Alternative Buchvariante (EPUB) mit Graphik
Geschrieben: 2014-01-22/27
Dieses Kunstmärchen schildert unter anderem auch sexuelle Handlungen, zwar nicht allzu drastisch, aber doch eindeutig, weswegen es sich wohl eher nicht für kleine Kinder eignet, welche andere Fragen und Themen haben, für etwas ältere aber schon, die sich trauen, sich ihrem sich verändernden Ich zu stellen, die sich Fragen zu stellen trauen, die sich ihrer selbst noch nicht so sicher sind und sich sorgen, was mit ihnen passiert, wenn sich ihr Körper zum Erwachsenen entwickelt, wenn beunruhigende Bedürfnisse aufkommen und wenn man sich nicht so sicher ist, wohin man gehört und wen man mögen darf und wen eher nicht und was die Anderen dazu sagen, wenn man ganz anders zu sein scheint als all die anderen und sich dabei einsam und allein fühlt.
Den eigenen Weg mit Selbstvertrauen gehen oder sich doch lieber anpassen und mit dem Strom schwimmen? Außenseiter sein oder doch besser vorgeben so zu sein, wie es scheinbar von der Mehrheit erwartet wird? Den eigenen Neigungen, Bedürfnissen und Interessen folgen, diese erst einmal herausfinden oder doch lieber einfach machen, was normal zu sein scheint? Wie die eigene Rolle finden, den eigenen Weg oder doch den, den die anderen für einen vorgesehen zu haben scheinen? Wie bleibt oder wird man der, der man ist oder sein möchte, wie steht man zu seiner eigenen Persönlichkeit oder läßt man das besser, um in der Gesellschaft leichter Erfolg zu haben? Alles hat seine Konsequenzen und Folgen, auch oder gerade, wenn oder weil man sie nicht überschauen kann, wenn man sich entscheidet.
Was ist perfekt und schön und gibt es dafür einen objektiven Maßstab? Ist man abnorm oder unakzeptabel, wenn der eigene Geschmack von dem mutmaßlichen der anderen abweicht? Soll man sein, wie man denkt, daß andere es für perfekt und schön empfinden? Soll man es sein, um Vorteile zu erhalten und ein leichteres, besseres Leben zu bekommen? Und wenn man als jemand anders erscheint als man ist, ist es dann noch das eigene Leben, welches man führt?
Wohl kann dieses Märchen nicht auf alle diese schwierigen Fragen Antworten liefern, aber es zeigt doch, es sind mehr in der Masse als man denkt, die ähnliche Fragen und Verunsicherungen bewegen, die durch eigene Merkmale oder Entscheidungen oder die von anderen ins Abseits gedrängt werden oder sich dorthin gedrängt fühlen. Und niemand hat wirklich den absoluten Maßstab für richtig und falsch oder dafür, wie man zu sein hat.
Einst lebte in einem fernen, friedlichen Königreich ein junger, zarter, zierlicher und sensibler Prinz namens Paul. Er war der jüngere von zwei Brüdern und sein Bruder Günther der Kronprinz, anders als er ein stattlicher, mutiger, sehr männlich daherkommender Bursche, der richtig etwas hermachte in der Hinsicht, was man so üblicherweise von einem Prinzen erwartete. Doch beide waren von aufrichtigem, ehrlichem und wachem Verstande, aber auch gefangen in ihrem goldenen Käfig, dem Schloß mit all seinen Regeln und Zeremonien und Vorstellungen, was Prinzen eben so zu tun haben und wie sie zu sein hätten.
Paul hatte sich damit arrangiert, nicht der Tollste am Hofe zu sein, nicht gerade perfekt dem zu entsprechen, was man so gemeinhin von einem Prinzen erwartete. Er war nicht sonderlich heldenhaft oder stark und machte äußerlich nun auch nicht so viel her, daß ihm die Verehrerinnen zu Füßen gelegen hätten, noch verfügte er über den erforderlichen diplomatischen Charme eines Casanova, um all dies zu kompensieren und trotzdem zu beeindrucken. Und so lebte er so vor sich hin, ein wenig nachdenklich, manchmal etwas zu grüblerisch, doch eher ein Einzelgänger, der sich lieber auf sich selbst verließ als auf die Gesellschaft anderer.
Immerhin, sein Bruder Günther akzeptierte ihn und sie kamen gut miteinander aus, wenn
Günther auch als Thronfolger bereits in die Regierungsgeschäfte mit eingebunden wurde und immer ordentlich repräsentieren, tagen und mitentscheiden mußte, während Paul meist eher Freizeit hatte,
wo er auch gerne und oft las oder auch einmal entspannte.
Er stand nicht so unter Beobachtung und hatte mehr Freiheiten, so daß ihm ab und an
sein Bruder kräftig und männlich auf die Schulter klopfte und meinte: "Du hast es gut,
daß der ganze Kram immer bei mir landet."
Paul knickte unter solch kräftigen Schlägen immer gleich ein wenig ein und erwiderte gerne:
"Aber du machst das gut, viel besser als ich das könnte, so wie es ist, ist es schon richtig."
Und sein Bruder lächelte dann und ergänzte dann noch, wie gut es sei,
daß er auch noch seinen guten und engen Vertrauten Adalbert habe,
der ihm immer mit Rat und Tat zur Seite stehe.
Dies war ebenfalls ein eindrucksvoller Mann von gleichem Alter wie Günther, strotzend vor Männlichkeit,
daß es eine Pracht war.
Die Eltern seien ja auch schon älter, führte Günther seinen Gedankengang fort, zwangsläufig müßten sie wohl mehr und mehr Verantwortung tragen und die Bürde auf sich nehmen. Ganz vom Haken sei er also noch nicht. Und so bekam auch Paul immer wieder Aufgaben, die er sorgfältig und zuverlässig bearbeitete und erledigte und so seinen Teil dazu beitrug, die Bürde zu tragen, ohne sich dabei allerdings überfordert zu sehen.
Im Königreich lebte auch die junge und arme Wäscherin Jana. Auch sie war eine Einzelgängerin, eine Waise, die sich eben gerade so durchschlug. Sie war eher unscheinbar, klein und nicht besonders schlank, nicht einmal von besonders weiblicher Statur, so daß sich niemand so recht für sie interessierte. Zudem war sie mehr eine Träumerin, die sich vorstellte, daß irgendwann einmal ein Prinz vorbeikommen würde, der sie in die Arme schließen und sie aus Liebe heiraten würde. Doch solcherlei Träumereien vor den anderen Wäscherinnen geäußert, bewirkten nur Gelächter und ungläubiges Kopfschütteln - welche Flausen dies Rumpelstilzchen doch im Kopf hatte - welcher Prinz sollte sich schon nach ihr auch nur umdrehen, so unscheinbar wie sie war, so wenig wie sie dem gängigen Schönheitsideal entsprach. Sie hatte ja nicht einmal einen einzigen, armen Verehrer hier in der kleinen Stadt, während diese oder jene Hübsche doch gleich ein paar aufweisen konnte, die sie stehenden Fußes um den Finger hätte wickeln können.
Jana und ihr Traumprinz - unter den Wäscherinnen wurde das schnell zum Selbstläufer als Witz - kam Jana vorbei, zeigte man nur in irgendeine Richtung und rief lachend "Schau mal, da ist gerade dein Traumprinz vorbeigeritten, wenn du dich eilst, vielleicht erwischt du ihn noch, um ihn mit deinem Liebreiz zu verzaubern." Aber Jana war schlau genug, um nicht zu laufen, verzog nur mißbilligend den Mund etwas und ging kommentarlos weiter.
Was aber die anderen Mädchen betraf, so mußte man sagen, manche hatte auch schon ordentlich gewickelt und mit ihrem Liebreiz nicht gegeizt und mit etwas Glück sprang dabei auch eine Heirat mit einem anständigen Burschen heraus. Mit etwas weniger Glück aber suchte der Auserwählte das Weite und solch ein hübsches Mädchen blieb dann auch gar nicht einmal so selten mit einem Kinde allein zurück - oder sofern sie Geschick hatte, vermochte sie sich mit einem älteren, etwas Wohlhabenderen zu Vermählen, bevor das mit dem Kinde auffiel, welches sie bereits austrug. Manch andere arrangierte sich auch anders, teils auch mit bereits verheirateten Männern oder sogar mal hier und da mit welchen, die bereit waren, zum aktuellen Lebensunterhalt einen einmaligen Beitrag zu leisten.
Und das war auch einer der Punkte, die im Köngreich bislang weniger gut liefen. Während die Männer viel mehr Freiheiten hatten, ihr Leben zu gestalten, maß man das Leben einer Frau doch letztlich immer daran, daß die mit einem erfolgreichen Burschen eine Familie gründete und dieser für ihr Auskommen sorgte oder zumindest den Familienvorstand innehatte, während sie für sein Wohl in aller Form sorgte, wie sich Männer eben so wohlzufühlen pflegten. Da blieb für Frauen kaum Raum, ihren eigenen Weg zu gehen, dieser schien immer schon vorgezeichnet zu sein, wobei sich der Strich für so Manche aber in einem Wirrwarr oder Nebel verlor und sie sich verirrte und verstrickte und nicht herausfand, um der eigenen Linie zu folgen oder dies gar selbst zu malen.
So oder so, ein armes Mädchen in dieser Zeit zu sein, war also kein einfaches Schicksal, ein solches hatte kaum Chancen, selbst etwas aus sich und ihrem Leben zu machen und aus eigener Kraft und eigenem Antrieb heraus wohlhabend zu werden und sich wenigstens nicht darum sorgen zu müssen, am nächsten Tag, geschweige denn im Alter genug zum Leben zu haben. Aus der Reihe zu tanzen, wurde nicht so gut akzeptiert, da war man schnell Einzelgänger und allein. Oder wenn es schlimm kam, wurde man sogar schikaniert oder geschnitten, so war es schon mancher ergangen, die irgendwann allein mit Kind dasaß und dazu nicht den passenden Mann aufweisen konnte. So war es auch schon mancher ergangen, die selbstbewußt ihren eigenen Weg beschreiten wollte.
Auch wenn eine Frau schon ein paar Jahre älter war und keinen passenden Mann vorweisen konnte, galt sie schon als Sonderling und mehr oder weniger gesellschaftlich gescheitert. Bei Männern ließ man das eher durchgehen, egal ob arm oder nicht, die durften auch schon mal flexibler sein und sich mal hier und mal da, bei dieser oder jener Abwechslung und Befriedigung verschaffen. Bei Frauen jedenfalls galt so etwas als unangemessen, jedenfalls sofern es publik wurde.
Janas Chancen jedenfalls auf einen anständigen Mann oder überhaupt einen wurden allgemein als schlecht eingestuft - weder Vermögen noch besonders attraktiv, eher still und geradeheraus statt manipulativ, das sah nicht gut aus.
Jana aber, sonst recht pragmatisch und jemand, der kräftig und zuverlässig zupackte und die für ihre Arbeit durchaus geschätzt wurde, träumte gern von ihrem Prinzen und summte oder sang gern auch mal nicht allzu talentiert dieses oder jenes Liedchen über das Ideal ihres gewünschten Liebsten und die Sehnsucht nach angenehmer Gesellschaft und unbedingter Liebe. Aber im Grunde mußte sie eingestehen, wenn kein Wunder geschah und da nicht ein wirklich feinfühliger Mensch ihr Innerstes entdeckte und schätzte, waren die Karten für sie schlecht verteilt. Warum also nicht wenigstens davon träumen, daß sie auch einmal die Trümpfe in der Hand hält?
Paul hatte sich mal wieder einen Tag freigenommen, hatte sich leckere Verpflegung einpacken lassen und war schon früh aufgebrochen, um an einem einsamen See zu entspannen. Es war Sommer und auch die morgendliche Sonne war schon warm und er lag so im Gras und dachte nach, als plötzlich ein Schatten auf sein Gesicht fiel.
Er öffnete die Augen und da stand eine schon ältere Frau. Diese trug etwas eigenartige Kleidung von intensiver Strahlkraft, die aber auch wieder nicht sehr weit reichte. Sie war nicht schön, aber gleichzeitig auch nicht furchterregend, trotzdem irgendwie ganz anders.
Paul richtete sich auf, da sprach die Frau aber schon: "Hallo Paul, es geht dir gut, wie ich sehe,
du entspannst dich recht schön?"
Paul kannte die Frau nicht, daher war ihm unklar, woher sie ihn
kannte, nun, immerhin war er ein Prinz, also schon gut möglich, daß sie wußte, wer er war.
So erwiderte er einfach: "Ja, danke der Nachfrage, alles in Ordnung so weit, keine besonderen
Vorkommnisse. Allein es will mir nicht recht einfallen, woher wir uns kennen."
Die Frau lächelte und erwiderte: "Oh, ich bin Hertha, Fee von Beruf, daher kenne ich dich,
persönlich hatten wir noch nicht das Vergnügen."
Paul nickte, daher also. Die alte Frau wirkte etwas erschöpft und so sprach Paul:
"Hertha, leider kann ich dir keinen Stuhl anbieten, aber hier auf der weichen Decke wäre doch
auch ein guter Platz für eine Pause. Immer Fee ist sicher auch anstrengend."
Paul bot auch zu essen und zu trinken an und Hertha dankte, setzte sich und aß und trank
und lobte die leckeren Getränke und Speisen und die nette Einladung.
So kamen sie ins Gespräch und die alte Hertha kam so ins Plaudern, wie anstrengend und erschöpfend ihre Arbeit sei und manchmal auch so desillusionierend, immer die gleichen Wünsche, selten was Originelles dabei. Und erfüllte sie die Wunsche, dauerte es oft nicht lange und die Leute seien wieder unzufrieden oder fänden einen Haken an ihrem neu erlangten Glück oder noch schlimmer, versuchten ihr in die Schuhe zu schieben, was sie eigentlich selbst verbockt hätten. Oder aber ähnlich schlimm, sie würden ihr Glück gar nicht erkennen oder nicht ergreifen und dann sie dafür verantwortlich machen.
Paul meinte voller Tatendrang und Motivation, das sei doch aber sicher auch spannend, Leute kennenzulernen, von ihren Wünschen und Bedürfnissen zu erfahren und ihnen eine Freude zu machen. Das sei eine verantwortungsvolle und schöne Aufgabe, die sie da habe. Er hänge hingegen nur herum und entspanne, mache mal dies und jenes, aber so richtig spannend sei das nicht.
Hertha würde gerne mal einen Tag entspannen, hier am See liegen oder auch mal baden und den
Tag verstreichen lassen, einfach mal frei sein von nichtigen Wünschen und albernen Leuten, die
ihr Leben nicht selbst in den Griff bekamen.
Halb zum Spaß wohl bot sie an: "Wir können ja tauschen!"
Paul schaute sie interessiert an: "Wirklich?"
"Naja", meint sie, "wenn du willst und nicht zu viel Blödsinn anstellst - sonst fällt das noch auf mich zurück!"
Paul beruhigte, "Nein ich würde nicht wild mit dem Zauberstab in der Gegend herumwedeln und den Leuten noch mehr Probleme einbrocken, als sie ohnehin schon hätten."
Hertha schmunzelte und gab zu, zu gerne würde sie mal einen Tag am See entspannen.
"Also gut!" sagt sie "wenn du willst, tauschen wir!"
"Einverstanden" erwiderte Paul und Hertha stand auf, wedelte einmal heftig mit ihrem Stab und Blitzerazeng
stand sie in der Freizeitkleidung von Paul vor ihm, nun ein recht stattlicher Bursche, der schon beeindrucken könnte und wo schon so manche Dirne mal mehr als einen Blick riskieren würde.
Auch Paul war beeindruckt und stand auf - bemerkte erst jetzt, daß er das elegante Feenkleidchen trug und
eindrucksvoll leuchtete. Er schaute sein Spiegelbild im See an und sah eine wunderschöne, unnahbare Fee
von vortrefflicher Ausstrahlung. Das war so liebreizend und anmutig, daß er unwillkürlich vor dem eigenen Spiegelbild
zurückzuckte. Und wäre er nur ein wenig narzistisch veranlagt gewesen, so hätte er sich augenblicklich unsterblich in sich selbst verliebt. So aber stand er noch ein wenig von sich selbst verzaubert und erschüttert und erholte sich langsam von dem Anblick.
Hertha lachte, das habe ja schon mal geklappt.
Paul war etwas unsicher geworden - ihm läge ja nun eigentlich nicht so viel darin, als Frau herumzulaufen.
Hertha lachte mit dunkler, angenehmer Männerstimme: "Getauscht ist getauscht!"
Paul guckte sie ernst und bittend an "Aber doch nicht für immer!?"
Und das klang so warm, weich und anmutig, daß er vor seiner eigenen Stimme vor Wonne erschauerte.
Hertha grinste "Keine Bange, junger Mann, heute Abend bist du wieder hier und wir tauschen erneut in den Ausgangszustand und sind beide wieder brav in unserer Rolle."
Paul schaute sie an und wies auch an sich selbst herab "Mir scheint, du hast nicht nur getauscht, sondern auch deutlich zu unserer beider Vorteil optimiert!"
