Über Jahrhunderte war das Darstellungsproblem immanenter Bestandteil der Malerei,
im letzten Jahrhundert wurde es selbst zum Thema.
Erst die Plastik erschließt wirklich den Raum.
In der Malerei bleibt der Raum Illusion.
Aber wer wird schon gerne seiner Illusionen beraubt?
Fügt man zur zweidimensionalen Fläche eine weitere Raumdimension hinzu, so erhält man den uns aus dem Alltag geläufigen dreidimensionalen Raum. Die Relativitätstheorie hat auch die Zeit als eine besondere weitere Dimension unseres Alltages identifiziert, um diese soll es hier allerdings nicht gehen. Körper nehmen ein Volumen, ein Raumsegment ein. Als Analogon des Pixels gilt gemeinhin das Voxel - ein elementares digitales minimales Volumen. Wegen der fehlenden Dimension sind Körper in der zweidimensionalen Zeichenebene nicht verlustfrei darstellbar. Sowohl in der klassischen Malerei als auch in der Computergraphik werden zur Darstellung Projektionen auf die Zeichenebene genutzt. Zur überzeugendsten Darstellung gelangt man, wenn man sich vorstellt, daß die Zeichenebene eine transparente Fläche zwischen dem Auge des Betrachters und dem darzustellenden Gegenstand ist. Nun wird einfach die Farbe auf die Zeichenebene so aufgetragen, wie sie das Auge dort sieht. Obgleich im menschlichen Auge die Information auch nur auf eine Fläche abgebildet wird, ist ein Erkennen von räumlichen Objekten leicht möglich, was zum großen Teil daran liegt, daß das Objekt mit zwei Augen aus zwei leicht unterschiedlichen Richtungen betrachtet wird und das Gehirn daraus das Objekt recht gut zu rekonstruieren vermag. Ja das klappt so gut, daß dies auch bereits mit nur einem Auge gelingt, wenn es sich um eine vertraute Umgebung und vertraute Objekte handelt. Diese Tatsache wird von den meisten Projektionsmethoden ausgenutzt, wobei das Gehirn allerdings auch versehentlich oder absichtlich getäuscht werden kann - wenn man nicht sogar den ganzen räumlichen Eindruck als simple Täuschung auffaßt.
Hier gezeigt werden sehr einfache Projektionen der platonischen Körper, wobei deren Ecken
mit geraden Linien verbunden werden, nachdem die Punkte auf die Zeichenebene projeziert worden
sind. Daß somit die Verbindungslinien gerade bleiben, ist ein klarer Fehler dieses Projektionsmodells,
es müßte eigentlich jeder Punkt der Verbindungslinien einzeln auf die Ebene projeziert
werden, was aber sehr rechenaufwendig wäre.
Der jeweilige Körper ist bei dieser Darstellung aus Randlinien bereits so weit auf seine
elementare Struktur reduziert, daß
das Abstraktionsvermögen des Gehirns gefordert ist, um die Körper räumlich
zu erkennen oder aber auch sich täuschen zu lassen. Damit bringen die Bildtypen dieser
Ausstellung das Darstellungsproblem auf den Punkt, ohne auch nur zu versuchen, eine
täuschend echte Darstellung hinzubekommen.