Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2001-02/03
In diesem Märchen über die Liebe zweier Frauen zu einem Mann wird man ab und an in Abschnitte gelangen, wo einem zwei Alternativen angeboten werden. Dahinter verbergen sich weniger inhaltliche Alternativen als vielmehr formale. In der Kurzversion erhält man die wesentlichen Informationen, die auch in der detaillierten Version enthalten sind. Diese wiederum enthält Passagen mit der Beschreibung von sexuellen Handlungen, die den einen erotisch erscheinen mögen, die anderen in ihrer Direktheit eher stören könnten. Leser der letzteren Gruppe seien die Kurzversionen nahegelegt.
Da auch die Schilderung des Sexuallebens mancher Mitmenschen
etwas märchenhaft anmutet, halte ich die Kombination von
Märchen und Erotik für recht naheliegend, wobei
eine solche Schilderung allerdings auch inhaltlich notwendig oder
förderlich sein sollte. So werden einem dann auch in den
Kurzversionen Kleinigkeiten entgehen, die den Gesamtzusammenhang
erhellen können, die aber auch durch geeignete eigene
Phantasie ergänzt werden kann, wenn das der persönlichen
Neigung entspricht.
Auch mag man daran Zweifeln, daß in diesem Zusammenhang
der Begriff Märchen angemessen ist, doch wird ja bereits
die Liebe zweier Menschen von vielen für ein Wunder gehalten,
im subjektiven Erleben der Liebe und auch des Geschlechtsaktes
mögen einen auch zeitweilig die Naturgesetze aufgehoben
erscheinen, obgleich davon objektiv nicht die Rede sein kann.
Auch könnte angemahnt werden, daß der Abschluß
nicht märchentypisch sei - dem kann ich nicht einmal
direkt widersprechen, möchte dazu aber doch anmerken,
daß gerade dieses im eigenen Ermessen des Lesers liegt, der
hier in die Lage versetzt wird, sich durch Auseinandersetzung mit
der Thematik einer eignen befriedigenden Lösung zu
nähern. Auch erscheint es mir eine Illusion zu sein, daß
man heute noch Texte so naiv schreiben und lesen kann, wie
vor Jahrhunderten und dabei doch glaubhaft bleiben. Nein,
es gilt, die Erwartung und Reaktion der Leser gezielt in die
Konstruktion der Geschichte mit einzubeziehen, um mit diesem
zusammen und durch diesen erst zu einer optimalen Konstruktion
zu gelangen.