Hertha: "Oh, ich gefalle dir also wohl als so ein stattlicher, strammer junger Bursche, was? Und du fühlst dich so wohl
als liebreizendes Feelein, nicht wahr? Vielleicht hat nur der Tausch unser innerstes, eigentliches Wesen zum Vorschein gebracht?"
Paul schaute sie zweifelnd an: "Das soll mein innerstes Wesen sein, und das deines? Bist du dir sicher? Vielleicht war ich ja nicht der Ausbund der Männlichkeit, aber auch so innerlich habe ich mich noch nie als liebreizendes Feelein gefühlt oder als Frau oder dergleichen, ich war mir schon immer recht sicher, ein Junge oder später ein Mann zu sein."
Hertha lachte "Keine Bange, das war nur ein zweideutiger Spaß, wir haben ja getauscht, also wird es wohl eher so sein, daß meine äußere Form deinem innersten Wesen entspricht und umgekehrt mein innerstes Wesen deiner jetzige äußeren Form - oder vielmehr wie sich die gesellschaftliche Norm das wohl so vorstellt - du sollst ja repräsentieren.
Und oh ja - auch ich war einmal eine junge Schönheit mit lockigem Haar und krausen Gedanken, aber die Jahrhunderte gehen auch an einer Fee nicht gänzlich spurlos vorbei. Das Haar wird glatt und grau und die Gedanken reihen sich glatt zu einem nur noch mäßig meanderndem Wellenkamm im Flusse der Zeit.
Aber, wenn du nicht einmal einen Tag ein liebreizendes Feelein darstellen magst, dann bist du auch kein richtiger Mann, der angemessen in das Wesen einer Frau dringen kann, sondern nur ein roher Tölpel, eine Plage für die Frauenwelt!"
Paul erwiderte: "Schon gut, schon gut, ist ja nicht schlimm, ich war nur ziemlich erschüttert, daß ich mich beinahe unsterblich ins eigene Spiegelbild verliebt hätte!"
Hertha war sehr vergnügt dabei und meinte dazu: "Davon rate ich ab, das laß mal lieber bleiben, der Tausch ist nicht von Dauer, diese Erscheinung wirst du dann nie wiedersehen..."
Paul war erleichtert und ruckelte und zuckelte sich erst einmal in seiner neuen Form und Hülle zurecht.
Fühlte sich eigentlich gar nicht mal so schlecht an, dachte er, obwohl er bislang keine besondere Neigung verspürt hatte, Frauenkleider zu tragen oder gar eine Frau zu sein.
"Gibt es denn eine besondere Aufgabe für die Fee heute?" fragte er mit frischem Mut und Tatendrang und vielleicht sogar etwas Übermut und Hertha erwiderte etwas drucksend:
"Naja, auch ein Grund, warum ich heute keine rechte Lust habe.
Da wäre ein kniffliger Fall, eine einfache, arme junge Wäscherin, die einen Traumprinzen abhaben will."
Paul war bereit für eine nicht so einfache Aufgabe und fragte interessiert nach: "Und das Knifflige dabei?"
Hertha gab zu bedenken: "Naja, ohne der jungen Dame zu nahe treten zu wollen, es ist eben nicht so einfach, einen Prinzen zu finden, der gut zu ihr passen würde. Sie will einen starken, tapferen stattlichen Burschen, das Übliche eben. In der Hinsicht sind ihre Vorstellungen eher konventionell,
sonst ist sie aber ganz in Ordnung im Kopf. Wenn sie wenigstens von einem runzeligen, schon älteren geilen Sack träumen würde oder sich auf einen wohlhabenden Kaufmann oder so runterhandeln ließe, so hätte ich keine Bauchschmerzen dabei, aber so weiß ich nicht so recht. Sie ist nett, macht sich aber Illusionen.
Ich will sie da jetzt auch nicht in etwas reinreiten, von daher weiß ich nicht so recht, was ich mit ihr anstellen soll."
Paul brummte, "soso, einen stattlichen Prinz von üblicher Ausprägung, da ist wirklich nichts zu machen?"
Hertha erwidert: "Tja, also Jana jedenfalls, so heißt sie, ist nicht so von üblicher Ausprägung, damit sie einem Prinzen von üblicher Ausprägung vermutlich auf Anhieb gefallen würde. Sie ist eher wehrhaft als angepaßt, gleichzeitig eher zurückhaltend als ein Talent für ausgiebige inhaltslose Konversationen auf Festen.
Und naja, Prinz und Wäscherin? Der wäre an ihr schon kilometerweit vorbeigeritten ohne auch nur etwas von ihren inneren Werten, von ihrer Persönlichkeit zu erkennen. Von der Seite her ist da schon alles in Ordnung, ein aufrichtiges, bescheidenes, fleißiges und loyales Mädchen eigentlich, nur eben nicht darauf vorbereitet, sich mit dem notwendigen Geschick in der feinen Gesellschaft zu bewegen. Sie ist zudem etwas zu einzelgängerisch und für den Durchschnitt nicht als besonders attraktiv anzusehen, ein bißchen verwachsen und unsicher, wie die jungen Dinger eben so sind, die in der Entwicklung sind, nur scheint bei ihr die Entwicklung auch nicht so recht gleichmäßig vorangegangen zu sein und durch ihr schwieriges, bisheriges Leben hat sich das auch nicht so zügig entwickelt, wie man ihr das hätte wünschen mögen.
Man kann sagen, ihre schwere Kindheit hat sie immer gedrückt und verzögert, und nicht einmal gleichmäßig, daß sie sich noch nicht richtig und vollständig entwickelt hat und sie müßte eigentlich raus aus ihrem Schneckenhaus und sich zutrauen zu sein,
was sie im Innersten ist."
Paul: "Also kurz und knapp, ein häßliches Entlein ohne Selbstvertrauen, aber mit gutem, aufrichtigem Herzen, welches Beistand verdient. Und da ist nichts zu machen? Könnte man nicht irgendeinen Prinz auf den Weg bringen, daß er sich mal etwas länger mit ihr beschäftigt, um zu erkennen, was wirklich in ihr steckt?"
Hertha: "Der nächste Prinz von der Ausprägung wäre auf den ersten Blick dein Bruder Günther, aber du wirst einsehen, da wird nichts laufen. Die beiden passen rein gar nicht zusammen. Irgendwas umbiegen führt da eher früher als später zur Katastrophe."
Paul nickte nachdenklich, "Na gut, Günther vielleicht nicht gerade. Mit Wäscherin gäbe es da wohl ohnehin daheim Probleme. Was können wir also tun?"
"Du" meinte Hertha ein bißchen schadenfroh "heute bist du am Zug!" Und sie beschrieb ihm dem Weg zur Waschstelle von Jana.
Paul war nun gar nicht mehr wohl in seinem Feenkleidchen, denn er hatte keine Idee, wie das laufen sollte.
Hertha aber ermunterte ihn gutwillig, nicht vorschnell handeln, ruhig zuhören, vorsichtig die guten Seiten aus dem Mädel herauskitzeln:
"Und falls du schon einmal von den Weisheiten der rollende Steine gehört hast, so haben schon diese versichert, man könne nicht immer bekomme, was man wolle, doch manchmal könne man durchaus bekommen, was man brauche ..."
Manchmal brauche Mann oder Frau auch erst einmal nur jemanden, um sich auszusprechen, den inneren Frust herauszuheulen, das sei oft schon die halbe Miete. Das bringe Jana aus dem Schneckenhaus heraus und ermögliche es ihr, ihr volles Potential zu entfalten.
"Heute bist du der Feenprinz Paula" lachte Hertha also vergnügt "und ich der lebenslustige stattliche Jüngling Herbert, der sich mal eine Auszeit in der Sonne am See gönnt, guter Tausch. Aber," so mahnte sie "du bist ja ein Mann und kennst das ja: bloß nicht überall mit dem Zauberstab herummachen, das wäre gar nicht gut, du weist schon, was Verantwortung ist? Große Macht bringt auch große Verantwortung mit sich, haben die Weisen bereits früh erkannt".
Paul nickte und beruhigte sie, wollte gehen und schon seinen Proviant packen, doch da rief Hertha:
"Hey! Wirst du das wohl mir lassen? Wir haben getauscht!"
Paul sah sie an: "Und ich?"
Hertha: "Stell dich nicht so an. Jeden Tag wirst du im Schloß durchgefüttert.
Auf Zuruf wird es dir vorne reingesteckt und hinten wieder abgewischt.
Da wirst du mir diese Leckereien doch wohl gönnen können und mal einen Tag lang eine anständige, kontemplative, asketische Fee spielen können, ich mache das schließlich sonst immer!"
Paul nickte und reichte ihr wortlos den Proviant und zog dann etwas unsicher davon, um seinen Weg zu machen.
Möglichst würdevoll, kontemplativ und asketisch versuchte er nun daherzukommen, um weiteren Kommentaren zu entgehen.
Paul hatte Respekt vor dem unheimlichen Feenstab, bloß keinen Blödsinn damit anstellen, dachte er sich. Und Hertha hatte nicht einmal genau gesagt, wie das Teil eigentlich funktionierte, fiel ihm nun ein. Er blieb von einer Wiesenblumenknospe stehen und dachte sich, ausprobieren sei wohl sinnvoll, um nicht versehentlich etwas falsch zu machen.
So dachte er erst einmal intensiv, die Wiesenblume möge nun erblühen. Nichts passierte. Nun wedelte er etwas zögernd mit dem Feenstab über der Blume herum, doch nichts geschah. Flüsternd fügte er nun noch vorsichtig ein "Erblühe!" hinzu, doch die Knospe bliebt unbeeindruckt.
Paul wollte schon frustriert aufgeben, da räusperte sich überraschend der Feenstab:
"Paul du Schlaumeier, erstens läuft das so nicht und zweitens mußt du mich nicht ausprobieren."
Paul war erstaunt und nach einer kurzen Wartezeit sah er den Stab in seiner Hand an und fragte unsicher:
"Also gut, du bist der Experte, wie läuft das denn?"
"Na" meinte der Stab "wenn es ernst wird, regele ich das schon. Die Blume jedenfalls wünscht sich gar nicht, jetzt aufzublühen, braucht sie auch nicht, heute Nachmittag ist sie ohnehin an der Reihe. Also keine Mauscheleien mit mir! Fühl dich mal richtig rein in die Pflanze und du wirst spüren, sie ist noch nicht so weit, aber in ein paar Stunden, dann wird das von selbst."
Paul konzentrierte sich auf die Blume und wirklich, der Stab hatte recht, plötzlich wußte er das Notwendige über die Pflanze.
"Also bestimmst du" beschwerte sich Paul, doch der Stab erwiderte etwas drucksend: "Nnnnein, so kann man das auch nicht sagen, also wir machen das zusammen, aber du mußt dich nicht sorgen, daß versehentlich was schiefgeht. Es muß schon einen ernsthaften Wunsch geben und du mußt ihn ernsthaft erfüllen wollen, ob nun gut oder schlecht, sinnvoll oder unsinnig ist dabei nicht so wichtig, mußt nur bedenken, alles hat so seine Konsequenzen für die Leute, deren Wünsche erfüllt werden, also erst einmal den Ball, beziehungsweise mich flach halten, oder eben in der Tasche. Wir bekommen das schon gemeinsam geregelt. Optimal läuft das im Grunde dann, wenn sich die Erfüllung des Wunsches aus einer inneren Entwicklung heraus letztlich von allein zu ergeben scheint, aber es geht auch anders, was dann aber oft unangenehme Konsequenzen oder Probleme nach sich zieht."
Artig packte Paul den Stab also in eine Tasche und beide und auch die Pflanze waren letztlich erleichtert, als er weiterging.
Ein Stück weiter saß reichlich unsicher auf einem Ast eines Baumes ein kleines Kätzchen, unten belagert von
einigen wild bellenden Hunden. Da meinte Paul zu dem Stab in der Tasche, da könne man doch sicher was tun.
Der Stab fragte nach: "Für wen, für die Hunde oder das Kätzchen? Soll das Kätzchen vom Baum fallen, um
die Hunde glücklich zu machen oder soll der Baum umfallen und die Hunde erschlagen, um das Kätzchen glücklich zu machen?"
Paul lachte "das ist dann doch etwas arg, ich dachte eher an etwas, wo alle gesund davonkommen - sozusagen ein Glückskompromiß."
Der Stab schien nur mäßig interessiert: "Na gut, laß dir was einfallen, bekommen wir hin!"
Paul meinte "also wenn da ein Geräusch wäre, dahinten, könnten die Hunde loslaufen und glücklich
davonjagen. Das Kätzchen aber könnte ich unbehelligt vom Baum nehmen und laufenlassen!"
"Hmmm" meinte da der Stab, "wen sollen aber die Hunde verfolgen und zerfleischen?"
Paul war erschrocken, "So meine ich das nicht, gar so glücklich müssen wir die Hunde nicht machen.
Sagen wir, da ist ein erfahrener Kater, der absichtlich die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, damit
das Kätzchen entkommen kann. Der Kater kennt alle Schlichen und Tricks und kann unzerfleischt mit etwas
Aufregung für sich und die Hunde entkommen."
Der Stab konterte: "Also ganz ohne Zerfleischen und Tote und so? Einfach so ein glücklicher Fortgang der Dinge, wo sich das Kätzchen dankbar an den heldenhaften, kuscheligen Kater schmiegt? Du bist ein Romantiker!"
Paul war der Auffassung: "Na wenn das Kätzchen nicht will, muß der Kater sie ja nicht gleich bespringen, das wollen wir dann deren Sache sein lassen."
"Na gut" sprach da der Feenstab, "es sei!" und schon raschelte ein zuvor gut versteckter Kater ein Stück weiter durch die Wiese und die Hunde verfolgten ihn johlend, aber ohne Erfolg, während der Feenpaul das noch zitternde Kätzchen vom Baum hob und vorsichtig absetzte.
Der Stab kommentierte "Du bist ein echter Warmduscher, aber ich denke, wir werden heute schon klar kommen, ohne große Katastrophen anzurichten. Wenn es geht, frag mich nicht weiter, das kommt nicht so gut vor den Kunden, wenn du mit deinem Stab diskutierst!"
Paul fragte nach "Hätte das nicht eigentlich Blitzerazeng heißen müssen statt 'es sei?'"
Der Stab aber mahnte: "Hör mal, laß das mal meine Sorge sein, die Fee selbst kann wohl mit Blitzerazeng und Gedöns herummachen,
aber du als bestenfalls Feenpraktikant wirst gefälligst erst einmal kleine Brötchen backen, leise Töne anstimmen und keine große Schau abziehen."
Und so ging Paul als der Feenprinz oder die Prinzenfee oder der Feenpaul oder Paula die Fee weiter seinen Weg. Es war nicht so weit und dann sah er auch schon die fleißige Jana an der Waschstelle, beziehungsweise er hörte sie zuvor noch eine romantische alte Weise singen und summen. Da wußte er schon, die war speziell, singen und summen konnte sie jedenfalls nicht besonders, trotzdem tat sie es mit Ausdauer und Begeisterung - auweiowei, das konnte ja lustig werden, er meinte schon, daß es bei den hohen, schiefen Tönen in seinem Ohr begann zu bluten. Was hatte er sich da nur eingebrockt. Besser doch, er hätte sich den Tag entspannt, als sich von Hertha für so etwas einspannen zu lassen. Aber nun war es zu spät, er hatte eine Verantwortung und Pflicht. Irgendwie mußte er Hertha auch zeigen, daß er kein kompletter Versager war und nur als fauler Prinz in der Sonne herumlag und es sich gutgehen ließ - obwohl das natürlich zu einem gewissen Teil sogar stimmen mochte.
Jana war wirklich schon äußerlich irgendwie speziell, ihr Körper war irgendwie mehr der eines kräftigen Burschen und doch eindeutig weiblich, die Haare hatte sie immerhin lang, aber irgendwie wild zusammengeflochten und geknotet, daß keine klare Linie oder Frisur darin erkennbar war, sie trug eine weite Hose und ein weites Hemd auch wie ein Bursche und wirkte selbstsicher und entschlossen in dem, was sie tat, so lange sie sich allein wähnte. Ihr Gesicht war eher unauffällig, um es freundlich zu formulieren und wie ihr Körper etwas asymmetrisch. Jedenfalls wäre sie so sicher nicht bei irgendeiner Vorvorauswahl zu einem Schönheitswettbewerb durchgekommen, das stand fest - aber wer wollte da schon durchkommen? Sie hatte auf der Wiese bereits einige Kleidungsstücke zum Trocknen ausgelegt und wollte wohl gerade eine kleine Pause machen.
Paul dachte aber gleich, die hat was, es gefiel ihm, wie sie sich bewegte und gab, also mal davon abgesehen, daß sie das eine Bein wohl etwas nachzog, da tat sie ihm eher leid. Er spürte, da war mehr als schräger Klang und schräger Gang, das Mädchen hatte was, er wußte nur noch überhaupt nicht, was überhaupt. Verwirrt verfolgte er seinen sich etwas verselbständigenden Gedanken, wäre er jetzt nicht die Fee und hätte seinen Zauberstab dabei, er hätte eine tierische Erektion bekommen. Mitten in diesen Gedanken hinein aber zischelte der Feenstab direkt in seinen Kopf hinein, das sei aber jetzt komplett unangemessen, zumal, ohne dem Mädel zu nahe treten zu wollen, ein konventioneller Prinz würde da nicht gleich eine Erektion bekommen, auch sei die Assoziation mit ihm irgendwie geschmacklos. Paul dachte zurück, er verspreche sicher nicht am Feenstab zu lecken, um eine Geschmacksprobe zu machen, zudem sei er es, der über diesen Gedankengang verwirrt sei. Der Feenstab betonte, es sei komplett unprofessionell, solche Gedanken für eine Kundin zu hegen, erst recht für eine Fee, also Disziplin! Paul gab ihm ohne Zögern recht, das sei ja richtig, er wolle sich zusammenreißen und nicht weiter verwirren lassen.
