etwas kalt. Sie will offenbar immer das letzte Wort haben, ich meine nur, wenn sie es das nächste Mal verwenden wolle, könne sie es ja zunächst in einem Wasserbad auf Körpertemperatur bringen. Sie grinst mich an, wir tanzen weiter. Ich gebe mir Mühe, mit S. zu tanzen, macht wirklich Spaß, sie ist eine sehr geduldige Lehrerin.
Ich meine nach einiger Zeit schon, es gehe ganz gut, K. ist aber anderer Meinung, sie löst S. ab, tanzt mit mir weiter, auch sie kann das sehr gut. S. setzt sich zunächst auf den Boden, korrigiert hin und wieder mich und zweimal auch eine Kleinigkeit bei K., doch die Musik läßt sie nicht sitzenbleiben, sie steht wieder auf, bewegt sich wieder zur Musik, uns gleichzeitig beobachtend, uns lachend kommmentierend. Dann tanzen sie mir vor, ich schaue zu und erhole mich dabei etwas. Anschließend muß ich noch einmal mit S. zeigen, was ich gelernt habe. S. scheint unermüdlich, ihre Korrekturen werden jetzt seltener, bis es irgendwann wirklich ganz gut klappt, S. scheint ganz zufrieden, für einen Physiker, der vorher noch nicht getanzt habe, mache ich das schon sehr gut. Ich darf schon ziemlich außer Atem in den Sessel sinken, während S. und K. mir noch einen anderen Tanz vorführen, mit der beruhigenden Ankündigung, daß ich diesen (heute) nicht zu lernen brauche, ich bin erleichtert, noch ein Tanz mit dem Wirbelwind S. hätte mein vorzeitiges Ende bedeuten können. Was die beiden bieten, sieht gut aus: K. ganz in weiß, eine enge Hose, ein weiter Pullover, dazu im Kontrast S. immer noch mit dem schwarzen Einteiler. Sie wirbeln durch das Zimmer. Erotische Gesten, Bewegungen und Berührungen wie schon beim vorherigen Tanz, jetzt aber noch wilder, noch extremer, beinahe schon ekstatisch vorgetragen. K., jetzt auch schon etwas erschöpft wirkend, verliert jedoch nicht den Überblick, sie habe gedacht, wir könnten heute Abend noch alle drei ins Kino, fragt S. nach der Dauer der Zubereitung für das Essen. S. schaut auf die Uhr. Sie werde rechtzeitig Bescheid sagen, wir werden ihr auch helfen können.
K. ist nun aber auch ziemlich fertig und sinkt ebenfalls in einen Sessel. S. hat von irgendwoher plötzlich ein delikates Buch in den Händen, setzt sich auf die Lehne von K.s Sessel: Was wir unbedingt irgendwann ausprobieren sollten, sie zeigt K. ein paar Seiten, sie könne einfach nicht glauben, daß solche Stellungen wirklich funktionieren. K. schmunzelt, es käme auf einen Versuch an, sie werde irgendwann berichten, nimmt schließlich das Buch und bringt es in ihr Zimmer.
Dann ist es auch schon Zeit für die Zubereitung des Abendessens. S. gibt präzise Anweisungen, was wir zu tun haben. Nachdem wir mit der Arbeit fertig sind und sie kocht, erzählt S. noch etwas über die Tänze, die in der Heimat ihres Vaters natürlich nicht für den öffentlichen Gebrauch bestimmt seien, dafür aber für Männer und Frauen gleichermaßen. Auch von Erinnerungen an Ferien bei ihrem Vater erfahre ich etwas, auch K. war wiederholt mitgekommen.
Selbstverständlich wird zu diesem Essen kein Alkohol getrunken, ich bin erleichtert, K. grinst, sie trinke wirklich nur selten Alkohol, alle paar Wochen einmal ein Flasche Wein mit S. an einem Wochenende zum Essen. Ich solle keinen falschen Eindruck bekommen. Das scheint mir akzeptabel, der Wein wirklich als Genußmittel, nicht Alkohol als Betäubungsmittel. Zum Essen wird mein Urteil erwartet, und ich lobe (ehrlich) S.s Kochkünste, süß-scharf und exotisch, ungewohnt, aber gerade auch deswegen sehr gut. K., mit dem Essen schon fertig, sucht zu ergründen, ob das wirklich meine Meinung sei, ich versichere entschieden, daß es sehr gut sei. Sie brauche wirklich nicht zu denken, daß ich bei derartigen Dingen, insbesondere wenn es andere Menschen betreffe, irgendwelche Meinungen vorspiele, wenn ich das nicht vorher ganz eindeutig klargestellt habe. K. rückt zu mir heran, legt ihren Arm um meine Schulter und lehnt ihren Kopf gegen den meinen, das sei jetzt klar geworden, ob ich ihr deswegen böse sei. Statt einer Antwort halte ich ihr eine Gabel voll vor den Mund, was sie auch ißt, ich nehme noch nach, was ich dann so abwechselnd zwischen uns beiden verteile.
Anschließend der Kinobesuch mit dem Rad, nachdem sich K. und S. wieder umgezogen haben. S. wieder in dem zu großen Pullover und der löchrigen alten Jeans, die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. K. ebenfalls mit Jeans, sehr eng, dazu ein gelbes Sweat-Shirt.
Nach dem Film sind wir uns einig, ein interessanter Film, das Geld gut angelegt. K. möchte mit mir zurück in die Wohnung, ein paar Stellungen aus einem gewissen Buch oder aus den Bettszenen des Films sollten wir unbedingt ausprobieren, das werde bestimmt sehr komisch, strahlt sie mich an. S. will noch ein paar Stunden tanzen, sie zwinkert mir zu. Ich frage, ob wir sie noch bis zur Discothek begleiten sollen, es sei schon spät, sie schüttelt aber entschlossen den Kopf, sie könne schon selbst auf sich aufpassen, das Angebot sei aber nett. K. ergänzt, S. sei auch sehr gut in einigen Kampftechniken, worauf S. einige blitzschnelle Bewegungen ausführt und plötzlich ein Messer unbekannter Herkunft in ihrer Hand wenige Centimeter vor meiner Nase blinkt. Wenn irgendwelche Typen zu zudringlich würden oder gar ein paar Rassisten etwas von ihr wollen, mit denen werde sie schon fertig, meint S. mit funkelnden Augen, mit und ohne Messer. Die würden sicherlich keinen eigenen Vaterfreuden mehr entgegensehen, grinst sie. Sie wirkt überzeugend. Einen Moment später erscheint sie wieder völlig harmlos, das Messer ist verschwunden. Ich sei die richtige Wahl für K. meint sie, einen Moment nachsinnend, vor keinem anderen Mann habe sie sich bisher so unbefangen wohl gefühlt, das mag an unserer Liebe liegen, die wir auch leben müßten, ohne Rücksicht - Carpe diem! Und die Nacht! fügt sie schmunzelnd hinzu. Wir verabschieden uns, sie verschwindet mit dem Rad um die nächste Ecke...