So schwebte Paul der Feenprinz praktisch den Weg hinab auf Jana zu, die sich gerade auf einen Stein setzen wollte, als sie die Feengestalt erblickte. Die Wirkung war erstaunlich, sobald sie erkannte, daß jemand zugegen war, wirkte sie gleich unsicher, schüchtern und zog sich in sich zurück. Doch wie staunte sie über diese strahlende Erscheinung, dieses innere Leuchten einer Pracht, welch zauberhafte Erscheinung dachte sie, welch schöne Gestalt. Gleich vermutete sie, das etwas Besonderes mit ihr geschehe. Sie nickte der Gestalt schüchtern zu und wagte kaum den Blick zu heben.
Paul hatte sich zusammengerissen und bot alles auf, was er an Würde, Kontemplation und Askese nur
so aufbieten konnte und sprach mit seiner wunderbaren Frauenstimme, daß es gar beiden nur so durchschauerte:
"Jana, junge Dame, keine Bange, es ist alles in Ordnung, es geht dir doch gut?"
Allein die Stimme hatte Jana unmittelbar Vertrauen und Ruhe eingeflößt und sie erwiderte leise und verlegen:
"Ja, keine besonderen Vorkommnisse. Du kennst mich?"
Jana fühlte sich gleich zu der eigenartigen Erscheinung hingezogen als sei es eine lang erwünschte beste
Freundin.
Die Prinzenfee aber erwiderte: "Nur ungefähr, gerade so ist mir gewiß geworden, daß mein Beistand dir
zugemessen ist."
Jana war unsicher und wußte nicht recht, was tun, als die Prinzenfee schon mit einer Geste auf den
Stein wies, auf den sich Jana ohnehin setze wollte.
Die Prinzenfee bat sie, über ihr Leben zu berichten und so erzählte Jana über das wenige, was sie
selbst über sich wußte. Früh waren ihre Eltern bei einem Unfall gestorben, bei dem das Haus abbrannte,
in welchem sie unter recht einfachen Umständen wohnten.
Mit letzter Kraft hatte es ihre Mutter wohl geschafft, die kleine Jana aus dem Haus zu tragen,
bevor sie starb, mit ihrem Kind im Arm, so hatte man ihr später im Waisenhaus berichtet,
als sie nach ihren Eltern fragte.
Jana wuchs arm im Waisenhaus heran, wo sie sich wehren und kämpfen mußte, um nicht unterzugehen.
Sie mußte geschickt und unauffällig sein, um gegen die großen Kinder bestehen zu können.
Sie mußte die Strafen ertragen, die sie erhielt, wegen eigener kleiner Missetaten oder Mißverständnissen
und auch die großen von anderen. Sie mußte Hänseleien und Prügeleien überstehen.
Dann sei sie aus dem Waisenhaus in Dienst geschickt worden, wo sie schnell durch ihr Geschick und
ihren Fleiß als Wäscherin gerade so ihr Auskommen gefunden hatte.
Jana erleichterte es, über all dies der edlen fremden Erscheinung ihr Herz ausschütten zu können,
die zuhörte und sie auch diese oder jene Träne der Erinnerung vergießen ließ, ohne auch nur eine
Hänselei über ihre Schwäche abzugeben.
Jana fühlte sich wohl und für den Augenblick nicht mehr so allein. Deswegen sprach sie auch über ihre Einsamkeit und daß es ihr nie recht gelungen sei, Freunde zu finden. So träume sie gern vor sich hin und denke nach, über die Welt und die Zeit und wie alles miteinander zusammenhänge, ob es ein Schicksal gäbe oder man selbst seines Glückes Schmied sei, doch habe sie bislang weder Esse noch Hammer noch Erz gefunden, um ihr Glück selbst zu schmieden. So sitze sie nur abends am Fenster und schaue in die Ferne und träume davon, daß irgendwann ein Prinz komme und ihr auf ihren Weg, ihren gemeinsamen helfe.
Sie schwiegen eine Weile und die Prinzenfee fragte schließlich nach, wie Ernst es ihr mit dem Traum von dem Prinzen sei. Jana überlegte ein wenig und gab zu, das sei ein Traum. Aber sie halte daran fest wie eine Ertrinkende an dem letzten dünnen Faden, der sie noch über Wasser halte. "Die Welt zieht so gleichgültig, so gleichmäßig und ungerührt von all unserem Kümmernissen voran, da weiß ich nicht, wie es gehn soll, was tun, wie handeln, um mein eigenes Schicksal voranzubringen, darf ich da nicht einmal hoffen, daß mir jemand die Hand zum Glücke reichen möge, welches ich allein nicht zu erreichen vermag? Und ist es auch nur eine Illusion, so ist sie doch mein und niemand kann sie mir nehmen und streitig machen!"
Paul war ergriffen von dem armen Mädchen an der Seite und erwiderte mit der Feenstimme: "Und wenn ich dir als Fee helfen könnte, was würdest du dir wünschen? Aber so ein Prinz fällt ja nicht geradezu vom Himmel und nicht jeder würde auch zu dir passen!"
Jana schaute die Prinzenfee an und meinte, es solle schon ein stattlicher Bursche sein, mit Eleganz und Charakter, einer der Eindruck mache und ihr gefalle in Erscheinung und Verhalten, was solle sie schließlich mit einem Versager oder Nichtsnutz, was mit einer anderen jämmerlichen Gestalt, wie sie selbst eine sei? Wäre es nicht ausgleichende Gerechtigkeit, wenn sie nach all ihren schlechten Jahren nun einmal das große Los ziehen dürfte?
Paul war skeptisch: "Gut, du bist eine ehrliche, aufrichtige und fleißige Frau, aber was könnte
die Aufmerksamkeit eines Prinzen auf dich richten, damit er erkennen kann, daß du die Richtige
für ihn bist?"
Jana scherzte: "Oh du könntest mir ja eine schöne Gestalt, ein prachtvolles Kleid und eine Kutsche
geben und mich auf einen Ball schicken, wo ich mit den prachtvollsten Prinzen tanzen könnte,
vielleicht würde sich dann ja jemand für mich begeistern,
wenn ich mich nur mit ihm in aller Ruhe unterhalten könnte.
Und dann, um Mitternacht müßte ich dann eilen, weil der Zauber vorbei ist, verlöre einen
Schuh. Mein Traumprinz aber suchte mich und fände und liebte mich dann - so in etwa?"
Paul neigte abwägend den Kopf hin und her: "Also jedenfalls ein interessanter Verlauf in der
Geschichte, kommt mir irgendwie vertraut vor, aber paßt das wirklich zu dir?
Kannst du denn tanzen und all diese Dinge, mit denen man sich auf Bällen gut benehmen muß,
um den üblichen prachtvollen Prinzen angenehm aufzufallen?"
Jana schüttelte enttäuscht den Kopf und sank noch weiter in sich zusammen,
natürlich hatte sie keine Ahnung, wie man sich bei Hofe benahm oder auf einem Ball tanzte,
vielleicht konnte sie gerade einmal hier in der Stadt ein paar Tanzschritte
zur hiesigen Musik wagen, aber es fragte sie ja nie jemand, der mit ihr tanzen wollte.
Sie begann zu weinen, weil alles so hoffnungslos erschien. Und dann flüsterte sie:
"Ich bin ja auch häßlich und ein Nichts! Kann nichts! Kein so prachtvoller, strammer und starker Prinz würde
jemals einen Blick auf mich werfen. Es kann nicht gehn, ich bin einfach abstoßend."
Sie zog ein Bein ihrer Hose hoch: "Sieh nur, ich habe Haare an den Beinen", zog die Hemdsärmel hoch "und auch an den Armen" und dann drehte sie sich herum und zog das Hemd am Kragen herunter, um ein Stück vom Rücken zu zeigen "und auch hier - und auch der Damenbart!. Weißt du, und das ist das einzige, was es mir gebracht hat, vom Kind zur Erwachsenen zu werden."
Paul war überrascht, wie beeindruckt er war und konnte nur mühsam eine Reaktion unterdrücken, irgendwie fuhr er sehr auf Janas flauschigen Pelz ab, denn das waren ja nun keine borstigen Männerhaare, sondern ein sanfter, weicher Flaum auf der zarten Haut, die allerdings auch ein paar Kratzer und blaue Flecke aufwies. Damenbart war nun wirklich übertrieben, auch hier war es nur ein ganz zarter Flaum, der ihre Wangen umspielte und vielleicht etwas mehr unter ihrer nur ein ganz klein wenig schiefen Nase und über dem wunderbaren vollen Mund, an dem es ja wohl gar nichts auszusetzen gab. Wieder machte sich der Feenstab in seinem Kopf bemerkbar: "Selbst wenn du ein Haarfestischist bist, einfach schweigen und zusammenreißen! Und vor allem - ich bin nicht dein Zauberstab. Mich brauchst du hier mal gar nicht aufrichten!"
Jana war jedenfalls richtig in Fahrt geraten über ihre Unzufriedenheit mit ihrer äußeren
Erscheinung und tänzelte wie Rumpelstilzchen vor Paul herum und bemängelte so ziemlich alles,
was sie sich vorzuzeigen traute oder zu erwähnen wagte.
Heftig sprang sie heran und stand breitbeinig vor der Prinzenfee:
"Und auch meine Beine, kurz und schief gewachsen, meine Brüste klein wie bei einem Knaben." Sie schaute
traurig - "und erst mein Gesicht, häßlich und schief, wäre ich nicht wenigstens reinlich und fleißig,
ich wäre schon jetzt verloren - und kein Mann weder Prinz noch Bettelmann sieht sich nach mir um.
Ich bin kein Mädchen, keine Frau, ich bin einfach allein.
Nichts paßt bei mir zusammen. Ich meine, als Kind war noch alles normal, aber wie sich das entwickelt
hat, habe ich mich noch nie richtig gemocht.
Und einmal, im Waisenhaus, konnte ich nicht mehr ausweichen, sie hatten mich in die Enge getrieben, sieben
größere Jungs. Da habe ich Panik bekommen und wollte mich durchboxen. Drei haben ich wirklich gleich
erwischt, doch die anderen vier haben besser aufgepaßt und es gab eine richtige Prügelei, einen
habe ich dabei noch erwischt, aber dann haben sie mich am Boden zertreten und zerschlagen.
Und da im Waisenhaus ist man nicht so kleinlich, Pflaster an die angeditschte Nase, Bandagen um
die gebrochenen Knochen und ein paar Krücken in die Hand und weiter geht es, drum ist alles
schief und krumm gewachsen. Natürlich, als es wieder ging, hatte ich dann mit den Krücken noch Vorteile
und es gelang mir ganz gut, den Jungs einzeln aufzulauern und damit zu vermitteln, daß das nicht wieder geschehen sollte -
und immerhin, nachdem diese sieben sich wieder erholt hatten, gingen wir uns möglichst in großem Bogen aus dem Weg,
daß ich keinen Grund hatte, wieder Panik zu bekommen.
Wie sollte das so also klappen, wie
sollte sich je ein Prinz nach mir umschauen, ich bin ein Monster!"
Paul fand zu seiner Feenrolle zurück und rief zur Mäßigung auf, das sei doch maßlos übertrieben, gut hier und da ein paar Kleinigkeiten vielleicht, aber letztlich sei das ja sie selbst, wenn das alles anders wäre, wäre sie ja nicht mehr sie selbst. Da hatte er aber wohl eine empfindliche Stelle bei Jana getroffen. Voll in Fahrt forderte sie: "Dann wünsche ich mir so zu sein wie die fesche Susanne und die fröhliche Petra, die üppige Marie und die alles übertreffende Helena."
Paul wurde fast schwindelig, denn mit einem Male wußte er alles Relevante über die genannten Damen einschließlich ihres Umgangs, das mußte an seiner Feenrolle liegen oder am Feenstab, denn er kannte keine der genannten Damen. Jedenfalls gab er zu bedenken, daß die genannten zwar allesamt sehr attraktiv sein mögen, aber doch von recht unterschiedlicher Statur. Wolle sie nun die weit ausladende Oberweite von der üppigen Marie oder eher von der grazilen, fröhlichen Petra, wolle sie wirklich so sein wie die fesche Susanne, die der Josef geschwängert habe und dann verschwunden sei oder doch eher so wie die alles übertreffende Helena, die vom Händler Schmidt ausgehalten werde und die schon zweimal habe was wegmachen lassen müssen, während der Schmidt mit seiner Frau bereits das dritte Kind habe.
Jana war erschüttert und setzte sich wieder.
Paul setzte nach, das sei natürlich vertraulich, sie solle das bloß nicht herumerzählen.
Jana nickte und bedauerte besonders Helena und Susanne.
Paul erläuterte weiter, sie müsse doch sie selbst sein, ihr eigenes Leben leben.
Jana aber insistierte: "Aber die Haare weg und die Beine gerade und etwas länger, das Gesicht
und die Haltung gerade und alles etwas hübscher, als wenn ich nicht zerschlagen worden wäre, kann doch nicht schaden.
Alles, was in den letzten Jahren aus den Fugen geraten ist, wieder gerade machen.
Vielleicht bin ich jetzt gar nicht ich selbst, sondern nur eine Karikatur von mir,
irgendwie verwachsen und mißlungen, nicht das, was eigentlich hätte entstehen sollen."
Paul schaute sie in seiner Feenrolle konzentriert an:
"Überleg dir genau was du willst, alles hat seine Konsequenzen, überleg es dir genau.
Wenn dein Körper wieder gerade wäre, wäre damit nicht ungeschehen gemacht, was dir angetan wurde,
die tiefen Narben sitzen innen und gehören nun zu dir, du wirst akzeptieren müssen, was gewesen ist, um jetzt du selbst
zu sein und dich zu entwickeln."
Jana schwieg eine Weile "Bis Morgen, in Ordnung? Kommst du morgen wieder und ich habe mich entschieden! Ich meine, du bist doch eine Fee, du kannst das doch richtig machen, jedenfalls den Körper richtig? Bitte..."
Die Prinzenfee schaute sie an: "Nun, gut, wo man dich zerschunden und zertreten hat, hat man dir zugefügt, was
nicht zu dir gehörte, aber nehmen wir mal die Haare - die hat dir niemand angeklebt - wirklich alle weg?"
Jana: "Warum nicht? Ist doch nicht schlimm?"
Paul: "Und die auf deinem Kopf, Augenbrauen, Wimpern?"
Jana zögerte verunsichert und kam sich recht naiv vor:
"Also so gesehen muß man sich das also sehr genau wünschen, damit nichts schiefgeht?"
Paul: "Besser ist das wohl, also überlege genau, ob oder was du willst ..."
Jana nickte, "Die Körperbehaarung, Damenbart, sichtbare Haare in Nase und Ohren ..."
Paul: "Die Körperbehaarung in deinem Intimbereich auch?"
Jana lief rot an, so peinlich war ihr das.
Paul setzte schnell nach "Also ich habe da jetzt garantiert keine Einsicht genommen, ich meine nur, wenn das geregelt wird, sollte schon klar sein, was du wirklich willst..."
Jana meinte zögernd "Ich weiß nicht so genau. Was würden Prinzen da erwarten?"
Paul: "Das dürfte wohl Geschmackssache sein, naja solange die Haare jedenfalls nicht zu oft zwischen den Zähnen hängenbleiben."
Jana lief noch roter an und flüsterte "ich, ich überlege es mir bis Morgen ..."
Sie schwiegen wieder eine Weile und Jana fragte nochmal: "Bis Morgen?"
Und die Prinzenfee stimmte zu: "Gut, aber überlege dir genau, was du willst, und nachher keine Klagen."
Sie hatten sich so lange unterhalten, daß es schon nachmittags war und plötzlich sprang Jana erschrocken auf, sie hatte ganz ihre Wäsche vergessen, wie sollte sie das heute alles noch fertig bekommen?
Sie war leicht in Panik.
Doch die Prinzenfee legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter: "Ruhig bleiben" und machte eine leichte Geste - was wirklich funktionierte, denn wie von selbst wurde aus dem Wäschebündel ein sauberer, frisch nach Wiese duftender Stapel perfekt gebügelter und zusammengelegter Wäsche, daß Jana nur so staunte und Paul letztlich auch, der nur so schwitzte, daß
bei der Aktion bloß nichts schief ging. Aber er kannte sich aus.
Wiederholt hatte er schon die Mädels im Schloß beobachtet, da waren schon ein paar hübsche dabei.
Daher wußte er, wie das korrekt auszusehen hatte.
Sogleich eilte Jana überrascht zu dem Stapel und sah sich kritisch einige Ecken an.
Paul war etwas beunruhigt, hatte er Mist gebaut? "Was nicht in Ordnung?" fragte er, aber Jana schüttelte den Kopf, also so perfekt sei das sicher nicht einmal im Schloß. Paul schüttelte den Kopf "doch doch, da gäbe es Ärger, wenn es nicht so perfekt wäre, warum weiß ich auch nicht so genau".
Es dämmerte bereits und Jana mußte ihre Wäsche abliefern und Paul zurück zu Hertha. So verabschiedeten sie sich und eilten auseinander, die Prinzenfee in die eine Richtung, Jana in die andere. Mit Würde, Kontemplation und Askese schwebte Paul nur so dahin, während Jana eilte, um ihre Wäsche pünktlich abzuliefern und sich genau zu überlegen, was sie sich Morgen wünschen sollte und was besser nicht.
Paul konnte sich nicht zurückhalten und meinte zum Feenstab, so schlecht sei es doch gar nicht gelaufen.
Der erwiderte aber nur, er glaube doch wohl nicht, sich so aus der Affäre ziehen zu können.
Hertha werde seine Aufgabe Morgen sicher nicht übernehmen, da dürfe er schon noch einmal antreten und sie habe einen weiteren freien Tag, der Feenstab lachte und Paul grummelte, so viel Verantwortung.
Aber das mit der Wäsche habe gut geklappt.
Der Feenstab meinte nur, Kleinigkeit, da er die Kleine ja nun schon den ganzen Tag aufgehalten habe, sei das ja wohl das Mindeste gewesen, erst keine Wünsche erfüllen und dann auch noch mit der dreckigen Wäsche hängenlassen,
wäre ja nun gar nicht gegangen.
Paul resümierte erneut und etwas mehr von sich überzeugt, daß es ganz gut gelaufen sei, keine dummen Wünsche erfüllt, kein Unheil angerichtet, der Wäscherin Not geduldig angehört und getröstet.
Jetzt brummte der Feenstab, widersprach aber zumindest nicht, was auch schon einmal ein Fortschritt war.
Dafür lästerte er: "Hörmal, das mit deinem Haarfetisch ist ja schon ein Ding, aber schwatz dem Mädel deswegen nicht all ihre Ideen ab, wenn die glatt wie ein Kinderpopo sein möchte, ziehen wir das durch!"
Paul erwiderte empört: "Ich bin kein Fetischist, ich glaube lediglich, daß das überflüssig ist."
Feenstab: "Na komm, wenn wir schon mal bei deinen geschmacklosen Assoziationen bleiben wollen, meinst du wirklich, irgendein Prinz wird seinen Zauberstab in ihrem Dschungel da unten verlieren wollen, wird da ewig suchen wollen, bevor zusammenfindet, was zusammengehört?"
Paul zögerte etwas: "Ich habe mich in der Hinsicht keineswegs um irgendwelche Kenntnis des Umfangs des Problems bemüht."
"Obwohl du es gekonnt und gerne getan hättest - bist du ein Masochist?" setzte der Feenstab fort.
Paul meinte aber: "Selbst oder gerade wenn es so viel ist, sollte es ja einfach sein, das ab und an auf ein angemessenes Maß zu reduzieren."
Feenstab: "Also doch ein Haarfetischist. Vermutlich würdest du dich mit Freude anbieten, ihren Busch zu frisieren!
Doch vergiß nicht, maßgeblich ist hier nicht deine Neigung, sondern ihr Wunsch."
Paul war nun ein wenig ärgerlich: "Ja, ich verstehe das doch, ich werde sie nicht manipulieren, irgendwas so zu machen, wie ich es für richtig halte, wenn es einfach Geschmackssache ist."
Feenstab: "Und mir schien auch, daß du ziemlich auf ihre leicht knabenhafte Erscheinung abgefahren bist. Stehst du eigentlich eher auf stramme Burschen statt auf knackige Mädels?"
Paul: "Diesbezüglich habe ich bislang noch keine Neigung zum männlichen Geschlecht hin bei mir feststellen können, ich denke daher nicht, daß meine zugegebenermaßen vorhanden gewesene Erregung auf diesen Aspekt von Janas Erscheinung zurückzuführen ist!"
Der Feenstab hüstelte nur vergnügt, fuhr dann fort: "Na in dem Kleidchen fühlst du dich doch auch recht wohl, vielleicht
ist bei dir da noch mehr schiefgelaufen als bei dem Mädel?"
Paul: "Selbst wenn, dann wäre da ja nicht unbedingt was schiefgelaufen, du solltest nicht so an den Leuten herummäkeln,
Unterstellungen machen und lästern! Ich glaube als sprechender Stab steht es dir mal gar nicht an, über mich oder Jana zu
urteilen oder uns in irgendeine Schublade zu stecken. Sonst könnte ich dich auch gut mal in eine Schublade stecken, wo du keine
Sonne mehr siehst!"
Der Feenstab grummelte nur: "Hertha würde mich schon irgendwann finden, mach dir also keine Hoffnungen! Und ich denke, dann würdest du das Echo nicht vertragen, also warmduschender Haarfetischist, Sensibelchen, stell dich bei einem Späßchen mal nicht so an,
werd mal locker im Schritt, sonst bekommst du das nie geregelt mit dem Leben und der Liebe und so, auf welch unergründlichen Geschmack das dann auch Gründen mag."
Paul: "Nun regst du dich aber auf und machst eine große Welle bei einem kleinen Späßchen..."
Der Feenstab grummelte nur als Antwort irgendetwas absichtlich Unverständliches.
Auf dem Weg hörten sie irgendwo im Gebüsch jaulende Katzen und der Feenstab lachte dreckig "hörst du, jetzt bespringt der geile Kater das kleine Kätzchen, die haben ihren Spaß, aber die Hunde, die armen Hunde sind leer ausgegangen, die sind nicht so glücklich, wir könnten sie jetzt herholen um der Romanze ein Ende zu setzen."
Paul aber schüttelte den Kopf, er solle nicht so negativ sein und den Katzen ihren Spaß gönnen und den Hunden einen erholsamen, schläfrigen Abend.
Und ein wenig später wies der Feenstab noch auf die Blume hin: "Siehst du, die Blume ist heute am Nachmittag aufgeblüht und schließt sich jetzt wieder ganz ohne Tricks."
Paul meinte daraufhin: "Vielleicht erblüht Jana ja auch noch von einer zarten Knospe zur vollen Blüte, ohne daß wir eingreifen?"
Der Feenstab grummelte: "Na, wenn wir mal nicht von deinem mutmaßlichen, sondern vom durchschnittlichen Geschmack ausgehen, dann wohl eher nicht.
Aber der Ansatz ist gut, was immer sie geändert haben will, wenn wir es über ein paar Monate hinziehen, so könnten wir es so aussehen lassen, als würde eine Knospe erblühen und die Menschen hätten die Chance, an diese Legende zu glauben,
denn wie sollte es sonst zu der Änderung gekommen sein, wie aus Rumpelstilzchen die Schönste im ganze Land werden,
wenn sie sich von jetzt auf gleich verändert? Die Wunder von heute sind die unglaubwürdigen Märchen von morgen, man muß den
Leuten nur eine halbwegs glaubwürdige Geschichte vorspielen, und zwar so, daß sie glauben, sie hätten sich selbst einen Reim darauf gemacht und es sei alles ganz normal."
Paul erklärte sich einverstanden, in der Hinsicht sollten sie Jana überreden, wenn es nicht nur um Haare gehen sollte.
"Oh, da ist ja unsere zauberhafte Fee wieder, wenn ich der stramme Mann wäre, als der ich erscheine, ich würde nicht zögern können, meine Begeisterung zu zeigen!" sprach die Fee in Burschengestalt zum Feenprinz Paul, als dieser wieder zu ihr an
den See kam.
"Hertha, das war ein sehr spannender Tag."
Diese erwiderte: "Jaja, das erste Mal ist immer aufregend..."
Paul fuhr fort: "Ich habe es fertigbekommen, keinen Unfug mit dem Stab anzustellen, der allerdings zu mir spricht."
Hertha: "Oha, ich vergaß das zu erwähnen, wenn du die Zügel nicht straff hältst, neigt er zu Widerworten, aber bei dir als Anfänger kann er schon helfen - zudem ist er immer ein wenig frustriert - und wer wäre das nicht im Körper eines einfachen Stabes, der immer nur herumgewedelt wird, immer nur die Bedürfnisse von anderen befriedigen soll, aber nie die eigenen
befriedigen kann. Immer nur platonisch zielen, aber nie selbst losdrücken dürfen, du kennst das ja selbst.
Und wo wir gerade beim Thema sind - hast du Janas Problem gelöst?"
Paul: "Sagen wir mal, ich habe ihr gern zugehört und ihren Kummer gelöst, daß sie ihn herauslassen konnte.
Aber ich dachte, es sei übereilt, ihre hastig gestellten Wünsche gleich zu erfüllen."
Hertha: "Nicht schlecht, Feenschüler, da hast du schon mal eine Lektion gut gelernt.
Das heißt dann aber wohl auch, daß du nochmal dran bist."
Paul: "Ich hatte gehofft, du könntest weitermachen..."
Hertha lachte: "So einfach kommst du damit nicht durch, da wirst du dich schon schön drum kümmern."
Paul: "Und wenn ich Morgen keine Zeit hätte?"
Hertha: "Und wenn ich uns jetzt nicht zurückverwandelte? Ich denke, dann hättest du Zeit!"
Paul: "Schon gut, ich mache das ja, wenn du willst, ich will mich nicht um meine Aufgabe drücken.
Wenn du mir das zutraust, dann muß ich wohl meine Pflicht erfüllen."
So waren sie sich einig und Hertha nahm den Feenstab wieder an sich und Blitzerazeng machte sie den Tausch für heute wieder rückgängig. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen an gleicher Stelle und Hertha freute sich schon auf einen weiteren freien Tag am See, während Paul eilig zum Schloß zurückkehrte. Dort gab es neben dem Abendmahl dann auch keine weiteren Einwände gegen einen weiteren freien Tag und damit war die Planung für den nächsten Tag abgeschlossen.
So kam er den nächsten Morgen wieder früh an den See und da war auch schon Hertha und freute sich über den mitgebrachten
Proviant.
Genüßlich naschte sie sogleich diese oder jene Kleinigkeit.
Paul aber hob mahnend den Finger, denn tiefer im Proviant verborgen waren heute noch ein besondere Leckereien, die er extra für Hertha mitgebracht hatte. Sie frühstückten dann gemeinsam von den Köstlichkeiten.
Erst dann tauschte Hertha erneut und dann brach der Feenpaul auch schon wieder auf, um zu hören,
wofür Jana sich entschieden hatte.
So kam die Paulfee recht früh am Waschplatz an und Jana hatte gerade erst begonnen, ihre Sachen zu sortieren. Mit einem einfachen Wink mit dem Feenstab aber nahm ihr Paul sogleich die Arbeit ab und erneut lag alles perfekt sauber und gefaltet auf einem Stapel.
"Oh!" Sprach da Jana aufgeregt "Also war das gestern kein Traum und du bist wieder da?"
"Wäre es dir lieber gewesen, es wäre ein Traum gewesen?" fragte die Prinzenfee.
Jana war sich nicht so sicher, jetzt aber doch entschlossen, das alles durchzuziehen:
"Ich bin doch auch froh, daß du wieder da bist, mir Gesellschaft leistest."
Die Prinzenfee erwiderte: "Du hast es dir gewünscht. Ich versprach es. Da bin ich.
Selbstverständlich freue auch ich mich, dich wohlbehalten und munter wiederzusehen.
Was also ist dein Beschluß?"
"Also erst einmal die Sache mit den Haaren..." begann sie sehr unsicher "Also erst einmal bitte die Körperbehaarung weg!" sprach sie nun ganz hastig und aufgeregt, daß ihre Stimme sich fast überschlug.
"Also komplett von den Fußspitzen bis zum Hals, einschließlich Achselhaare, Intimbereich" fragte die Prinzenfee noch mal nach und Jana war schon wieder rot angelaufen, antwortete aber fest: "Ja, bitte!"
Und der Feenstab in Pauls Hand vibrierte, ihn unmißverständlich darauf hinweisend, daß der Wunsch ihnen doch Befehl sein sollte. Und so winkte Paul leicht mit ihm und ein unerhörtes Kribbeln rauschte über Janas Körper von den Zehen bis zum Hals
herauf, daß sie laut lachen mußte, weil alles so kitzelte "Das wächst doch nicht wieder nach?"
Paul: "Nein, das hast du dir jetzt eingebrockt".
Jana war aber nicht beeindruckt und meinte nur "Gut, dann noch die Details, also Damenbart und so, sichtbare Haare in und auf Nase und Ohren brauche ich auch nicht." und schon waren auch diese Haare verschwunden.
Jana hob vorsichtig ihr Haupthaar und wischte vorsichtig über ihren Hals und schon verschwanden auch da die Haare.
Sie setzte sich auf einen Stein und schaute hier und da auf ihre zarte, nackte Haut
"Die blauen Flecken und die Kratzer sind ja auch weg!?"
"Na ich dachte mir, wenn wir schon mal dabei sind, ist das ein Abwasch." meinte da die Prinzenfee und Jana lachte zustimmend.
Und sie fuhr durch ihr langes Haar, welches irgendwie etwas voller und lockiger, glänzender wirkte und schaute dabei die
Prinzenfee fragend an, welche sich verlegen räusperte und zugab:
"Also gut, ich dachte mir, ein Ausgleich darf schon sein, drum ist dein Haupthaar jetzt etwas lockiger und dichter und weil
es besser wirkt, ist der schöne rotbraune Ton noch etwas kräftiger und glänzender geworden und beim Kämmen wirst du feststellen, daß du nirgends mehr hängenbleibst."
Jana schaute die Prinzenfee erst kritisch an, dann erhellte sich ihr Gesicht: "Also gut, einverstanden." und
fuhr mit den bloßen Fingern durch die wirklich seidenweiche, sanft gelockte Mähne, sie hatte etwas mehr Zutrauen zum Geschehen gefaßt und war sich nun etwas sicherer.
"Und die Beine und meine Körpergröße und so" fuhr sie dann fort und zog die Hosenbeine hoch, damit ihre Beine sichtbar wurden, die da etwas unbeholfen herumstanden, nicht ganz gerade herausgewachsen vielleicht. Die Prinzenfee ließ sie ganz gerade stehen und erklärte, das werde sich schon noch auswachsen, womit Jana nicht recht zufrieden war, sie glaubte nicht so recht daran.
Die Prinzenfee erklärte daraufhin, es sei wohl die bessere Strategie, solche Änderungen über ein paar Monate langsam zu entwickeln, damit sie von ihren Bekannten wiedererkannt werde und man das sozusagen für einen späten Wachstumsschub halten konnte, also sozusagen der endgültige Übergang zur erwachsenen Frau. In gut einem halben Jahr sei doch ihr zwanzigster Geburtstag, bis dahin sollte sich die Entwicklung kontinuierlich vollenden. Nur heute, um das Ergebnis zu beurteilen, wollten sie ihre Erscheinung sichtbar machen, wie sie dann sein werde. Jana war damit einverstanden.
Und so ging es weiter, Körpergröße von etwa 1.55 Meter auf 1.65 Meter, dabei betont längere Beine, aber weitgehend durchschnittliche Proportionen mit schönen Verhältnissen derselben, was sich beinahe von selbst hinzog, als sich das so auf die 1.65 Meter auswuchs, als es die Prinzenfee versuchsweise geschehen ließ. Jana aber jauchzte, tänzelte auf einem Steg um ihr Bild im Wasser zu sehen.
"Und siehe meine Hände", meinte sie, "sind die nicht viel zu groß und grob, um zu gefallen?"
Die Prinzenfee aber erwiderte: "Aber wie willst du mit ganz feinen, sensiblen, zarten, empfindlichen Händen mit deiner Wäsche fertigwerden? Wie deinen Prinzen richtig festhalten und umarmen?"
Und Jana nickte, das mußte sie einsehen "aber wenigstens 'normal', also etwas weiblicher elegant, ... bitte!"
Und ihre Hände formten sich, schon die einer erwachsenen Frau, aber doch elegant und schön anzusehen.
"Und siehe meine Füße", meinte sie, "sind die nicht viel zu groß und grob, um zu gefallen?"
Die Prinzenfee aber erwiderte: "Aber wie willst du mit feinen, sensiblen, zarten, empfindlichen Füßen die schwere Wäsche tragen. Du wirst umknicken und gar nicht mehr laufen können! Wie willst du dann zu deinem Prinzen hinlaufen, wie mit ihm mithalten, wie mit ihm tanzen?"
Und Jana nickte, das mußte sie einsehen "aber wenigsten 'normal', also etwas weiblicher elegant, ... bitte!"
Und ihre Füße formten sich, schon die einer erwachsenen Frau, nicht die eines Kindes oder grob wie von einem starken Arbeiter,
aber doch elegant und schön anzusehen.
"Nun die Brüste?" bat sie, "die sind doch viel zu klein, wie von einem kleinen Kinde oder Buben."
"Aber wie viel mehr, sind sie nicht schön genug?" versuchte die Prinzenfee, sie er erneut zu bremsen.
"So richtig große würden dich doch nur bei der Arbeit behindern und es würde deinen Rücken belasten. Wie willst du deinen Prinzen fest und eng an dich drücken, daß er deinen Mund küssen kann, wenn riesige Brüste zwischen euch stehen, willst du ihn zwischen diesen ersticken, wenn er an deinem Busen liegt?"
Und Jana nickte, das mußte sie einsehen. Sie lachte verlegen und mit rotem Kopf, als sie sich das vorstellte, wie sie eine üppige Oberweite täglich schleppen sollte, daß ihr der Rücken schmerzte. Oder wie gewaltigen Brüste ihren Prinzen so weit auf Distanz hielten, daß er nicht einmal ihren Mund küssen konnte, das wollte sie nicht.
Nein, je eine Handvoll sollte da schon reichen, so eine durchschnittliche Handvoll eben, daß sich ihr Prinz weich und sanft an sie kuscheln konnte, um sich ganz daheim zu fühlen, aber nicht bedrängt.
Und so spannte sich ihr Hemd etwas und sie atmete tief aus und betastete vorsichtig ihre neue Form etwas unsicher und ging schnell zu etwas anderem über "Gutgutgut, die Symmetrie meines Körpers, also was normal symmetrisch ist und auch das Gesicht, was zerschunden und zertreten ward, kannst du das wieder richten, ... bitte!"
Und kaum war das gesagt, war alles wieder gerade und gut gewachsen, als hätte sie nie jemand getreten und geschunden.
So fuhr sie fort: "Die Grübchen, mögen Prinzen Grübchen und wenn dann doch auf beiden Seiten gleich?"
Die Prinzenfee zauberte die schönsten Grübchen in ihr Lachen, die man sich nur vorstellen kann.
Und ihre ganze Körperform näherte sich nebenbei einem imaginären Idealbild, welches Mensch oder Mann eben so vorzuschweben pflegt - es gibt bestimmte bevorzugte Verhältnisse und Proportionen, die ein jeder als schön empfindet und
es war eigentlich verblüffend, aber Janas Körper mußte sich gar nicht so weit verändern, um diese Proportionen einzunehmen,
das war eigentlich bereits geschehen als ihr Körper auf die 1.65 Meter herausgewachsen war, wobei sich bereits die meisten Asymmetrien gelegt hatten. Nur feine Details wie ihre Grübchen wandelten sich noch zusätzlich wie von selbst.
Jana drehte sich und zog die Hose über den Po straff: "Und was meinst du zu meinem Po - der ist doch eigentlich ganz ordentlich, nicht groß und unförmig, aber auch nicht so klein und zierlich, daß ich nicht bequem drauf sitzen könnte, wenn ich meine Wäsche zusammenlege, und bestimmt wäre das auch schon für einen Prinzen recht angenehm, wenn ich damit auf seinem Schoß sitzen würde. Vielleicht also nur ein wenig - erotischer - vielleicht?" sie lachte die Prinzenfee bittend an und es zog nur ganz leicht an ihrem Po, als dieser sich nur ein wenig formte, denn das ging wirklich nicht viel besser zu machen.
"Und hör meine Stimme, wenn ich singe", meinte sie, "ist sie nicht viel zu schräg und trifft die Melodie nur schlecht?
Ach könnte ich doch singen mit samtweicher Stimme, die Melodie immer treffend und meinen Prinzen mit schönen Weisen betören."
Die Prinzenfee mußte einräumen, mit der Treffsicherheit bei der Melodie gab es schon Verbesserungsbedarf, doch war ihre
Stimme ansonsten eigentlich samtig weich und beruhigend, daß es ein Genuß war, sie hätte sie nur auch so zum Singen verwenden müssen.
Und so erwiderte die Prinzenfee: "Mit deiner Stimme ist alles völlig in Ordnung. Du brauchst deine Stimme nicht heben und mühen, singe mit deiner vollen, echten Stimme und deiner normalen Tonlage und folge der Melodie, die du doch im Kopf hast, vertraue darauf, statt vorzugeben, eine ganz andere Stimme zu haben. Denkst du wirklich, mit so einer schrillen, hellen Stimme würdest du bei einem Prinzen länger durchkommen? Der würde dir doch recht schnell den Mund verbieten - was schade wäre, wenn du ihm nicht einmal sagen dürftest, was du denkst."
Jana aber schloß gehorsam die Augen lauschte tief in sich hinein auf die Melodie und ließ sie dann einfach durch ihre Stimmbänder und ihren Mund ruhig wie einen gemächlichen Bach hinausfließen, dahinplätschern - und wirklich, das hatte sie selbst gemacht und es klang richtig und schön, wohl längst nicht so hell und grazil, wie sie gedacht hätte, daß es klingen sollte, dafür aber jetzt richtig und kräftig und aus ihr selbst heraus und sie war zufrieden mit sich und froh darüber, daß die Prinzenfee sie dazu gebracht hatte, sich selbst zu vertrauen und sie selbst zu sein, statt etwas zu ändern, so wie sie es eigentlich geplant hatte.
Und so ging es weiter mit zahlreichen anderen Details, Mund, Nase, Wangen, Ohren, Augen. Doch meist passierte bei diesen Details gar nichts oder nicht viel und Jana war trotzdem zufrieden mit dem Ergebnis der Diskussion, nachdem die Prinzenfee ihre Aufmerksamkeit darauf gelenkt hatte, was und wie sie wirklich war. Der Prinzenfee gelang es recht schnell und elegant, die Vorzüge von Janas eigener Gestalt in den Vordergrund zu stellen, statt sie zu etwas gänzlich Anderem, vielleicht auch Schönem zu leiten, was aber nicht ihrem Selbst entsprochen hätte.
Als sie fertig waren, sah sich Jana aber doch deutlich verändert und betrachtete sich im Wasser wie jemand anderen, was aber im großem Maße daran lag, daß sie sich jetzt selbstbewußter anschaute, zu einer anderen Sichtweise auf sich selbst gelangt war. Sie hatte einen ganz anderen Eindruck von sich bekommen, alles wirkte irgendwie sehr schön herausgewachsen, als hätte sie das bisher nur noch nicht zu zeigen gewagt. Und sie schaute sich lange ihr Konterfei an und auch etwas mißtrauisch, daß das wirklich sie zeigte.
"Unzufrieden? Doch alles falsch?" fragte die Prinzenfee sanft "Noch können wir alles rückgängig machen, wenn du willst."
Jana überlegte noch eine Weile und suchte sich mit ihrem neuen Spiegelbild anzufreunden.
Dann aber stand sie entschlossen auf, eine nach der allgemeinen Konvention schöne junge Frau, deutlich verändert, doch
irgendwie hatte Paul es auch hinbekommen, daß noch viel von ihr zu erkennen war, anders zwar, aber doch noch sie selbst.
Als hätte sich das alles nur aus ihr heraus entwickelt, wie ein Kind, welches eine Phase durchgemacht hatte, um zu einer strahlenden Frau aufzublühen, ohne aber ihr eigenes Ich zu verlieren.
Jana: "Nein, ich denke, so ist es gut, viel besser als ich es mir vorgestellt habe. Ich hatte Angst, daß ich zu dumm bin und alles falsch mache, aber du hast es viel genauer und besser gemacht, als ich es hätte wünschen und ausdrücken können.
Es ist merkwürdig, alles ist anders und doch erkenne ich auch mich wieder, nur anders, verwirrend, aber schön verwirrend. So will ich wie abgesprochen bis zu meinem Geburtstag geduldig darauf warten, doch warte bitte noch ein wenig, bis ich gleich wieder in der alten Erscheinung mit dem Prozeß der Änderung beginnen werde."
Die Prinzenfee war einverstanden und Jana tanzte glücklich über Steg und Gras und genoß die Befreiung von ihrer alten Form.
Die Prinzenfee meinte gutmütig: "Jana, das hat sich aus dir heraus entwickelt, das ist nicht mein Geschick, du siehst nur, was sich aus dir selbst heraus entwickelt hat."
Jana schüttelte vergnügt den Kopf: "Das glaube ich nicht! Das sagst du nur, um mich glauben zu lassen, all das sei ich eigentlich immer gewesen, aber ich kann den Unterschied doch deutlich sehen und spüren und so wie es jetzt ist, scheint es mir richtiger zu sein, besser zu den anderen zu passen."
Die Prinzenfee aber fragte nach: "Ist es hier ein wichtiges Kriterium, besser zu den Vorstellungen der anderen zu passen?"
Jana nickte entschlossen: "Ja unbedingt, denn wer nicht gut in ihre Köpfe und Schubladen paßt, schafft es nicht in ihre Herzen und in ihre Gesellschaft. Ich bin arm und nicht wichtig, ich muß mich anpassen, um zu leben."
Sie schwiegen beide eine Weile betroffen über diese Aussage, die zwischen ihnen im Raum stehenblieb und die Situation zu
beherrschen schien.
"Und wie stelle ich das nun mit dem passenden Mann an? Meinem Traumprinzen?" wollte sie dann wissen
"Ich mag ja nicht von einem Dummkopf geschwängert und verlassen werden und mich damit selbst zu einem noch größeren Dummkopf machen und auch noch mein Kind ins Elend stürzen.
Ich möchte auch nicht von einem Reichen als Geliebte ausgehalten werden, daß mich niemand mehr achtet, nicht einmal ich selbst.
Ich möchte schon einen, der mich liebt und mit dem ich glücklich sein kann, der mir Raum für mich läßt, was ich mag und erreichen möchte."
Die Prinzenfee lachte: "Ja, das ist nun schwierig, Männer werden sich sicher reichlich interessieren, doch den richtigen zu finden? Also wohl immer noch der stramme, stattliche Prinz, der alles rausreißen soll?"
"Naja" lachte Jana "wenn ich so schick daherkomme, steigen doch immerhin meine Chancen, aber ich denke, mein Glück wird jetzt nicht daran hängen, daß es wirklich ein mächtiger und reicher Prinz ist."
Die Prinzenfee erwiderte, einer Eingebung oder Idee folgend: "Also dann warte einfach mal ab, und an deinem Geburtstag sehen wir dann weiter, nichts übereilen und glaube nicht bei jedem stattlichen Bursche daran, daß ich den auf den Weg zu dir gebracht hätte, sondern baue auf dein eigenes Urteil, welches du aber auch kritisch hinterfragen sollst, ob es sorgfältig und ehrlich gefällt ist."
Und so waren sie sich einig. Am Abend nahm Jana wieder ihre alte Erscheinung an und begann ihren langsamen Prozeß der Veränderung bis zu ihrem Geburtstag, einzig ihre Haare bleiben weg und sie streichelte noch nachdenklich über ihre weiche, zarte Haut und durch die Locken ihres dichten, geschmeidigen Haupthaares, als sich die Prinzenfee längst verabschiedet hatte.
Paul hatte sich also wieder auf den Rückweg gemacht und berichtete dann abends, nachdem Hertha ihren Tausch nun endgültig wieder rückgängig gemacht hatte, über die Ereignisse.
"Na du Held, was passiert aber nun an ihrem Geburtstag? Was hast du geplant?" fragte da Hertha gespannt und Paul zuckte die Schultern.
"Aber du magst sie doch." bohrte sie weiter nach.
Paul: "Ja, aber dazu hätte sie sich doch nicht zu ändern brauchen."
Hertha: "Oh hat der feine Herr jetzt Angst, ein anderer könnte sich die Perle nun greifen? Oder hast du Angst, daß du dann nicht mehr gut genug für sie bist? Da hat es dich wohl schwer erwischt - Liebe auf den ersten Blick, was? Kaum hast du ein wenig an ihr herumgemacht und schon Verlustängste?"
Der Feenstab mischte sich ein: "Der Haarfetischist trauert bestimmt noch, daß die Schnecke jetzt glatt wie eben eine Perle ist,
da haart nichts mehr!"
Paul: "Ach nun hör doch auf, sie ist mit und ohne Haare eine tolle Frau, sie ist eben nur sehr unsicher gewesen und ich halte
das alles nach wie vor nicht für besonders schlau."
Hertha: "Aber du distanzierst dich nicht von ihr?"
Paul: "Aber ich entspreche ja nun so gar nicht ihrem Ideal von einem stattlichen Prinzen."
Hertha: "Na Prinz bist du ja schon mal, damit ist das schwierigste Problem gelöst und für den Rest haben wir dann ja noch etwa
ein halbes Jahr, wenn sich deine Jana nicht schon vorher einen stattlichen Burschen anlacht."
Paul: "Was deutest du da an?"
Hertha: "Na was wohl, daß du die Suppe auslöffelst, die du dir eingebrockt hast, du kümmerst dich gefälligst um sie, wenn oder weil dir etwas an ihr liegt!"
Paul: "Ein halbes Jahr, was ist das schon, da wird aus mir kein stattlicher, muskulöser Bursche, der besonders viel hermacht."
Hertha: "Oh, du vergißt, das ich nicht so ein Feenschüler bin wie du, ich kann das wirklich!"
Und mit einem Blitzerazeng sprengte Pauls Körper beinahe seine Kleidung. Plötzlich war er dieser tolle, stattliche Bursche, wo er bislang nie Wert drauf gelegt hatte, doch plötzlich war das wichtig. Er schaute und fühlte sich an, doch das schien ihm alles fremd zu sein.
"Keine Bange" sprach Hertha "wir machen das genau wie bei Jana, zu ihrem Geburtstag bist du genau der tolle Hecht, der ihr
vorschwebt und dann wird alles gut, zumindest wenn du sie noch willst und ihr nicht anderweitig bereits auf Abwege geraten seid, denn auch den anderen Mädels wird da nicht entgehen, daß aus dem zierlichen Paulchen-Püppchen ein stattlicher Paul-Schmetterling geschlüpft sein wird. Und den Jungs wird nicht entgehen, daß auch Jana sich entpuppt hat."
Paul war nicht wohl dabei, aber eine Erkenntnis stieg in ihm auf: "Du hast das alles geplant und mich absichtlich zu ihr geschickt, damit das alles so passiert, du hast uns beide völlig unnötig verändert. Denkst du nicht, wenn ich mich so mit
ihr unterhalten hätte und keiner von uns wäre verändert, das wäre so schlecht gelaufen?"
"Vielleicht" gab Hertha zu "aber das war ja nicht dein Wunschtraum, sondern ihrer. Und schließlich hast du selbst dazu
beigetragen, sie zu verändern. Du hast nicht genau gemacht, was sie wollte, nein, mit Vorsatz, Vorsicht und Liebe zum Detail
hast du viel mehr gemacht, weil du sie magst und sie glücklich sehen wolltest - nur deine Zuneigung zu ihr hat dich dazu befähigt, genau das aus ihr herauszuholen, offen sichtbar zu machen, was an innerer Schönheit ohnehin in ihr steckt.
Dazu aber mußtest du diese Schönheit erkennen. Und nicht nur das, du hast nicht irgendeine hübsche Dirne aus ihr gemacht,
du hast das zur vollen Blüte entwickeln lassen, was an Potential ohnehin in ihr gesteckt hat - du hast sie auf den Weg zu dieser Entwicklung geschickt, nicht weil es dein Wunsch war, sondern weil alles in dir danach strebte, ihren Wunsch zu
dem zu formen, was sie bereits ist oder aus sich heraus werden kann.
Also reg dich nicht auf! Um das Glück zu vollenden, mußt du in einem halben Jahr nur noch bei ihr als stattlicher Prinz auflaufen und die Geschichte ist gut abgeschlossen. Um so ein toller, eindrucksvoller Hecht zu werden, schließt du dich Günther und Addalbert an - also nur beim Sport natürlich - und dann wird das!
Jetzt habe ich es aber eilig, das wird schon mit euch beiden. Was denkst du, was das arme Mädel machen soll gegen die gesellschaftliche Konvention? Es ist wie es ist und so und mit dir wird sie gut und glücklich durchs Leben kommen, sie wird dir schon zeigen, wo es langgeht. Achso, bevor ich das vergesse" so reichte sie ihm einen Zettel "das recherchierst du in der Zwischenzeit mal schön sorgfältig über ihre Eltern, damit die Angelegenheit nachher auch glatt über die Bühne geht."
Und Hertha fuhr fort: "Und noch eins, was schon einst die großen Helden sangen, weswegen es wohl wahr sein mag: Die Zeit heilt alle Wunder!"
So verabschiedete sich die Fee Hertha recht zügig und ließ den Prinzen Paul in alter Form am See zurück.
Und so im Gehen, wandelte sich sich von der alten Fee mit jedem Schritt in eine unglaubliche Präsenz einer wunderschönen
jungen, nein mehr komplett zeitlosen, ewigen Fee, die alles zu überstrahlen vermochte.
Hatte Paul sein eigenes Spiegelbild als Prinzenfee schon als atemberaubend empfunden, so traf ihn dieser Anblick noch ungleich heftiger, was für ein Wesen! Was für ein Abgang!
Sie drehte sich noch einmal zu Paul um und kniff ein Auge zu, bevor sie verschwand.
Von wegen, alt und erschöpft, Hertha hatte ihm die ganze Zeit etwas vorgespielt - oder hatte sie sich wirklich hier am
See nur so gut erholt, daß sie wieder aussah, als könne ihr die Ewigkeit nichts anhaben, als sei sie der Fluß der Zeit
selbst und nicht nur der harte Fels in der Brandung.
Paul grub sein Gesicht in die Hände und sorgte sich.
Was hatte er bloß angestellt?
Warum hatte er es bei der ersten Begegnung mit der Fee nicht bei einer einfachen, höflichen Konversation belassen,
warum war er nur so übermütig gewesen und hatte die Herausforderung, die Gefahr geradezu gesucht?
Schließlich stand er aber auf und bedachte sich, was wirklich geschehen war und zuckte schließlich die Schultern "warum eigentlich nicht?"
Und wie es entschieden war, so geschah es auch, Jana wuchs und entwickelte sich noch einmal prächtig und auch Paul veränderte sich.
Jedes Mal, wenn Jana ihr Spiegelbild im See sah, wenn sie über ihre glatte Haut streichelte, schüttelte sie verwirrt den Kopf. War das alles wirklich passiert oder blühte sie einfach so auf, wie eine Knospe, die sich endlich entschlossen hatte aufzugehen? Erschrocken hatte sie festgestellt, daß die Jungs begannen, sich nach ihr umzudrehen. Irgendwann begannen diese, sie sogar anzusprechen. Doch Jana war vorsichtig. Sie wartete nicht oberflächlich auf einen tollen Prinzen, aber irgendeinen Kerl wollte sie auch nicht, der sie nicht verstand. Sie zweifelte längst, ob das alles richtig gewesen sei? Hatte die scheinbar böse Fee ihr doch einen Streich gespielt, indem sie ihr den Fluch der Schönheit gegeben hatte? Oder war es doch ein Segen - hatte sie nicht erst jetzt die Chance, ihren Traummann zu finden? Würde dieser sie nicht erst jetzt ansprechen? Doch wie sollte sie diesen erkennen unter all den Verehrern, die sich nun irgendwie ansammelten? Ja, sie war jetzt keine Einzelgängerin mehr, doch was brachten ihr all diese plötzlichen neuen Freunde, die nur an ihrer neuen oberflächlichen Form hingen? Sie hatte sich doch gar nicht geändert, die mochten sie doch nur, weil sie plötzlich mehr ihrem Ideal von Schönheit entsprach. Sie hatte genau gespürt und verstanden, die Fee hatte sie auch so schön und attraktiv gefunden, wie sie war. Überhaupt, von dieser fühlte sie sich verstanden, dieser war sie zugeneigt und das verwirrte sie.
Und dann kam der freche Peter - eines Tages hatte er Jana einfach einen Kuß geraubt, die sich gar nicht wehren konnte und der ganz schwindelig wurde. Doch war Peter wirklich ihr Prinz oder nur ein weiterer kleiner Gauner, der ihr Herz ausrauben wollte? Er umgarnte sie mit Charme und sie war schon sehr beeindruckt von ihm. Über den frechen Peter vergaß sie noch ihren Traum vom Prinzen. Und der würde ja sowieso nicht kommen, also warum nicht der Peter, war das nicht ein guter Mann? Sie ließ sich seine Schmeicheleien gern gefallen und lächelte lieb zurück und ihr Herz hüpfte, wenn er vorbeikam und ihr in süßesten Worten schmeichelte, daß sie es sich dann sogar gern gefallen ließ, daß er ihr noch ab und an diesen oder jenen Kuß raubte. Und seine Küssen waren heiß und heftig und ungestüm, daß Jana immer ganz durcheinander geriet, was sie sowohl intensiv genoß als auch beängstigte. Sie traute sich selbst nicht ganz.
Und seine Umarmung wurde immer kräftiger und entschlossener. Sollte sie seinem Drängen nachgeben, das heftige fordernde Pochen zwischen ihren Unterleibern nicht länger ignorieren und sich ihm hingeben? So gern war sie nicht mehr einsam und wollte sich geborgen fühlen, hatte sich im Grunde bereits entschlossen, ja der Peter war in Ordnung, der Richtige für sie. Der Traumprinz? kam ja doch nicht!
Worauf also noch warten, besser der Peter im Arm als dumme Flausen im Kopf, dachte sie eines abends entschlossen, als es wieder zur Stadt zurück ging. Der Peter traute sich was und bot ihr (!) seine Gesellschaft und Zuneigung an!
Doch was war das, was sie da im Dämmerlicht unter der Brücke sah? War das nicht ihr Peter und wer war da bei ihm?
Lagen sie sich nicht in den Armen? Jana wankte, aber sie mußte es wissen. Die saubere Wäsche beiseite gelegt
schlich sie hinzu und erkannte sie. Der Peter küßte die süße Josephine! (die nicht nur so hieß, weil sie auf dem Markt
den guten Honig der Bienenvölker ihres Elternhauses feilbot) Und wie er sie küßte! Heftig, wild und ungestüm, daß es Jana
Angst und Bange wurde. Und wie die Josephine sich an den frechen Peter klammerte und sie sich gegenseitig
die Kleider durchwühlten!
Jana schwindelte bei dem Anblick, wie konnte das sein?
War das ein böser Wahn? Jetzt wo sie sich schon für Peter entschieden hatte.
Wie konnte er hier wühlen und küssen und gleichzeitig sie umwerben und für sich einnehmen?
Wie hatte sie sich so täuschen lassen können?
Trocken kratzte ihr Hals.
Doch da pausierten die beiden und Peter - ihr Peter! - hub an zu einem Liebesschwur in den Armen der süßen
Josephine! Wie konnte er das tun?
Jana wurde beinahe schwindelig und es nahm ihr den Atem, ihr Herz sprang fast
aus der Brust! Vor Scham wollte sie versinken, und diesem wollte sie ihre Liebe, ihr Leben schenken!
Dieser aber küßte die Josephine weiter und wirbelte nur so durch ihre Kleider mit seinen Fingern, die nun
Josphines und nicht ihre Haut erhitzten im wilden Spiele. Jana wollte fliehen, doch sie konnte sich nicht
bewegen. Peter kniete sich hin und fuhr mit dem Kopf unter Josephines Rock und schon blitzte Josephines
Höschen an den Fußknöcheln und diese stöhnte und drückte ihre Hände so fest auf ihren Rock und damit Peters Kopf
immer heftiger in ihren Schoß, daß Jana Sterne vor den Augen tanzen sah. Aber damit nicht genug, als
die Josephine schon ganz beglückt und benommen war, ja gerade ihren Höhepunkt der Freude erreicht hatte,
schlüpfte der freche Peter blitzschnell unter ihrem Rock hervor und mit derselben Bewegung aus seiner
Hose und schob den Rock hoch und zögerte nicht, sein Instrument der Lust ohne Rücksicht grob in ihren
Leib zu stoßen, daß Josephine aufschreihen wollte, doch sogleich hatte Peter ihre Lippen mit den seinen
geschlossen. Josephine zappelte, aber das machte Peter nur noch wilder, der arbeitete mit schnellen Stößen
in ihr und hielt, küßte, drückte und knetete sie alles in einem. Jana wollte Josephine zur Hilfe eilen,
doch sie war erstarrt und konnte nur schauen und schauen, bis alles vorbei war.
Peter ließ von Josephine ab, die an der Wand unter der Brücke stand, zog seine Hose wieder hoch, dann
mit sicherem Griff auch Josephines Höschen wieder unter ihren Rock hoch, gab dieser noch einen
Kuß auf die Wange und einen Klaps auf den Po und verabschiedete sich lachend: "Bis Morgen, wenn du magst! ..."
Jana stand noch erstarrt, als Josephine bereits mit etwas breitbeinigem Gang wie benommen gegangen war.
Dann ging auch sie, wieder in sich zusammengesunken und verloren.
Peter und Josephine ging sie aus dem Weg. Als Peter ihr doch wieder auflauerte, um sich erneut bei ihr
einzuschmeicheln, wies sie ihn aber weg, ohne Gründe zu nennen, wohl aber zeigte sie erst ihre Faust und
dann auch den mittleren Finger vor.
Jetzt verhüllte sie sich ganz, nicht nur wegen der kühleren Herbsttage oder des herannahende Winters, sondern
weil sie sich einsamer und betrogener als je zuvor fühlte.
Sie war dumm gewesen. Peter? Sie hatte sich täuschen, enttäuschen lassen und nur durch einen Zufall
hatte sie rechtzeitig von dem Betrug erfahren. Aber - und da stand sie schon wieder stark und aufrecht da -
zwar was sie betrogen, doch war das nicht ihre Schuld, ihr Versäumnis gewesen. Peter war ein schlechter
Mensch, schlecht zu ihr und wohl noch mehr zu Josephine, denn wie sie sich auch umhörte, die beiden
zeigten sich nicht öffentlich zusammen als Paar, stattdessen hatte Peter anfangs auch sie weiter belagert,
doch das war nun vorbei.
Allerdings, so mußte sie einräumen, hatte sie wohl auch gesehen, wie Peter und Josephine wohl auch wieder
heimlich unter die Brücke schlichen, was sie aber keineswegs weiter verfolgen wollte, jedenfalls schien
Josephine sich arrangiert zu haben oder mit ihrem Verhältnis einverstanden zu sein, so daß sie sich
nicht weiter sorgte und kein so schlechtes Gewissen mehr hatte, daß sie dieser damals nicht hatte
beistehen können, vielleicht hatte sie Josephines Verhalten ja auch falsch interpretiert.
Was da zwischen Mann und Frau vorging, schien ihr auch noch ein bizarres Rätsel zu sein, wo sie
einräumen mußte, daß jedenfalls sie selbst nicht beurteilen konnte, ob Josephine den frechen Peter
im Griff hatte oder dieser sie oder ob nichts von alle dem zutraf und sich das alles nur irgendwie
entwickelt hatte, gänzlich wild und unkontrolliert.
Sollte der freche Peter sich jedenfalls noch einmal an sie heranwagen, würde sie ihm zeigen, was sie ihm Waisenhaus gelernt hatte und dann würde es lange dauern, bis Peter wieder einen Drang verspüren würde, der süßen Josephine oder einer anderen unter den Rock zu fahren.
Irgendwie hing sie dann nur noch an der einen Aussage "an deinem Geburtstag sehen wir dann weiter" - würde sie die Fee wiedersehen? Wäre es möglich, das alles wieder rückgängig zu machen? Ja, es war ein Fehler gewesen, sie war dumm und oberflächlich gewesen. All die Verwirrung war ihre eigene Schuld, ihre Entscheidung, nicht die Schuld der netten Fee, die nur ihre Wünsche erfüllt hatte - aber wie könnte sie nun wissen, ob ein Bursche sie selbst liebte oder nur auf ihren Körper gierte? Wie könnte sie jetzt noch den tollen Prinzen finden, der wirklich sie liebte und nicht nur ihre veränderte Form? Sie war dumm gewesen und hatte jetzt Angst, den Folgen nicht gewachsen zu sein. Sie kam sich so dumm, oberflächlich und schmutzig vor, was sie gesehen und erlebt hatte, konnte sie doch mit keiner Seife wieder aus ihrem Gedächtnis waschen.
Sie zog sich zurück, noch mehr als zuvor und hüllte ihren neuen Leib ganz ein, um sich nicht zeigen zu müssen. Sie war einsamer als zuvor und zeigte sich nur ab und an den anderen Frauen, die nun nicht mehr über sie lästerten und nur staunten, wie sich ihr Gesicht, ihre Haltung auch in den letzten Wochen vor ihrem Geburtstag noch veränderten, denn mehr konnten sie ohnehin unter ihrer weiten Kluft nicht erahnen.
Jana aber wartete, fieberte dem Geburtstag entgegen, was würde passieren? Würde überhaupt noch etwas passieren?
Paul aber wurde mit den Monaten Angst und Bange, seine Statur näherte sich der seines älteren Bruders, und das
hatte neben Herthas Zauberei auch ganz plausible Gründe:
Er hing nun mehr mit Günther und Adalbert herum und arbeitete konzentriert.
Günther und Adalbert hatten ihn zu ihrem Trainingsprogramm eingeladen und der machte mit beim Sport,
was sie sonst noch trieben, ging ihn nichts an.
Sie machten zusammen Sport und trainierten intensiv, liefen auf Ausdauer, kletterten an den Felsen, bis das
Kreuz breit und die Finger stark wie Stahlklammern waren, schwammen in allen Stilen bis zum kompletten Erschöpfung
und dann noch ein Viertelstündchen länger, was eben so zu tun ist, um die
Muskeln zu bilden und zu stärken. Und Günther und Adalbert zogen ihn ebenso entschlossen wie
erbarmungslos mit. Sie schleiften ihn regelrecht wie einen Rohdiamanten.
Jede Übung mußte er mitmachen und er bekam zusätzlich noch Aufgaben, die er erfüllen mußte.
Wie besessen trainierten sie ihn, als ginge es darum, daß er irgendeinen Wettkampf gewinnen müßte.
Erst langsam begriff Paul, warum sich auch Adalbert mehr für ihn zu interessieren begann, aber das ging nicht.
Günther und Adalbert waren lange ein Paar, nicht nur Freunde und das war schon verrückt, Günther, der Frauenschwarm,
der begehrte Junggeselle, der tollste Prinz überhaupt, der Traumprinz für so viele Frauen war mit Adalbert zusammen,
der zugegebenermaßen auch allerhand hermachte.
Nur ihre Eltern durften nicht erfahren, was die beiden sonst noch nach Feierabend miteinander trieben.
Für Paul war das in Ordnung, jedem das Seine oder den Seinen. Er jedenfalls hatte andere Präferenzen, die aber
derzeit etwas verrückt spielten.
Ein prächtiger Bursche stand da nun vor seinem Spiegel und guckte ihn zweifelnd an. War das wirklich er selbst? Was hatte Hertha nur angestellt? Was hatte sie sich dabei gedacht? War sie vielleicht doch eine Hexe und keine Fee? Nun kicherten schon die Mädels hinter seinem Rücken und flüsterten, gut das taten sie früher auch, aber aus anderen Gründen, nun lächelten sie ihn an und nicht über ihn - und das war wirklich beängstigend. Doch noch beängstigender war, was dabei in seinem Kopf vorging und in seiner Hose. Das fühlte sich an, also könnte er sie sich alle nacheinander vornehmen. Seine Hormone spielten verrückt und er überschätzte sich völlig, zu viel Blut im Glied, zu wenig im Hirn? Das war schrecklich peinlich und er versuchte einen weiten Bogen um diese Mädels zu machen.
Wie schwer fiel es ihm doch, diese oder jene, die sich mal heimlich des Abends in sein Zimmer geschlichen hatte, höflich wieder hinauszukomplementieren. Aber er schaffte es und ließ sich nicht darauf ein - Würde, Kontemplation und Askese dachte er immer und wirklich, auch sonst hatte sein Leben mehr Ordnung und Disziplin bekommen.
Eines Abends aber kam es zur größten Krise für Paul, denn es ergab sich eine Gelegenheit,
die er noch vor einigen Monaten herbeigesehnt hätte.
Da war Beatrice im Schloß, eine Hausangestellte, vielleicht zwei Jahre älter als Jana,
sehr reizvoll und ein wenig schüchtern, dafür sehr diszipliniert und gewissenhaft,
welche er früher gerne beobachtet hatte, was hieß hier früher, das war gerade mal,
bevor er Jana kennengelernt hatte.
Die schüchterne Beatrice aber reagierte damals natürlich nicht auf sein freundliches Lächeln und
hielt sich auch sonst sehr bedeckt und korrekt, anders als einige andere der Mädels,
die das kichernd schon mal etwas lockerer sahen, jedenfalls wenn es nicht gerade um ihn ging.
Also damals bei den Mädels keine Chance und bei der wunderbaren, zarten Beatrice erst recht nicht.
Jetzt aber wurde Beatrice rot, wenn sie zufällig aneinander vorbeigingen. Paul war erwachsener geworden
und er nickte ihr höflich und mit Respekt zu, statt sie heimlich zu beobachten.
Und so dachte sich Paul, alles sei in Ordnung.
Das war es aber offenbar nicht mehr für die zurückhaltende Beatrice.
Denn diesen Abend war es die wundervolle Beatrice, die mit gesenktem Blick in seinem Zimmer stand,
als er nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad kam, um sich schlafen zu legen.
Paul war das etwas peinlich.
Er dachte, sie sei beauftragt worden, um das Bad hinter ihm aufzuräumen.
Aber Beatrice stand nur leicht zitternd da, hielt den Blick gesenkt und lief rot im Gesicht an.
Offenbar hatte sie schlichtweg vergessen zu atmen.
"Beatrice" sagte Paul ganz sanft aus ein paar Metern Entfernung, um dieser keinesfalls nur mit einem
Handtuch bekleidet zu nahe zu treten oder gar zu erschrecken.
Beatrice brauchte noch zwei Sekunden, bevor sie sich rührte,
schaute ihn dann erst nur mit ihren scheuen Blick so von unten herauf an wie ein ein kleines, süßes Hündchen.
Und Paul konnte es nicht verhindern, das Handtuch spannte sich.
Und dann geschah irgendwie alles gleichzeitig, die Erektion riß ihm das Handtuch vom Leib, unmittelbar
nachdem Beatrice auf ihn zugelaufen kam.
Diese aber umarmte den nackten Paul mit ihrem sanften, unsicheren Griff trotzdem und drückte ihn an sich,
daß seine pulsierende Erregung deutlich zwischen ihren Körpern eingeklemmt aufs Peinlichste spürbar war.
Bevor Paul noch denken konnte, was nicht so einfach ist, wenn viel Blut im Glied und wenig im Kopf ist,
hatte er Beatrice auch schon umarmt, die süße, die wunderbare Beatrice lag endlich in seinen Armen
und er drückte sie fest an sich, das sie entzückt seufzte.
Ihre Lippen streiften scheu seine Wange, als sie ihren Kopf auf seine Schulter legte, während sie auf Zehenspitzen stand.
Paul war aufgeregt, alles war aufgestaut, der ganze Druck über die Wochen.
Beatrice umklammerte ihn und drängte ihn rückwärts, oder zog doch er sie? Es ging alles durcheinander,
er taumelte und sie fielen gemeinsam aufs Bett.
Beatrice hatte die Augen geschlossen und ihre Lippen zitterten.
Paul konnte nicht widerstehen und preßte die seinen dagegen.
"Oh welche Lust, wie weich, wie heiß" dachte er und es wurde feucht zwischen ihre Lippen und wie
drängte nun seine Zunge gegen ihren zarten Mund, doch sie traute sich nicht und hielt ihn fest verschlossen,
daß Paul begann, mit der Zunge und den Zähnen mit ihren Lippen zu spielen.
Beatrice atmete schwer, lag zwar auf ihm, doch sie bewegte sich nicht oder kaum, aber all das reichte,
damit ihre Körper sich aneinander rieben, daß man es knistern zu hören glaubte.
Paul drehte sich nun mit ihr, bedeckte ihr Gesicht und die geschlossene Augenlider mit seinen Küssen.
Beatrice lag nur ergeben da und er öffnete die oberen Knöpfe ihrer Bluse und
naschte gierig von ihrem heißen Schweiß, der ihr vor Angst und Erregung über den Busen zu perlen begann.
Die Bluse war auf und das Hemdchen hochgeschoben, schnell waren Bauch und Brüste über
und über mit seinen Küssen bedeckt, gefolgt von weiteren zärtlichen Küssen, welche dann auch bis ganz hinunter
reichten, als Paul auch noch ihr Höschen runter beiseite schob und so Beatrices empfindlichste Stellen mit den
Lippen zärtlich koste, daß Beatrice überraschend schnell wild aufstöhnte und sich unvermittelt aufbäumte.
Dann lagen sie nebeneinander, zitternd und doch heiß.
Beatrice lag immer noch starr und mit geschlossenen Augen und Paul mit Reue, das hätte nicht passieren dürfen.
Nach einer ganzen Weile wagte es Beatrice zu blinzeln.
Paul streichelte zart gleich ihre Wange und flüsterte "Es tut mir sehr sehr leid, wir hätten das nicht tun
sollen!"
Beatrice schluckte und nickte "Es tut mir leid, daß ich mich in dein Zimmer geschlichen habe.
Es ist alles so anders, so verwirrend. Bitte, bitte ich bin dumm gewesen, bitte verzeih mir, nie
hätte ich dich so bedrängen dürfen."
Paul fuhr mit den Fingern durch ihr Haar - "ich meine, vor einem halben Jahr, da wäre ich glücklich
gewesen, doch jetzt bin ich nur verwirrt und fühle, daß es falsch ist. Beatrice, gute, liebe, bitte
sei mir nicht böse, aber es geht nicht. Mittlerweile habe ich andere Hoffnungen und Wünsche, so daß
es mit uns nicht gehen kann!"
Beatrice schien erleichtert aufzuatmen, als hätte sich noch einmal Glück gehabt, wie ein Kind,
welches nach einem dummen Streich mit einem harmlosen, aber gerechten Klaps auf den Po noch einmal davonkommt.
Gleichzeitig aber wirkte sie, als fühle sie, als habe sie schlimme Dinge verbrochen, die nie wieder
gut zu machen seien.
So wollte sie verschämt aufstehen, um nicht länger lästig zu fallen?
Doch das Erlebnis schien sie noch immer unsicher zu machen.
Paul hielt ihren Arm.
Beatrice flüsterte: "Bestimmt werde ich dir nicht wieder lästig fallen, bitte, bitte
nicht böse sein über mein ungebührliches Verhalten."
Und so bedeckte sich Paul und sein noch immer so stark erregtes Glied, daß es ihn schmerzte, weil es keine Entspannung
hatte erlangen können wie Beatrice.
Er ließ die verwirrte Beatrice sich noch ein wenig erholen,
die sich wieder ganz ordentlich zugeknöpft hatte und wieder schüchtern und mit erhitztem roten Kopf zu Boden blickte.
Paul zog sich etwas über, während Beatrice ganz gerade und korrekt auf dem Bettrand saß, als erwartete
sie ergeben ihr Urteil und wagte es nicht, sich zu bewegen, wagte es kaum zu atmen.
Paul kniete sich zu ihr herunter, daß sie ihn ansehen mußte. "Liebe Beatrice, geht es wieder?"
Beatrice nickte ein wenig und flüsterte: "Darf ich gehen? Als sei das gar nicht passiert? Bitte..."
Paul versuchte, sie wieder in geordnete Bahnen zu bekommen:
"Du darfst nicht denken, daß du etwas falsch gemacht hast oder deine
Bedürfnisse nicht angemessen sind oder daß das, was du gefühlt hast, falsch und unmoralisch ist.
Mit dir ist bestimmt alles in Ordnung, nur bin ich nicht der richtige Partner dafür! Du solltest dich
in aller Ruhe nach jemandem umschauen, der wirklich dich mag und mit dir zusammen sein kann und will und
mit dem du glücklich werden kannst, dann wird nichts unangemessen oder falsch sein, wenn es euch dabei gut geht.
Es tut mir leid, daß ich nicht der Richtige für dich sein kann, denn ich schätze dich sehr und gönne es dir,
glücklich zu werden, doch meine Hoffnungen führen mich auf einen anderen Weg, dem ich folgen muß."
Beatrice nickte scheu und sie schien ihre Fassung langsam wiederzugewinnen.
Nach einer Weile, als sie sich weiter beruhigt hatte, daß sie zu gehen bereit war, nahm Paul ihre Hand und begleitete sie zur Tür: "Keine Bange, daß du bei mir warst und was geschehen ist,
bleibt unter uns, nie werde ich deinen Namen nennen, nehmen wir an, du warst eigentlich gar nicht hier?
Ist das in Ordnung? Ich will doch nicht, daß du Angst hast oder es dir deswegen schlecht geht!"
Beatrice blickte sehr erleichtert und wohl auch dankbar für dieses Angebot, der Situation zu entkommen, auf
und nickte vorsichtig und zustimmend und ging langsam den Flur entlang davon.
Paul aber eilte in den Übungsraum und boxte verbissen die ganze Nacht seine Knöchel an einem
hängenden Sack blutig.
Und die Zeit ging dahin, nur zäh und quälend wie Pech und Paul litt und Beatrice ward fortan noch viel korrekter und zurückhaltender als zuvor. Wenn sich die beiden zufällig auf dem Gang begegneten, nickten sie sich höflich, freundlich und ganz korrekt zu wie es sein sollte, wenn man miteinander bekannt ist, aber es partout keinen Grund gibt, in diesem Moment auch nur ein Wort herauszubekommen. Aber das ging nach ein paar Tagen besser und flüssiger. Beatrice hatte sich besser im Griff und stürzte sich in die Arbeit - und da war sie ohnehin schon eine der besten und zuverlässigsten, die es im Schloß gab.
Also zäh und quälend wie Pech ging die Zeit bis zu Janas zwanzigstem Geburtstag dahin, während Paul verbissener als noch zuvor trainierte und den inneren Druck herauszuschwitzen versuchte, der aber in ihm trotzdem weiter kochte.
Zu Janas Geburtstagstermin nahm Paul frei und machte sich auf den Weg.
Sollte er gleich in ihre Stadt?
Er entschloß sich, an ihrem Geburtstag zu ihrer Waschstelle zu gehen.
War sie da?
Feierte sie in der Stadt mit neuen Freunden?
Wie hatte sich die äußere Veränderung auf ihr Innnerstes ausgewirkt?
Paul sorgte sich um sie, irgendwie war es ja doch seine Verantwortung, obwohl er das nicht gewollt hatte, sondern
es ihre Wünsche waren, die sich nun umgesetzt haben mußten. Und doch war er es gewesen, der ihre Wünsche erfüllt hatte,
oder war es doch Hertha gewesen, die durch ihn ihren Schabernack mit ihnen gespielt hatte?
Wer konnte da jetzt schon noch unterscheiden, was sich einfach so entwickelt hatte und was durch
Hertha bewirkt worden war?
Hertha hatte von den Helden gesprochen, die meinten, daß die Zeit alle Wunder heile - und wahrscheinlich hatten die recht...
Inzwischen war tiefer Winter und Paul wurde klar, daß Jana wohl nicht an ihrer Sommerwaschstelle sein würde, also eine dumme Idee eigentlich, dort zuerst nach ihr zu suchen, doch er blieb trotzdem dabei. So näherte er sich der Stelle durch den Schnee.
Auf dem Steg stand wirklich eine Gestalt, in einem dicken, weiten, einfachen Mantel, die reglos stand und aufs Eis
hinausblickte. War sie das? Er schritt heran, auch er hatte sich in einen praktischen, einfachen Mantel
gehüllt. Erschreckt fiel ihm erst jetzt ein, daß sie ihn so ja gar nicht erkennen konnte, sie kannte ja nur
den Feenprinzen, nicht ihn, den Paul, wie er heute war. Und er war ganz unsicher und wollte schon beinahe
beschämt wieder umdrehen, doch sie hatte wohl schon das Knirschen des Schnees gehört und sich ruckartig,
aber mit großartiger Eleganz herumgedreht.
Sie schaute ihn an.
Er schaute sie an.
Stille.
Paul fragte unsicher: "Jana?"
Sie sagte zunächst nichts und schaute ihn nur an, ließ aber dann die tief ins Gesicht gezogene Kapuze fallen, was ihn das Gleiche tun ließ.
Paul war ganz ergriffen von ihrem zauberhaften Wesen und sein Herz schlug wild, als er sie endlich wiedersah.
Jana aber blickte in das Gesicht eines stattlichen, starken Burschen, zu dem sie sich hingezogen fühlte, als kenne sie diesen bereits gut aus ihren Träumen oder einer früheren, angenehmen Begegnung.
Endlich antwortete sie: "Ja, die bin ich, wer bist du? Irgendwie kommst du mir vertraut vor und doch habe ich dich noch nie gesehen."
Paul erwiderte unsicher: "Oh das ist eine längere Geschichte, wenn du erlaubst, würde ich sie dir beichten.
Ich hoffe, es geht dir gut?"
Jana zögerte: "Ich weiß nicht so recht, wie es mir geht. Es solle mir gut gehen, doch bin ich sehr verunsichert,
um so mehr, als plötzlich jemand hier an diesem Ort erscheint, nicht einmal jene Person, die ich vielleicht
erhoffte erwarten zu können. Aber wo du schon einmal hier bist, erzähl deine Geschichte, ich denke, ich habe Zeit,
mehr als ich wohl möchte."
So erzählte Paul die ganze Geschichte bis zu dem Punkt, wo sich die Fee verabschiedete, und Jana hörte ruhig zu.
"So, eine ganz andere Fee hat uns das also eingebrockt?" kommentierte sie erst, als er geendet hatte.
"Und du hast mich wirklich schon gemocht, bevor ich verändert wurde?"
Paul: "Ja!"
Jana: "Und was der Feenstab behauptet hat - lag das nur an den Haaren?"
Paul: "Nein, irgendwie schon überraschend interessant, aber letztlich nicht entscheidend für die gefühlte Nähe und Zuneigung."
Jana: "Na, die Haare sind ja nun auch weg. Das ist also in Ordnung?"
Paul: "Ja, deswegen solltest du dich nicht sorgen."
Jana: "Und was der Feenstab behauptet hat, daß die knabenhafte Gestalt besonders attraktiv gewesen sei?"
Paul: "Das hatte ich diesem bereits erläutert, ich habe da keine Neigung zum gleichen Geschlecht, aber auch keine Phobie, die solche Merkmale gleich als abstoßend bewerten würde. Und du? Du hast dich zu jener zauberhaft schönen Fee hingezogen gefühlt, die ich dargestellt habe, gib es ruhig zu!"
Jana Gesicht nahm deutlich an Farbe zu: "Was soll ich sagen - ja - und das hat mich selbst erstaunt und verunsichert. Obwohl, wenn es eine Freundin gegeben hätte, eine die mich wirklich gemocht hätte, da hätte ich doch auch nicht gezögert, sie inniglich zu umarmen und zu Boden zu küssen. Aber ich glaube jetzt nicht, daß das heißt, daß ich da jetzt an sich in der Ausrichtung besonders interessiert wäre. Aber niemand mochte mich wirklich, ich mußte mich immer irgendwie allein durchschlagen. Nimmt es da Wunder, daß wenn eine zarte, engelsgleiche Fee daherkommt, mir ruhig und geduldig zuhört, für mich da ist, daß ich mich zu ihr hingezogen fühle?"
Paul: "Also gut, aber nur mal so hypothetisch, bin ich dir in meiner jetzigen Gestalt lieber oder in jener Feengestalt?"
Jana: "Oh die Fee war so distanziert, würdevoll, kontemplativ und asketisch. Nie hätte ich gewagt, da Hand anzulegen.
Du bist da schon viel handfester und realer."
Dabei faste sie sanft seine Hand und er erwiderte den leichten Druck.
Paul: "Also die jetzige Gestalt, ist ja in der Hertha-Ausführung auch mehr der stattliche Prinz aus deinen Träumen..."
Paul lachte sie an und Jana mußte auch schmunzeln:
"Gut, ich bin in den letzten Monaten zu dem Ergebnis gekommen, daß ich ziemlich doof war, weil ich mir das alles gewünscht habe! Wobei ich jetzt keinesfalls sagen will, daß ich an deiner jetzigen Erscheinung etwas auszusetzen hätte oder da irgendeine Kritik üben würde."
Paul: "Du bist nicht doof, du warst nur einsam und hast gehofft, dich integrieren zu können, indem du dich an die durchschnittlichen Vorstellungen von Attraktivität angepaßt hast."
Jana: "Also doch doof, wenn du mich auch so magst, warum das Ganze? Hat Hertha uns beide reingelegt?"
Paul: "Immerhin, wir sind wieder zusammen, verändert und doch reden wir noch immer miteinander?"
Jana schaute ihn an "und dank dir kann ich auch noch mit meiner eigenen Stimme singen, und wenn dir meine Stimme nicht gefällt, so bist du doch verantwortlich, denn du hast mich beraten, es so zu lassen."
Und sie begann, eine alte, etwas traurige, aber schöne Melodie zu summen und dann mit ihrer schönen samtenen Stimme
zu singen, daß Paul ganz heiß wurde trotz der Kälte um sie herum. Und er lächelte sie an und gab zu verstehen, wie gerne
er ihr zuhörte.
Als Jana geendet hatte, waren sie noch eine Weile still und ließen die Melodie noch wirken und auch die Winterlandschaft um sie herum, die gut zusammenpaßten, dann fragte Jana: "Und du würdest weiter mit mir reden und mir zuhören, nicht nur, weil das alles passiert ist, sondern weil wir uns wirklich etwas zu sagen haben, weil wir hoffentlich zusammenpassen?"
Paul: "Wenn du magst, können wir uns noch lange und immer wieder unterhalten."
Jana atmete auf, "natürlich möchte ich, so wird doch noch alles gut, vielleicht hat die Fee uns doch nicht betrogen.
Und daß du auch noch ein richtiger Prinz bist - unglaublich!"
Paul: "Mein Bruder ist der Erbprinz, also versprich dir davon nicht zu viel und das Ganze ist sowieso eine Bürde, eine Last, eine große Verantwortung, drum helfe ich ihm wo ich kann."
Jana: "Ich dachte mir, daß du versuchst, deine Sache immer gut zu machen. Diese Monate waren ein Alptraum, wie erleichtert bin ich, daß du da bist, ganz anders als erwartet und doch bin ich so froh."
Paul faßte sich gerührt an den Kopf.
Jana: "Was alles passiert ist, du erinnerst dich an die fesche Susanne, die vom Josef geschwängert und verlassen wurde? Die hat doch noch ihr Glück gefunden, nachdem sie schon fast mit ihrem runden Bauch in der Gosse lag. Ich habe ihr etwas zu essen gegeben und wenige andere ebenfalls, denen es auch schon schlecht ergangen war, doch wir alle, dir ihr halfen, hatten selbst nicht viel. Aber dann hat sich doch der Thomas, ein einfacher, aber ehrlicher Schneider hervorgetraut, der wohl schon immer mehr in Susanne gesehen hatte als andere. Und der hat sich gekümmert und hat sie für sich gewinnen können. Und nun leben sie mit dem Kind und es geht wohl ganz gut.
Die Helena aber hat ihre Beziehung endlich aufgegeben und hat die Stadt verlassen, um woanders etwas Besseres zu finden. Wie wünsche ich ihr nur, daß sie endlich findet, was ihren Bedürfnissen entspricht."
Paul stimmte zu, es sei falsch, daß die meisten Bürger jene so schlecht behandelten, die ohnehin schon am Boden lägen, es sei Zeit, die Menschen dazu zu bringen, mehr Respekt voreinander zu haben und zu helfen, wo Hilfe notwendig sei, ungeachtet der Umstände und der eigenen Ansichten, ob das besonders schlau gewesen sei, was ihre Mitmenschen in Not gebracht habe.
Jana fragte nach einer kurzen Pause: "Und du bist nicht böse, daß Hertha dich meinetwegen verändert hat?"
Paul: "Dir ohnehin nicht und Hertha jetzt nicht mehr, wenn du mich magst, so oder so, im Feenkleidchen und auch als starker Prinz, was kann ich da noch sagen?"
Jana lachte erleichtert "also versuchen wir es als Paar?"
Paul: "Ja sehr gern! Doch sollte ich wohl vorher noch erzählen, was noch passiert ist, damit du eine Entscheidung unter Berücksichtigung aller Fakten treffen kannst."
Und so erzählte Paul auch deutlich beschämt, aber ehrlich, was mit Beatrice passiert war, ohne aber ihren Namen preiszugeben, weil er mit dieser ja vereinbart hatte, daß eigentlich gar nichts passiert sei.
Jana wurde unruhig bei der Geschichte und fragte dann, ob dieses Mädchen immer noch im Schloß arbeite, und
Paul bestätigte das, er hoffe, sie verlange nicht, daß dieses Mädchen gehen müsse. Es sei ihnen inzwischen gelungen,
korrekt miteinander umzugehen, so wie es angemessen sei, eben als sei gar nichts passiert. Es wäre schlecht von ihm,
wenn er jetzt veranlassen würde, daß diese junge Frau ihre Existenz aufgeben müsse.
Jana aber wehrte heftig ab, sie habe ja wohl ohnehin schon genug, mehr als genug Wünsche an ihn gerichtet.
Und das wolle sie bestimmt nicht, sie glaube ihm ja, daß alles geklärt sei und er sei zu der Zeit ja auch
niemandem wirklich verpflichtet, also keine Vorwürfe, Forderungen oder Bitten, nichts von ihrer Seite, was der Frau zu Schaden gereichen könnte.
Wenn er da etwas hätte verschweigen wollen, hätte er ja die ganze Geschichte nicht erzählt, sie
vertraue ihm also und schätze seine Offenheit.
In dem Moment fiel Jana allerdings ein Detail ein und sie konnte es nicht lassen, mit hochrotem Kopf nachzufragen: "Sag mal, diese Frau, ähm, hatte die Haare ... also da unten?"
Paul schaute sie etwas beunruhigt an, gab aber zu: "Ja, hatte sie, also in normaler Menge, vermute ich,
ich habe da keine weitreichenden Vergleichsmöglichkeiten..."
Jana: "Und wie fandest du das?"
Paul: "Völlig in Ordnung fand ich das, wobei mich in dem Moment etwas anderes bewegt hat, als die Haarpracht zu bewundern."
Jana mit knallrotem Kopf: "Und also, also Haare zwischen den Zähnen, hat dich das wenigstens gestört?"
Paul: "Im Eifer des Gefechts ist mir das nicht aufgefallen, ist wohl auch nichts hängengeblieben!"
Jana flüsterte nur noch fast atemlos: "Und denkst du jetzt, daß es doof von mir war, also das mit den Haaren?"
Paul: "Nein, ich denke, damit wirst du schon gut durchkommen!"
Jana fragte noch nach, ob er denn wisse, ob die Frau inzwischen jemanden anderes gefunden habe.
Paul schüttelte den Kopf, wohl leider noch nicht, aber sie sei sorgfältig und vorsichtig, da sei auch nicht zu erwarten,
daß sie sich so schnell auf jemanden einlasse, das brauche seine Zeit.
Jana nickte und sie bedauerte die Frau, meinte dann aber schmunzelnd:
"Vor allem aber zeigt die Episode doch auch, wie liebevoll und hingebungsvoll du dich um jene und ihre Bedürfnisse sorgst, die dir zugetan sind."
Paul war erleichtert, daß Jana lächelte und erwiderte: "Schon als ich dir in der Feengestalt begegnete, bin ich nicht auch dort auf deine Bedürfnisse und Wünsche eingegangen und haben wir sie nicht gemeinsam zu einem guten Ergebnis für dich gebracht?"
Jana nickte erneut, das mußte sie zugeben "So darf ich also hoffen, daß du dich auch weiter meinen Bedürfnissen mit Sorgfalt und Hingabe widmen magst?"
Und Paul stimmte schmunzelnd zu: "So du es mir erlaubst, wird es mir ein Vergnügen sein, mit dir auch weiterhin herauszufinden, was deine Bedürfnisse sind und wie wir sie gemeinsam zu einem befriedigenden Ergebnis bringen können. Zwar habe ich jenen Feenstab nicht mehr, mit dem das alles so einfach ist, doch bin ich zuversichtlich, geeignete Möglichkeiten und Instrumente bieten zu können,
um ebenso eindringlich wie einfühlsam deinem Wohlbefinden behilflich zu sein."
Jana nickte mit knallrotem Kopf, aber auch zufrieden lächelnd, allerdings zögerte sie etwas, auch weil ihr in den Sinn kam, daß sie dann doch besser reinen Tisch machen sollte, um Paul nichts vorzuenthalten, was für diesen wichtig sein könnte, um eine angemessene Entscheidung zu treffen.
Und so erzählte sie, anfangs sichtlich unsicher und stockend, was sie mit dem frechen Peter erlebt hatte und das wühlte wiederum Paul sehr auf und doch war er auch um Jana besorgt und litt mit ihr, daß man sie so hintergangen und betrogen hatte.
Fest hielt er ihre Hand, um sie zu trösten.
Sie lächelte erleichtert, daß er nichts Böses dazu sagte, denn Paul meinte nur:
"Da habe ich ja eigentlich Glück gehabt, daß der Peter so ein Schlawiner ist und wir beide haben Glück gehabt, daß es dir rechtzeitig aufgefallen ist.
Und doch schmerzt es mich, daß du so verletzt worden bist, so hintergangen, das hast du mit nichts verdient!"
Jana rückte dichter an ihn heran, weil sie sich hier sicher, geborgen und verstanden fühlte. Sie wollte Paul vertrauen,
sie mußte, denn sonst wären all ihre Vorstellungen und Hoffnungen zerbrochen:
"Und wenn ich auch nicht so recht durchschaut habe, ob oder wie Josephine gefallen hat, was Peter mit ihr getan hat, so
hoffe ich doch, daß du mir mehr Raum geben würdest, um gemeinsam herauszufinden, was meine Bedürfnisse sind und wie sie
wohl zu stillen wären? Ich glaube nicht, daß das ungestüme Verhalten von Peter meiner aktuellen Scheu hinsichtlich dieser
Vorgänge gerecht geworden wäre!"
Paul suchte sie zu beruhigen: "Das ist etwas, wo sich ein Paar Zeit nehmen sollte, um gemeinsam und miteinander einig zu
werden, mit Feingefühl und Rücksicht zu forschen, was beiden gefallen wird, um keinen mit vorschnellen Taten zu
überfordern oder zu überrumpeln. Nun bin ich nicht der freche Peter oder du die Josephine oder auch jene Verehrerin,
von der ich dir gerade erzählt habe. So werde ich nicht davon ausgehen, daß dich ein paar zärtliche Küsse und Berührungen
zur Ekstase bringen werden, noch grobes Verhalten. Aber das wird sich doch geben, wenn wir uns gemeinsam diesen Dingen
widmen und wir herausfinden wollen, was mit miteinander tun mögen und was eher nicht.
Wenn ich auch zugeben muß, daß sich auch in mir sich ein gewisser Druck aufgebaut hat, der
nach erlösender Befriedigung sucht, so wäre es doch falsch, dies auf deine Kosten und gegen dein Empfinden, was richtig
und angemessen ist, durchzusetzen."
Jana wollte nun durchaus auch zu Pauls Bedürfnissen und Wünschen stehen, wurde aber doch unwillkürlich rot im Gesicht und
es wurde ihr auch eigentümlich warm an Bereichen, die zu ihren aktuellen Vorstellungen wohl paßten, als sie sich
auch nur ungefähr ausmalte, wie das werden könnte, wenn sie innig umschlungen ihren Bedürfnissen nachforschten.
Da betonte sie: "Selbstverständlich wollte ich nicht den Eindruck erwecken, alles drehe sich um mich.
Ich bin also durchaus bereit, sehr gerne bereit und geneigt,
deine Wünsche und Bedürfnisse zu erforschen und mit dir gemeinsam zu tun, was förderlich und gut ist,
um den aufgestauten Druck auf ein erträgliches Maß zu senken und in Wohlbefinden aufzulösen."
Paul streichelte liebevoll ihre Wange und sie sahen sich tief in die Augen, um gegenseitig zu erforschen, was sie jetzt
miteinander wagen konnten, was tun oder sagen, um ihren Bund zu schließen.
Jana, pragmatisch und geradeheraus fragte so noch einmal: "also versuchen wir es als Paar?" und Paul stimmte abermals zu und beide waren sehr erleichtert, sich noch immer einig zu sein.
Nach einer Weile aber warf Jana ein: "Und bekommst du da nicht Probleme mit deinen Eltern, wenn du mit einer einfachen Wäscherin ankommst? Was könnte ich dir und deiner Familie bieten als arme Waise?"
Paul: "Bestimmt bekäme ich Probleme, was mich aber trotzdem nicht abhielte, zu dir zu stehen. Wenn du mit leeren Händen
mit mir kommst, was soll uns das sorgen, gemeinsam werden wir es schaffen.
Doch zu unserem Glück hat Hertha auch ein Stück vorgesorgt, um uns den Weg zu ebnen, was die Ansichten meiner Eltern anbelangt."
Und damit zog er einen Briefumschlag aus der Tasche und erklärte, er habe von Hertha noch einen Tip zugesteckt bekommen und dann länger recherchiert, das werde ihnen noch sehr zur Hilfe gereichen.
Jana fragte "Wieso?" und las, was im Umschlag war. "Meine Mutter war eine Prinzessin, die verstoßen wurde, weil sie meinen Vater liebte, der als unangemessen angesehen wurde? Und es gibt diese Papiere, die meine Herkunft belegen?"
Paul: "Meine Eltern wären mit Vielem nicht einverstanden, aber Sippenhaft ist nicht ihr Ding - von daher: Herzlichen Glückwunsch Prinzessin, bist offenbar immer wieder für eine Überraschung gut."
Jana schluckte und schmiegte sich nun sanft an Paul.
Paul schmunzelte "Ist dir kalt? Oder ...?"
Jana: "Ich bin einiges gewohnt, aber ich sage mal ja, wenn du mich dann richtig in den Arm nimmst, endlich..."
Und das machte Paul natürlich gerne, als er so sicher war, bei ihr willkommen zu sein und endlich küßten sie sich leidenschaftlich, schlangen die Mäntel und Arme umeinander und hielten sich noch lange schweigend und glücklich.
Als Jana über alles noch einmal nachgedacht hatte, schaute sie Paul etwas skeptisch an und meinte:
"Sag mal, wenn ich auch eine Prinzessin bin und du ein Prinz, hilft diese Fee vielleicht nur Prinzessinnen und Prinzen?
Wäre das nicht ungerecht? Wenn überhaupt, sollte sie nicht allen zur Seite stehen, oder wenigstens allen, die ein schweres Schicksal haben und kaum Chancen, sich aus eigener Kraft einen Weg zu bahnen?"
Paul schaute sie etwas erstaunt an und sagte dann überlegend nach einer Antwort suchend:
"Das sollte sie wohl, wenn sie wirklich eine gute Fee ist. Vielleicht tut sie das ja auch,
ein dummer Zufall mit uns beiden vielleicht oder auch nur etwas,
was unsere Geschichte erzählenswerter, märchenhafter macht, also nicht wirklich etwas von Belang.
Und ich denke auch, niemand, ob Prinz, Prinzessin oder sonst jemand sollte sich darauf verlassen, daß sich solch eine Fee um das eigene Elend oder das von anderen kümmert. Ich denke, im Grunde müssen wir uns selbst drum kümmern und auch um die anderen, denen es nicht gelingt, sich selbst zu helfen. Wenn solch eine Fee aus uns heraus wirkt, weil wir auf unserem Weg selbst aus uns heraus vorankommen, der Erfüllung unserer Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte näherkommen oder weil wir anderen auf ihrem Weg helfen, so wäre damit mehr erreicht als dies je ein Feenstab vollbracht hätte."
Damit aber brachen sie auf und zogen Hand in Hand zum Schloß.
Sie wollten sich gar nicht wieder trennen und Paul stellte seine Jana seiner Familie vor und schnell wurde Hochzeit gefeiert und die Eltern waren erleichtert, daß wenigstens einer ihrer Söhne eine gute Frau gefunden hatte, und auch Adalbert und Günther waren erleichtert, daß Paul diese Aufgabe übernommen und wie immer zuverlässig gelöst hatte.
Das Königspaar gab nun auch bekannt, sich auf den Alterswohnsitz zurückzuziehen und Günther die Krone zu lassen.
Günther guckte da gar nicht so glücklich, daß ihm diese Last bereits jetzt auferlegt wurde.
Da traute sich Jana aus einem inneren Impuls heraus vorzuschlagen, daß sie doch die Bürde erleichtern könnten und den Bürgern mehr Verantwortung übergeben. Man könne sie doch ihre Vertreter und Verwalter selbst wählen lassen und Räte für die größeren
Angelegenheiten, so daß der König nicht mehr allein die Verantwortung habe und die Bürger ein Interesse entwickeln könnten, selbst mehr darauf zu achten, daß ihre Vertreter in ihrem Sinne handeln. Adalbert nickte gleich verständnisvoll und wies dabei zu Günther gerichtet auf Jana. Und Günther eilte gleich heran und gab seinem Bruder und Jana einen Kuß auf die Stirn.
"Bruder, ich bin dir wirklich zu großem Dank verpflichtet, daß du diese aufgeweckte Mitstreiterin in unsere Runde gebracht hast, ich glaube, wir vier werden gemeinsam eine Menge erreichen können."
Und Adalbert ergänzte: "Siehe, unsere Bemühungen der letzten Jahre, den Bürgern bessere Schulen zu geben und eine bessere Bildung zu erlangen, wird uns hier zu Nutzen gereichen, denn diese können gut beurteilen, was zu tun ist und wer sich aus ihrer Mitte fürs Amt am besten eignet."
Und Jana präzisierte "Also ich meine schon alle Bürger, also Männer und Frauen gleichermaßen zu Wahl und Amt!"
Und ihre drei Mitstreiter nickten, doppelt so viele Schultern und Talente für die Bürde der Macht.
Und Jana fuhr fort: "Und dann bleibt dem König unter anderen ja noch die wichtige Aufgabe, darüber zu wachen, daß die Mehrheit nicht zum Schaden von Minderheiten entscheidet und niemand im Lande ins Abseits gedrängt wird, nur weil er anders ist oder anders fühlt oder jemandem zugeneigt ist, was in der Kombination so nicht von allen akzeptiert sein mag. Wer anderen nicht schadet mit seinen Wünschen und Bedürfnissen, der sollte auch geachtet und akzeptiert werden und selbst jene, die vielleicht etwas falsch gemacht haben, verdienen es noch, mit Würde und Anstand behandelt zu werden."
Günther nickte zustimmend und sah gleich diese neue Last und Bürde über sich schweben, doch wie jetzt auch Adalbert zustimmend sagte, nicht nur aus eigenem Interesse sei es selbstverständlich eine wichtige Aufgabe für den König, sie dafür einzusetzen,
daß alle respektiert würden und jeder nach seinem Lebenstraum und seinen Vorstellungen vom Glück streben dürfe. Männer und
Frauen - und wem auch immer sie zugeneigt seien, hätten das Recht darauf, als sie selbst akzeptiert zu werden und deswegen nicht ins Abseits gedrängt zu werden oder unter eine Maske gezwungen. Da hätten sie noch sehr viel Arbeit vor sich, doch
zusammen seien sie stark und könnten auch viel erreichen.
Und so ward es beschlossen, das Land zu reformieren, langsam, um die Menschen nicht zu überfordern mit ihrer neuen Bürde.
Jana und Paul aber zogen sich endlich zurück und begannen zu erforschen, was es so gemeinsam zu erforschen gab. Und man kann sagen, sie waren dabei recht ausgiebig, fleißig, erfolgreich
oder vielleicht auch besser befriedigend tätig.
Und so ward dann nach der üblichen Zeit das erste Kind geboren, dann noch eines und noch eines.
Unter diesen ergab es sich, daß das zweite, eine Tochter sich aber wohl am geeignetsten entwickelte,
um einmal die Bürde der Krone zu tragen, was sich in dem inzwischen reformierten Reich aber schon ganz
anders gestaltete als zu der Zeit dieser Geschichte als ihr Onkel Günther die Krone nehmen mußte.
Als die rechte Zeit gekommen war,
setzte dieser ihr die Krone schließlich gerne auf. Doch all dies ist bereits eine andere Geschichte -
die vielleicht ein anderes Mal erzählt wird, wer kann das heute schon wissen?